Sollte man Intoleranten mit Intoleranz begegnen?
16 Antworten
Nein -- ich finde, das sollte man nicht. Das wäre nur eine Ausrede, selbst nicht tolerant zu sein.
Toleranz bedeutet ja gerade, andere Sichtweisen zu akzeptieren und auch Toleranz darf kein Diktat sein. Es muss nicht jeder ach-so-tolerant sein und durch bloße Toleranz wird man auch nicht zum besseren Menschen.
Das Spannungsfeld Zivilcourage vs. Toleranz, also sich für die eigenen Werte engagieren vs. fremde Werte zu erdulden, ist wahrlich nicht ohne. Toleranz ist nicht immer besser, nicht immer ach-so-perfekt.
Ich denke, es kommt einfach auf den konkreten Einzelfall an, also um welche Werte und welche Einstellungen und welche Verhaltensweisen es geht.
Ja, das Toleranz-Paradoxon wird viel diskutiert, aber es trifft nur auf einige wenige Bereiche der Intolarenz zu. Da wird im Diskurs oft vernachlässigt, wie allgemein Begriffe wie Toleranz und Intoleranz verwendet werden.
Beispiele:
Person A ist absolut intolerant, wenn es darum geht, dass andere die Umwelt absichtlich verschmutzen, z.B. Zigarettenkippen oder Bonbonpapier einfach so in die Gegend werfen. Wieso nun sollte man A mit Intoleranz begegnen? Ergibt absolut keinen Sinn.
Person B argumentiert dafür, dass nicht toleriert werden sollte, dass kleine Mädchen mit Kopftuch zur Schule gehen. Die Schule solle ein freier Raum sein ohne religiöse Symbole. Wieso sollte man B mit Intoleranz begegnen? Selbst wenn manche Menschen anderer Meinung wären, ist die Meinung von B zu akzeptieren und es gibt gut Argumente dafür (und möglicherweise dagegen).
Das ganze Gerede von Toleranz ist zum neuen Goldenen Kalb geworden. Es sollte nicht um "tolerant vs intolerant" gehen, sondern um jeweils die Sache selbst. Nicht darum, was man toleriert, sondern welche Vorteile und Nachteile eine bestimmte Sache nun hat.
Alles zu tolerieren ist kein Wert an sich.
Person C ist absolut intolerant, anderen Lebensweisen gegenüber, will notfalls mit Gewalt seinen Willen allen anderen Menschen überstülpen und solche Dinge wie die Demokratie abschaffen...
Dort dann zu sagen "Hey, ich bin tolerant, ich lasse zu, dass er das auslebt und damit auch mir ein Leben aufzwängt, was ich einfach nicht will"... Merkst du selbst oder?
Demokratie abschaffen
Da darf und sollte man intolerant sein! Da sind wir uns einig.
Aber der entscheidende Punkt ist, dass ich da nicht intolerant bin, weil der andere "intolerant" ist, sondern konkret weil die Demokratie gefährdet ist.
Das meinte ich ja: Erhebt nicht die Toleranz zum Goldenen Kalb, sondern sprecht über konkrete Themen.
will notfalls mit Gewalt seinen Willen
Gewalt darf und sollte man ablehnen. Weil es Gewalt ist, nicht weil es Intoleranz ist.
Das Toleranz-Paradoxon besagt allerdings nicht, dass man JEDER Intoleranz seinerseits Intoleranz entgegen bringen sollte. Es besagt, dass grenzenlose (!) Toleranz am Ende dazu führt, dass sich genau diejenigen durchsetzen, die beispielhaft als Person C beschrieben werden. Sprich: Es besagt, dass Toleranz auch irgendwo eine Grenze zieht.
Da man Intoleranz nicht tolerieren sollte: Ja, man sollte Intoleranz mit Intoleranz begegnen.
Denn Toleranz hört da auf, wo Intoleranz anfängt.
Und Intoleranz zu tolerieren ist paradox.
Intoleranten sollte man gar nicht begegnen. Sie haben kein Interesse, sich vom Gegenteil überzeugen zu lassen. Wenn man darauf eingeht, was sie von sich lassen, geilen sie sich nur daran auf, diskutieren zu dürfen.
Ja, aber noch besser ist es, sie einfach zu ignorieren. Das ist natürlich nicht immer einfach.
Ja. Alles andere führt dazu, dass die Intoleranz gewinnt. Das nennt sich dann "Toleranz-Paradoxon".
Denn die Intoleranten wollen ja am Ende die Toleranten dominieren und die Intoleranz durchsetzen.
Am besten begegnet man dem, wenn du Grenzen ziehst. Also ein "Bis hierhin und nicht weiter". Diese Grenzen sollten das größtmögliche an Freiheit gewähren, aber die Feinde dieser Freiheit sind draußen.
-> Toleranz-Paradoxon.