Thema für VWA in Psychologie

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich finde die Arbeiten des Psychologen und Nobelpreisträgers Daniel Kahneman zu Entscheidungsprozessen sehr interessant. Seine Arbeiten zu Urteilsheuristiken und kognitiven Verzerrungen (typische und systematische Denkfehler) sind bahnbrechend und haben Implikationen fürs Alltagsleben wie für Top-Entscheider der (Finanz-)Wirtschaft oder Politik. Fürs Gymnasium müßten solche Themen wahre Schmankerln sein. Urteilsheuristiken wie Verfügbarkeitsheuristik, Repräsentativitätsheuristik, Ankerheuristik und Attributionsfehler oder Affektheuristiken lassen sich an anschaulichen Beispielen demonstrieren und mit wenig Aufwand ließen sich dazu Experimente z.B. mit Mitschülern machen. 'Schnelles Denken, langsames Denken' von Daniel Kahneman oder 'Denken hilft zwar, nützt aber nichts: Warum wir immer wieder unvernünftige Entscheidungen treffen' von Dan Ariely könnten dir dabei als Grundlage und Inspiration dienen.

Ebenfalls frappierend und gleichermaßen bedeutsam fürs Alltagsleben aber auch für Politik und Gesellschaft sind Erkenntnisse zum Zustandekommen moralischer Entscheidungen, wie sie z.B. durch die Arbeiten von Marc Hauser und das von ihm entwickelte Paradigma des Moral Sense Tests bekannt geworden sind (s. z.B. http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/2513608). Auch zu diesem Thema kann man leicht eigene Untersuchungen z.B. an Mitschülern beisteuern.

Mit solchen Themen kannst du zudem belegen, dass Psychologie an der Schnittstelle zwischen Sozialwissenschaften, Evolutionsbiologie, Kognitionswissenschaften, Hirnforschung, Moralphilosophie, Wirtschaftswissenschaften, Politik etc. auch als empirische Wissenschaft bedeutsame Beiträge leisten kann und nicht nur auf 'schwammigen' und spekulativen Themen wie Serienmörder oder Traumforschung mäandert.

Danke für deine Vorschlägen, ich finde diese Themen ebenfalls sehr interessant. Da ich empirisch arbeiten will, gefällt mir deine Idee meine Arbeit mit mehreren Experimenten mit Mitschülern zu verbinden, beziehungsweise möglicherweise, einen ähnlichen Test wie den Moral Sense Test zu erstellen, sehr gut. Jedoch bin ich mir nicht sicher ob ich mit solch einer Arbeit zu neuen Erkenntnissen kommen kann, bzw. einen anderen Punkt beleuchten kann, sodass ich mit meiner Arbeit nicht die schon bekannten einfach, mit anderen Experimenten oder Tests wiederhole.

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@deim28

Mir ist der MST in mehreren Büchern begegnet, unter anderem auch bei Daniel Kahneman. Ich persönlich finde es interessant, wenn die Ergebnisse in verschiedenen Ländern und Kulturen ähnlich sind -- vor allem wenn sie der Intuition, also dem, was man denkt, dass moralisches Urteil wäre oder sein müsste, entgegenlaufen. Auch die Resultate von Daniel Kahneman und aller, die mit ihren Untersuchungsparadigmen arbeiten, widersprechen dem, was man vermuten würde, selbst wenn man selbstreflektierend ist. Die typischen Denkfehler machen z.B. auch Dozenten, die über diese Fehler dozieren, wenn sie im Alltag von einer Situation überrascht werden. Da man Dummheit und moralische Fehler vorzugsweise bei anderen sieht, finde ich es sehr lehrreich, zu erkennen, dass man auch selber keineswegs unfehlbar oder 'rational' ist und zu durchaus zweifelhaften Überzeugungen kommen kann.

In Deutschland wird z.B. seit Jahren über den Organspendeausweis nachgedacht, zumal es viel zu wenig Organspender gibt. Daniel Kahneman verweist in seinem Buch darauf, dass Deutschland weltweit Schlußlicht bei Organspendern ist. Dabei besteht bei den meisten Menschen 'eigentlich' die Überzeugung, dass das etwas Gutes wäre. Kahneman sagt dann z.B. dass die deutsche Vorgehensweise, den Menschen freizustellen, ob sie einen Organspendeausweis beantragen, nichts anderes erwarten lasse als massenweise Enthaltung. Man würde den Menschen keinesfalls Gewalt antun, wenn man ihnen z.B. bei der Ausstellung des Personalausweises mitteilt, dass sie Organspender sind, wenn sie dem nicht widersprechen. Jeder könnte widersprechen, wenn ihm der Gedanke unangenehm wäre, es würden dies aber weit weniger tun als es die Zahl der nicht-Organspendeausweisbeantragenden vermuten lassen würde. Daran kann man die praktische Relevanz dessen erkennen, dass man versteht, wie Denken und moralisches Urteil funktionieren und zustandekommen.

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@Shiftclick

Ja ich würde in meiner Arbeit mehrere Experimente einbauen und könnte mir auch vorstellen einen ähnlichen Test oder eine ähnliche Umfrage wie der MST durchzuführen. Jedoch weiß ich nicht was für Experimente ich durchführen könnte, hast du vielleicht ein Beispiel was du mir nennen könntest? Außerdem weiß ich nicht genau womit ich mich in meinem theoretischen Teil beschäftigen sollte. Hast du vielleicht ein paar Tipps für mich?

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@Shiftclick

Könnten sie mir ein paar Bücher zu diesem Thema empfehlen?

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hallo deim28 - wenn du Österreicher bist, dann meinst du vermutlich mit VWA Vorwissenschaftliche Arbeit. In Deutschland heißt VWA "Verwaltungs- und Wirtschaftliche Akademie". Also, falls Vorwissenschaftliche Arbeit: schreib was über perverse Triebstrukturen (wie zB Sadismus, Masochismus), ihr Entstehen und mögliche Therapierung. Da traut sich niemand so recht ran.