War Deutschland vor 100 Jahren die Weltmacht?

10 Antworten

Moin,

War also Deutschland die Weltmacht?

Die damalige Bezeichnung lautet "Großmacht", da jeweils wirtschaftliche, militärische und politische Stärke bestimmter Nationen sich weit über die anderen erhob, aber mit den Konkurrenten immer noch relativ auf einer Ebene war. Dazu zählten damals auf jeden Fall GB, Frankreich und das Deutsche Reich, aber auch die USA, Italien, Russland und Österreich-Ungarn, evtl auch das Osmanische Reich.

Der Begriff der "Supermacht" erstand nach dem 2. Weltkrieg, da die ehemaligen Großmächte in Europa viel an Einfluss verloren hatten - Deutschland und Italien geschlagen, Frankreich und GB vom Krieg erschöpft und verschuldet. Es bildeten sich zwei Machtblöcke um die neuen "Supermächte" - Sowjetunion und USA, welche die Welt quasi in West und Ost teilten.

Eine Weltmacht - siehe auch den Wiki-Artikel - hat sich erst nach dem Zerfall der Sowjetunion herausgezeichnet, nämlich für die USA. Die beiden Weltkriege lassen sich als Kampf um die Weltmacht interpretieren, da einzelne Großmächte versuchten, ihren Konkurrenten den Rang abzulaufen. Die Antwort ist also: Deutschland war eine der damaligen Großmächte, aber nicht Weltmacht, da vor allem außerhalb Europas der deutsche Einfluss sehr beschränkt war.

Und brach deswegen der Weltkrieg aus, weil die anderen Großmächte Deutschland denn Rang wegnehmen wollte? Die ein zigste Schwäche Deutschland war, das sie nicht ewige Ressourcen wie England hatte

Einzige, "einzigste" gibts im deutschen nicht, ich bin Grammatik-Nazi, ich weiß. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird heute in der Forschung so betrachtet, dass alle beteiligten Parteien in den Krieg "hineinschlitterten", aber dies durchaus hinnahmen. Es ist also eine zu einfache Erklärung, GB und Frankreich als hinterlistige Gegner zu sehen, welche den aufstrebenden Deutschen Steine in den Weg legten.

Die militante deutsche Protzerei und Kriegsvorbereitung sowie die teils sehr plumpen politischen Machtspielchen haben in einen Krieg geführt, da sich die anderen Großmächte das nicht langfristig gefallen lassen konnten. Man nahm einen Krieg ja auch durchaus in Kauf, da man mit einem schnellen Sieg über Frankreich wie 1870/71 rechnete. Da man ansonsten fast nur mit Österreich-Ungarn in diesen Krieg gegen den Rest der Großmächte ging (dabei auch noch durchs neutrale Belgien marschierend, dem die Briten Hilfe zugesichert hatten), hatte man die Niederlage auch zu verantworten.

Durch Neuerungen in der Kriegsführung und den Kampf gegen den Rest der Welt wurde das deutsche Militär in die Knie gezwungen, das man die Niederlage auf Ressourcenverknappung und Revolten in der Heimat zurückführt, ist immer noch Teil der in der Weimarer Republik und später von den Nationalsozialisten gepflegten "Dolchstßlegende". Man hätte, ähnlich wie das NS-Regime es dann tat, auch einen verlorenen Krieg weiterführen und dafür Millionen Zivilisten und Soldaten geopfert und halb Europa in Trümmern legen können. Allerdings war der Fanatismus der Generäle und Kriegsgewinnler dann doch noch zu bezwingen.

mfg Nauticus

Alles richtig, nur der Vollständigkeit halber:

"Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird heute in der Forschung so betrachtet, dass alle beteiligten Parteien in den Krieg "hineinschlitterten", aber dies durchaus hinnahmen."

Die Meinung von Clark (die er in seinem Buch "Die Schlafwandler" selbst zum Teil revidiert) ist in der Historiographie durchaus nicht umstritten. Viele Thesen Fischers sind noch immer relevant.

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@lunatic1712

Ja, das ist wohl nicht von der Hand zu weisen. Trotzdem glaube ich nicht, dass die Alleinschuldthese in ursprünglicher Form gänzlich zu halten ist. Aber die Korrektur ist durchaus angebracht, danke!

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@lunatic1712

gut und ausgewogen korrigiert! Aber etwas anderes:

Ich meine Clark - als jemand, der verkaufen und in Rampenlicht will - hat laut gebrüllt , dass muss man ja auch - Fritz Fischer hatte auch nicht nur die reine Wahrhaftigkeit im Sinn sondern recht persönliche Antriebe.

Was meinst Du denn mit relevanten Fischer Thesen? (Wohlgemerkt die gibt es, das sehe ich auch so - Fischer war kein schlechter Historiker) Die aggressive deutsche AUßenpolitik bestreitet Clark ja nicht. Dass für das Kaiserreich den Krieg wie Frankreich und Russland auch Teil des Kalkül und Option war - bestreitet doch auch kaum einer.

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1.Die 2 Wirtschaftsmacht der Welt

wer sagt das? Bei den meisten wichtigen Indikatoren war Deutschland nicht an erster Stelle in der Welt. Woher also diese Behauptung?

2.Hatte die Modernste Waffen und Technologie.

auch wieder falsch. Keiner sagt Deutschland wär rückständig gewesen. Aber auch nicht überlegen. Da hatten vor dem Krieg und während des Krieges die Gegener Deutschland in vielen Bereichen übertrumpft.

