Wie hat mein Pferd das hinbekommen? Eisen gespalten?

Eisen gebrochen  - (Pferd, Reiten, Reitsport)

5 Antworten

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Hallo,um das zu erklähren muss man ein wenig Materialkunde rauskramen.Als erstes mußt du wissen, daß Hufeisen nicht aus Eisen sind, sondern aus Stahl. Stahl ist eine Legierung aus Eisen (Fe) mit einem Kohlenstoffgehalt (C) zwischen 0,05 und 1,7% als Hauptbestandteile. Vom Kohlenstoffgehalt hängen in der Hauptsache Festigkeit, Härte und die Möglichkeit der Wärmebehandlung (z.B.Schmiedbarkeit, schweißbarkeit) ab.Für uns interessant ist hier in erster Linie die Härte denn je Härter desto leichter kann etwas zerbrechen.Wir können den Stahl ganz grob unterteilen: 0,05%C - 0,2%C nicht härtbar0,2%C - 0,35%C wenig härtbar0,35%C - 0,6%C härtbar0,6%C - 1,7%C gut härtbarHufeisen werden in der Regel aus normalem Baustahl gefertigt (alte Norm St 37) heute S235 (DIN EN 10027) St 37 hat einen Kohlenstoffgehalt von etwa 0,18%C und ist somit nicht härtbar. Zumindest nicht durch Wärmebehandlung. d.h selbst wenn man das Hufeisen glüht und im Wasser abschreckt härtet es nicht und bleibt kalt verformbar.Das heist jetzt erstmal : Hufeisen brechen nicht, sondern verbiegen nur!Nun ist deins aber gebrochen !! also warum?in einem anderen Beitrag hieß es hier schon "Materialermüdung". das kommt dem ganzen schon recht nahe:Stahl mit geringem Kohlenstoffanteil kann auch "härten", obwohl ich lieber sagen würde es wird "spröde".Und zwar durch kaltverformung: d.h. durch Dehnung (zerreißen) oder mehrmaliges hin und herbiegen (zerbrechen).Frag deinen Schmied spaßeshalber ob er ein altes dünnes Eisen hat und probier mal wie oft du es hin und herbiegen musst um es zu zerbrechen. Wetten werden angenommen.Deine Eisen (frag deinen Schmied ob es stimmt) sehen so aus wie die von der Firma Werkman. Die Firma Werkmann verwendet im Vergleich zu anderen Herstellern eher weicheren Stahl.Dein Eisen war nicht verbogen, ich würde sagen das scheidet aus. also ist es nicht gebrochen sondern zerrissen.Na ja, S235 hat eine Bruchdehnung von 26% ! und eine Streckgrenze von immerhin 235N/mm^2 ... Sagen wir mal Hufeisen Größe 8 sind 10mm x 22mm ursprüngliche Stärke.zur Hälfte abgelaufen und nach Vorne verjüngt bleiben noch 5mm x 22mm/2 = 55mm^2 (Querschnitt)55mm^2 x 235N/mm^2= 12925N1N ~ 0,1 kg also1292,5kgmit dem Rest von deinem Eisen hättest du also, auch wenn schon etwas abgelaufen, noch locker dein Auto abschleppen oder zwei Pferde hochheben können. Soviel Kraft bringt der Huf auch wenn er wächst nicht auf. eher würde das Horn deformieren oder abbrechen.Also scheidet diese Möglichkeit auch aus.Dann bleibt nicht mehr viel.Ich tippe auf Materialfehler. Das können z.B. Risse im Gefüge des Stahls sein. So einen Riss siehst du von aussen nicht , aber durch Belastung reißt es immer ein klein wenig weiter und kann dann brechen. Uns ist das letztens mit einer Zange passiert, da konnte man das Gefüge am Bruchbild sehr schön sehen wo das Material fehlerhaft war. (Wenn gewünscht kann ich ein Photo einstellen)Das ist zwar selten, kann bei der Herstellung aber schon mal passieren. und wie du schon selbst sagst bei dir in 10 Jahren noch nie vorgekommen bei anderen kommt es nie vor selbst wenn die Eisen zwei oder dreimal umgelegt werden passiert nichts."nicht aufs Material schimpfen..."an alle die jetzt wieder auf den Schmieden rumgehackt haben: warum soll das jetzt plötzlich am Schmied liegen 10 Jahre nix passiert, und einmal is was, dann ist der böse Schmied schuld ohweh!Ein Eisen kann solange nochmal genommen werden bis es zu dünn ist und man es nicht mehr aufnageln kann. ( Deins würde ich tauschen die Falz ist im Zehenbereich schon runter).Bei Stolleneisen ist allerdings darauf zu achten, das das Gewinde des Stollens nicht länger als das Eisen dick ist sonst drückt der komplett eingedrehte Stollen gegen den Huf !!!Und ob auf dem Eisen ein R für rechts drauf haben oder ein L für links, ist dem Huf echt komplett egal. Denn die Form macht der Schmied und nicht die Aufschrift.So nun hab ich genug Kluggeschissen, ist ja mehr als ne Docktorarbeit...gefundene feler dürwen fie immer behalden wertenGruß SukePS: Grüße auch an deinen Schmied

