Was haltet ihr von Rentnerfahrzeugen?

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Ich habe immer solche Autos gefahren, Highlight war ein Ford Mondeo, Vorbesitzer geboren 1910 und 1923. Der erste Besitzer gönnte sich den Wagen mit 83 Jahren, der Zweitbesitzer unterschrieb mit 76 Jahren den Kaufvertrag für den damals 12.000 Kilometer gelaufenen sechsjährigen Ford. Ich bin dieses Auto über zwei Jahre lang gefahren und war sehr zufrieden. Verkauft habe ich es nur, weil ich dann mal einen Mercedes C180 wollte - den ich noch immer fahre; Vorbesitzer geboren 1943.

Ein Audi 100 von einem Mann, der mit 74 Jahren das Angebot einer kostenlosen Busfahrkarte bei Rückgabe des Führerscheins nutzte und ein Opel Omega von einem 1926 geborenen Erstbesitzer runden das Ganze ab - hatte weiterhin noch zwei andere C-Klassen, aber die niemals zugelassen; einer war ein C180 von einem 1939 geborenen Herrn, der ihn 1993 neu kaufte und einer war ein C200 aus einer Haushaltsauflösung, von älterer Frau geboren um 1930, aber das habe ich nicht im Kopf, weil ich den für den Gegenwert eines Wochenendeinkaufs ersteigert und nach sechs Stunden für ein paar Hunderter an einen Studenten weiterverkauft hatte. War aber auch jemand Älteres, der den gefahren hatte.

Ich kaufe bisher nur Autos von älteren Leuten, weil sie mit ihrem Zeug pfleglich umgingen und ich keine Böcke auf Fahrzeuge habe, bei denen man sich aus hygienischen Gründen weigern muss eine Probefahrt zu machen oder wo jemand total freche Preisvorstellungen hat oder keinerlei Inspektionen erledigt worden sind - und hier fallen eigentlich nur "jüngere" Autofahrer auf, für die "es Audo" ein Gebrauchsgegenstand ist, den man least oder finanziert ohne eigenes Geld einzusetzen, den man runterlutscht und dann zurückgibt, nach mir die Sintflut und alles andere ist ja auch egal, kümmert einen nicht. Ich habe viel mit Billigautos aller Hersteller und Klassen zu tun; Autos von jüngeren Leuten, die schon in ihrer Erziehung meist nie gelernt haben auf Dinge aufzupassen, würde ich niemandem ans Herz legen wollen.

Allerdings sollte man aufpassen: Ich kenne die Geschichte eines neun Jahre alten Mazda 323 eines Frankfurter Rentners, der 11.000 Kilometer auf der Uhr hatte ------> auf der Probefahrt riss der Zahnriemen, nachdem der Interessent auf der Borsigallee beschleunigte und rund 70 gefahren ist. Vorher ist der Mazda wahrscheinlich nie außerhalb Frankfurter Vorortstraßen bewegt worden und hat Straßen wie die Borsigallee nur vom Trailer aus vor der Auslieferung gesehen.

Bei extremen Wenigfahrerautos ist es oft zu beobachten, dass da bspw. auch nach 15 Jahren der erste Zahnriemen drauf ist -----> viele Werkstätten scheuen den Wechsel oder raten ab, "weil Opa sowieso nur bis zum Aldi oder zum Arzt fährt". Ist ein absoluter Trugschluss! Da muss in der Regel viel Geld investiert werden, bis alles passt.

Ich habe vor 1-2 Jahren zudem einen damals 25 Jahre alten 190er-Benz mit 95000 Km gesehen: Optisch super, wirklich komplett (!) rostfrei, innen auch wie neu, aber dafür einen Wartungsstau lang wie die Weser vor dem Bremer Werk ------> Erklärung: Der Vorbesitzer war jenseits der 90, fuhr im Jahr extrem wenig, nutzte den 190er immer seltener und nur für ganz ganz geringe Kilometerdistanzen, Wartung fand seit Jahren nciht mehr statt. Auf Rückfrage erklärte der Senior, dass seine örtliche freie Werkstatt ihm ausdrücklich von Ölwechseln alle 1-2 Jahre abriet & er daher zwar alle 10000 Km das Öl wechseln ließ, aber dann eben teilweise acht Jahre dazwischen lagen.. letzter Ölwechsel war laut dem mir vorliegenden Serviceheft 2011 bei 90000, seitdem wurde außer Tanken und TÜV nix mehr erledigt und so fuhr der Wagen sich auch: Technisch fertig, da hätte sehr sehr viel Geld reinfließen müssen, damit er einigermaßen verkehrstauglich für den Alltagsfahrer gewesen wäre; Bremsflüssigkeit und Kühlmittel waren Marke "Asbach uralt", die Reifen von 1997 (!) aber voll profiliert, der Wagen zog schlecht, Kühlwasser verlor der auch irgendwo (Schläuche usw. porös, glaubhafter Kommentar der Werkstatt laut Senior: Dann kippt man halt nach, für die paar Kilometer muss man nix tauschen) ------> Kurzum, leider trotz der tollen Optik ein Bastler- oder Exportauto, selbst für 1500 Euro die der Senior noch wollte nicht akzeptabel. Ein Freund von mir hat den dann für 1300 wegen der tollen Karosserie zum Ausschlachten gekauft und die Blechteile, Scheiben, das Interieur und die Leuchten usw. entfernt, der Rest ging dann in die Presse, technisch war der Wagen schlecht. Sogar der Ölmessstab war verrostet, weil er fast kein Öl mehr hatte und nie jemand geschaut hat: Der alte Mann konnte es nicht, die Werkstatt lehnte ab; wird schon genug Öl drin sein, er fährt ja nix.

