Wie kann ich den Anblick meiner toten Oma verarbeiten?
Ich habe Angst, dass ich das Bild nicht vergessen kann oder dass es mich irgend wie beeinflusst. Ich habe sie sogar fotografiert, nun bin ich nicht sicher, ob ich die Fotos überhaupt behalten will oder löschen soll.
Einmal habe ich sie direkt nach dem Sterben gesehen, der Mund stand offen, das war gestern. Dann noch einmal einen Tag später, also heute, in der Leichenhalle aufgebahrt, sie sah dort noch schrecklicher aus, vor allem das Band, das den Kiefer festhielt, verzerrte und veränderte das Gesicht, ließ sie verbissen wirken. Ich hatte erwartet, dass sie nach dem Herrichten besser, friedlicher aussieht.
Ihr Tot an sich ist für mich kein Problem, ich empfinde keine Trauer. Sie war 92 Jahre alt geworden und wollte schon lange nicht mehr, die letzten Wochen, vor allem Tage war sie schon nicht mehr richtig da, nicht mehr bei Bewusstsein. Statt Trauer empfinde ich vor allem Dankbarkeit und Erleichterung, dass sie erlöst ist und dass sie es geschafft hat. Sie wollte nie ins Heim, dort war sie nun auch nur 6 Tage, dann gings zurück ins Krankenhaus - zum Sterben.
Aber diese Fotos gehen mir einfach nicht aus dem Kopf.
9 Antworten
an einem toten körper ist nichts schlimm..lebeding hat er dir ja auch nichts ausgemacht...
Das Kommentar klang so pauschal als wäre keine Erfahrung dahinter. Tote Körper sehen anders aus als lebende, das ist mal sicher! Und jeder sieht wiederum anders aus, verändert sich anders, baut schneller ab oder hält sich länger, je nach dem.
ja...das ist echt blöd...wirkt so als hätten die leute die die leiche herrichten sollten ziemlich mist gebaut...dieser vorgang ist übrigens sehr interessant...du solltest dir mal einiges dazu durchlesen...
aber ansonsten kann ich dir nur das sagen was mir damals jegliche angst genommen hat...der körper ist ein verbrauchsgegenstand...und irgendwann...wenn er nicht mehr benutzt wird verlassen wir ihn und ziehen weiter...der körper ist nichts anderes...eine temporäre hülle...nicht der mensch selbst...
Er hat uns gleich darauf hingewiesen, dass sie nicht mehr so gut aussähe. Ich glaube eher, dass nicht mehr zu machen war. Sie hatte die letzten Tage, die sie ohne Bewusstsein war, kein Wasser (auch nicht intravenös) bekommen, um ihr Leiden nicht unnötig zu verlängern. Sie hatte schließlich lebensverlängernde Maßnahmen abgelehnt. Aber ohne die Feuchtigkeit zersetzt sie sich halt vermutlich schneller.
verstorbene angehörige....mein onkel ist vor meinen augen an krebs gestorben...meine oma...zwei opas...
Entschuldige bitte, dass ich anfangs dein Kommentar für zu hart empfand, du scheinst dich doch recht intensiv damit befasst zu haben. Und im Grunde hast du ja Recht, in dem Moment kam es mir auch nicht schrecklich vor. Nur im Nachhinein fürchte ich, dass ich die Bilder nie aus dem Kopf bekomme.
ich verstehe das...aber ich will dennoch dass du es siehst wie es ist...unser körper ist eine maschine die den mensch selbst beinhaltet...es gibt keine mashcine die ewig arbeitet...doch dass was am schluss davon übrig bleibt ist nicht deine oma...sondern viel mehr die hülle die sie auf dieser welt verwendet hat...und so wirst du auch eines tages aussehen...wir alle...
Guten Morgen, GkD00VF,
zunächst möchte ich Dir mein Beileid aussprechen.
Kennst Du den Kleinen Prinzen?
Als der Kleine Prinz die Erde verlassen muss, um auf seinen Planeten zurückzukehren, wird der Pilot, mit dem er sich in der Wüste angefreundet hat, sehr sehr traurig.
