Welche Baumarten können in den nächsten Jahrzehnten in Deutschland wachsen?

5 Antworten

Hallo,

Für einige Baumarten wie die Fichte, die ursprünglich nur im kühl- feuchten Gebirgsklima wuchs, wird es in Zukunft eng werden. In jedem Fall im wärmeren Flachland, wo sie schon bisher nur mit menschlicher Nachhilfe gedeihen konnte, und möglicherweise auch in den bisher kühleren Bereichen. Im Gegensatz dazu werden sich für wärmeliebendere unter den einheimischen Baumarten ganz neue Möglichkeiten ergeben. Eiche, Hainbuche, Elsbeere, Speierling, Feldahorn, werden auch dort wachsen können, wo es ihnen bisher zu kühl war. Am anderen Ende des Spektrums aber, im heutigen Weinbauklima, wird es wohl stellenweise passieren, dass einheimische Bäume gar nicht mehr wachsen können. Wenn wir dort weiterhin Wald haben wollen, werden wir auf Baumarten aus wärmeren Weltgegenden ausweichen müssen. Im Gespräch sind momentan zb Atlas- und Libanonzeder, Bornmüller-Tanne, Französischer Ahorn, Zerreiche, Flaumeiche. Das Problem ist, dass das Klima dort, wo es heute schon Temperaturen hat wie wir sie bei uns erwarten, nicht genau dem entsprechen muss wie es dann bei uns sein wird. Beispielsweise wird es bei uns auch in Zukunft immer wieder auch mal etwas strengeren Frost geben. Seltener als früher zwar sicherlich, aber einmal in einem langen Baumleben reicht ja schon, wenn er damit nicht klarkommt...

Klimawissender  27.01.2022, 03:19

Was hältst du von der Orient-Buche?

https://de.wikipedia.org/wiki/Orient-Buche

Die sollten doch sehr gut geeignet sein und auch nützlich für die Fauna.

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Pomophilus  27.01.2022, 09:15
@Klimawissender

Erst einmal: ich stehe nicht an der Spitze der Forschung, die sich mit geeigneten Baumarten für den Klimawandel beschäftigt. Ich bin Praktiker, der hier nur wiedergeben kann was haften geblieben ist bei dem Versuch, sich auf dem Laufenden zu halten. Insofern ist meine Meinung dazu sicher nicht maßgeblich.

Wie wird bei der Suche nach geeigneten Baumarten vorgegangen? Man sucht zunächst nach Gebieten, in denen heute schon ein Klima herrscht wie wir es zukünftig bei uns erwarten. Zu beachten ist dabei, dass ein ganzes Bündel an Klimadaten betrachtet werden muss: nicht nur Jahresdurchschnittstemperatur, sondern der Verlauf über das Jahr, Zeitpunkt, Häufigkeit, und Intensität von Frostereignissen, Niederschlagsmenge, und hier ebenfalls ganz wichtig, Verteilung über das Jahr, etc. Sind solche Gebiete gefunden, dann schaut man, was dort wächst. Nach meiner Kenntnis sind dabei schon, zumindest grob, Regionen in den Blickpunkt gerückt, in denem Fagus orientalis auch bereits vorkommt: Balkan, Teile Griechenlands, Schwarzmeerregion. Dort kommt allerdings auch unsere heimische Rotbuche ebenfalls noch vor. Es scheint dort eine Zone zu geben, in der sich die Areale von Fagus sylvatica und F. orientalis berühren und überschneiden. Es gibt wohl bereits einzelne Versuchsanbauten mit F. orientalis, sie scheint jedoch (noch?) nicht sehr favorisiert zu werden.

Vielleicht liegt das auch an einem anderen Ansatz, den wir noch gar nicht betrachtet haben, der aber sehr wichtig ist: Forstpflanzen müssen immer aus zugelassenen, qualitativ hochwertigen Erntebeständen stammen. Diese zugelassenen Erntebeständen sind immer einer festgelegten Region, eventuell noch in Höhenstufen unterteilt, dem sog. Herkunftsgebiet, zugeordnet. Bisher war die Empfehlung zumeist, Vermehrungsgut aus dem Herkunftsgebiet zu verwenden, in dem auch die Kulturfläche liegt. Hier können und werden sich zukünftig Verschiebungen ergeben, man wird bei uns zB Rotbuchenpflanzen verwenden, die aus den genannten Regionen stammen. Diese können sich dann später auch mit den hier wachsenden Rotbuchen fortpflanzen. In künftigen Baumgenerationen können dann durch diese "Einkreuzung" Populationen entstehen, die genetisch an das Klima angepasst sind, das heute am Schwarzen Meer herrscht, die aber gleichzeitig andere Anpassungen behalten haben, die hier vor Ort über Jahrtausende erworben wurden. Anstatt eine neue Baumart einzuführen, die der einheimischen sehr ähnlich ist, ist dies vielleicht tatsächlich zielführender.

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Norina1603  27.01.2022, 10:17
@Pomophilus

Hui, da hast Du Dir aber ein "Bienchen" verdient! Bliebe nur noch die Frage, kann man diesen Arten die Frostbeständigkeit "einbauen"?

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Norina1603  27.01.2022, 13:07
@Pomophilus

Du hast es bereits angedeutet ;-)

In künftigen Baumgenerationen können dann durch diese "Einkreuzung" Populationen entstehen, die genetisch an das Klima angepasst sind, das heute am Schwarzen Meer herrscht, die aber gleichzeitig andere Anpassungen behalten haben, die hier vor Ort über Jahrtausende erworben wurden.
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Pomophilus  27.01.2022, 17:02
@Norina1603

Da bleiben wir aber doch innerhalb einer Art, Fagus sylvatica, Rotbuche. Nur dass wir eventuell Individuen hier bei uns einbringen, die aus Populationen stammen, die sich über lange Zeit zB unter den Bedingungen wie sie am Schwarzen Meer herrschen, bewährt haben. Das müssen dann aber schon Gebiete sein, in denen es auch, wie bei uns eben auch in der Zukunft, Frostereignisse gibt, sonst wäre das Gebiet falsch gewählt! Also müssen sie ja eine gewisse Frostresistenz mitbringen, sonst würden sie dort auch erfrieren.

