Was glaubt ihr: Hat die Artus-Sage eine historische Grundlage?
Hey. Heute mal eine Spekulationsfrage, zu der mich einfach nur eure Meinung interessiert. Es geht hier weniger um die Person "Artus", als um die Story an sich. :)
Die Sage um "König Artus" wird ja bereits seit fast anderthalbtausend Jahren immerwieder erzählt. Es gibt gewisse Hinweise darauf, dass zumindest einige Details dieser Geschichte einen wahren Kern haben könnten.
Mehrere Namen aus der Artus-Sage kommen auch in anderen schriftlichen Quellen vor. So wird der Name des britischen Warlords "Vortigern"/"Wyrthgeorn", der angeblich im 5. Jahrhundert Hochkönig von Britannien war, in verschiedenen altenglischen und walisischen Quellen genannt. Sein Name findet sich auch auf einer alten walisischen Steinsäule aus dem 9. Jahrhundert, was nahelegt, dass er keine reine Romanfigur gewesen sein ist.
Auch die Märchenfigur "Merlin" hat möglicherweise einen realen Ursprung, denn der nahezu identische Name "Myrddin" findet sich ebenfalls in walisischen Texten, etwa ab dem 9. Jahrhundert. Die Merlin-Geschichten, die teilweise unabhängig von der Artus-Literatur erzählt wurden, legen den Verdacht nahe, dass die Figur Merlin auf einem keltischen Druiden basieren könnte.
Es gibt noch eine weitere Auffälligkeit: laut alten Legenden wurden die ins Land eindringenden Angelsachsen in der Schlacht am "Mount Badon" von einem mächtigen, britischen Heerführer besiegt - das muss laut schriftlichen Quellen zwischen 493 - 503 n.Chr. passiert sein.
Für die Jahrzehnte danach dokumentieren die Aufzeichnungen der Angelsachsen (die "Anglo-Saxon-Chronicles") eine auffällige Lücke in den Eroberungsberichten. Die Angelsachsen waren bekannt dafür, sehr einseitig zu berichten und eigene Niederlagen einfach zu unterschlagen. Es muss ihnen auf ihrem Eroberungszug etwas Unangenehmes "dazwischen gekommen" sein, was sie in ihrer Chronik verschwiegen haben. Auch berichten fränkische Schreiber um 550 n.Chr. von einer größeren Zahl angelsächsischer Flüchtlinge, die auf den Kontinent zurückgekehrt seien, um dort zu siedeln.
Kennt sich vielleicht jemand von euch mit diesen Geschichten aus? Kann jemand Literatur oder Dokumentationen zu dem Thema empfehlen? Und wie ist eure Meinung dazu? Handelt es sich um wahre Geschichten, die im Nebel der Zeit versunken sind? Oder handelt es sich größtenteils um Sagen und Legenden ohne nennenswerte historische Grundlage?
6 Antworten

Ich finde die Sache interessant, habe mir aber noch keine abschließende Meinung darüber gebildet. Bei dem "Myrddin" liegt in der Tat der Verdacht nahe, dass er auf einem keltischen Druiden basieren könnte.
Bei Vortigern ist nicht ganz klar, ob es ihn gegeben hatte, möglich wäre es schon. Für die Figur des "Artus" gibt es eine ganze Reihe an Personen, die als "Vorbild" in Frage kämen, u.a. der sog. "Riothamus", der passenderweise im französischen Avallon (Avalon?) starb. Malory berichtet von einem Feldzug Arthurs nach Frankreich. Es ist auch möglich, dass die Autoren Motive mischten, und dass sich das, was sich in der literarischen Person des "Artus" zeigte, einst auf verschiedene reale Personen bezog.
Das Motiv mit dem Schwert (Excalibur) erinnert stark an das Schwertmotiv aus dem "Ring", welcher auf der Edda und dem Nibelungenlied basiert, also auf nord- und westgermanischer Motivik. Wotan stieß ein Schwert in eine Esche, und niemand (außer Siegmund) konnte es herausziehen. Ich weiß nicht, ob man zur Erklärung sarmatische Reiter heranziehen muss, das Motiv war vielleicht in der ganzen indogermanischen Welt verbreitet.
Für "Camelot" ist - etymologisch gesehen - Camulodunum naheliegend (später entstand dort Colchester). Die Stadt ist auch im Zusammenhang mit dem historischen Boudicca-Aufstand interessant.
