Sind nach vorne gerichtete Augen ein Zeichen für Carnivore?

7 Antworten

Hallo,

Ich finde, du vermengt da ganz verschiedene Sachen. Wovon willst oder musst du überzeugt sein, um dich für eine bestimmte Lebensweise zu entscheiden?

Geht es dir bei deiner Entscheidung darum, für welche Ernährung der Mensch von Natur aus "konstruiert" ist? Dann musst du auch die richtigen Merkmale betrachten! Die Richtung der Augen ist da nur bedingt ein gutes Merkmal: Eine Stellung mit einer großen Überschneidung der beiden Sehbereiche ermöglicht ein gutes räumliches Sehen. Bei unseren baumlebenden Vorfahren war dies trotz pflanzlicher Ernährung wichtig, um beim Turnen und Springen im Geäst die Entfernung zum nächsten Ast richtig einschätzen zu können. Viele Beutegreifer brauchen es, um ihre Beute richtig orten zu können. Für Aasfresser ist es dagegen, trotz Fleischnahrung, nicht von Bedeutung. Mit der Ernährungsweise hat die Stellung der Augen also nichts zu tun. Und Krallen? Bei Katzenartigen werden diese zum Halten und teilweise auch zum Töten der Beute genutzt richtig. Bei manchen Greifvogelarten auch, bei anderen nicht, auch bei fleischfressenden Säugetieren wie Hundeartigen nicht. Auch bei manchen rein pflanzenfressenden Nagetierarten würde ich von Krallen sprechen. Andere alles- also auch Fleisch- fressende Säuger wie Schweine haben gar Hufe! Auch das Vorhandensein oder nicht von Krallen scheint mir also kein gutes Merkmal zu sein!

Ein besseres Merkmal ist für mich das Verdauungssystem: Eine Tierart, die in der Lage ist, leichter verdauliche tierische Nahrung genauso wie leichter verdauliche pflanzliche Kost zu verarbeiten, schwer verdauliche pflanzliche Kost (Zellulose) aber genauso wenig wie derbe tierische Nahrung (Knochen, Sehnen,..) würde ich als Allesfresser bezeichnen. Und am Anfang des Verdauungssystems steht das Gebiss, und liefert da wertvolle Hinweise. Aber Achtung, hier grassieren im Netz sehr viele Falschinformationen! Oft wir behauptet, dass zum Fleischfressen die Reißzähne unabdingbar seien. Sehr häufig werden dabei die Reißzähne, die Backenzähne sind und zum Zerschneiden dienen, mit den Fangzähnen, den vergrößerten Eckzähnen, die uA zum Festhalten der Beute dienen, verwechselt. Ausgesprochene Reißzähne haben nur Vertreter einer bestimmten verwandschaftlichen Gruppe, der Landraubtiere. Es ist also ein systematisches, auf die Verwandtschaft hinweisendes Merkmal, weniger eines, das allein über das Fleischfressen bestimmt. Auch die Vertreter anderer Familien, siehe Schwein, Paarhufer, fressen Fleisch, obwohl sie keine Reißzähne haben. Und auch vergrößerte Eckzähne sagen wenig: in unserer Verwandschaft, ernährungstechnisch bunt aufgestellt, gibt es reine Pflanzenfresser mit beeindruckenden Exemplaren, während wir, Allesfresser meiner Meinung nach, eher schwach bestückt sind. Für mich das beste Merkmal sind die hinteren Backenzähne. Reine Pflanzenfresser, Kühe, Pferde, Wühlmäuse, haben schmelzfaltige, Allesfresser wie Schweine, Echte Mäuse oder wir schmelzhöckrige Backenzähne.

Ich habe mal gesehen, wie ein Pferd einen Vogel gegessen hat.

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Menschen sind Omnivoren deren biologische Nische darin bestand, Nahrung zu erhitzen, damit ansonsten unverträgliche Nahrung verfügbar zu machen und die Bioverfügbarkeit von Nährstoffen zu erhöhen, und sich überwiegend (zu ca 80 %) von Pflanzen, und in einem geringeren Anteil (ca 20 %) von Tieren zu ernähren. Das ist, wofür sich unser Organismus in der Evolution angepasst hat, und das sieht man an unserem Verhalten, unserem Gebiss, und unseren Verdauungsorganen sie sich sowohl von anderen Omnivoren, als auch von anderen Menschenaffen unterscheiden, was auf den hohen Konsum gegarter Nahrung zurückgeht.

