Was passiert mit Kriegsgefangenen?

12 Antworten

Ich bin in der Normandie in Kriegsgefangenschaft gekommen. 

Die erste Woche lagen wir auf einer kahlen, mit Stacheldraht eingezäunten,  Wiese, ohne Unterkunft. Nachts lagen wir in langen Reichen dicht bei dicht, um uns zu wärmen. Dan ging es über den Kanal nach England.

 In einem Lager irgendwo in der Nähe von London lagen wir in Rundzelten zu je 9 Mann. Wir wurden verhört und Registriert. Anschließend von dort mit dem Zug nach Liverpool. Dort auf ein Schiff. Ein Truppentransporter. 

Ausgeladen in Bosten USA. Mit dem Zug in ein Lager nahe der Grenz nach Kanada. Wir wurden Holzfäller. Zwei Monate im Herbst waren wir in der Kartoffelernte. Alles unter Bewachung.

Frühjahr 1946. Wir sind wieder auf einem Schiff. Es geht durch New York aufs Meer, Richtung Europa. Statt in Deutschland, landen wir in England. Dort war ich noch bis Dezember 1947 und habe in der Landwirtschaft gearbeitet.  

Das war recht unterschiedlich. Mit Abstand am dreckigsten ging es den Sowjets in deutscher Kriegsgefangenschaft. Die Wehrmacht hat sie einfach verhungern lassen. Das stand in Übereinstimmung mit dem Backe-Plan. 3,3 Mio. von 5,6 Mio. Rotarmisten überlebten die deutsche Kriegsgefangenschaft nicht.

Nicht viel besser ging es daraufhin den Deutschen in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Wobei die Überlebensrate zumindest doppelt so hoch war.

Deutsche und Westmächte gingen gegenseitig mit den Kriegsgefangenen im vergleich dazu relativ human um.

Mein Großonkel war übrigens Major - also kein kleines Licht - im Stalag Fallingbostel. Viel mehr habe ich dazu nicht herausbekommen. Aber allein diese Vorstellung ist schon gruselig genug.


Habe ich das richtig verstanden?

Dein Grossonkel war Wächter oder Oberwächter in einem Gefangenenlager?

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@sewjsander

Nein, das hast du natürlich nicht richtig verstanden. Ein Stabsoffizier der Wehrmacht ist kein "Wächter" oder "Oberwächter" sondern deutlich darüber angesiedelt. Als Major hatte der Mann leitende Funktion. Mehr weiß ich dazu leider auch nicht.

Und auch, wenn es Dich zwanghaft ärgert: Weder verspüre ich noch habe ich daran Schuld. Selbst wenn er nicht mein Großonkel und bei der Wehrmacht sondern mein Opa und Lagerkommandant in Auschwitz gewesen wäre:

Es gibt keine Kollektivschuld. Schuld ist nicht vererbbar. Niemand trägt Verantwortung für Taten Anderer.

Die einzige Verantwortung, die ich trage, ist die, die Vergangenheit zu kennen, mich darüber zu informieren, und sie nicht unter den Teppich zu kehren. Und dieser Verantwortung werde ich gerecht.

Aufgrund Deines Profils gehe ich mal davon aus, daß Du einer der unzähligen zweifelhaften Wiedergänger von Accountowner08, M0scheLeijb, Estellegk, Mathilde usw. bist und Du aufgrund der Info - höflich formuliert - freudig erregt bist.

Aber mach Dir keine Illusionen. Jeder hier kennt inzwischen Deine pathologische Deutschenfeindlichkeit und Deinen Kollektivschuld-Kreuzzug. Der Einzige, der Dich hier noch Ernst nimmt, bist Du selbst.

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Die Kriegsgefangenen wurden in Lager in den entsprechenden Ländern interniert und mussten dort arbeiten. Das Nötigste an Kleidung, Essen und Trinken bekamen sie gestellt. 

Die russischen Kriegsgefangenen traf es am Härtesten, denn sie bekamen am wenigsten Essen und mussten am härtesten und unter den schlechtesten Bedingungen arbeiten. Auch behielten die Russen sie am längsten von allen Siegermächten im Land.  