So etwas muss nicht sein ----> und oft genug gibt es alte Leute, die von den Werkstätten mit dem Hinweis auf geringe Laufleistungen davon abgebracht werden, dringend nötige Service- oder Einstellarbeiten vornehmen zu lassen oder denen eine geschäftstüchtige Firma das falsche (teure) Öl einfüllt. Mein Omega etwa lief beim Kauf mit 5W-30. Mit diesem unsinnigen Saft lief der Wagen unrund, hatte einen nennenswerten Ölverbrauch sowie Kaltstartprobleme; als ich ihn auf ein 10W-40 umstellte, gehörte das alles der Vergangenheit an. Auch hatte ich neulich erst mit einem Mercedes C180 wie meinem zu tun: Baujahr 1997, 71.000 gelaufen, zweite Hand - altersbedingte Führerscheinrückgabe. Scheckheft raus, Ölwechselzettel kontrolliert - letzter Service 2013 bei 60.000 - Anruf beim Vorbesitzer nach weiteren Wartungen seitdem: Nee, 75.000 wäre ja noch weit hin. Ich zog eine Ölprobe - Hilfe, was ist das für ein Saft?! Sofort Ölwechsel mit Filter und große Inspektion erledigt. Ansonsten wäre hier auch was passiert, hätte sich da jemand reingesetzt und wäre losgefahren. Auf der Kraftfahrstraße hätte es den Motor zerlegt.

Man muss aufpassen udn technisches Verständnis haben oder sich auskennen um die Zwiebeln auszusortieren, aber wer sich etwas auskennt und nachschaut, wird mit einem Rentnerauto ggf. den besten Griff seines Lebens machen. Der 15 Jahre alte Opel Vectra oder Opel Omega, Ford Mondeo, Hyundai Sonata, Renault Laguna, Mitsubishi Carisma, Mazda 6 Stufenheck, VW Bora oder Peugeot 406 vom Opa ist meist ein sehr guter Kauf -----> zudem günstig, weil typische Opa-Autos niemand haben will und meist sind das anständige Limousinen mit gutem Platzangebot, in denen nie eine Kippe geraucht und nie eine Brezel geknabbert wurde. Ausnahmen wie diesen erwähnten 190er und diesen erwähnten C180 kann man schnell erkennen, wenn man weiß auf was man achten sollte und dann links liegen lassen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Bevor ich mir eine 15 Jahre alte, kaputtgestandene Rentnermöhre hole, greife ich deutlich lieber zum einjährigen 80.000km-Vertreter-Passat mit Vollausstattung und mittlerem Motor.

Die Fahrzeuge werden mit Verträgen gefahren, dass sie auf jeden Fall von der Vertragswerkstatt anständig inspiziert wurden. So ein Fahrzeug hat nur Langstrecke gesehen, statt 2x die Woche 300m zu Edeka und zurück gefahren werden. Kalte Kurzstrecke ist deutlich tödlicher für ein Auto, als morgens auf die Autobahn und dann den ganzen Tag auf Achse. Der Motor wird ordentlich warm und die typischen Vertreter müssen mittlerweile auch wirtschaftlich fahren, statt nur im Drehzahlbegrenzer den Treibstoff unnötig zu verbrennen, sonst bekämen die Fahrer vom Flottenmanager auf den Deckel.

Da braucht man wirklich nur Kilometer-Verschleißteile anschauen, denn sonst ist das Auto noch wie frisch aus der Fabrik und 4 Jahre Herstellergarantie sind auch noch drauf.

Meine Frau hat ein 13 Jahre altes Auto mit 25000km gekauft und innerhalb eines Jahres völlig problemlos nochmal die Hälfte draufgefahren.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – KFZ-Meister