soviel zur Textstrukturierung... also hier nochmal mit Absätzen:


Hallo,

um das zu erklähren muss man ein wenig Materialkunde
rauskramen.

Als erstes mußt du wissen, daß Hufeisen nicht aus Eisen sind,

sondern aus Stahl. Stahl ist eine Legierung aus Eisen (Fe) mit einem
Kohlenstoffgehalt (C) zwischen 0,05 und 1,7% als Hauptbestandteile.

Vom Kohlenstoffgehalt hängen in der Hauptsache Festigkeit, Härte und die Möglichkeit der Wärmebehandlung (z.B.Schmiedbarkeit, schweißbarkeit) ab.

Für uns interessant ist hier in erster Linie die Härte, denn je Härter
desto leichter kann etwas zerbrechen.

Wir können den Stahl ganz grob unterteilen:

0,05%C - 0,2%C nicht härtbar

0,2%C - 0,35%C wenig härtbar

0,35%C - 0,6%C härtbar

0,6%C - 1,7%C gut härtbar

Hufeisen werden in der Regel aus normalem Baustahl gefertigt (alte Norm St 37) heute S235 (DIN EN 10027)

St 37 hat einen Kohlenstoffgehalt von etwa 0,18%C und ist
somit nicht härtbar. Zumindest nicht durch Wärmebehandlung. d.h selbst wenn man das Hufeisen glüht und im Wasser abschreckt härtet es nicht und bleibt kalt verformbar.

Das heist jetzt erstmal : Hufeisen brechen nicht, sondern verbiegen nur!

Nun ist deins aber gebrochen !! also warum?

In einem anderen Beitrag hieß es hier schon "Materialermüdung".
das kommt dem ganzen schon recht nahe:Stahl mit geringem
Kohlenstoffanteil kann auch "härten", obwohl ich lieber sagen würde es wird "spröde".

Und zwar durch kaltverformung: d.h. durch Dehnung (zerreißen) oder mehrmaliges hin und herbiegen (zerbrechen).

Frag deinen Schmied spaßeshalber ob er ein altes dünnes Eisen hat und probier mal wie oft du es hin und herbiegen musst um es zu zerbrechen. Wetten werdenangenommen.

Deine Eisen (frag deinen Schmied ob es stimmt) sehen so aus
wie die von der Firma Werkman. Die Firma Werkmann verwendet im Vergleich mit anderen Herstellern eher weicheren Stahl.

Dein Eisen war nicht verbogen, ich würde sagen das scheidet aus. also ist es nicht gebrochen sondern zerrissen.

Na ja, S235 hat eine Bruchdehnung von 26% ! und eine
Streckgrenze von immerhin 235N/mm^2 ...

Sagen wir mal Hufeisen Größe 8 sind 10mm x 22mm ursprüngliche Stärke.zur Hälfte abgelaufen und nach Vorne verjüngt bleiben noch 5mm x 22mm/2 = 55mm^2 (Querschnitt)

55mm^2 x 235N/mm^2= 12925N

1N ~ 0,1 kg also

1292,5kg

mit dem Rest von deinem Eisen
hättest du also, auch wenn schon etwas abgelaufen, noch locker dein Auto abschleppen oder zwei Pferde hochheben können.

Soviel Kraft bringt der Huf auch wenn er wächst nicht auf. eher würde das Horn deformieren oder abbrechen.

Also scheidet diese Möglichkeit auch aus.

Dann bleibt nicht mehr viel.

