Von der eigenen Mutter sexuell belästigt?

4 Antworten

Hallo Roadrunn3r90,

wir können zunächst sagen, dass es zwischen Eltern und Kindern eine gewisse Nähe gibt, die auch von der menschlichen Archaik vielleicht nur in wenigen Fällen näher werden mag. Zumal gibt es eine Gesetzgebung, die sexuellen Umgang mit Kindern (da gibt es eine eindeutige Altersgrenze in der Familie) untersagt.

Wenn es damals ein Rollenspiel war, mag das einfach spielerisch gewesen sein - und Deine Mutter hatte möglicherweise nicht die Absicht, Dich in irgendeiner Weise zu missbrauchen. Es ging dann darum, eine damals mitbekommene Thematik selbst nachvollziehen zu können.

Nichtsdestoweniger kann so ein Moment grenzwertig sein - und eher verstören als klären oder vielleicht auch lustig sein. Das ist dann die Grenze, wo man etwas als Missbrauch wahrnimmt und in so jungen Jahren umso stärker verinnerlicht.

Du kannst den Moment aber insofern heute anders "nacherleben", indem es eben nur dieses Rollenspiel mit etwas für damalige Zeiten eher ungewohnt heißen Touch war. Dabei darfst Du Dir aus einer heutigen Sicht mehr Einfluss und auch Aktion zubilligen - was Dich aus einem Gefühle einer Unterlegenheit herausführt.

Eine ganz andere Geschichte war der Moment mit 13, wo Deine Mutter seelig war. Da mag vieles der Seeligkeit geschuldet sein - und dann auch entschieden zu viel und zu sehr mit einem jegliche Zärtlichkeit zwischen den Worten vermissendem Überfall. So ist verständlich, wenn Du Deine Mutter weggeschubst hast.

Auch wenn da eine Belästigung darstellbar ist, kann sie wieder psychologisch gesehen anders "nacherlebt" werden. Aus dem Moment wird ein doch der Seeligkeit geschuldeter eher sehr leidenschaftlicher Kuss, der Dich damals mehr als verwundert haben mag. Auch da gilt wieder aus heutiger Sicht mehr Einfluss und Aktion von Deiner Seite, wieder um aus einer möglichen Unterlegenheit herauszuführen.

Mit 20 Jahren ist da schon diese Altersgrenze überschritten, und doch mag eine sexuelle Belästigung, unter der sich die Mutter diese große Nähe erschlichen oder einfach genommen hätte. Dein Nein war aber eindeutig und hätte auch ein Stopp bedeutet.

Vielleicht hatte sie es wirklich gut gemeint - und war wieder mal zu viel und zu schnell mit einer Nähe unterwegs, die Du nicht hattest teilen wollen oder können.

Natürlich lässt sich auch der Moment entsprechend anders neuerleben.

Ich denke, es macht Sinn, wenn Ihr Euch in einem Moment, wo es sehr gut möglich ist, mal über eigene Gefühle und Empfindungen unterhaltet. Du kannst von damaligen Gefühlen, die mit diesen Momenten zusammenhängen sprechen, ohne jedoch dies auf Deine Mutter zu beziehen. So hat sie mehr Freiheit, Dich zu verstehen und versteht keinen Vorwurf. Du kannst sagen, wie Du damals empfunden und gefühlt hattest - und auch gerne fragen, wie sie damals empfunden und gefühlt hatte. So könnt Ihr gemeinsam etwas relativieren, was vielleicht gar nicht so gemeint war und nur so rüberkam.

Oder es bleibt der Eindruck, dass das alles doch eher unter einem Missbrauch stand - und dann darfst Du Dich natürlich distanzieren.

Ich verstehe Dich sehr gut, wenn Du im Moment Dein Kind nicht Deiner Mutter anvertrauen magst. Das behalte auch so bei - und sie mag das vielleicht auch nicht thematisieren.

Die von mir angesprochenen psychologischen Ansätze eines Umerlebens seinen nur Ideen, die ich so in dem Zusammenhang kenne. Vertraue Dich gerne eine*r*m Psycholog*in an, um diese Momente, wenn notwendig, noch genauer und gezielter gemeinsam aufzuarbeiten.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Vielen lieben Dank für die ausführliche und informative Erklärung 🙏.

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Das Allgemeine vorweg: Bei ca 15 % der Missbrauchsfälle sind Frauen die Täterinnen und Täter*innen findet man häufig im persönlichen Umfeld des Kindes.

Mit einem Kind sollte man gar keine sexuellen Handlungen vornehmen als erwachsene Person. Dieses Rollenspiel hätte also von deiner Mutter unterbunden werden müssen. Ich habe auch den Eindruck, es macht dir noch zu schaffen. Die Sache mit der Zunge ist sogar eindeutig. Ihre Zunge hat aus deinem Mund wegzubleiben. Das würde ich als sexuellen Übergriff sehen.

Die Brust ist in unserer Gesellschaft ein Bereich, den man nur mit Erlaubnis anfassen darf. Sie hat sie sogar gegen dein ausdrückliches Nein angefasst.

Es gibt so manche, die brauchen eine gewisse Zeit, um zu begreifen, was damals gelaufen ist. Von daher ist die Aussage, dass du dich nicht selbst als Opfer siehst, nicht verwunderlich.

Aber es kann sicherlich nicht schaden, wenn du mal beim Hilfetelefon anrufst und darüber redest.

https://www.hilfeportal-missbrauch.de/hilfen-fuer/betroffene-erwachsene.html

Das Kind würde ich deiner Mutter auch nicht anvertrauen, es klingt danach als wäre zwischen euch noch mehr im Argen.

Ja, kann schon sein, dass sie dich begehrt hatte oder auch mehr. Möglicherweise hat sie auch nicht so richtig im Blick, welche Grenzen eingehalten werden sollten. Wenn Sie auf dich scharf war, hat sie sich ja zurück gehalten, diese 3 Erlebnisse ausgenommen. Wo stets viele Jahr zwischen lagen.

Ich habe selbst einiges erlebt, wenn auch nicht in der Familie, aber so würde ich sagen, dass sie sich schon über deine Grenzen hinweggesetzt hat.

Es scheint aber so, dass eure Beziehung generell etwas schwierig ist, kann das sein?

Vielen Dank für deine Antwort. Ich denke auch, dass sie nicht wusste welche Grenzen sie da überschritten hat.

Unser Verhältnis ist sehr gemischt. Mal sehr gut und dann wiederum total ätzend. Sie hat auch, meiner Meinung nach, eine Persönlichkeitsstörung die das Verhältnis schwierig macht aber das weiß ich nicht. Ist nur eine Vermutung.

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@Roadrunn3r90

Ich kann ja nichts zum ersten Rollenspiel sagen, vergessen hast du es jedenfalls nicht.

Auch Frauen können durchaus auf Kinder stehen, glaube mir ich weiß das. Aber das Verhalten kann dennoch auch andere Gründe haben. Ich werfe niemanden etwas vor, bei mir. Aber wenn ich n Baby hätte, ich denke ich würde es auch nicht einfach so da lassen. Wobei ich den Aspekt der Zerrüttung vermutlich stärker werten würde.

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Hallo, das hört sich für mich alles schrecklich an, schlimm so eine Kindheit. Du verhältst dich völlig korrekt, so einer Mutter würde ich mein Kind auch nicht anvertrauen. In deiner Kindheit, ist so einiges falschgelaufen. Wünsche dir eine schöne Zukunft.