Sind wir die einzige bewusste Emergenz der Biologie?
Soweit ich das verstanden habe, bestehen wir aus Organen, Geweben, Zellen, Zellorganellen und schließlich Biomolekülen, und zusammen bilden wir Populationen, Gemeinschaften, Ökosysteme und schließlich die Biosphäre.
Aber zu sagen, „ich bin ein Haufen aus Zellen“ oder „ich bin ein Puzzle von Organen“ fühlt sich so surreal an.
Ich habe mich über den Begriff „Emergenz“ informiert und habe die Schlussfolgerung gezogen, dass die höhere Ebene zwar aus den Teilen der tieferen Ebene besteht, dass diese durch Emergenz aber nicht mehr vergleichbar sind. (Ein Gewebe besteht zwar aus Zellen, aber die Summer der Zellen ist aufgrund der Emergenz noch nicht das Gewebe.)
Was sind also wir (Menschen und Tiere)? Sind wir die Emergenz von Organen?
Und die wichtigere Frage: wieso sind wir auf genau dieser Ebene, und nicht auf einer höheren oder tieferen? Gibt es nur auf der Ebene des Organismus das Bewsusstsein und sonst auf keiner anderen? Nicht bei Molekülen, nicht bei Organen, nicht bei Ökosystemen, sondern nur bei manchen (!) Organismen?
Ist das Bewusstsein das, was das biologische System „Organismus“ von allen anderen biologischen Systemen unterscheidet?
Danke fürs durchlesen :))
4 Antworten
Was wir Bewusstsein nennen ist emergentes Phänomen und damit wirklich beobachtbar erst in Organismen, in denen es in relativ ausgeprägter Form auftritt. Es wird also bestimmt weniger hoch entwickelte Organismen bzw. Lebewesen geben, in denen es zwar auftritt, aber doch erst so schwach, dass selbst Biologen sich nicht festlegen wollen, ob so ein Organismus nun Bewusstsein habe oder nicht.
Typisches Beispiel hierfür ist die Spezies der sog. "Schleimpilze". Lies über sie nach z.B. hier: https://www.weltderphysik.de/gebiet/leben/faszinierende-parallelen-zum-menschlichen-gehirn/.
Weder ist Bewusstsein genau definiert noch genau lokalisiert. Zudem: Wenn der Mensch sich "langsam" im Verlaufe der Evolution aus was auch immer entwickelt hat, wann auf diesem Weg begann das Bewusstsein, war es irgendwann mal plötzlich da?
Zu dem Thema, dieser Frage ist m. E. viel zu viel unklar, unbekannt, als dass man sie klar und unspekulativ beantworten könnte.
Ich denke nicht, dass die jemand darauf wirklich qualifiziert Antworten kann, da wir das Bewusstsein leider noch nicht abschließend wissenschaftlich erklären können.
Theoretisch muss sich ja sogar jeder einzelne Mensch fragen, ob man nicht das einzige Bewusstsein sei und sich andere Menschen dies möglicherweise nur einbilden oder simulieren.
Du stellst bei Emergenz und Bewusstsein die Frage, wo dieses anfängt, aber nicht wo dieses aufhört. Woher wissen wir denn, ob Schwarmtiere bzw. Insekten nicht eine Art kollektives Bewusstsein haben und sich in Gänze als Emergenz wahrnehmen? Warum hört mein Bewusstsein überhaupt bei meinem Körper auf? Würde man zwei menschliche Gehirne vollständig verbinden, hätten sie dann noch zwei Bewusstsein oder ein Gemeinsames? Oder vielleicht sogar beides auf verschiedenen Ebenen?
Und wenn wir vom Anfang sprechen, stellen wir uns doch automatisch die Frage, wann das Bewusstsein und somit die Wahrnehmung einer Emergenz begann. Das Leben soll seinen Anfang in stabilen chemischen Vorgängen genommen haben. Gibt es stabile chemische Vorgänge mit einer Art Bewusstsein? Vielleicht auf einer anderen Bewusstseinsebene? Oder wird ein Bewusstsein erst durch den Luxus kontrollierender Nervenzellen geweckt?
da wir das Bewusstsein leider noch nicht abschließend wissenschaftlich erklären können.
Genau deswegen ist alles dazu im Grunde Wunschdenken, Spekulation, gar "Art-Selbstbeweihräucherung"...
die Entstehung von Bewusstsein ist an ein komplexes und leistungsfähiges Gehirn gebunden. Man weiß, dass Bewusstsein von Hirnregionen und Prozessen im Gehirn abhängig ist. Von der Großhirnrinde, von Nervennetzwerken des Hirnstammes (Formatio reticularis), vom Hippocampus, vom Thalamus, vom limbischen System.
Werden Hirnregionen geschädigt, wie bei Unfällen oder wird die Produktion und der Tansfer von Informationen von und zwischen Hirnregionen unterdrückt, wie bei Narkosen, fällt das Bewusstsein aus.
Ich vergleiche es immer ein bischen mit Virtual Reality, nur dass die nicht von einem Computer erzeugt wird, sondern vom Gehirn.
Im letzteren Fall hätte man ein Erkennungsproblem, denke ich, es könnte ja schon da gewesen sein, wir haben's nur nicht erkennen können.
ja warum nicht, wissenschaftliche Methoden zur Erforschung gibt es ja noch nicht so lange.
Das ist wohl schwer zu beantworten, ob es schlagartig oder schleichend war. Ich wäre für schleichend.
Und wann im Laufe der Evolution war es da? Plötzlich oder "schleichend"? Im letzteren Fall hätte man ein Erkennungsproblem, denke ich, es könnte ja schon da gewesen sein, wir haben's nur nicht erkennen können.