Wenn Kernenergie teuer sein soll, warum hat man dann früher Kernkraftwerke gebaut?

13 Antworten

Man war in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts der Meinung, mit Kernkraft hat man unendliche Lösung aller Energieprobleme gefunden.

Dass Uran irgendwann knapp wird, dass man sich vielleicht von Lieferanten abhängig macht, dass spaltbares Material entsteht, dass für Atomwaffen missbraucht werden kann, dass letztlich auch jede Menge strahlender Abfälle anfallen kann, die man sicher lagern muss, daran hat man entweder nicht gedacht oder man hat es verdrängt.

Schwere Reaktorunfälle, wie in USA (Harrisburg), in Tschernobyl (ehem. UdSSR) und schließlich Fukushima, gab es damals noch nicht und wurden allenfalls als Horror-Vision von irgendwelchen Spinnern abgetan.

Als dann die ersten Reaktoren gebaut wurden, als man erkannte, wie schwierig es ist, die Sicherheitsprobleme in den Griff zu bekommen und dass es immer mehr Leute gab, die die zukünftigen Probleme dieser Art von Energieerzeugung, bemerkte man irgendwann auch, dass sehr viele der Vorteile, die vor allem die großen Energieunternehmen sahen, die damals alle noch irgendwie staatlich waren, durch die Nachteile mehr als aufgewogen wurden, kamen langsam Zweifel, zumal die KKWs nur dadurch "billigen" Strom produzieren konnten, weil sie mit enormen staatlichen Mitteln permanent subventioniert wurden und werden.

Hier in Deutschland wurden also die letzten KKWs in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts in Betrieb genommen. Seither hat sich keiner mehr getraut, ein neues Projekt aufzusetzen, was auch mit der Privatisierung der Energieproduzenten zusammen hängt. Welches private Unternehmen will sich schon solche Risiken aufbürden.

Aber das alles wissen die Chinesen doch heute, im Jahr 2022. Dennoch setzen sie auf Kernkraft. Warum?

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@PIutonium

China hat schon viele Fehler nachgemacht. Manchmal das auch spät erkannt und sich dann in die Kurve gelegt. Wer ist mittlerweile Vorreiter in Sachen E-Autos? Und wer wäre bald im Straßenverkehr buchstäblich erstickt? Beides China.

Als sie gemerkt haben, dass die massenhaften Autos wesentlichen schädlicher sind, als die massenhaften Fahrräder in der Mao-Ära, haben sie angefangen auf E-Autos umzustellen und sind damit wesentlich schneller, als wir hier in Europa.

Die Endlager-Frage wäre bei uns mit Gorleben längst gelöst, ob gut oder schlecht sei mal dahin gestellt, wenn es nicht so viele Proteste und Einwände gegeben hätte. In einem demokratischen Staat ist das möglich. Demonstranten werden hier nicht mit Panzer überfahren.

Wer würde sich trauen, in China gegen Projekte dieser Art auf die Straße zu gehen?

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@PIutonium

Weil das alles Unsinn ist ;)

Uran gibt es reichlich und wenn das alle ist sind wir hoffentlich so weit das wir vernünftig Plutonium brüten und verwerten können.

So wie der BN-800 der seit 8 Jahren in Russland läuft.

Dann ist auch Atommmüll kein Problem mehr, denn die meisten Spaltprodukte strahlen maximal 300 Jahre

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Weil die Kosten für den Rückbau immer vornehm verschwiegen wurden. Und vor 20 Jahren hat man geglaubt, den Atommüll "irgendwo, irgendwie" endlagern zu können.

Was zb die Sanierung vom Endlager Asse angeht, weiß heute kein Mensch, wie man es macht und geschweige denn, was es am Ende kosten wird.

Aber das alles wissen die Chinesen doch heute, im Jahr 2022. Dennoch setzen sie auf Kernkraft. Warum?

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@PIutonium

China hat ebenso keine Ahnung, wie man das Zeug los wird. Im Zweifel wird es in der Wüste Gobi verbuddelt. Aus den Augen, aus dem Sinn.

"China lagert abgebrannte Brennelemente bislang in regionalen Zwischenlagern. Außerdem wird der Atommüll wiederaufbereitet. Für die Endlagerung von hoch radioaktivem Müll strebt das Land eine unterirdische Lösung an. In den 1980er Jahren fand eine erste Standortbewertung statt. Ein Standort in der Wüste Gobi scheint derzeit am wahrscheinlichsten. Das Gestein, in dem der Müll versenkt werden könnte, ist Granit."

Quelle https://www.tagesschau.de/ausland/euatommuell100.html

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@PIutonium

Möglicherweise sind "die Chinesen" halt auch nicht schlauer als alle anderen. Und innere Kritik scheut der chinesische Machtapparat nicht, dank einer umfassenden Repression abweichender Meinungen.

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@martrud

Warum sollten sie auch schlauer sein als die übrige Menschheit? Keiner weiß so richtig, wohin mit dem Dreck.