Von den walisischen Schriften ist unter anderem "Mal y kavas Kulhwch Olwen" (wie Kulhwch Olwen errang) wichtig. Inhaltlich ist das etwas ganz anderes als der spätere Malory-Text. Während in den späteren Romanen Rittermut, christliche Tugend und höfisches (höfliches) Benehmen betont werden, herrscht hier oft Zauberei. Olwen ist die Tochter eines Riesen ,was mich sofort an nordgermanische Mythologie erinnert. Hier wird kein Gral gesucht, sondern ein Eber, auch der wilde Eber ist ein nordgermanisches Motiv. Nicht allein der mutige Einsatz entscheidet hier, sondern vor allem die richtige "magische" Zutat, wie etwa ein magischer Kessel (der Kessel des Riesen Dyrnwch). Auch in der nordgermanischen Mythologie gibt es Kessel, die auch Namen haben.
Hier taucht neben Artus auch der Name "Llenlleog" (Lancelot?) auf, der ein Schwert von ihm geliehen bekommt (bei der Sache mit dem Kessel). Diese Geschichte ist sehr interessant, wirkt aber insgesamt nicht historisierend, sondern stark mythologisch. Erinnert mich eher an die "Gylfaginning", hier spielt ein Sagenkönig eine Rolle.
Da drängt sich einem tatsächlich der Eindruck auf, dass sehr viele verschiedene Mythen und Legenden aus unterschiedlichen Kulturen in der Artus-Sage zusammenfließen. Vielleicht kommt ja sogar eines Tages noch eine bahnbrechende Entdeckung ans Licht, die uns ein wenig mehr Aufschluss über diese längst vergangenen Zeiten gewährt. Ich bin ziemlich sicher, dass es irgendwo einen, wenn auch recht banalen, historischen Kern dieser ganzen Sache gibt. Gerade die linguistischen Ähnlichkeiten bei manchen Personen- und Ortsnamen sind doch schon recht auffällig, so dass es mir schwer fällt, da an reine Zufälle zu glauben
"Alles" über King Arthur, Tintagle, Glastonbury, Holy Grail, Round Table, Excalibur, Camelot, Avalon, Merlin, Lancelot, Parceval usw, usw, usw...krankt an EINEM GROßEN PROBLEM:
Unsere (europäische) Arthur-Forschung basiert nahezu ausnahmslos auf den Erzählungen (Roman) des spätmittelalterlichen Sir Mallory. Der aber hat lediglich alle möglichen Arthur-Geschichten zusammengetragen und aus ihnen ein zusammenhängendes Werk geschaffen, das er entsprechend seiner eigenen Zeit verfälschte (Zeitgeist !!) und erheblich romantisierte.
Ein zweites Problem besteht darin, dass Mallory einen Großteil seiner "Arthur-Fantasien" - nochmals: Auf DENEN basiert unsere heutige A-Forschung !! - vom Monk Monmouth (South Wales) (9. Jhdt.) kopiert hat / haben soll. Letzterer wiederum behauptet in seinen A-Schriften, Ur-Berichte von walisischen Mönchen (ca 6./7. Jhdt) über A gefunden zu haben.
Weil mich die Gesamt-Thematik interessiert (natürlich inklusive Wolfram von Eschenbachs "Parzeval" und Schilderungen von Chretien de Troyes), begab ich mich einst auf einmonatige "Forschungs"reise zu allen bekannten und weniger bekannten A-Stätten von Südwest-England (Tintagle) bis Edinburgh (Rosselyn Church ---> Templer).
Meiner äußerst subjektiven Ansicht nach gab es einen HISTORISCHEN King Arthur, mögen die konkreten Indizien auch sehr vage sein.
(wikipedia und Ähnliches aus dritter oder vierter Hand: THUMB DOWN !!)
Literatur habe ich zu Hauf; hier nur eine Mini-Auswahl:
- J. Bumke, Wolfram von Eschenbach
- D. Kühn, Der Parzival des Wolfram von Eschenbach
- Eschenbach und die Geschichte der Wildenburg
- The Abbey of Glastonbury - The Isle of Avalon ?
- J. Matthews, King Arthur
- E. Jenkins, The Mystery of King Arthur
- M. Dimde, Die Grals-Verschwörung
- Lincoln, Baigent, Leigh, The Holy Blood and The Holy Grail
- G. Ashe, Kelten, Druiden und King Arthur
- K. Laidler, Die Templer und die wahre Natur des Heiligen Grals
- DVD (!!): "König Arthur - Auf den Spuren der Legende"
- DVD (!!): "King Arthur - Myth and Reality"
pk
PS: Ein Vortrag von mir zu obiger Thematik kann dir, dem FS, gern "irgendwie" irgendwann zugänglich gemacht werden !
Meiner Meinung nach gab es ein historisches Vorbild - ich habe vor Jahren eine sehr gute Dokumentation im Fernsehen darüber gesehen, die auch zu dem römischen Offizier Lucius Artorius Castus tendierte. Meistens gibt es ja zu allen Sagen einen wahren Kern.
Den neuesten unten beschriebenen Hollywood-Film kenne ich nicht, aber ich fand den Film "die 9. Legion" einen gut gemachten Film zu diesem Thema