Ich tippe auf Materialfehler. Das können z.B. Risse im Gefüge des Stahls sein. So einen Riss siehst du von aussen nicht , aber durch Belastung reißt es immer ein klein wenig weiter und kann dann brechen.
Uns ist das letztens mit einer Zange passiert, da konnte man das Gefüge am Bruchbild sehr schön sehen wo das Material fehlerhaft war. (Wenn gewünscht kann ich ein Photo einstellen)

Das ist zwar selten, kann bei der Herstellung aber schon mal passieren. und wie du schon selbst sagst bei dir in 10 Jahren noch nie vorgekommen. Bei anderen kommt es nie vor selbst wenn die Eisen zwei oder dreimal umgelegt werden passiert nichts.

Und an meine lieben Mitkommentatoren:

"nicht aufs Material schimpfen..."

an alle die jetzt wieder auf den Schmieden rumgehackt haben: warum soll das jetzt plötzlich am Schmied liegen 10 Jahre nix passiert, und einmal is was, dann ist der böse Schmied schuld ohweh!

Ein Eisen kann solange nochmal genommen werden bis es zu dünn ist und man es nicht mehr aufnageln kann. ( Deins würde
ich tauschen die Falz ist im Zehenbereich schon runter).

Bei Stolleneisen ist allerdings darauf zu achten, das das Gewinde des Stollens nicht länger als das Eisen dick ist sonst drückt der komplett eingedrehte Stollen gegen den Huf !!!

Und ob auf dem Eisen ein R für rechts drauf haben oder ein L für links, ist dem Huf echt komplett egal. Denn die Form macht der Schmied und nicht die Aufschrift.

So nun hab ich genug Kluggeschissen, ist ja mehr als ne Docktorarbeit...

gefundene feler dürwen fie immer behalden werten

Gruß Suke

PS: Grüße auch an deinen Schmied


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Danke für die lange, ausführliche Antwort :-)
Sie hat jetzt komplett neue Eisen bekommen, wäre aber eh in ein/zwei Wochen wieder dran gewesen, weshalb sie jetzt nicht komplett aus dem Rhythmus ist.
Ich werde das mit dem verbiegen mal bei einem alten Eisen probieren. Da hat ja jeder Pferdebesitzer genug von ;-)

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Meine spontane Idee war, dass das ein Werk unseres alten Schmiedes hätte sein können. Der hat nämlich auch ständig immer wieder die alten Eisen unter die Hufe gepackt, egal wie dünn und abgenutzt die auch waren. gerne hat er auch linke Eisen nach rechts gepackt oder auf alle Beine rechte Eisen, bzw. auch vorne gerne schon mal Hintereisen..... ohne Worte..... 

(Wir haben längst einen anderen Schmied, einen, der nicht ohne unser Wissen recyceln würde und der sorgfältig und mit Sachverstand arbeitet.)

Ich vermute auch, dass das Eisen einfach schon sehr gebaucht ist und Dein Pferd vielleicht einfach ärgerlich nach einer Fliege getreten und die Boxwand getroffen hat - und knacks.

gebraucht - nicht gebaucht - blöde Autokorrektur....

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 Beide Teile sitzen komplett fest und genau das ist das Problem. 

Das Pferd erzeugt Spannung auf den Eisen, dort wo es am schlechtesten gearbeitet ist (wird dir der Schmied niemals zugestehen) bricht es. 

Da muss man nicht aufs Material schimpfen, sondern als Schmied sauberer arbeiten :-) wenn man ein Freizeitpferd heut immer noch beschlägt.  

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Dressur bis Klasse S*, über 30 Jahre Erfahrung

Wie schließt du darauf, dass es ein Freizeitpferd ist?😅

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@Lele28Helli24

Geht dein Pferd vorm Kummet? Der Hufgröße nach nicht. 

Dein Pferd hat auch keine Springeisen, in denen man Stollen anschrauben könnte, sondern ganz normale Eisen, die weder auf Sliding noch sonst was hinweisen, Standartbeschlag (nicht wertend gemeint) eben. 

Zurück zu deiner Frage: vergleichen bitte die Eisen am äußeren Tragrand zur Mitte hin, etwas zu dünn (bzw. zu dick aussen) in der Relation, wenn man bedenkt, dass das Pferd Zehengänger ist und dass das meiste Gewicht ebendort, also mittig, zu tragen ist. 

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@kaltblueterin

???

