Warum haben so viele was gegen die Polizei?

6 Antworten

Von Experte HfPol110 bestätigt

Hallo,

mal aus meiner Sicht ;-)

Tatsächlich ist es so, dass wir immer noch auf einen sehr hohen Rückhalt in der Bevölkerung zurückgreifen dürfen - und aus meiner Sicht ist eine unserer wichtigsten Aufgaben, diesem Vertrauensvorschuss gerecht zu werden.

Also "viele" haben meiner Erfahrung nach nichts gegen die Polizei.

Aber sicher gibt es die, die uns nicht mögen und dafür gibt es zahlreiche Gründe:

  • Die wenigsten haben wirklich gegen MICH als Polizisten etwas. Viele, die gegen die Polizei sind, lehnen die politische Struktur in Deutschland ab und sehen in der Polizei einen offensichtlichen Vertreter (weil Exekutive) eines Staatsapperats, den sie ablehnen. Gegen eine Person gewordene Ablehnung kann man halt leichter wettern, als gegen eine Idee/ein Konstrukt ;)
  • Menschen werden ungern sanktioniert. Meistens haben gefühlt ALLE auch eine Begründung, wieso ausgerechnet sie jetzt gerade diese Gesetzesübertretung begehen durften. "Ich stand da doch nur 5 Minuten!" "Jaaa, aber ist halt trotzdem ne Feuerwehrzufahrt." Es gibt genügend, die nicht weiter denken, als bis zu ihrem Geldbeutel und es halt Scheiße finden, wenn sie Strafe zahlen müssen. Da die Polizei für die Strafe verantwortlich war, mögen sie halt die Polizei nicht.
  • Die Polizei steht auch stellvertretend für "Überwachung". Wenn ich jegliche Überwachung ablehne, bin ich zwangsläufig auch gegen die Polizei. Da gibts halt jetzt die Nuancen: Wann ist es zu viel Überwachung? Für diese Frage gibt es keine richtige Antwort. Und je nachdem wie die Antwort für mich persönlich ausfällt, etabliert sich die Polizei anschließend als Feindbild - oder eben nicht.
  • Der letzte Punkt ist aber denk ich der wichtigste: Die selektive Wahrnehmung! Wenn du in 10 Verkehrskontrollen warst und immer gut behandelt wurdest, vergisst du die Situation nach wenigen Minuten => War ja Standard. Wenn in der Verkehrskontrolle der Kollege sich aber daneben benimmt, erzählst du das im Stammtisch, der Familie, in der Arbeit, den Freunden... das Ergebnis ist, dass nur "schlechte Geschichten" weitergegeben werden. Das ist gar nicht ein polizeispezielles Problem. Wenn ich heute in ein Restaurant gehe und alles passt, gutes Essen, gute Preise, aber die Kellnerin nen schlechten Tag hatte, werde ich weitererzählen "Joah, da kann man zwar gut Essen, aber du musst dich halt immer blöd anreden lassen. Also die Mitarbeiter dort sind echt unhöflich."

Bei der Polizei hast du halt das "Problem", dass es so viele Situationen gibt, in denen wir uns "unprofessionell" verhalten können. Eine Wohnungsdurchsuchung: Muss durchgeführt werden, keine Frage. Aber ich kann den Betroffenen als Mensch behandeln, oder halt einfach meine Arbeit durchziehen... nachdem das eine absolute Ausnahmesituation für den Betroffenen ist, bedeutet "einfach nur seine Arbeit durchführen", dass der Betroffene ein schlechtes Gefühl ggü. der Polizei entwickelt. Unsere Aufgabe ist es also, über die Maßen hinaus dem polizeilichen Gegenüber zu helfen, selbst wenn wir gerade gegen ihn arbeiten. Jedes einzelne Mal, wenn ein Kollege das NICHT hinkriegt, gibt es wieder einen mehr, der "was gegen die Polizeit hat". (Um mich da nicht in einem güldenen Licht darzustellen, das ich nicht verdient habe: Ich habs bestimmt auch oft genug geschafft, NICHT bürgernah aufzutreten. Der Job ist anstrengend, stressig und geht an die Substanz - manchmal schaff ich es dann einfach nicht mehr, die Empathie aufzubringen, die mein Einschreiten für mein Gegenüber "ertragbar" macht)...

Außerdem darf man eins nicht vergessen: Wir haben einfach auch Volliditoen in unserem Verein. Die ihre Macht ausnutzen, die gerne den Bürger schikanieren, die sich selber irgendwelche Privilegien herausnehmen, die uns nicht zustehen etc.

Das sind natürlich die Paradebeispiele, die auch gern viral gehen... und den kompletten Berufsstand verunglimpfen...

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Weil der perspektivenlose Mensch einen Schuldigen für seine Misere braucht. Die Gesellschaft ist contra alles, ohne selbst etwas zu tun. Es passt ihnen nicht, dass es Menschen gibt, die sie limitieren, conditionieren, reglementieren und sanktionieren.

Über Schlechtes wird nunmal geredet. Über gutes nicht.

Polizisten machen vieles gut und richtig. Aber das findet nicht den Weg in die Medien.

Gruß S.

 

Ich gehöre zu denen die die Polizei verteidigen und habe auch keine schlechten Erfahrungen gemacht, selbst wenn einer mal etwas ungehalten von mir war, als ich noch jünger war. Dafür, dass unsere Polizei mit wenigen Ausnahmen freundlich ist, ist der Ruf wirklich zu schlecht. Man muss auch bedenken das die Polizei oft Dinge erlebt, die wir uns nicht vorstellen können und dafür auch noch angepöbelt wird. Da muss man schon Respekt zollen, wenn die Beamten Contenance bewahren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – persönliche Erfahrungen und spezielle Literatur

Dann danke ich dir dafür :)

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Von Experte Dommie1306 bestätigt

Hallöchen,

also zunächst einmal würde ich die grundsätzliche These nicht unterstreichen. Die allermeisten Menschen die nicht zu unserem „Kundenklientel“ gehören sind in keiner Weise negativ eingestellt. Die allermeisten Menschen die ich kenne, haben kein Problem mit der Polizei.

Das polizeiliche gegenüber mag die Polizei häufig nicht, weil sie in ihrer Kurzsichtigkeit die Polizei für die Schuldigen halten. Nicht sich selbst oder den Gesetzgeber, welcher die Gesetze herausbringt, die von uns durchgesetzt werden.

Die Personen handeln falsch und werden durch uns „in die Schranken gewiesen“. Das passt vielen nicht und anstatt sich selbst zu reflektieren sucht man die einfache Lösung und das ist häufig eine negative Einstellung gegen die Polizei.

Nicht: blöd ich war am Handy und hätte Leute überfahren können, ich mache es besser.

sondern: die blöden Bullen, warum kontrollieren die mich und kontrollieren keine Kinderschänder. Haben die nichts besseres zutun.

Und im Grundsatz steht die Polizei eben, zumindest auch, für die Gesetze dieses Landes. Viele Leute gefallen diese Gesetze nicht. Die Polizei ist der direkte Ansprechpartner für diese Menschen. Denn an den Gesetzgeber kommen sie nicht ran.

lg

nun ich sehe die Polizei als mein Freund denen ich helfe.

Normalerweise behebe ich irgend welche Verkehrsstörungen wie Fremdkörper auf Straße ect selbst.
Wenn dies nicht möglich ist informiere ich diese bei nächstem Revier.

Bei vielen anderen Sachen war ich auch schon bei ihnen und wurde gut behandelt.

Danke dafür :)

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