Der Pilot erzählt - hier ein Auszug aus dem Kapitel 26:
"Da nahm er mich bei der Hand. Aber der kleine Prinz war immer noch voller Sorge.
»Das ist falsch von dir. Es wird dir Leid zufügen (wenn Du dabei bist). Ich werde aussehen, als sei ich tot, doch es wird nicht wahr sein …«
Ich schwieg.
»Du verstehst doch. Es ist zu weit. Ich kann diesen Körper nicht mitnehmen. Er ist zu schwer.«
Ich schwieg.
»Mein Körper wird hier bleiben wie eine alte verlassene Hülle. Man muss nicht traurig sein wegen solch alter Hüllen …«
Ich schwieg.
Der Kleine Prinz war ein wenig entmutigt. Aber er gab sich weiter Mühe:
»Weißt du, es wird schön sein. Auch ich freue mich
auf die Sterne. Alle Sterne werden Brunnen für mich sein…«
"Wenn Du bei Nacht den Himmel anschaust, wird es Dir sein, als lachten alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihnen lache. Du allein wirst Sterne haben, die lachen können. Und wenn Du Dich getröstet hast, wirst Du froh sein, mich gekannt zu haben. Du wirst
immer mein Freund sein, Du wirst Lust haben, mit mir zu lachen, öffne nur nachts Dein Fenster...."
Behalte Deine Oma in Erinnerung, wie
sie war, als es ihr besser ging, behalte dieses "Foto" in Erinnerung.
Die vom Kleinen Prinzen beschriebene "Hülle" musste auch sie - wie alle,
die gehen müssen - hier auf Erden zurücklassen. Sie wollte jedoch ganz
bestimmt nicht, dass Dir ihre "Hülle" soviel Schmerz zufügt.
Ich weiß, es ist leichter gesagt/ geschrieben, als Du es umsetzen kannst.
Es wird für Dich ein Prozess werden, damit leben zu können.
Notfalls suche Dir professionelle Hilfe, wenn Du alleine da nicht raus kommst.
Ich wünsche Dir alles Gute auf Deinem weiteren Weg :)
Ich habe oben aus dem sehr bekannten und vor allem bei Erwachsenen beliebten Buch von Antoine de Saint Exuperý "Der kleine Prinz" zitiert. Für Kinder ist das Original-Buch oft zu schwierig, es handelt sich um ein Kunst-Märchen.
Allerdings gibt es jetzt den Kleinen Prinzen in abgewandelter Form für Kinder in Buchform und auch als Zeichentrick im TV.
Es beeinflusst dich wrsl. wie alles andere was dir passiert oder was du siehst auch.
Brauchst dir nich so nen großen Kopf draus machen- Dinge haben soviel bedeutung, wie wir ihnen geben.
Du kannst sie ja in erinnerung behalten, wie sie vor ihrer Krankheit oder so war
lg
Danke, ich finde deinen Kommentar bisher am mitfühlendsten und am hilfreichsten. Er gibt Hoffnung.
Ich halte es nicht für gut, Fotos von der toten Oma zu besitzen - sie belasten nur. Sicher gibt es genug Fotos aus der gemeinsamen Zeit mit der Oma.
Die Fotos von der toten Oma würde ich vernichten. Versuche, diesen Anblick von deiner Oma zu vergessen und behalte sie lieber in Erinnerung, wie sie zu Lebzeiten war. Ich weiß - es ist schwer, aber tausche dich mit anderen Personen aus. Trauere nicht alleine, sondern gemeinsam mit deiner Familie. Sprich auch mit Freunden, Bekannten - es wird dir helfen.
Ich wünsche dir viel Kraft, um die Trauer verarbeiten zu können.
Sowas braucht Zeit. Lösche die Fotos auf jeden Fall, und rede mit Familie / Freunde falls es nach einer Woche nicht besser ist. Je nachdem wie schlimm es wird kannst du auch zum Psychiater gehen, der kann dir bei der Verarbeitung helfen.
Selbst schon einen gesehen?