Was sind Pro und Kontra Argumente für den alten Humanismus als „Revolution des Geistes“ in der Renaissance?

1 Antwort

hallo CupcakeLove1,

den Ausdruck "Revolution des Geistes" halte ich für überzogen. Jedoch gab es schon ein Umdenken, welches die kulturelle, soziale und wissenschaftliche Entwicklung in Europa beflügelte.

Menschen unserer Zeit gehen davon aus, dass wir Menschen die einzigartige Fähigkeit besitzen, nicht nur Erfahrungen mit der stofflichen Welt zu machen, sondern auch mit Ideen, selbst wenn diese Ideen unserer Realität widersprechen, also irreal sind.

Platon, griechischer Philosoph, war der Ansicht, die Ideen und Vorstellungen bildeten die eigentliche Wirklichkeit, während die stoffliche Welt nur ein Schatten dieser Ideen sei, die unabhängig von der Materie existiert. Die Philosophie Platons sagt also aus, dass Menschen nicht wirklich schöpferisch tätig sein können. Damit sagt er aus, wir würden lediglich Kopien, in seinem Bild also Schatten der Wirklichkeit schaffen.

Die mittelalterlichen Nominalisten verwarfen diese griechische These, weil die Bibel mit der Aussage beginnt: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“. Sie waren der Meinung, dass sich die Griechen irrten, da Gott nicht bereits bestehende Ideen kopiert. Gott schuf aus dem Nichts (ex nihilo). Die Lehre von der Schöpfung setzt voraus, dass Gott nicht Teil des Kosmos ist weder ein Teil der Ideen noch ein Teil der materiellen Welt. Gott ist frei und an keine existierende Idee gebunden, an keine Ordnung, an keine Logik. Die Ordnung, die wir im Universum wahrnehmen, ist Teil seiner Schöpfung.

Der nächste Schritt behandelte die Erkundung der Freiheit des Menschen sowie der Beziehung Mensch-Natur durch die Renaissance-Gelehrten, die sogenannten Humanisten. Sie akzeptierten die nominalistische Idee von der Freiheit Gottes und kamen zu dem Ergebnis: Da Gott frei und weder an eine vorher existierende Idee und auch nicht an Materie gebunden ist und weil der Mensch nach Gottes Bild geschaffen ist, muß er ebenso frei sein. Das bedeutet: Der Mensch wurde nicht als eine hilflose Kreatur geschaffen, die unausweichlich im Kreislauf des Elends gefangen ist. Auch wenn ich den Gelehrten der Renaissance nicht in jedem Punkt folge, bin ich schon der Meinung, dass sie etwas sehr Wesentliches erkannt hatten.

Ich hoffe, diese Erläuterung hilft Dir.

Meine Informationen entnahm ich dem Buch: "Das Buch der Mitte" von Vishal Mangalwadi

Woher ich das weiß:Recherche