Was sind Symbole für Wahlplakate aus der Weimarer Republik?

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Ein Symbol ist ein Zeichen/Sinnbild, das in einer Darstellung für etwas steht (als Bedeutungsträger).

Ich empfehle, zur Übung einige Wahlplakate anzusehen und zu versuchen, sie zuzuordnen und ihre Botschaft zu ermitteln.

Es gibt auf Wahlplakaten sowohl Selbstdarstellung und Darstellung bestimmter Teile der Bevölkerung als auch Feindbilder/Darstellung von Gegnern.

Ein Anhaltspunkt unter mehreren denkbaren sind Farben/Fahnen:

Rein Rot steht für Sozialismus und Kommunismus. Größere Parteien der Zeit der Weimarer Republik sind die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) und (bis 1921/1922) die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD), in einer abgeschwächten Fassung von Sozialismus als Bemühen um Verbesserungen im Rahmen einer parlamentarischen Demokratie die Sozialdemokratische Partei Deutschland (SPD), die auf manchen Plakaten eine rote Fahne abgebildet hat.

Schwarz-Rot-Gold wurde 1919 die Frage der Nationalflagge Deutschlands. Sie ist ein Hinweis auf eine Bejahung der Weimarer Republik und ihrer Verfassung. Getragen wurde diese vor allem von den Parteien der Weimarer Koalition: SPD, Zentrumspartei (Zentrum) und Deutsche Demokratische Partei (DDP).

Weiß-Blau kann ein Hinweis auf Bayern sein. Dabei ist vor allem die Schwesterpartei des Zentrums von Bedeutung, die Bayerische Volkspartei (BVP).

Schwarz-Weiß-Rot ist die Fahne des deutschen Kaiserreiches 1871 – 1918. Parteien von Mitte-Rechts bis rechtsaußen verwendeten sie. Dazu gehörten die Deutsche Volkspartei (DVP) und die Deutschnationale Volkspartei (DNVP).

Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) hatte die Farben Schwarz-Weiß-Rot und ein (nach rechts gewinkeltes geradarmiges) Hakenkreuz (schon vorher war in der völkischen Bewegung ein Hakenkreuz ein Symbol).

Abzeichen:

Hammer und Sichel ist ein Zeichen für Kommunismus/die KPD.

Drei zueinander parallele Pfeile sind Zeichen für die Eiserne Front, ein Bündnis von Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold (getragen von SPD, Zentrum und DDP), Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbundes (ADGB) und einigen anderen Verbänden, in der Praxis hauptsächlich von der SPD geführt.

Personen

Die pauschale Aussage über die SPD ist so nicht richtig und vielleicht eine falsche (etwas durcheinander bringende) Erinnerung an die tatsächliche Aussage. Auf Plakaten und Karikaturen kann ein Vertreter der SPD auch einmal dicker dargestellt sein, die abwertend verwendete Bezeichnung »Bonze« für Amtsinhaber, Partei- und Gewerkschaftsfunktionäre konnte gegen sie gerichtet sein. Typischerweise besonders dick dargestellt, mit Zylinder und zum Teil mit Zigarre ist aber der Kapitalist/Unternehmer/Großindustrielle (wenn es einen Parteibezug gibt, dann ist es einer zu »bürgerlichen« Parteien). Ein Priester in schwarzem Gewand und mit Hut steht für das Zentrum (politischer Katholizismus), mit einer Stoßrichtung von Gegnern, diese (abwertend) als klerikal darzustellen.

Die Pickelhaube (Helm mit Spitze) kann auf Plakaten und Karikaturen für Militär und Militarismus stehen.

Arbeiter werden oft muskulös dargestellt. Eine typische Kopfbedeckung ist die Schiebermütze.

Nützlich kann sein, sich einige Personen zu merken, die auf Plakaten vorkommen, z. B. Gustav Stresemann (DVP), Otto Braun (SPD), Ernst Thälmann (KPD), Heinrich Brüning (Zentrum), Paul von Hindenburg (keiner bestimmten einzelnen Partei zugehörend, aber konservativ-autoritär und national/nationalistisch; die Kampffront Schwarz-Weiß-Rot, von der DNVP mit ihrem Vorsitzenden Alfred Hugenberg beherrscht, ordnet sich ihm 1933 zu), Adolf Hitler (NSDAP).

Deutung im Zusammenhang

Auf Wahlplakaten gibt es viele Symbole, die nicht einfach eine Zuordnung zu einer Partei sind, sondern in der Situation und in Bildzusammenhang etwas aussagen. Schilde, Türme, Mauern, Dämme können z. für Schutz, Sicherheit und Verteidigung stehen, eine erhobene bzw. geballte Faust für Protest, Kampfgeist, Ablehnung, Eingreifbereitschaft.

Suchmaschinen im Internet können zu Beispiele führen (z. B. mit „Weimarer Republik“ und „Wahlplakate“). Auf der Internetseite des Deutschen Historischen Museum (DHM), das lebendige Museum online (LEMO), ist beispielsweise Material vorhanden. Viele Plakate gibt es (mit zuordnender Bildunterschrift) bei http://www.wahlplakate-archiv.de/alle-wahlplakate/ .

Geh mal auf die Google-Bildersuche und gib ein: "Wahlplakate Weimarer Republik".

Besonders plakativ waren die in der Endphase bis zur Machtübergabe an Hitler.

Es werden immer plakativ bestimmte Feindbilder herausgestellt: bei der KPD z.B. "die Kapitalisten", im Gegensatz dazu "der brave Arbeiter", der für sein Recht kämpft.

Bei der NSDAP immer wieder Portraits von Hitler als "Retter Deutschlands", wenn nicht der ganzen Welt.

Es gab auch das Plakat: unsere einzige Hoffnung ... Hitler. Darstellend die Arbeitslosen.

Oder auch das Plakat der KPD: Schluss mit diesem System.. es war die Zeit der Vereinfachung.

Bei den Plakaten kam es auf die Partei drauf an, es gab auch ein Plakat der Bayerischen Volkspartei, das sich über Gobbels als den "nordischen Menschen" lustig machte.