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@SturerEsel

Durch die Strahlung ist noch niemand zu Schaden gekommen, lasst euch nicht verrückt machen.

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Es ist kompliziert.

Im Rückblick ist ziemlich klar, dass bei der Entscheidung für DIESE Typen von Kernkraftwerken auch ein Rolle gespielt hat, dass man dadurch bei Bedarf an Atomwaffen rankommen würde (genau das, was man heute dem Iran unterstellt). Man wollte "schnelle Brüter" und eine Wiederaufbereitungsanlage, durch die man Plutonium gewinnen kann. Wir in D wollten zwar nicht direkt Bomben bauen, aber zumindest die Option dafür offen halten, nur für den Fall. Ausserdem wollte man allgemein die Nukleartechnik fördern (Nuklearmedizin, nuklear getriebene Schiffe, Flugzeuge, Raketen, Raumsonden etc.).

Auch war es für das Geschäftsmodell der grossen staatsnahen Energieerzeuger vorteilhaft, wenn AKWs gross und teuer waren und immer individuell konstruiert. Man hat zwar von "too cheap to meter" gesprochen, aber wirklich machen wollte man das natürlich nicht. Damals besassen die Stromerzeuger auch noch gleichzeitig das Stromnetz und hatten ein Gebietsmonopol, und kleine Kernkraftwerke die sich z.B. eine Firma für den Eigenbedarf hätte aufstellen können, wären eine mögliche Konkurrenz gewesen für dieses Monopol. Darum sollten AKWs immer gross und schwer zu genehmigen sein.

Heute spielen diese Faktoren viel weniger eine Rolle, heute will man wirklich primär eine zuverlässige Stromerzeugung ohne CO2-Ausstoss und den anderen Dreck der bei Kohle und Öl mitverbrannt wird, mit in Serie produzierten kleineren Reaktoren die an ihre Einsatzstelle transportiert werden können. Das braucht man vor allem in Ländern, wo es zu wenig Verkehrs- und Netzinfrastruktur gibt.

Stimmt, die Techologien bei denen kein Waffenfähiger Abfall entsteht hat man nich weiter verfolgt.

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@Grautvornix

Ja, der Atomwaffenunsinn. Unsere AKW sind dafür denkbar ungeeignet, weil beim Betrieb unweigerlich PU240 erbrütet wird, das man nicht vom PU239 trennen kann, das aber Atomwaffen unbrauchbar macht.

Jetzt mit Einsatz von MOX Stäben ist das erst recht illusorisch, wer Kernwaffen will betreibt dafür kein reguläres Atomkraftwerk.

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@Grautvornix

Hallo Graut, für den Atombombenbau benötigst du andere Reaktortypen.
Unsere zivilen und sicheren Druckwasserreaktoren können das nicht.

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Das teuere ist vorallem die Lagerung der alten Brennstäbe. Da die für unsere Verhältnisse noch ewig (also hunderte von Jahren) Radioaktive Strahlung abgeben und damit nicht einfach so in irgendein Lager gestellt werden können.
Es gibt auch nirgends auf der Welt ein Endlager für Radioaktiven Müll weil das natürlich niemand in seinem Land haben möchte.
Wiederaufbereitung alter Brennstäbe (also Recycling der Brennstäbe wie beim Müll) ist leider noch nicht möglich. Deshalb ist das so teuer.

Damals hat man aber gedacht das man da schon irgendeine Möglichkeit findet das Zeug zu entsorgen. Die man aber eben immernoch nicht gefunden hat.

So wie es jetzt ist das man am besten keine AKW's mehr verwenden will aber trotzdem nichts baut um die fehlende Energie von möglicherweise abgeschalteten AKW's zu ersetzen ist eben GANZ schlecht.

Es wäre sehr wichtig sich klar zu entscheiden ob wir weiterhin auf Atomstrom setzen und dann möglicherweise auch tatsächlich neue AKW's bauen am besten sicherere und mit neuerer und modernerer Technologie die dann vermutlich auch mehr Strom produzieren als die alten Dinger aus den 80er Jahren.

Oder eben darauf zu verzichten aber dann auch ernsthaft Wind, Wasser und Solarenergie so weit ausbauen das sie tatsächlich die Atomenergie ersetzen können. Und nicht nur ein paar einzelne Windräder oder Solaranlagen bauen sondern am besten jedes Dach mit Solarzellen bestücken.

Wir brauchen 100 % Erneuerbare und 15 moderne Reaktoren, damit wir auch nachts und im Winter CO2 freien Strom haben.

Wer den sauberen und sicheren Atomstrom als Backupenergie ablehnt, ruiniert unser klima und tötet viele Menschen durch die Verbrennungsabfälle der fossilen Kraftwerke.

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Diese Länder haben keine anderen Energiegrundlagen wie Wasser, Kohle, Öl. Atomare Brennstoffe braucht man nicht viel. Man zahlt den Preis, um unabhängig zu sein. Aber es gibt weltweit kein AKW, das nicht vom Staat subventioniert wird.