Warum gibt es nur Edelgase?

3 Antworten

Von Experte willi55 bestätigt

Diese Elemente sind alle sehr reaktionsträge, weil sie von Haus aus eine vollständige Achterschale haben. Deshalb mögen sie keine chemischen Reaktionen eingehen und kommen von Natur aus monoatomar vor; in der reinen Elementphase gibt es also kei­ne Bindungen zwischen den einzelnen Edelgasatomen, ganz anders als bei allen an­de­ren Elementen, die in Form von Molekülen (O₂, P₄, S₈, C₆₀, …) vorkommen, oder als Atom­gitter mit chemischen Bindungen quer durch den Festkörper (roter Phosphor, Kohlenstoff als Dia­mant oder Graphit, Bor, graues Arsen, …), oder als Metalle mit de­lokalisierten Elektronen in Bändern.

Edelgase können das aber nicht, weil sie keine Bindungen eingehen. Deshalb halten die Atome nur durch die sehr schwachen van-der-Waals-Wechselwirkungen zusam­men, und weil diese Kräfte so schwach sind, reicht bereits wenig thermische Energie dazu, die Atome voneinander zu trennen und in die Gasphase zu treiben. Deshalb sie­den alle Edelgase bei tiefer Temperatur und sind bei Raumtemperatur gasförmig.

Aber die van-der-Waals-Wechselwirkungen werden mit steigender Atomgröße lang­sam stärker; deshalb hat Radon den höchsten Siedepunkt und ist das einzige Edel­gas, das auch bei Raumtemperatur flüssig sein könnte, allerdings nur bei Überdruck. Das nächsthöhere Edelgas sollte also eine noch stärkere Tendenz zum Kondensieren haben, aber weil nur wenige Atome davon je herstellt wurden, wissen wir das natürlich nicht genau. Berechnungen sagen voraus, daß dieses Edel„gas“ (es heißt Oganesson) bei Raumtemperatur fest sein sollte, mit einem tiefliegenden Schmelzpunkt von ≈55 °C und einem Siedepunkt von unter 200 °C.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Chemiestudium mit Diss über Quanten­chemie und Thermodynamik

Die Voraussetzung für die Bildung eines Feststoffes ist entweder die Möglichkeit Kristallgitterstrukturen aufzubauen (wie z.B. Metalle oder Schwefel) oder die Konstruktion von komplexen Molekülstrukturen, die dann z.B. über van-der-Waals Kräfte zusammen gehalten werden. Beides erfordert die Verfügbarkeit von Valenzelektronen in den beteiligten Atomen. Diese sind bei Edelgasen aber nicht vorhanden, so das Edelgase ausser unter ganz besonderen Bedingungen nur als Einzelatome vorkommen. Dies schließt jegliche Möglichkeit aus bei Raumtemperatur Fest oder Flüssig zu werden.

Festkörper – Wikipedia

Ich bin mir ziemlich sicher, dass Edelmetalle unter Normal- oder Standardbedingungen nicht gasförmig sind. Die bilden (im Gegensatz zu den Edelgasen) bloß keine Hauptgruppe im PSE.


2010Christine 
Beitragsersteller
 13.03.2025, 09:58

Ich meinte Elemente mit einer vollen äußeren Schale.

Myrine  13.03.2025, 10:18
@2010Christine

Hab ich mir fast gedacht, aber es ist gerade in den Naturwissenschaften wichtig, sich präzise auszudrücken.

DerRoll  13.03.2025, 09:58

Edelmetalle und Edelgase haben nun aber chemisch ziemlich wenig miteinander zu tun.

Myrine  13.03.2025, 10:08
@DerRoll

Naja, aber die Bezeichnung "edel" bezieht sich in beiden Fällen auf die relativ geringe Reaktivität. Ich meine, dass der Begriff Edelgase sogar an die bereits vorher so genannten Edelmetalle angeleht wurde.

DerRoll  13.03.2025, 10:11
@Myrine

Das die Wortherkunft aufgrund einer damals wahrgenommenen ähnlichen geringen Reaktivität beruht hat doch mit den tatsächlichen chemischen Ursachen, die man erst weit später fest gestellt hat nichts zu tun. Tatsächlich ist der Begriff "Edelmetall" chemisch über eine Reaktion definiert, die bei Edelgasen in keiner Weise vorkommt.

Edelmetalle – Wikipedia

Myrine  13.03.2025, 10:26
@DerRoll

Das ist mir schon klar. Trotzdem bleibe ich dabei, dass die Frage etwas unglücklich formuliert ist.