Warum ist Faust kein bürgerliches Trauerspiel?
Hallo^^
Zurzeit haben wir Faust l im Unterricht und ich muss sagen, warum es eine Tragödie und kein bürgerliches Trauerspiel ist. Allerdings kann ich dazu leider nirgendwo eine vernüftige Antwort finden und weiß nicht wirklich weiter.
Vielen Dank im Voraus
1 Antwort
Ein "bürgerliches" Trauerspiel setzt voraus, dass es in einem "wahre Menschen" und menschliche Probleme, Beziehungen, Tragödien behandelnden Milieu spielt, wie z.B. Schillers "Kabale und Liebe" . Darin können allerdings auch "nicht-bürgerliche", also adelige Menschen vorkommen, so dass sich der Begriff "bürgerlich" hier mehr auf Geschehen bezieht, das den realen Menschen allgemein oder in ihrem Verhältnis zu einander begegnen kann. "Faust" dagegen ist inhaltlich anders, die Handlung und die Begegnungen Faust mit anderen ist nicht "realistisch" und betrifft nicht Geschehnisse, die - theoretisch - jedem realen Menschen passieren könnten. Insofern spiegelt Faust nicht "wahre Lebensereignisse" (abgesehen z.B. von der Gretchen-Tragödie), sondern spielt sich in unwirklichen, phantastisch gestalteten Szenen und Räumen mit Menschen ab, die es so in Wahrheit kaum geben wird oder kann (z.B. Mephisto, Erdgeist, besonders ausgeprägt in Faust II mit dem kaiserlichen Hof, Helena, Homunculus/Wagner Lemuren, Hexen u.v.a ).
Allerdings sollte ein "Faust"-Kommentator wissen, dass man voraus nur mit einem r sxchreibt; das nur en passant !
Vielen Dank für die aufschlussreiche Antwort, dass hat mir wirklich geholfen^^
(Ahh meine Güte ich hab mich doch nur verschrieben, wie Sie sich bei "sxchreibt" xD Ich versichere, dass ich voraus sonst immer mit einem r schreibe :') Meine Tastatur ist eh was komisch und auf Englisch eingestellt ahem) Vielen lieben Dank nochmal fürs Zeitnehmen der gut erklärten Antwort!^°^
Faust ist doch nicht überall "unrealistisch". Die Gretchentragödie kann man eigentlich nur als ein bürgerliches Trauerspiel sehen. Es ist der Untergang eines bürgerlichen Mädchens wegen Faust, der im Grunde ein Gelehrter ist, und daher einige Schichten höher liegt als das Bürgertum.
Faust selbst geht am Ende von Faust I nicht wirklich unter, sondern nur Gretchen.
Im Vergleich zu Lessings Emilia Galotti haben wir: den Prinz <=> Faust, Marinelli <=> Mephisto und Emilia <=> Gretchen