Was haltet ihr von Deutschrap mögt ihr es oder nicht??

14 Antworten

Anhand einiger Kommentare lässt sich ablesen, dass Halbwissen gefährlich werden kann. Menschen verfallen schnell in stereotypisches Denken. Du hast jedoch deine Meinung, welche ich respektiere, allerdings packst du ein gesamtes Genre, eine gesamte Kultur, in eine Schublade mit der Aufschrift "schlecht & asozial".

Hip-Hop ist ein wundervolles Genre, in welchem es um mehr geht, als um Drogen, Sex und Beleidigungen, auch wenn diese Themengebiete von einigen Rappern behandelt werden.

Das Genre Hip-Hop bildet eine Sub-Kultur, an welcher sich Menschen orientieren, zu welcher sich Menschen zuordnen und aufgrund ihrer gemeinsamen Interessen mit Gleichgesinnten in den Austausch treten. Hip-Hop ist nicht nur ein Sprachrohr der Jugend, sondern reflektiert einen gesamten Lifestyle, den Menschen ausleben und fühlen.

Hip-Hop kann zugleich rough und grimy - von der Straße, für die Straße - oder auch sozialkritisch, politisch und hochintellektuell strukturiert sein. Hip-Hop ist kein sauberes Genre und muss es auch nicht sein, denn ist oftmals knallhart und reflekiert ein Leben, fernab von unserer Wohlfühlzone. 

Mir geht es gut, ich bin in einem guten Umfeld aufgewachsen und umgebe mich mit netten reflektierten Menschen, doch wenn ich mich ins Auto setze, in den Bus oder die Bahn steige, dann beginnt ein Sound-Film, in welchen ich mich hinein versetzen kann. Nehmen wir als Beispiel das Duo Mobb Deep, bestehend aus den beiden Mitgliedern Prodigy und Havoc. Mit dem Album "The Infamous", erschienen 1995, haben sie einen zeitlosen Klassiker geschaffen. Ich schalte meine Kopfhörer auf on, fahre durch die endlosen Häuserschluchten, betrachte meine Umwelt und lasse diese, in Zusammenhang mit Mobb Deep's Beats im Ohr, auf mich wirken. Dabei ist es egal, ob ich mich im friedlichen Deutschland befinde oder in Queensbridge hustle, um den Tag zu überleben, denn die beiden Interpreten fesseln den Zuhörer mit jeder einzelnen Phrase, wodurch man den Vibe nachempfinden kann. Mobb Deep vermittelt tiefgründige Street-Poetry, sie sind kompromisslos und fesseln den Zuhörer auf 66 Minuten und 51 Sekunden an dieses Soundbild. Egal ob nun das Jahr 1995 oder 2017 im Kalender angezeigt wird, das Jahr ist nicht entscheidend, und auch wenn Prodigy dieses Jahr leider verstarb, so bleibt der Vibe der gleiche.

Betrachten wir den Inerpreten Nas, ebenfalls aus Queensbridge. Er veröffentlichte 1994 sein Debüt-Album "Illmatic", welches genau wie "The Infamous", bis heute zu den einflussreichsten Alben aller Zeiten zählt. Als der Meilenstein dieses so breit gefächerten Genres veröffentlicht wurde, war Nas gerade einmal zarte 20 Jahre alt. Und trotzdem oder gerade deswegen ist es ein Meisterwerk, ein Album, dass vor lauter Intelligenz und Poesie nur so trotzt. Er verarbeite das, was er sah, und davon gab und gibt es in Queensbridge sicherlich nicht wenig, auf seinen Songs. Dass sein Bruder angeschossen und sein Freund ermordert wurde, das was ihn tagtäglich umgibt, Drogen und Gewalt, haben ihn beeflusst, denn das hört man auf dieser einzigartigen Platte.

Das ist Oral History, in welcher die Milieus und Sichtweisen der Inerpreten dargestellt werden. Dabei werden sie nicht von Historikern beeinflusst, denn sie schreiben ihre eigene Geschichte. Die Künstler transportieren mit Hilfe der Stimme, Sprache, Körperhaltung und Bewegung die Emotionen und Gedanken des Textes zum Zuhörer.

Zum Schluss bleibt zu sagen, dass Rapper ganze Generationen bewegen konnten. Wenn mir ein Eminem in "Cleanin' Out My Closet" darüber berichtet, wie sein Verhältnis zu seiner Mum aussieht, mit ihr abrechnet und er gleichermaßen seine Seele öffnet, dann ist das verdammt nochmal Kunst.

