Was sagen die Theologie-Studenten?

7 Antworten

Du musst Wissen von Glauben unterscheiden. Mehr Wissen bedeutet nicht, dass man mehr glaubt. So ist es auch mit Richtigem und der Wahrheit. Richtiges muss nicht Wahrheit beinhalten, aber Wahrheit beinhaltet immer Richtiges.

Bei mir ist das Theologiestudium schon ein ganze Weile her. Ein Theologiestudium muss nicht zu mehr Glauben führen, eher ist es anders herum, so manches stellt den Glauben sehr in Frage und greift in an. Jetzt hast du (mindestens) zwei Möglichkeiten: Du ziehst dich zurück und gehst in die Verteidigungsstellung. Das geht, aber es kostet viel Kraft, ist nicht immer gerade hilfreich oder glaubwürdig. Die andere Möglichkeit ist, dass du den "Angriff" auf deinen Glauben — genaugenommen sind es deine Vorstellungen davon — als Chance der Klärung /Reinigung verstehst. Das beinhaltet so manchen schmerzhaften Prozess, aber am Ende gehst du gestärkt und im Glauben gefestigt hervor. Ich halte das bis heute so. Zum Beispiel bin ich immer offen für das, was Atheisten zum Thema zu sagen haben. Da lerne ich oft mehr, was Wahrheit ist, als von meinen frommen Freunden, die ich auch sehr schätze.

Wahrheit hast du nicht irgendwann wann fest, so dass du sagen kannst, das ist es. Wahrheit ist ein dynamischer Prozess, etwas das wächst. Von Jesus heißt es, er ist die Wahrheit. Das ist nicht ohne Grund so. Die Beziehung zu Jesus ist ja auch nicht statisch, sondern ein Wachstumsprozess, eine immer stärkere Bindung. Wäre das statisch, also fix und klar zu umreißen, dann wäre auch die Beziehung statisch, erstarrt.

(Schluss jetzt, ich werde gerade zum Essen gerufen und ich habe auch Hunger 😁)


Rudolf67  09.11.2024, 21:41

Kompliment für dein Schreiben 👍

Wünsche dir als bekennender Atheist einen schönen Abend 👌👍👌

Zukunftsbilck8 
Beitragsersteller
 10.11.2024, 08:50

Danke ich habe bemerkt, dass ich die gleiche Einstellung wie du habe! Ich bin auch offen für alles, viele haben aber Angst sich mit Gegenseiten zu beschäftigen, aber einfach alles andere zu ignorieren oder die Augen davor verschließen, was nicht ins Weltbild passt, oder zum Glaube (auf ersten Blick vielleicht nur), macht ja auch kein Sinn.

Je tiefer man in der Theologie und Religionsgeschichte kommt, je unbedeutender wird die Religion, da man erkennen wird, das die Wirklichkeit und Zusammenhänge dann doch historisch etwas anders sind. ABER und das ist das schöne daran, findet man mehr zur Spiritualität und zu Gott. 🙏

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktizierend im christlich spirituellen Glauben

Die Bibel ist Glaubenswahrheit darum glaube ich daran. Die Bibel ist kein historisches oder naturwissenschaftliches Werk. Das war sogar den Autoren der Bibel klar, dass sie hier keine wissenschaftlichen Fakten aufschreiben. Die Bibel ist ein Werk, dass organisch über viele Jahrhunderte gewachsen ist.

Das Christentum ist ebenso organisch gewachsen seit 2000 Jahren. Ich bin Christ und bin es gerne. Es gibt aber auch Dinge, die ich an meiner Kirche kritisiere und für mich ist das kein Widerspruch.


Zukunftsbilck8 
Beitragsersteller
 09.11.2024, 16:23

Aber wenn du denkst, dass die Bibel keine Fakten aufweist, wieso glaubst du dann daran?

Zukunftsbilck8 
Beitragsersteller
 09.11.2024, 16:30
@Insomnia12345

Aber denkst du jetzt also das es Gott wirklich gibt? Dass Jesus wirklich Gottes Sohn war und vielmehr ist und auferstanden ist, und die Bibel Gottes Wesen widerspiegelt? Also denkst du das DAS Wahrheit ist?

Insomnia12345  09.11.2024, 16:43
@Zukunftsbilck8

Ja. Gab aber auch Kommilitonen, die abgebrochen haben um ihren "Kinderglauben" nicht zu verlieren.

Insomnia12345  09.11.2024, 16:49
@Zukunftsbilck8

Selbstverständlich! Kein Prof. hat uns irgendwelchen Quatsch erzählt, dass die Welt tatsächlich in 7 Tagen erschaffen wurde und die Evolutionslehre eine Lüge sei.