3.Hatte das 2 Größte aber effektivste Militär der Welt mit über 12 Millionen Soldaten.

Erste Aussage faktisch falsch. Woher die unsinnigen 12 Millionen? Zweite Aussage beruht auf was? Die Tatsachen des Krieges zeigen, dass das Deutsche Heer nicht effektiver war als die anderen beteiligten Armeen. Sonst würde der Kriegsverlauf anders aussehen.

4.diese Verbündete hat Deutschland in den Krieg geschoben, weil es ohne sie nicht zur Konfrontation käme. Und es heisst Österreich-Ungarn zu der Zeit.

War also Deutschland die Weltmacht?

Es ist doch ziemlich gut erforscht, dass Deutschland gerade Weltmacht werden wollte und im Krieg eine Möglichkeit dazu sah. Es endete halt schlecht.

Die ein zigste Schwäche Deutschland war, das sie nicht ewige Ressourcen wie England hatte.

Deutschland hatte viele Schwächen. Die grösste gerade der Wahn des Kaisers England zu schlagen und Grossmacht zu werden. Im Krieg ist aber Wirtschaft entscheidender als Kanonen meistens. Aus deutscher sicht konnte man nichts dummeres machen als Krieg gegen die grössten Aussenhandelspartner anzufangen. England war der mit Abstand grösste Abnehmer deutscher Waren und Russland der grösste Lieferant für Deutschland. Anstatt Wirtschatbeziehungen zu entwickeln und durch Reichtum stärker zu werden wollten Kaiser und Gefolge unbedingt erste im Sandkasten der Kolonialmächte werden. Was heute gerne unterschlagen wird weil man ja schon einen Schuldigen bestimmt hat(den Adolf), die Ideologie des Kaiserreichs war die Grundlage der Nazi-Ideologie, inklusive Antisemitismus, Lebensraumeroberung, und Herrenrassengedanken.

Und was Ressourcen angeht darf man die Logistik nicht vergessen. Welche Ressourcen Englands? Sie waren über Kolonien verstreut. Und Russland war die Kornkammer Europas. Deutschland hat im 1.WK so richtig gehungert. Ja, ressourcentechnisch war Deutschland von Anfang an auf lange Sicht unterlegen. Aber wie gesagt, das war nicht die einzige Schwäche.

Und brach deswegen der Weltkrieg aus, weil die anderen Großmächte Deutschland denn Rang wegnehmen wollte?

Das ist recht kindisch formuliert. Erstens der Rang hatte Deutschland nicht. Und gerade Deutschland wollte ja Nr.1 werden durch den Krieg. Zweitens hatte jedes einzelne Land eigene Gründe den Krieg zu führen. England musst das Empire verteidigen gegen deutsche Ambitionen, genauso Frankreich. Russland hat genaugenommen gar keinen Grund für den Krieg gehabt. Und wenn nicht die Dummheit der Zarenfamilie wäre würde Russland auch fernbleiben. Russland hat sich nur dummerweise in die Entente reinziehen lassen und sich and Bündnisvereinbarungen gehalten. Natürlich nicht ohne Hintergedanken durch Krieg auch was zu gewinnen.

Was die Stellung der Grossmächte angeht so gab es 1914 das britische Empire, das Weltreich und die aufstrebende Konkurrenz Russland, wobei Russland viel bessere Karten hatte in der Zukunft wgene der Bodenschätze und kompakter Aneignung der Kolonien gegenüber dem Britischen "Inselreich".

Deutschland hingegen hatte eine entwicklete Industrie und wenige Kolonien. In einem kurzen Krieg hatte Deutschlnd Erfolgschancen, aber auch nur auf dem Kontinent, eine Flotte wie die britische fehlte Deutschland. Im Ausdauerkrieg hatte Deutschland keine Chance.

Die WEltmacht, mit Sicherheit nicht.

Aber eines der mächtigsten Länder Europas.

In Europa die Nummer 2 hinter Großbritannien udn die Bestrebungen die zu übertreffen führte ja auch zur Isolierung und deren Verärgerung.

Trotz enger Verwandtschaft mit dem Königshaus in GB udn dem Zaren in Russland, konnten dort keine Bündnisse geschaffen werden.

dazu kam, dass man durch eine dämliche Aussen- udn Sicherheitspolitik in die Position kam den Krieg zu erklären, akls das, wenn man es schon nciht vermeiden konnte, wenigstens den anderen ändern zu überlassen.

Durch diese Kriegserklärung udn die Durchführung des Schlieffenplans hat man sich sofort in die Position des Kriegstreibers udn Angreifers gebracht.

Wenn man den Krieg nicht begonnen hätte, wäre man vermutlich nach Einer Kriegserklärung durch Frankreich udn/oder GB, nicht besiegt worden.

Kurz: Großbritannien war noch 1914 die Weltmacht. D. wollte es werden.

Folge: USA sind es geworden.

vgl. auch https://de.wikipedia.org/wiki/Weltmacht Da gibt es Hilfen zur Unterscheidung von Großmacht, Weltmacht, Supermacht und Hypermacht.

Lies dir doch mal den Wikipedia Artikel zum Ausbruch des 1. Weltkrieg vor. Es ist sehr kompliziert einen "Verursacher" des Weltkriegs zu finden und darüber streiten Geschichtsprofessoren seit Jahrzehten. Offiziell ist Deutschland der Verursacher, das ist im Versailler Vertrag festgeschrieben. Allerdings sind die Ursachen sehr vielfältig.