Warum sind alle nett und freundlich zu den Reichen, und warum werden arme Menschen oft diskriminiert und verachtet?

6 Antworten

DIe meisten Menschen sind zu denen besonders nett, bei denen sie meinen, daß es da etwas zu holen gibt.

Die Erwartung ist, daß von Reichen mehr zu holen ist als von Armen.

Der Irrtum ist, daß die Reichen meistens nicht bereit sind, etwas herzugeben, denn sonst wären sie nicht reich. Die Armen sind dagegen eher bereit, etwas herzugeben und gleichzeitig auch kaum in der Lage, "Schätze" dauerhaft zu behalten, die ein Reicher begehrt. Nicht die Armen, sondern die Reichen und deren Helfer machen die Gesetze.

Ab und zu kommt es vor, daß sehr viele Menschen gleichzeitig erkennen, daß sie einem Irrtum aufgesessen sind. Die Reaktion nennt man dann Revolution, und das Ergebnis ist fast immer, daß perfekt erreicht wird, daß danach alles wieder so ist, wie es schon vorher war.

Alles das ist aber nur die halbe Wahrheit.

Nett sind die meisten nicht nur zu Reichen (viele sind auch gar nicht nett zu ihnen), sondern die meisten sind vor allem nett zu denen, die mehr Wissen und/oder mehr Lebenserfahrung und/oder einen gesellschaftlich höheren Rang haben.

Doch auch dabei handelt es sich oftmals nur um die irrtümliche Annahme, daß sich Wissen und Dummheit gegenseitig ausschließen. Daß es ein Irrtum ist, beweist der Alltag, wo so manche Experten die Geschicke lenken, indem sie den einen Unsinn durch einen anderen ersetzen.

Deine Verallgemeinerung sind ein wenig extrem, sehr viele Menschen denken anders, einige handeln auch anders als von dir beschrieben.

Der Hauptgrund dafür, dass viele Menschen "freundlich" zu Reichen sind, ist Eigennutzen. Die meisten "Ärmeren" kommen mit Reicheren ausschließlich als ihrem Chef oder einer sonstigen Autoritätsperson in Kontakt, sodass ein Mindestmaß an Umgangsform zwingend erforderlich ist. Bei einer tatsächlichen persönlichen Bekanntschaft von Ärmeren mit Reichen hingegen kommt es häufig vor, dass der Ärmere als Bittsteller auftritt und nicht die Vermögensverhältnisse einfach ignorieren kann. Hieraus wiederum ergibt sich das Feindbild, dass viele Vermögende über Ärmere haben, nämlich dass sie alle "falsche Freunde" wären und nur wegen ihrem Geld Zeit mit ihnen verbringen wollten, was auf Dauer zu einer Abkopplung und einem "Unter sich sein wollen" führt. Von Seiten der Ärmeren wird diese Abkopplung als Arroganz und Desinteresse an den Problemen der Ärmeren wahrgenommen, sodass ein Feindbild vom "egoistischen Reichen" entsteht und grundsätzlich angenommen wird, Reichtum müsse mit einem schlechten Charakter einhergehen und Reiche wären grundsätzlich unsozial und nicht am Erfolg der Gesellschaft interessiert. Wenn dann jemand, der reich ist, sich tatsächlich für wohltätige Zwecke engagiert, wird häufig gesagt, es sei nicht genug, es geschehe nur aus Selbstdarstellungs- oder zu Steuereinsparzwecken etc. Aus Sicht der Reichen wird das wieder als Undankbarkeit und Unwillen zur Meinungsanpassung wahrgenommen. Das gleiche gibt es übrigens im anderen Maßstab, nämlich beim Helfen von wirklich Armen, z.B. Obdachlosen. Viele Menschen, die mit sich selbst absolut im Reinen sind und reichere Menschen für unsoziale Egoisten halten, geben selbst nichts an Obdachlose oder (aktuell) auch Flüchtlinge, mit der Begründung, bei Obdachlosen "die würden es ja eh nur versaufen", bei Flüchtlingen sie seien "undankbar" (wer bestimmt eigentlich, welcher Maßstab an Dankbarkeit für welche Geste verpflichtend ist? ;)) und überhaupt mein Lieblings-Schwachsinnsargument "Wie kann jemand, der ein Smartphone hat, denn wirklich so in Not sein?".

Du siehst also, sobald nach unten auch nur der geringste Zweifel an Dankbarkeit und Reinherzigkeit gegeben ist (was IMMER der Fall ist, schließlich reden wir von Menschen), wird die Großherzigkeit ganz schnell zur als "persönliche Abwehr vor dem Ausnutzen" gesehenen Eiseskälte.

Stichwort "Warum soll ich geben, die da oben haben noch viel mehr und geben auch nichts.". Mit dieser Ausrede kann jeder jede Form von Hilfsbereitschaft verweigern und das in keinster Weise als Egoismus wahrnehmen. Fragst du jemanden, der "gerade so" Millionär ist, wird der dir sagen, dass er im Vergleich zu anderen doch nur so wenig hat und lieber mal die allerreichsten Milliardäre zur Kasse gebeten werden sollten. Fragst du in Deutschland einen Normalverdiener, regt dieser sich zumeist (künstlich) über Reiche auf und sagt, dass man bei seinem Gehalt ja wohl nicht noch erwarten kann, zu geben, obwohl er in weltweitem Maßstab immer noch zu den reichsten wenigen Prozent gehört.

Wenn du mich fragst, ist die ganze Debatte darüber, wer wie viel geben sollte und wer sich schlecht fühlen sollte, weil er "viel" (aus wessen Sicht auch immer) hat, nur eine Ausrede dafür, nicht das zu tun, was einem selbst möglich ist. Und wenn du genau das bereits tust (was ich ehrlich gesagt bezweifle), dann behalte doch deine gesunden, weil motivierenden Feindbilder auf Reiche und lebe selbst vor, wie man auch mit wenig materiellem Wohlstand seinen Mitmenschen helfen kann. ;)

Sie sind nur nett, weil es dort etwas zu holen gibt. So wie du deine Freunde ausnützt mit irgendetwas, so läuft es auch mit dem Eigennutzen. 

Logischerweise weil man denkt man hat einen Vorteil dadruch. Bei Armen kann man keinen Vorteil haben, man denkt eher sie begehren etwas von einem.

Weil der Besitz von Eigentum für Leistung steht und das in unserer Gesellschaft hoch angesehen ist.