Aber ganz ehrlich, das haben meine Kommilitonen und ich auch schon vorher gewusst.

Zukunftsbilck8 
Beitragsersteller
 09.11.2024, 16:53
@Insomnia12345

Aber wenn es Gott wirklich gibt, dann muss das doch jeder wissen, ich meine, wenn man sich selbst wissenschaftlich sicher ist, dass Jesus zb wirklich auferstanden ist und einfach die Geschichten der Bibel keine Lügen sind, sondern wahr sind, dann ist das doch Prio 1 auf dieser Welt

Insomnia12345  09.11.2024, 16:58
@Zukunftsbilck8

Du verwechselst Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft! Was ich glaube kann naturwissenschaftlich nicht bewiesen werden (und das hab ich auch nicht nötig). Und die Geschichten aus der Bibel sind keine Lügen, wundern Glaubenswahrheit, für die die glauben.

Zukunftsbilck8 
Beitragsersteller
 10.11.2024, 08:44
@Insomnia12345

Also für mich ist das ein Logischer Fehlsinn...es gibt die Wahrheit...und die Nicht-Wahrheit. Entweder ist es wirklich wahr dass es Gott gibt, oder nicht. Klar ist es vielleicht schwierig bis unmöglich das wirklich wissenschaftlich zu beweisen....aber das ändert nichts daran, dass es eine wirkliche Wahrheit einfach ist.

Insomnia12345  10.11.2024, 10:04
@Zukunftsbilck8

Da hast du recht. Aber was die Wahrheit ist, werden wir erst nach dem Tod herausfinden. Und das gilt für Theologen genauso wie für jeden anderen Menschen.

Zukunftsbilck8 
Beitragsersteller
 10.11.2024, 17:25
@Insomnia12345

Beim 1. Teil ja und aber auch vielleicht nein. 2. Teil absolut ja, ganz genau. Für jeden Menschen, gleich

Es gibt sehr viele unterschiedliche Theologiestudiengänge und daher große Unterschiede innerhalb der Betrachtung der Bibel und der Christentums.

Selbst innerhalb des selben Studiengangs wird es Lehrer geben, die eine Richtung hervorheben, während andere eine weitere Sicht in den Fokus stellen.

Es ist also immer wichtig, die nüchternen Fakten zu sortieren und sich einmal anzuschauen wie verschiedene Studiengänge die Bibel und das Christentum betrachten. Es gibt meines Wissens nach drei Kategorien für Studiengänge die eine Ansicht zur Bibel darlegen: Christliche, Islamische und Mormonische Theologie. Bei bedarf gehe ich auf die mormonische Theologie ein, für den Moment gehe ich erstmal auf die islamische Theologie ein.

In der islamischen Theologie wird das Christentum als ein Irrweg betrachtet, der hinweg von Gott führt. Die Bibel wird als ein verfälschtes Werk angesehen, dem nur wenig Bedeutung zur gute kommt.

Islamisch betrachtet gab es mal ein "original" der Torah und der Psalmen und des Evangeliums, die jedoch nicht mehr existieren. Diese Originale sind lt. islamischer Sicht in der Bibel nicht vorhanden. Die Bibel wird als eine verfälschte Form der originale gesehen.

Zentral in der islamischen Theologie ist der Begriff der "Dawa" der Missionierung nicht-Muslime für den Islam. Dabei wird die Bibel benutzt um islamische Sichten zu begründen, z.B. damit dass Jesus auf sein Angesicht fiel um zu beten, jedoch auch wenn direkt der nächste Vers mit dem Beginn des Gebetes "Mein Vater..." beginnt, wird diesem keine Bedeutung zugesprochen.

In der Islamischen Theologie ist die Bibel also analog einem Rosinenkuchen aus dem man sich nur herauspickt was einem beliebt.

Wie steht es mit der christlichen Theologie?

Neben den konfessionellen Unterschieden in den Studienrichtungen wie der katholischen Theologie oder der orthodoxen oder der evangelischen kann man in zwei Hauptrichtungen unterscheiden:

  1. Die textkritische Theologie:

In der textkritischen Theologie besteht in der Regel die Überzeugung, dass der Mensch verantwortlich ist für die Überlieferung der Bibel. Es wird hier in der Regel sowohl der Text der Bibel, als auch der Inhalt kritisch betrachtet. Extrem textkritische Theologen sind dabei selbst oft nicht von Wundern überzeugt und gehen daher einem sog. "wissenschaftlich-kritischen" Bild nach.

Die Bibel spielt für textkritische Theologen eine untergeordnete Rolle für das Gottesbild sondern sagt für die Theologen mehr über die Historie und damit die Entstehung der Religion(en) aus. In der Textkritischen Theologie wird die Bibel primär dazu herangezogen über die Gesellschaft eine Aussage zu treffen.