Nach dem der Mensch sich über den Erdball verteilt hat, hat er immer das gegessen, was verfügbar war. Dort wo wenig Pflanzen und viele Tiere verfügbar waren hat er viele Tiere gegessen, dort wo viele Pflanzen verfügbar waren hat er hauptsächlich Pflanzen gegessen.

Der Mensch kann Fleisch verdauen, aber wenn der Anteil ca 20 % überschreitet, erhöht sich das Risiko für Krebs, Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes Typ 2. Besonders deutlich ist der Effekt bei rotem, verarbeitetem und fettigem Fleisch, tritt aber generell auf.

Auch wenn Menschen in der Vergangenheit fast immer Fleisch gegessen haben und dies auch können, finde ich es persönlich besser, wenn man heute keine Tiere mehr isst. Erstens weil ich es grausam finde Tiere zu essen obwohl es nicht mehr notwendig ist, und zweitens weil die moderne Nutztierhaltung einen gewaltigen Schaden für die Umwelt und das Klima anrichtet. Man kann sich ohne Fleisch und auch ganz ohne Tierprodukte heute ausgewogen ernähren. Es erfordert nur etwas mehr Wissen und Sorgfalt.

Ist es nicht auch grausam Pflanzen und Pilze zu essen? Reduzieren Frutarier nicht die Fortpflanzungschancen des Apfelbaums? Und was wäre gewesen, hätte Isaac Newton seine bahnbrechenden Beobachtungen nicht machen können, weil Frutarier das Studienobjekt Fallobst weggegessen hätten?

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Raubtiere haben nach vorn gerichtete Augen, aber nicht alles mit dieser Augenstellung ist gleichzeitig auch ein Raubtier oder Fleischfresser. Schau Dir mal Lemuren an (Makis, Loris). Das sind vorwiegend Pflanzenfresser und nichts "glotzt" mehr.

Menschen sind biologisch Allesfresser.

Ergibt sich nicht nur aus Augenstellung sondern v.a. aus Gebiss und Stoffwechel

Sagen wir mal so, Menschen sind relativ flexibel. Primaten und fast alle Menschenaffen decken zwar ihren Hauptbedarf aus Pflanzen, insb. bei hochintelligenten Wesen wie bei Schimpansen bilden sich regelrechte "Jagdgesellschaften", die teils nur aus Spaß jagen. Sie essen kleinere Tiere, Ameisen, Vogeleier...

Die Fähigkeit unserer Vorfahren, Beute mit Werkzeugen zu erlegen, hat eine andere ökologische Nische geöffnet und ihnen letztlich ermöglicht, andere Lebensräume zu erschließen. Wild ist auch in kargen Zeiten vorhanden und hat eine hohe Kaloriendichte. Die Rolle bei der Hirnentwicklung ist relativ umstritten.

Das kann man zwar an einigen Merkmalen grob festmachen, aber letztlich spielen auch Enzyme eine Rolle und der Körper ist relativ anpassungsfähig. Wie Fleisch bieten auch Getreide und Milch evolutionäre Vorteile. Kann man alles genetisch nachweisen.

Die Ernährungswissenschaftler sind sich heute überwiegend einig, dass eine pflanzenbasierte Ernährung zu etwa 80% am sinnvollsten ist - ökologisch und gesundheitlich. Kann man aber gut mit veganer Küche mit Hülsenfrüchten, Saaten und Nüssen kombinieren. Eine Mindestmenge tierischer Produkte ist leider unverzichtbar wegen B12, essenziellen Fettsäuren, Kalzium, Zink und Eisen II, das 4x besser aufgenommen wird als das pflanzliche Eisen. Besonders B12 ist leider kritisch und wird nur sporadisch aufgenommen. Deswegen wird min. einmal täglich eine Portion "Tierisches" (ein Ei, 50 g Käse, ein Glas Milch...) empfohlen. Fleisch und Fisch höchstens je einmal wöchentlich.

Es ist zwar auch möglich, alle Nährstoffe aus Tier zu gewinnen wie bei den Inuit, dazu muss man aber schon alles essen - Haut, Knochen, Hirn...

Du wirst aber keine hundertprozentig neutralen Antworten bekommen, weil hier relativ viele Hardcoreveganer unterwegs sind.