- ein Kummet ist ein Teil eines Geschirres, was hat das mit der Hufgröße zu tun? Sowas gibt es sogar für Shettys.

- Hufeisengröße 8 ist schon recht groß, das kann ohne weiteres ein schweres Warmblut oder leichter Kalter sein.

-ja das sind ganz normale Eisen. Löcher mit Gewinde zum eindrehen von Stollen sind auch vorhanden.

-Slidingeisen sind speziell für Westernpferde und auch da nur für die Reinings. Mal davon abgesehen gibt es die in diesr Größe gar nicht. Slidingeisen mit Stollen... wenig sinnfoll

-Zurück zum Eisen, das ist gleichmäßig abgelaufen und zwar an der Zehe, wie sich das gehört. Das nennt sich Zehenrichtung und ist bei jedem gesunden Pferd vorhanden, sowol am Barhuf als auch am Beschlag. Bei dem einen mehr bei dem anderen halt etwas weniger.

Schön zu sehen ist hier jedenfalls, daß die Zehenrichtung genau mittig ist. Denn wenn man sich eine Linie in Verlängerung der Strahlspitze durch den Huf nimmt, sind die Eisenhälften rechts/links symmetrisch abgenutzt. Das heißt das das Pferd genau gerade abfußt und das bedeutet das die Hufzubereitung korrekt ausgeführt wurde. Denn sonst wäre die Zehenrichtung etwas weiter außen oder innen und das Hufeisen asymetrisch abgenutzt.

Die Winkelung des Hufes ist aus dieser Perspektive nicht zu sehen und kann daher nicht bewertet werden

Alles was man auf diesem Foto, aus dieser Perspektive sehen und herleiten kann ist top! (natürlich abgesehen davon das das Eisen gebrochen ist):

Der Beschlag ist nicht zu lang und nicht zu kurz, der Huf wächst nicht über das Eisen, die Zehenrichtung ist mittig, und Abnutzung des Eisens nach mehreren Wochen ist auch kein Mangel)

(nicht wertend gemeint)

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Stollen kann man dort aber schon eindrehen😅 Also, ich drehe ja hin und wieder welche rein, deshalb muss ich es wissen🙈
Ich werde mich mal versuchen mit dem Schmied in Verbindung zu setzen, aber eigentlich ist der recht gut und wir sind seit 10 Jahren dort Kunde und sowas ist noch nie passiert🤷🏼‍♀️

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Das ist schlicht Materialermüdung. Die Eisen sind stark abgenutzt und an der Bruchstelle stark verdünnt und abgenutzt. Da muss das Pferd überhaupt nichts zu tun, das Eisen zu zertreten. Auf das Eisen wirken durch das Pferd große Kräfte ein.

Heißt das, dass die Eisen zu oft wiederverwendet wurden? Generell weiß ich leider nicht wie oft sie wirklich neue Eisen bekommt oder die alten eben wieder drauf geschraubt werden, da der Schmied immer morgens da ist und da bin ich in der Schule...

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@Lele28Helli24

Wie oft sie verwendet wurden kann ich dir leider nicht sagen. Aber so wie das Eisen aussieht, hätte es längst erneuert werden müssen. So was hätte der Pferdehalter, der seinem Pferd regelmäßig die Hufe reinigt, eigentlich sehen müssen und früher neue Eisen aufschlagen lassen müssen.

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@Lele28Helli24

Wer bekommt denn die Rechnung...?

Umlegen ist normalerweise billiger als neue Eisen. Irgendwie mußt du doch ( wenn du nicht da bist, telefonisch oder über dritte) mit dem Schmied korespondieren? Andernfalls sollte er die Freiheit haben, ohne Rücksprache richtig (!) zu entscheiden.

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@Urlewas

Bei uns am Stall braucht man auch nicht da sein, wenn man den alten Schmied nimmt. Dann kann man das Geld dem Stallbesitzer geben und sein Pferd an die Schmiedtafel schreiben. Der Schmied kommt, macht mit seinem Aufhalten das Pferd und erhält das Geld vom Stallbesitzer.

Bei meinem Schmied müsste ich auch nicht da sein. Der kommt nach Terminabsprache, macht das Pferd und schickt im Anschluss eine Rechnung. Oder aber aber jemand von uns ist da uns zahlt bar.

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Das Eisen ist einfach komplett durch gelaufen und hat an der dümmsten Stelle nachgegeben.