Warum nutzte Jesus im Gleichnis den Dorn im Auge?

7 Antworten

Es geht hierbei mehr um das Größenverhältnis der Fehler.

Der Splitter im Auge Deines Bruders ist sicher unangenehm, aber der Balken in Deinem Auge versperrt ja Dir die ganze Sicht.

Meist sind ja die Leute, die akribisch die Fehler anderer mokieren selbst noch viel weniger heilig/perfekt/sündenfrei... Sie lenken aber lieber von sich ab indem sie mit dem Finger auf andere zeigen.

Ganz lustig wird's ja, wenn jemand bei anderen etwas kritisiert, was er selber macht.

Doppelmoral nennt man das auch manchmal.

Man darf durchaus andere auf ihre Fehler aufmerksam machen. Aber man sollte dabei aufpassen, wie man das macht... Stellt man den anderen an den Pranger oder nimmt man ihn zur Seite und erklärt ihm diskret, was er besser machen könnte?

Und ganz wichtig: man sollte sich weder im Ton noch sonstwie an dem anderen vergreifen.

Und sonst:

Nicht alles, was man persönlich als Splitter sieht, ist auch wirklich ein Fehler.

Beispiel: Feiertage/Speisegebote. Der eine macht es so, der andere halt anders. Jeder in seinem eigenen Glauben.

Wer zuviele Korinthen kackt macht sich eben auch nicht gerade viele Freunde. Manchmal muss man die Leute auch einfach in Ruhe lassen um des Frieden willens.

warehouse14

Weil dieses Problem ein sehr gegenwärtiges ist, damals wie heute. Und ein Dorn ist es nur entsprechend der jeweiligen Bibelübersetzung. In anderen Übersetzungen ist es stattdessen ein Splitter. Dieser soll dann aufzeigen, dass ein Splitter wesentlich kleiner als ein Balken ist, also dass der Fehler des anderen wesentlich kleiner als der eigene ist, wenn man meint, dem anderen helfen zu wollen, seinen Fehler zu überwinden, und auch nicht über andere zu urteilen, wegen ihrer Fehler, anstatt sich erst einmal um die Behebung der eigenen Fehler zu bemühen, und eben das macht den Betreffenden mit dem Balken im Auge zum Heuchler.

Ja, ich verstehe was er damit sagen will, aber wieso nutzte er gerade einen Splitter im Auge als Vergleich? Wenn man es anders verstehen will, könnte es heißen "Kümmere dich nicht um anderer Leute Probleme, solange du eigene hast."
Ich bin ein Mensch der nicht gerne Hilfe annimmt. Wenn Jesus nun genau so ein Mensch war, hätte es eine ganz andere Bedeutung. Er war derjenige, der die Schuld der Menschen auf sich genommen hat, von daher würde es sogar Sinn machen.

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@Maldweister74
aber wieso nutzte er gerade einen Splitter im Auge als Vergleich?

Größenvergleich zwischen Splitter und Balken als Sinnbild für die kleinen Fehler anderer und große eigene Fehler? Und im Auge deshalb, weil es da am meisten stört.

Wenn man es anders verstehen will, könnte es heißen "Kümmere dich nicht um anderer Leute Probleme, solange du eigene hast."

Im Kontext der Schriftstelle geht es um das Richten, nicht unbedingt um das helfen, aber das Gleichnis kann ebenso auch auf das helfen bezogen werden, aber dennoch ist es beim Richten wichtiger auf die eigenen Fehler zu achten, als auf die Fehler Anderer. Und eben jene, die auf die Fehler anderer achten, anstatt auf die eigenen nennt er daher zu Recht Heuchler.

Ich bin ein Mensch der nicht gerne Hilfe annimmt. Wenn Jesus nun genau so ein Mensch war, hätte es eine ganz andere Bedeutung.

Wie schon erwähnt geht es im Kontext der Aussage um das Richten, nicht um das Helfen. Man kann die Aussage eben zusätzlich auf das Helfen anwenden, aber primär geht es ums Richten.

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Um es mal zu verdeutlichen. Ein "schlechter" Mensch würde vielleicht helfen um sich damit hervorzuheben, oder von seinen eigenen Problemen abzulenken. Ein wirklich guter Mensch würde helfen, damit sich der andere gut fühlt und nicht er selbst.

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@Maldweister74
Um es mal zu verdeutlichen. Ein "schlechter" Mensch würde vielleicht helfen um sich damit hervorzuheben, oder von seinen eigenen Problemen abzulenken. Ein wirklich guter Mensch würde helfen, damit sich der andere gut fühlt und nicht er selbst.

Das ist mir durchaus klar, aber wie ich schon mehrfach erwähnte, geht es im Kontext der Aussage um das Richten. Ich sehe nicht, warum es so schwer ist, das zu erkennen.

OK, ich kenne den Kontext nicht, nur die Aussage.

Siehe https://www.bibleserver.com/text/EU/Matthäus7,1-5

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Jesus war Zimmermann von Beruf. Dabei bekommt man es mit Holzsplittern ebenso zu tun wie mit Balken.

Ein Splitter ist viel kleiner als ein Balken.

Es geht also darum, dass man nicht auf die kleinen Fehler der anderen schauen soll, sondern besser die eigenen Fehler wahrnehmen und abstellen soll.

Also "vor der eigenen Haustür" kehren und die eigenen Fehler vermeiden. Denn dies kann man selbst beeinflussen, auf die Fehler anderer hat man sowieso keinen Einfluss.

Es geht dabei grundsätzlich um das Richten. Um dieses anmaßende Verhalten vieler Menschen deutlicher zu machen gilt in Matthäus 7 :

1 Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!

2 Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden und nach dem Maß, mit dem ihr messt, werdet ihr gemessen werden.

3 Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?

4 Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen! - und siehe, in deinem Auge steckt ein Balken!

5 Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du zusehen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen!

Jesus beschreibt den Psychomechanismus, den man Projektion nennt. Den "Balken", den man in sich selbst ablehnt, unterdrückt oder leugnet, sieht man umso schonungsloser im Außen (als Splitter), denn da ist man hochempfindlich.

Mit heutiger Sprache: Fasse dich erstmal an die eigene Nase, bevor du dich zum Richter über Andere erhebst....