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Von Experte Pomophilus bestätigt

Alle Bäume der gemäßigten Klimazonen.

Vorzugsweise welche die auch trockene Jahre vertragen...

...aber eben auch winterhart sind und Spätfrost aushalten...

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
ronaldina1926 
Fragesteller
 26.01.2022, 22:04

hättest du paar beispiele? Mir fällt da auf die schnelle nur der Kiri Baum ein

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myotis  26.01.2022, 22:15
@ronaldina1926

Buche, Eiche, Feldahorn, Elsbeere, Walnuss, Baumhasel, Speierling, Vogelkirsche, Weißtanne, und und und

Du musst doch nur rausgehen!!

In den nächsten Jahr(zehnten) werden nur die eigentlich borealen Baumarten (Fichte, Waldkiefer) auf vielen Standorten grundsätzliche Probleme (z. B. Borkenkäfer) haben...

Je nach Wetterextremen werden auch die anderen Schäden zeigen, aber bei Sturm oder Sintflut haben das alle...

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Pomophilus  26.01.2022, 22:32
@ronaldina1926

Kiri, also Paulownia tomentosa, wurde bereits wieder verworfen! Das Problem ist, dass es zwar wärmer wird, aber zB Frostereignisse werden auch in Zukunft bei uns stattfinden, wenn auch seltener als früher. Im Ursprungsgebiet ist das offenbar nicht in dem Maße der Fall, er kommt damit jedenfalls nicht zurecht. Als Park- und Gartenbaum gibt es die Paulownia hier ja schon länger, und das funktioniert, weil das Kleinklima in der Stadt ist halt was ganz was Anderes als in der freien Natur.

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es gibt einige Bäume die die in den milden Gebieten jetzt schon wachsen und sich wahrscheinlich weiter nach Norden und Osten verbreiten. ich denke da an Feigen und Mammutbäume. aus dem Süden der USA und Ostasien werden vermehrt Bäume angepflanzt

Woher ich das weiß:Hobby – Hobbybotaniker und Naturgärtner

Vor allem Bäume, die gut darin sind, trocken auszukommen oder lang genügige Wurzeln zu haben

Hallo Ronaldina,

der Jacaranda-Baum, den du bitte googelst.

Ich behaupte, dass ein großer bereits in Hamburg steht und jährlich blüht. Man findet ihn, wenn man die Elbchaussee seitlich in Richtung Elbe verlässt, etwas nach links, und zwar dort, wo der Hohenzollernring einmündet.

Rheinflip  26.01.2022, 22:06

ich behaupte, das in Hamburg kein Jacaranda Baum steht. Wahrscheinlich ist das ein Trompetenbaum. Catalpa bignonioides

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WisperndesGras  26.01.2022, 22:20
@Rheinflip

Dieser blüht weiß, und es gibt ihn in Hamburg an einigen Stellen, zum Beispiel am Ferdinandstor. Der Jacaranda blüht aber blau, und die Blüten duften.

Ich verstehe deinen Zweifel und wundere mich selber, weil er als nicht winterfest gilt. Ich wüsste aber nicht, was das sonst sein soll. Ich sehe ja die Fotos im Net.

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Rheinflip  26.01.2022, 22:46
@WisperndesGras

ich habe orangenbäume und Avocados in London gesehen, aber einen echtenjacaranda in Hamburg halte ich für ausgeschlossen bis du mir das Gegenteil beweist

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Rheinflip  26.01.2022, 23:04
@WisperndesGras

ein jacaranda-baum ist in ganz Deutschland nicht außerhalb eines gewächshauses registriert

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WisperndesGras  26.01.2022, 23:07
@Rheinflip

Ich habe schon im Net nach einem Baumregister für Hamburg gesucht, aber finde nichts. Muss ich wohl oder übel im Mai, oder wann das war, los und fotografieren. Erinnere mich bitte daran. Ich möchte dieses Rätsel gern selbst klären. Er steht auf einer Lichtung, aber wohl etwas geschützt vor dem notorischen Westwind.

Ich habe ja auch schon welche auf den Kanaren selbst gesehen.

Was hast du für eine Quelle?

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WisperndesGras  27.01.2022, 10:52
@Pomophilus

Danke und Bingo! Das dürfte die Lösung sein. Und ich bin mal wieder blamiert. Interessant das Winterfoto in dem Link. Ich will Sonnabend mal hin. Ich melde mich wieder.

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Pomophilus  27.01.2022, 12:04
@WisperndesGras

No, blamiert finde ich nicht! Aber freut mich, falls meine Idee passt. Bin gespannt!

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WisperndesGras  30.01.2022, 20:53
@Pomophilus

Hallo Apfelfreund, gestern war das Wetter ja scheußlich. Unten an der Elbe war Sturmflut. Heute war ich da. Die PAULOWNIA steht auf einer Wiese gegenüber Elbchaussee 126 in ihrem - unattraktiven - "Winterhabitus", den man unter "Paulownia Winter Habitus" googeln kann. Wir treffen uns dort zur violett blauen Duftblüte im Mai gemeinsam mit der gut situierten Hamburgerin, die dort mit ihrem gut situierten Hund ihren Spaziergang macht. Der Elbpark ist überraschend "bergig" und steil.

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