Die amerikanischen Kriegsgefangenen mussten meist irgendwo im mittleren Westen auf den Feldern arbeiten. Dort wurden sie aber nicht schlechter behandelt als die normalen Erntehelfer, außer, dass sie eben kein Geld für ihre Arbeit sahen. Aber sie bekamen wenigstens anständiges und reichliches Essen.

Was du als 'russische' bzw. 'amerikanische' Kriegsgefangene bezeichnest, waren deutsche Soldaten und somit auch deutsche Kriegsgefangene.

Bei der Gelegenheit sollte man auch erwähnen, dass sich die deutsche Wehrmacht vor 1945 häufig nicht an die damaligen Regeln des Völkerrechts hielt. Russische Soldaten in deutschen Kriegsgefangenenlagern starben wie die Fliegen, weil ihnen Nahrung und Wasser in ausreichender Menge vorenthalten wurden.

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@PatrickLassan

Stimmt eigentlich... Aber ich denke, es war trotzdem klar, was gemeint ist. Zumindest jemandem, der sich auskennt. :)

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@PatrickLassan

Wobei das eine absichtliche Politik war: man wollte die Kriegsgefangenen der Rote Armee ermorden, und hat es umgesetzt, indem man ihnen Nahrung und Trinken verweigert hat, wodurch in wenigen Monaten 2,5 Millionen und insgesamt über 3 Millionen sowjetischer Bürger starben.

Die anderen kamen in KZ oder Zwangsarbeitslager, wo sie tw. ebenfalls systematisch ermordet wurden.

So wurden die Gaskammern in Auschwitz zuerst mit der Ermordung von sowjetischen Kriegsgefangenen "getestet"...

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Wir wurden sowohl in den USA als auch in England bezahlt. Es war ein Minilohn, von dem wir uns in der Kantine Zigaretten, Schokolade, usw kaufen konnten. Wir mussten zwangssparen für eine Starthilfe nach der Heimkehr. 

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Mein Vater erzählte aus dem Krieg von einem Befehl der lautete: "Es werden keine Gefangenen gemacht!" .

Das hat ihm wohl sehr zu schaffen gemacht. Genaueres hat er nicht erzählt, nur: Denn wenn doch in den Kampfhandlungen Gefangene genommen wurden, weil man den "Feind" nicht laufen lassen konnte, dann hieß es dann anschließend, "auf der Flucht erschossen".

Diesen Befehl haben die höheren Dienstgrade nur dann? angeordnet, wenn zur Bewachung der Gefangenen keine Soldaten verfügbar waren.

Ich habe den Kriegsdienst verweigert, weil es möglich war und bin auch anerkannt worden.

Dazu möchte ich anmerken, dass das Erschiessen von Kriegsgefangenen oder entwaffneten gegnerischen Soldaten ein Kriegsverbrechen ist und gegen damals gültiges Völkerrecht verstiess...

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Das hängt eher von der Zeit ab und von den Sitten.
Kriegsgefangene zeitigen zuerst eines, einen erheblichen logistischen Aufwand.
Nebst der verständlichen, wie menschlichen Neigung zur Flucht.

Alle Armeen neigen daher dazu, die Logistik möglichst gering zu halten und Kriegsgefangene wirtschaftlich zu nutzen, auch Zwangsarbeit genannt.

Das verstanden die Deutschen im WKII trefflich zu perfektionieren.
Die Russen verbrachten die Kriegsgefangenen nach Sibirienund setzten diese zum Bau der TranSib ein.
Nur, dass Sibirien ein denn doch sehr gewöhnungsbedürftiger Landstrich ist, so in der Art 9 Monate Winter und 3 Monate Frühling.

Das hatte sich in Zeiten des WK II schnell herumgesprochen, weshalb der Hang der Soldaten zunahm, lieber in Allierte Gefangenschaft zu geraten, als ausgerechnet dem Russsen.

Paulus, nicht der aus der Bibel, sondern der Generalfeldmarschall der Wehrmacht bei Stalingrad, hatte 210.000 Mann, nach endlicher Schlacht gingen 90.000 in Gefangenschaft, 5.000 kehrten Mitte der 1950er Jahre in die Heimat zurück.