Es ist Kunst wenn er in "Stan", gemeinsam vorgetragen mit der wunderbaren Sängerin Dido, die Geschichte von einem Fan, der ihm schreibt, jedoch keine Antwort erhält, erzählt. Ein Chorus ertönt am Anfang, welcher ein Sample aus dem Song "Thank You" beinhaltet. Eminem versetzt sich in den frei erfundenen Fan Stan und fängt an, aus seiner Sicht zu rappen. In der ersten Strophe rappt Eminem einen fiktiven Brief vor, aus der Sicht von Stan, in welchem Stan sich nach dem Wohlergehen Eminem's Tochter Hailie erkundigt. Stan erzählt, dass seine Freundin ebenfalls schwanger sei und er das Kind, falls es ein Mädchen wird, Bonnie nennen will. Hier wird der Bezug zu Eminems Song "Bonnie & Clyde" hergestellt. Bezug wird aufgebaut, indem Stan erzählt, dass sich ein Freund von ihm, aufgrund von Liebeskummer das Leben genommen hat, denn Eminem's Onkel Ronnie nahm sich ebenfalls das Leben. Stan sagt, dass er Eminems größter Fan sei, woraufhin er Eminem bittet, ihm doch auf seinen Brief zu antworten.

Weiter geht's mit der zweiten Strophe, in welchem erneut ein Brief des fiktiven Fans Stan durch Eminem vorgetragen wird. Jedoch ist Stan nun verägert, da Eminem immer noch keine Antwort gegeben hätte. Er ist nicht sauer, jedoch nicht erfreut, dass ihm Eminem nicht antworte. Stan erklärt, dass er in der Kälte, nach einem Konzert Eminem's, auf ihn gewartet hätte, um von diesen ein Autogramm zu ergattern, dieser jedoch Stan keine Aufmerksamkeit schenkte. Weitere Details werden vorgetragen, so habe Stan ein Tattoo mit Eminem's Namen auf seiner Brust. Des Weiteren füge sich Stan selber Schnittverletzungen zu, so wie Eminem es oftmals in seinen Texten beschreibt und Stan kenne seinen eigenen Vater nicht. Aus diesem Grund identifiziert er sich mit Eminem, da auch dessen Vater ihn kurz nach seiner Geburt verlassen habe. Er möchte mit Eminem zusammen sein.

In der dritten Strophe erfährt man, durch Eminem's Rezitation, dass Stan Selbstmord beghen möchte, da er immer noch keine Antwort durch Eminem erhalten habe. Die dritte Strophe stellt ein Tonband dar, welches im Wohnwagen aufgenommen wird. Stan erinnert Eminem an den Song "In the Air Tonight" von Phil Collins, in dem dieser – Stans Auslegung nach – erzählt, wie er jemandem beim  Ertrinken zusah, ohne etwas zu unternehmen und vergleicht dies mit seiner Situation, die Eminem hätte retten können. Stan hält seine schwangere Freundin im Kofferraum gefangen und möchte das Auto über den Rand einer Brücke steuern. Zu spät fällt Stan ein, dass er das Tonband, welches an Eminem gerichtet sein soll, nicht mehr nach dem Sturz von der Brücke an Eminem senden kann.

Die vierte Strophe schließt das Lied ab, indem Eminem als er selbst auftritt und Stan nun endlich eine Antwort schreibt. Er erzählt, dass er kaum Zeit habe, nun Stan aber endlich antworten kann. Er entschuldigt sich dafür, dass er nach dem Konzert an Stan vorbei lief und stellt klar, dass es keine Absicht gewesen sei, Stan und seinen Bruder zu ignorieren. Eminem rät Stan, sich psychologisch behandeln zu lassen, damit er aufhöre, sich selbst Schmerzen zuzufügen. Er möchte Stan davon abhalten, etwas "Verrücktes" zu tun. Am Ende des Briefes erinnert sich Eminem an eine Nachrichtenmeldung, bezüglich eines Selbstmörders. Nun wird ihm klar, dass es sich bei dem Selbstmörder um Stan handelt.

Die Beschreibung des Liedes "Stan", soll veranschaulichen, wie tiefgreifend Rap in Erscheinung treten kann. Hip-Hop ist all das und noch viel mehr, denn Hip-Hop wird von vielen Menschen nicht nur wertgeschätzt, sondern viel mehr gelebt.

Liebe Grüße, Gedankenriss

ich rede hier eigentlich nur von deutschrap aber ok 😂

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Wenn ich hier Antworten lese wie "Rap ist was für perspektivlose Loser" oder ähnliches, dann könnte ich schon anfangen zu erbrechen. Bei solchen Leuten denke ich mir auch nur, okay geh mal lieber weiter TV schauen in deiner rosaroten verblendeten Welt.

