Welche Auswirkung kann Schubladendenken haben?

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Ich glaube niemand mag es gerne in eine Schublade gesteckt zu werden. Noch dazu wenn man der Meinung ist, dass die Schublade nicht passt oder negativ konnotiert ist.

Und trotzdem machen wir das die ganze Zeit. Ohne überhaupt richtig darüber nachzudenken. Bis zu einem gewissen Grad glaube ich funktioniert unser Gehirn einfach so. Es ist einfach viel zu anstrengend ständig neu zu evaluieren.

Aber wenn man nichtmehr bereit ist seine Meinung zu ändern, wenn man mit neuen/widersprüchlichen Informationen konfrontiert wird, dann fängt es an problematisch zu werden. Wenn einem die Schublade wichtiger wird als die Realität, kann das echten Schaden verursachen. Ich würde Rassismus und Sexismus zum Beispiel als zwei sehr schädliche Arten des Schubladendenkens bezeichnen. (Auch wenn das natürlich komplexer ist)

Ein persönlicher Fall in dem Schubladendenken mir geschadet hat, ist dass ich dazu tendiere Leute recht schnell in die Kategorie "ach, die/der mag mich eh nicht" zu stecken, sobald ich einmal diesen Eindruck habe. Danach habe ich dann viel weniger Lust etwas mit der Person zu machen. Eine meiner jetzigen besten Freunde kannte ich schon 8 Jahre ohne dass wir uns angefreundet haben. Teilweise lag das vielleicht daran, dass wir uns erst in eine ähnliche Richtung entwickelen mussten, aber teilweise auch daran, dass ich gar nicht in Betracht gezogen habe, dass wir uns anfreunden könnten.

Danke, auch für deine persönliche Erfahrung!

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Grüß Dich Gloven1914

Der Mensch muss sich erst öffnen, um Schubladendenken zu überwinden. Das ist ja nichts anderes als ein Vorurteil zu pflegen. Sich zu überwinden und sein eigenes Denkmuster zu hinterfragen ist eine schwere Übung.

Der Mensch, wenn er etwas nicht kennt, bildet sich erstmal ein Urteil, um die Situation irgendwie fassbar zu machen. Das ist ein völlig normales Verhalten. Erst mit der Differenzierung über das nähere Kennenlernen und Beschäftigen mit dem anliegenden Umstand kann das Vorteil überwunden werden. D.h. jeder Mensch hat zuerst ein Vorurteil, also ein vorläufiges Urteil. Wer diesen Mechanismus, der gar nicht verwerflich ist, kennt und weiß, welche Folgen er haben kann wenn man dieses Vorurteil pflegt, der trägt auch diese Bereitschaft zur Überwindung dieses Schubladendenkens in sich. Es ist reifes und erwachsenes Verhalten sein Vorurteil zu überwinden, denn die Wahrheit liegt meist dahinter.

Diese Wahrheit kann aber dieses Vorurteil durchaus bestätigen, aber dann ist es eben keins mehr. Wer sein Vorurteil überwindet und deshalb auch gegen andere Menschen die Denkfaulheit besitzen argumentiert, kann daher sehr einsam werden. Er muss sich dann Gesinnungsgenossen suchen, was aber nicht heißt, das Bestätigung ein Vorurteil gesellschaftsfähig machen würde. Es ist schwere mentale Arbeit gegen Vorurteile anzugehen und man sollte die schlüssigen und logischen Argumente parat haben, die Vorurteile in Frage stellen. Oft aber wird man sehr enttäuscht wenn sich andere nicht umstimmen lassen und lieber in ihrem Schubladendenken verharren wollen, selbst wenn die eigenen Argumente noch so gut sind. Das erlebt wohl jeder täglich. Und dann kommt es sehr darauf an, ob Argumente wirklich etwas bringen oder ob man andere sozusagen mit ihrem Schicksal alleine lässt. Man muss sich selbst auch um des eigenen Friedens willen abgrenzen und sich der Auseinandersetzung entziehen.

Aber lieber später als zu früh!

Herzlichen Gruß

Rüdiger

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Nachtrag: Aber lieber später als zu früh!

Der richtige Zeitpunkt dafür ist nur über Empathie zu ermitteln denke ich.

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Ist es aber nicht eine zu starke "Vereinfachung", weil man sich DANACH ein BILD gemacht hat und gewisse Veränderungen gar nicht mehr wahrnimmt/wahrnehmen kann?

Das hängt wohl davon ab, wie stark sich das gemachte Bild (bzw. die Schublade) von dem Phänomen unterscheidet. Wenn der Busch stark raschelt und ich ein Tier dahinter höre, wäre es alles andere als schlau weniger ein Raubtier zu vermuten, nur weil das rascheln weniger wird oder ich einen zu kleinen Schatten für ein zu groß vermutetes Raubtier bemerke.

Hat jemand praktische Erfahrungen damit gemacht, dass es viell. nicht richtig war, jemanden in eine "Schublade" zu verfrachten? :-))

Ich werde aufgrund meiner längeren Haare oft als "Metaller" (es besteht offenbar noch keine Einigkeit darüber, wie man das nun genau schreibt) gehalten, was häufig die erste Frage von mir fremden Personen an mich ist: "Bist du Metaller?"/"Hörst du Metal?", die ich dann schnell und einfach verneine.

Besonders in der Vergangenheit wurde ich aufgrund meines Vornamens (Kevin) häufig für "dumm" oder ähnliches gehalten. 2013 war keine schöne Zeit für alle, die diesen Namen tragen...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Intensive Recherche über mehr als 11 Jahre

Es bleibt dir überlassen, jemanden zu jeder Zeit entweder in eine andere Schublade zu legen oder, noch besser, ihn aus der Schublade ganz und gar herauszunehmen und ihn als Individuum zu akzeptieren. Du mußt die Angelegenheit nur weiterhin beobachten.

Das ist ja die Frage, was passiert, wenn jemand oder etwas erst einmal in der Schublade ist....

Meiner Meinung nach wird es dann nicht ständig "überprüft", denn das Schubldenken hat ja die Funktion zu "vereinfachen"....

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@Gloven1914

Wie ich schon schrieb: Du mußt die Angelegenheit beobachten und dich möglicherweise korrigieren.

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@Mignon5

und wie ich schrieb, ist die Psyche anscheinend deshalb so , damit man nicht ständig etwas "korrigieren" muss :-))

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Die Folgen von Schubladendenken sind vielfältig und könnten ein ganzes Buch füllen. In so einem Buch würden negative wie auch positive Effekte zu beschreiben sein.

Positive Effekte:

Beispiel: Die Erwartungshaltung an eine Person ist hoch: Du bist ein Gewinner! Die Prüfung schaffst Du! In der Folge strengt sich diese Person besonders an und schafft tatsächlich die Prüfung.

Negative Effekte:

Beispiel: Eine Person wird als Verlierer, als unfähig bezeichnet. "Du bist …." In der Folge strengt sich die Person nicht oder nur halbherzig an, eine Lösung für die jeweilige Aufgabe zu finden und erfüllt somit das negative Schubladendenken.