Die Bibel wird in diesen Kreisen also nicht für Gottes Wort gehalten und erst echt nicht für die Wahrheit. Widersprüche zur Naturwissenschaft bzw. nicht naturwissenschaftliche Erklärungen werden nicht akzeptiert. So wird die Auferstehung Jesu z.B. hier oft nicht für wahr gehalten. Das Christentum selbst ist also in dieser Theologie stark angegriffen

2.Die traditionelle Theologie

Die traditionelle Theologie ist eine Wissenschaft, die mit Logik die Grundvoraussetzung gegeben sieht, dass die Bibel wahr sein muss. In der traditionellen Theologie sieht man die Bibel als die Wahrheit und Gottes Offenbarung an die Menschen an.

In der traditionellen Theologie wird davon ausgegangen, dass das Grundprinzip von Ursache und Wirkung auch auf die Entstehung der Welt an sich anzuwenden ist und somit eine Welt ohne Schöpfer nicht existieren kann. Dabei sieht die traditionelle Theologie die Bibel als einzig wahren Weg an.

Kernthemen der theologischen Debatte sind dabei, welche der Grundtexte Texte der Bibel den Wahren Wortlaut des Originals abbilden und wie die Texte zu verstehen sind.

Der Fokus wird dabei stark darauf gelegt Konzepte und Lehren aus der Schrift abzuleiten und Rätsel der Bibel zu lösen.

Ich möchte zuletzt hinzufügen, dass ich mich selbst im letzten Abschnitt einordne, und hoffe, trotzdem eine objektive Sicht auf die Dinge gegeben zuhaben.


Rudolf67  09.11.2024, 21:43

👌👍👌

Zukunftsbilck8 
Beitragsersteller
 09.11.2024, 16:41

Vielen Dank. Aber an sich suchen wir doch immer nach der echten Wahrheit. Sie wäre also auch wissenschaftlich wortwörtlich zu beweisen....also wenn du Bibel wirklich die wortwörtlich Wahrheit ist, dann hat Gott wirklich die Welt erschaffen beispielsweise. Und dann ist Jesus wirklich Gottes Sohn und Auferstehen. Wenn das wirklich die Wahrheit ist, dann müsste auch die historisch wissenschaftliche Theologie darauf kommen.

Ich will damit sagen, ich kenne mich absolut nicht aus und der Gedanke Theologie zu studieren ist mir noch rechr neu. Aber mein Anliegen ist es der absoluten Wahrheit hier auf den Grund zu gehen, und dabei ist logischerweise Histologie, wissenschaftliche Vorgehensweise und kritische Hinterfragung ein guter Weg. Oder nicht?

TheMotschi  09.11.2024, 16:57
@Zukunftsbilck8

Ich persönlich erachte die Herangehensweise der textkritischen Theologie deshalb als nicht zielführend, weil sie die alleinige Möglichkeit Übernatürlichen Wirkens von Grund auf ausschließt. Die traditionelle hingegen prüft zunächst die Möglichkeit und leitet davon die anderen Bereiche logisch ab.

D.h. Das Ziel bei der textkritischen Theologie unterscheidet sich von der traditionellen Theologie, denn die textkritischen Wissenschaften stellen die Frage: Warum glauben Menschen was und aus welcher historie? Während die traditionelle die Frage „Ist Gott existent und wenn ja, wie?“ zu beantworten versucht

Zukunftsbilck8 
Beitragsersteller
 10.11.2024, 08:39
@TheMotschi

Achso ok, ja es einfach auszuschließen hat ja auch nichts mit "der Wahrheit auf den Grund gehen" zu tun

Mir ist die Bibel sehr wichtig. Ich nehme allerdings z.B. den Schöpfungsbericht nicht wörtlich, in dem Sinne, dass ich ihn für einen naturwissenschaftlichen Text halte, obwohl ich an einen Schöpfer glaube. Denoch ist der Schöpfungsbericht ein wichtiger Text, aus dem man viel über die Beziehung zwischen Gott und den Menschen erfahren kann.

Ich finde die Bibel aktuell. Die Bibel fordert Nächstenliebe, mehr Nächstenliebe würde der Welt sicher gut tun. Sich auch an die 10 Gebote zu halten, sorgt u.a. für einen guten Umgang mit seinen Mitmenschen. Ich finde es schön, wenn Menschen aus ihrem Glauben Hoffnung, Trost und Kraft schöpfen können. Ein solcher Glaube kann das Leben meiner Meinung nach sehr bereichern.

Ich glaube an Gott, ich bin Christ. Wenn Du einiges wissen möchtest, was mich vom Christentum überzeugt, dann kannst Du mich z.b. fragen oder auf mein Profil gehen.