Wie lernt man schweigen?

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Jeder Mensch hat Angelegenheiten. Es ist gut zu schweigen, wenn es um die Angelegenheiten anderer Leute geht. Wenn Dich jemand provoziert, dann hat das im Grunde gar nichts mit Dir zu tun, es ist seine Angelegenheit, wen er beleidigen will. Geht man drauf ein, lässt man sich in sein Spiel hineinziehen. Wenn Dich derjenige auf Chinesisch beleidigen würde, dann würdest Du vielleicht sogar lächeln. Obwohl es dieselbe Beleidigung wäre. Es geht also darum, wie wir die Dinge, in diesem Fall die Worte beurteilen.

Fast alle Probleme kommen daher, dass wir uns in die Angelegenheiten anderer Menschen mischen. Wir wollen immer Recht haben, wissen alles besser... etc. Da kann sich keiner ausschließen, auch ich nicht, so funktioniert nun mal das Ego. Und alle Leute wollen sich in Deine Angelegenheit einmischen, das stellt man dann auch schnell fest. Es ist also einfacher zu schweigen, wenn man weiß, dass das nicht meine Angelegenheit ist. Was ein anderer denkt und sagt, das ist seine Angelegenheit. Was Du selber denkst, sagst, tust, das ist Deine Angelegenheit. Ich hoffe, das war verständlich ausgedrückt?

"Sprächen die Menschen nur von Dingen, von denen sie etwas verstehen, die Stille wäre unerträglich." (anonym)

Warum willst du überhaupt Schweigen?

Liebe Grüße

Kennen Du das? Du fühlst dich umgeben von Schwätzern, Quasselstrippen, Vielrednern, Plappermäulern, Selbstdarstellern? Die zerren nicht nur an Deinen Nerven – viel schlimmer: Sie merken es noch nicht einmal, dass sie anderen ein Ohr abkauen und sie zutexten.

Wenn ich zuviel rede, verliere ich an Glaubwürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit, an Überzeugungskraft. Vor allem aber verliere ich an Aufmerksamkeit.. Das Schweigen ist eine vergessene Kunst und hat dennoch viele Vorteile, wie das alte Sprichwort schon sagt: Stille Wasser gründen tief. Sprich: Wer nicht nur reden, sondern auch schweigen kann, wirkt kompetenter, glaubhafter und vertrauenswürdiger....

Schweigen lernen ist das Ziel was ich mir setzte, als hohes Gut...

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@Mister2105

Ja, das kenne ich. Aber was willst Du dagegen tun? Dagegen anschweigen? Sie reden nun mal. Man müsste dann Prioritäten setzen und gucken, mit wem man sich umgibt? Aber natürlich ist das nicht so leicht, wenn man in die Uni oder auf Arbeit ist. Ich weiß jetzt nicht, wie alt Du bist, sorry.

Schweigen und Nichtschweigen ist heute in meinen Augen dasselbe. Die einen reden, um glaubwürdig und vertrauenswürdig und kompetent zu erscheinen und die anderen wollen schweigen, um glaubwürdig, vertrauenswürdig und kompetent zu erscheinen. Ist es nicht das Beurteilen des Redens (schlecht) und des Schweigens (gut), die uns das Problem erschaffen?

Was hättest Du davon zu schweigen? Du hälst Dich dann für etwas Besseres, weil die anderen reden. Nimm das bitte nicht persönlich, ja? So ist das keinesfalls gemeint. Ich will das nur ergründen. Für jedes Handeln (auch Schweigen ist ja ein Handeln) braucht es ein Motiv. Und fast immer ist das Motiv Anerkennung zu bekommen. Die einen reden um sich als besser zu erweisen, die anderen schweigen um sich als besser zu erweisen. Es ist alles dasselbe. Alles ist eins. Es gibt kein besser oder schlechter in meinen Augen.

