Warum mögen Menschen Gedichte?

6 Antworten

So wie manche Menschen ein absolutes Gehör haben und nur beim Hinhören feststellen können, dass sich eine Geige, seit sie sie vor zwei Wochen zum letzten mal gehört haben, um einen sechzehntel Ton verstimmt hat (Mozart als Kind)...

und andere bei einem mit 180 km/h fliegenden Tischtennisball anhand des Markenaufdrucks seine Drehrichtung erfassen können (der derzeitige TT-Weltmeister)...

so haben manche Menschen ein derart verfeinertes Sprachgefühl, dass sie nicht nur den Sinn eines Gedichtes innerhalb von Sekunden erfassen, sondern bei jeder Metapher sofort sagen können, ob diese ein Klischee ist oder frisch und neu. Solche Menschen haben eine extrem innige Liebe zu Gedichten, weil diese die Quintessenz verfeinerter Sprache darstellen, und weil sie (so sie gut sind) Bedeutungsinhalte über den vordergründigen Inhalt hinausheben können und damit wahrer machen als es ein noch so gut recherchierter Bericht sein könnte.

Diese Menschen können einen 800 Seiten dicken Gedichtband auf einen Schwung mit dem gleichen Vergnügen und dem gleichen Berührtsein durchlesen, wie ein anderer einen Harry-Potter-Band.

Eine einzige Zeile kann sie so verzaubern, sie so in einen anderen Erkenntniszustand versetzen, dass der Kloß im Hals sie nicht weitersprechen lässt.

Und ständig müssen sie dagegen ankämpfen, Menschen, die Gedichte überflüssig oder dämlich finden, nicht abgrundtief zu verachten.

Ich mag keine Gedichte und soweit ich weiß bin ich ein Mensch

bin ich ein Mensch

...natürlich, aber eben ein armer Mensch, dem sich der wahre Reichtum der Sprache niemals erschließen wird.

0
@dreitreshimeil

Mit mir ist nichts los, ich habe nur Mitleid mit Menschen, denen sich ein Teil unseres kulturellen Schaffens nicht erschließt.

Es gibt eine Menge Menschen in meinem Umfeld, die fragen mich, was mit mir los ist, wenn ich ihnen sage, dass ich Fußball, sogar die WM, strebensöde finde.

Ich finde nun eben mal Rilke, Benn und Hofmannsthal tausendmal spannender. Und ich bin sogar in diesem Fall so "intolerant", dass ich der Überzeugung bin, dass das auch so ist.

0
@mychrissie

Was laberst du? Jeder hat andere Interessen. Mir ist z.B. Physik und Mathe wichtiger. Gedichte finde ich sinnlos und unverständlich. Genauso könnte ich sagen, dass ich Mitleid mit dir habe. Menschen, die Gedichte verstehen, können nämlich oft kein Mathe. Mathe ist aber das Wunderbarste überhaupt. Es ist die Verkörperung der Schönheit

0
@Kranek

Du hast recht! Die Welt der Mathematik und der Zahlen ist in der Tat faszinierend. Aber ich finde eben die der Sprache noch spannender. Ist doch toll, dass es unterschiedliche Menschen gibt. Mein Sohn liebt Maschinen und Autos, meine Tochter Sprache und Literatur. Ich liebe beide.

Und labern tue ich grundsätzlich nicht. Ich liebe noch nicht mal dieses Verb.

0

Ich mag Gedichte, da sie einen teilweise echt berühren können oder die Wahrheit aussprechen. Vorallem mag ich, dass es so viele stilistische Mittel gibt sowas wie Metaphern, die den Text schöner machen und einen ansprechen.

Gedicht können berühren oder etwas in uns ansprechen - genau wie Musik.

Das Spiel mit Worten und die dahinter stehende Botschaft. Wir haben so eine schöne Sprache, da müsste Generation RTL2 / Smartphone ja aber ihr Hirn einschalten. Lieber simple Unterhaltung auf unterstem Niveau. Keine Gedichte. Keine Bücher. Schade drum.