Es wird viel ueber Drogen, Sex und so weiter gerappt, das ist richtig. Aber das ist nur eine von vielen Seiten im Rap. Das fällt dann auch oft in die Battlerapschiene, da kommt es ja auch drauf an gute Punchlines und Disses zu haben, aber dennoch ist es lyrische Kunst. Ich höre fast ausschließlich nur Rap und leider ist die Seite mit dem kriminellen Gelaber die Schokoladenseite des Rap-Businesses, welche Rap an sich viel zu sehr in ein falsches Licht stellt. Rap ist Kunst und richtiger Rap kommt von der Flamme die im Herzen des Kuenstlers brennt. Rap ist eine möglichkeit sich selbst zu therapieren und sich Kummer, Sorgen, Schmerz, Wut, Hass und Liebe von der Seele zu schreiben und es mit anderen Menschen zu teilen. Die Wurzeln von Rap sind aber schon zu sehr in Vergessenheit geraten. Mit Rap kann man Gedanken und Gefuehle äußern, auf eine Art und Weise wie es sonst nicht möglich wäre und meiner Meinung nach gibt es keine weitere Musikrichtung, die das ebenfalls so schön auf die Reihe bekommen wuerde. Und jeder der auch nur ein Wort dagegen sagt, hat sich noch nie wirklich mit dem Thema beschäftigt und ist nur von Vorurteilen geblendet. Hört euch gute Tracks mal bis zum Ende an. Hört euch den Text an, dann werdet ihr merken, dass das kein Muell ist. Am Ende bleibt es Geschmackssache, wenn man es dann nicht mag ist das halt so, das ist aber kein Grund die Musikrichtung oder deren Hörer schlecht zu reden oder gar zu beleidigen. Denn genau ueber solche Verhaltensmuster versucht ein großteil der Rapper aufmerksam zu machen - was fuer eine Ironie, hm?

Vor allem bei Rap kommt es neben Beat und Flow auch auf die Message an, was sagt ein Text aus, was fuer eine Botschaft steckt dahinter. Klar, wenn man eine Botschaft in einem Track sucht, der von jemandem kommt der nur Dollarsymbole in den Augen hat und zwei Alben pro Jahr rausbringt ist man fehl am Platz.

Jede Musikrichtung ist auf ihre eigene Art und Weise schön und etwas besonderes.

Und fuer jeden, der sich meinen Kommentar ernsthaft durchgelesen hat, und mal in ein paar andere Facetten des Raps reinhören möchte, fuer den habe ich hier ein paar Empfehlungen:

Gerard - Manchmal
Kontra K - Erfolg ist kein Glueck
Kontra K - An deiner Seite
Cr7z - Neue Welt
Cr7z - Bluete
Cr7z - Krankes Biz
Cr7z - Hoffnungsschimmer
MoTrip - Alien
MoTrip - So wie du bist
MoTrip - Feder im Wind
PA Sports - Kollateral

MoTrip sorgt bei mir am meisten fuer Gänsehaut, und wenn man Gänseheut bekommt ist es definitiv ein guter Raptrack.

Liebe Grueße

Kool Savas - Aura
Kool Savas & Xavier Naidoo - Schau nicht mehr zurueck

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ich stimme dir total zu
"Für mich ist das ein absolutes No-Go...Ich kann mir diesen "Mist" nicht
anhören es geht doch nur um Dorgen,Sex,Beleidigungen usw .Ich finde
Deutschrap irgendwie assozial.Cro mag ich noch genau wie Materia aber
den Rest finde ich Blöd."

Ich persönlich mag die alten sachen von den absoluten beginnern, sammy deluxe, sogar paar sachen der massiven töne und savas, cro und materia finde ich mega unnötig, auch den deutschen gangsta rap mag ich nicht, nicht weil ich ein problem habe mit beleidigungen, sogar im gegenteil, sondern weil es für mich entweder auf boss machende pfeifen sind, die mir auf den sack gehen, oder wannabe gangsta denen ich das image nicht abkaufe! Zudem bin ich hip hopper und rapper, die nichts mehr mit der kultur zu tun haben gefallen mir nicht, aber darf jeder sehen wie er will! Lg

Du hast wohl ein falsches BILD von Deutsch-Rap. Es gibt total viele verschiedene Rapper.
Hör dir einmal KontraK an.

Es gibt immer Lieder die man mag oder nicht mag, aber du solltest das nicht verallgemeinern. Ich persönlich mag Deutsch-Rap, wenn die Texte anständig sind