Und so rede ich, wenn ich rede und schweige, wenn ich schweige. Aber ich kann Dein Problem schon verstehen. Uns war schon früher vieles einfach über, die Gespräche über Autos, Klamotten, Arbeit, nichts was uns wirklich interessiert hat. Und so sind wir ausgewandert vor anderthalb Jahrzehnten und leben ziemlich allein hier auf dem Land in SA. Wir haben da halt auch Konsequenzen gezogen. Und ausgerechnet hier hat uns das Leben in seiner unendlichen Weisheit dann gezeigt, dass ALLES EINS ist. Dafür haben wir (miteinander redend) einen weiten Weg zurückgelegt.

Liebe Grüße

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@2012infrage

Danke erstmal für deine weitere Antwort. Ich gehe langsam auf die 30 zu und bin Student. Der Anspruch des Schweigens, ist mir erst so richtig als wichtig in der Regel des hl. Benediktes bewußt geworden. In dieser heißt es unter anderen (Auszug):

  • "Ich sprach, ich will auf meine Wege achten, damit ich mich mit meiner Zunge nicht verfehle. Ich stellte eine Wache vor meinen Mund, ich verstummte, demütigte mich und schwieg sogar vom Guten."

  • Man soll der Schweigsamkeit zuliebe bisweilen sogar auf gute Gespräche verzichten.

  • Mag es sich also um noch so gute, heilige und aufbauende Gespräche handeln, vollkommenen Jüngern werde nur selten das Reden erlaubt wegen der Bedeutung der Schweigsamkeit.

  • Steht doch geschrieben: "Beim vielen Reden wirst du der Sünde nicht entgehen", und an anderer Stelle: "Tod und Leben stehen in der Macht der Zunge."

  • Denn Reden und Lehren kommen dem Meister zu, Schweigen und Hören dem Jünger.

  • Albernheiten aber, müßiges und zum Gelächter reizendes Geschwätz verbannen und verbieten wir für immer und überall.

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@Mister2105

Danke für Deine Antwort. Oh, nichts gegen den heiligen Benedikt, aber wär das nicht ein trostloses Leben? Ich hab nichts gegen Schweigen, ich hab aber auch nichts gegen Reden. Ich rede allerdings nur mit Menschen, denen ich auch zuhören will, mit denen ich mich austauschen kann. Reden ist nicht schlecht und Schweigen nicht besser. Alles zu seiner Zeit.

In diesem Meister- und Jünger-Zusammenhang: Warum wird da das Schweigen höher bewertet? Weil nur der Meister sprechen darf und die Jünger müssen schweigen. Denn bei diesem Spiel sind Diskussionen unerwünscht. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass der Meister immer Recht hat und der Jünger das übernehmen muss, sonst ist er kein "vollkommener Jünger". Das ist auch nur eine andere Form der Diktatur im kleinen Maße. Und natürlich will jeder Jünger gut schweigen um perfekt zu werden um dann selbst ein Meister zu sein. Um was zu tun? Na um reden.

Das ist das Guru-Spiel. In diesem Spiel soll ja meist die Dualität überwunden werden, dabei strotz das Spiel selbst nur so vor Be-Urteilungen, also Regeln was gut und demnach richtig und was schlecht und demnach falsch ist. Dagegen ist auch überhaupt nichts einzuwenden. Aber es ist nicht besser als das Streitgespräch mit der Partnerin. Beides ist gleichwertig. Es kann aber sein, dass Dir das eine mehr liegt als das andere. Dann tu, was Dir mehr liegt, aber ein besserer Mensch wird man trotzdem nicht, nur ein anderer.

