Weimarer Republik und Bismarck?
Ist das Versagen der Weimarer Republik durch die Herrschaft Bismarcks zu begründen?
7 Antworten

Mit dieser Frage machst du ein Fass auf, wo sich auch Historiker erbittert darüber streiten können.
In der Tat erklärt sich manche Gegenwart aus der Vergangenheit und ohne die Bismarck'sche Politik wäre ein anderes Deutsches Reich im Jahr 1871 entstanden - oder vielleicht gar keines.
Bismarck war ein konsequenter Vertreter des preußischen Obrigkeitsstaates. Dieser hat Deutscghland über Jahrzehnte geprägt und auch in den ersten Weltkrieg geführt. Seine Auswirkungen erstreckten sich über die gesamte Weimarer und die Nazizeit.
Bismarck selber war aber nicht unbedingt ein imperialistischer Kriegstreiber und das Deutsche Reich schlug nach seinem Abgang einen eher verhängnisvollen Kurs ein. Bismarcks Bündnispolitik zerfiel und es wurde kein System gesucht und gefunden, um die nationale Sicherheit mit einer Friedenssicherung zu verknüpfen. Insoweit trägt Bismarck nur eine eingeschränkte Mitverantwortung für die späteren Entwicklungen.
Verhängnisvoll war für die Weimarer Republik die obrigkeitsstaatliche Prägung (auch durch Bismarck) in Verbindung mit einer unheiligen Macht des Militärs oder von Parteimilizen (entgegen Bismarcks Ordnungsvorstellungen).
Fehlende demokratische Erfahrungen Deutschlands sind zwar auf die Historie Deutschlands zwischen 1871 und 1918 zurückzuführen, aber Bismarck kann man meines Erachtens hier zwar eine prägende Rolle zuweisen, aber keine direkte Verantwortung.


Nein, da war Bismarck schon 21 Jahre vorher von Wilhelm II entlassen, somit hat er mit der Weimarer Republik und deren schlechten Verlauf, nichts mit zu tun.

19. Juli 1870
Frankreich erklärt Preußen den Krieg
2. September 1870
Schlacht von Sedan: Kaiser Napoleon III. geht in deutsche Gefangenschaft
4. September 1870
Ausrufung der Französischen Republik in Paris
19. September 1870 bis 28. Januar 1871
Deutsche Belagerung von Paris
1. Januar 1871
Gründung des Deutschen Kaiserreichs
18. Januar 1871
Ausrufung König Wilhelms I. zum deutschen Kaiser im Spiegelsaal von Schloss Versailles 10. Mai 1871 Deutsch-französischer Friedensschluss in Frankfurt am Main. Frankreich verzichtet auf Elsass-Lothringen und zahlt Reparationen an Deutschland.
22. bis 28. Mai 1871
Der Aufstand der französischen Kommunarden wird von französischen Regierungstruppen niedergeschlagen. Über 20.000 Franzosen sterben.
28. Juni 1919
Der Friedensvertrag von Versailles verpflichtet nach dem Ersten Weltkrieg Deutschland zu Gebietsabtretungen und Reparationen an die Siegermächte. Dem Deutschen Reich wird die alleinige Kriegsschuld zugeschrieben.

In dem Sinne, dass man eine Zwangsläufigkeit zwischen Bismarcks Kanzlerschaft und der Weimarer Republik herstellen könnte, ganz bestimmt nicht.
Die Weimarer Republik war das Produkt des ersten Weltkrieges. Vor dem Ersten Weltkrieg war Deutschland mit Ausnahme Österreichs als Bündnispartner in Europa weitgehend isoliert.
Genau diesen Zustand hatte Bismarck während seiner Kanzlerschaft vermieden, mit umfangreicher Absicherung durch Bündnisse. Insofern ist es gerade die Entlassung Bismarcks Wilhelm II. | Die Kaiserzeit | Der Kaiser in der Kritik: Die Entlassung Bismarcks (wilhelm-der-zweite.de) und die anschließende eigenmächtige Außenpolitik Kaiser Wilhelms II. die den verhängnisvollen Lauf der Geschichte in Gang setzte.

Bismarck war schon tot, bevor es die Weimarer Republik gab.
Bismarck starb 1898, als Weimarer Republik wird das Deutsche Reich in der Zeit von 1918 bis 1933 bezeichnet.

Genau das dachte ich mir auch..
Die genaue Aufgabe lautet: Diskutiere ob das Versagen der Weimarer Republik in der Herrschaft Bismarcks begründet war.