Ich albere gern herum mit meinem Mann und meinen Kindern und bestimmten Freunden. Ich lache gern und schwätze auch mal. Aber eben mit Menschen, mit denen ich das möchte. Aber ich habe Schweigen gelernt, indem ich mich nur noch um meine eigenen Angelegenheiten kümmere. Ich muss nicht mehr überall meinen Senf dazugeben oder mich irgendwo einmischen und es besser wissen, weil ich weiß, dass ich es nicht besser weiß. Ich lass mich auch nicht mehr in anderer Leute Spiele hineinziehen. Also jemand, der mich provozieren will und mit mir streiten und meine Meinung hören will. Brauch ich nicht (mehr). Aber ich kann mit Freunden und mit meinem Mann wunderbare Gespräche führen, die mich inspirieren oder mich zum Lachen bringen. Es ist herrlich, auch mal albern zu sein und sich zu kringeln vor Lachen. Ich will nicht heilig sein und schweigen. Ich will leben und mich freuen. Aber wenn Dir das nichts bringt, dann schweige. Aber gucke, ob das eine dem anderen vorzuziehen ist oder vielleicht ob nicht ein jedes einfach nur seinen Platz hat. Es gibt eine Zeit zum Reden und es gibt eine Zeit zum Schweigen. Das eine vom anderen zu unterscheiden, das muss man wohl lernen. Das kann schon eine Lebensaufgabe sein.

Jeder geht seinen Weg. Der eine schweigt, der andere spricht und manch einer kann nicht sprechen, weil er taub oder stumm ist. Leben und leben lassen. Man kann schweigend unter Menschen sein und mit sich selbst redend in einer Höhle sitzen oder umgekehrt. Alles ist gleichwertig. Also das ist jetzt nur meine Meinung, die musst Du nicht teilen, ja?

Ganz liebe Grüße

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man sagt ja, reden ist Silber und schweigen ist Gold.. da ist was dran. Egal welches Beispiel man nimmt, das Ergebnis ist meist das selbe, mit schweigen kommt man weiter. Wenn man schweigt kann man sich nichts einbrocken, es ist eine Kunst die nur die wenigsten beherrschen, man wirkt vor allem rätselhaft auf seine Mitmenschen und sein Umfeld. Vor allem ist es so schwer, da wir soziale Wesen sind ;)

Wie meinst du das eig mit dem schweigen lernen, garnicht mehr zu reden oder in manchen Situationen?

Ich möchte lernen in den richtigen Momenten zu Schweigen. Das kann eine Provokation sein oder eine Diskussion. Ich glaube auch, dass bevor man etwas falsches sagt, oder wenn man nicht genaues weiß, eher schweigen sollte. Aber wie eignet man sich diese "Schweigedisziplin an? Ich frage auch weil mich der psychologische Aspekt interessiert. Danke für deine erste Antwort!

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@Mister2105

Einfach schweigen... ^^ Das ist bestimmt nicht leicht aber machbar, der andere sollte bestmöglichst nicht merken das einem das schweige schwer fällt...

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@Greenadia

Einfach ist es nicht, deswegen Frage ich hier... dennoch danke...

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Es kommt auf die Situation an. Im richtigen Moment zu schweigen oder zu reden. Schweigen ist ein " in sich gehen, auch die Gedanken zum schweigen bringen . Sich für anderes öffnen und dadurch neue Sichtweisen erkennen. Alles ist nie so, wie man es gerade denkt , erblickt oder ausspricht . Schweigen ist kreativität des Geistes .Es bedeutet Abstand von den stark dominierenden relativistischen Weltsystemen ,die dich mehr verwirren und ständig deinen Glauben befragen . Aber die Antwort ist in der Stille..in dir..

Schönste Antwort ! Du hast so eine unglaubliche Fähigkeit, Wahres auch noch in so schöne Worte zu fassen..., ich mag deine Beiträge sehr... Vielmals DH :)

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Im Buddhismus ist das Schweigen ein wichtiger teil der spirituellen Praxis. Dort übt man sich teilweise monatelang im Schweigen. Auf so genannten Retreats. Eine gute Übung könnte es sein wenn Du mit einem Partner zusammen lebst sich in Absprache mit diesem vorzunehmen von 18:00h bis zum nächsten Morgen 8:00 im Schweigen zu bleiben. Das ist anfangs sehr schwer - kann aber eine tolle Erfahrung sein. Später nimmt man dann vielleicht an einem Schweige-Retreat teil. Ich hoffe das war hilfreich. übe Dich im Schweigen :)