Partner mit anderem Glauben?

Das Ergebnis basiert auf 40 Abstimmungen

Ja 50%
Nein 50%

17 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Ja

Wichtig ist mir, dass die Person hinter dem Konzept von Vernunft & Logik steht. Religiöse Ansichten & Handlungen sind legitim, wenn sie rational durchdacht & nicht aus dogmatischen Gründen getan werden. Sie kann z.B. gerne an Jesus glauben, aber müsste logisch begründen können, was sie denn so sehr an Jesus überzeugt.

Woher ich das weiß:Hobby – aktiv praktizierender Buddhist & belesen
Ja

Meine Großeltern waren religionsverschieden, meine Eltern konfessionsverschieden. Familiär gab es deswegen keine Probleme. Allerdings war es in der NS-Zeit schon recht gefährlich. Es klappte da nur durch die "geschönten" Unterlagen bzw. Bescheinigungen.

Es gab nur hin und wieder Stress, weil mein damaliger Religionslehrer ziemlich borniert war.

Viele betrachten das Thema theoretisch und ohne jede Erfahrung oder reflektieren diese Erfahrung nicht wirklich. Darum antworten viele vorschnell mit "Nein". Dabei lautet die Antwort hier "Ja, aber...". Dass man so prinzipiell nein sagt, ist natürlich Blödsinn. Beziehungen sind individuell.

Ich hätte zunächst einmal weniger pauschale Antwortmöglichkeiten gewählt.

"Ja, aber...", "Ja, wenn...", "Nein, aber...", "Nein, wenn..."

Denn pauschale Antworten sind generell wenig aussagekräftig bei einem so hoch komplexen und idividuellen Thema wie Beziehungen und auch Religion und werden dem überhaupt nicht gerecht.

Nun zu meinem "Ja, aber...":

Ich spreche da sogar aus Erfahrung, wenn ich sage, dass das sehr wohl möglich ist. Während ich christlich bin, ist er muslimisch, jedoch ist keiner von uns konvertiert.

Es gibt jedoch, wie gesagt, ein dickes, fettes ABER:

Es braucht extrem viel Respekt und Toleranz dem anderen gegenüber, sowie vor der Religion des jeweils anderen. Man muss sich damit beschäftigen und darüber reden. Es braucht viel Kommunikationsbereitschaft und ebenso Kommunikationsfähigkeiten, damit das dauerhaft funktioniert.

Viele Partnerschaften scheitern in Wahrheit an Kommunikationsproblemen oder mangelndem Verständnis für die Bedürfnisse und/oder Standpunkte des Gegenübers, und das ist hier genauso der Fall.

Wenn einer von beiden seine Religion absolutistisch oder fanatisch lebt und andere Weltanschauungen oder Religionen prinzipiell nicht akzeptiert, dann kann es selbstverständlich auch nicht funktionieren. Ein gewisses Maß an Liberalismus in Sachen Religion und Offenheit anderen Religionen gegenüber sind schon die Grundvoraussetzungen für so eine Beziehung.

Wenn die Religion für jemanden Dreh- und Angelpunkt ist und jede einzelne Entscheidung davon abhängt, auch in Sachen Beziehung, und es keine anderen Themen gibt, dann wird das nichts, das ist klar. Doch ich würde in so einer Beziehung auch nicht mit jemandem sein wollen, der die gleiche Religion hat wie ich. Ich kann damit nichts anfangen, wenn man sich da so sehr in etwas verrennt und es gar nichts anderes mehr gibt. Das hat für mich eigentlich nichts mehr mit Glauben zu tun.

Wie wichtig ist euch zudem, dass ihr die Religion auch in der Partnerschaft lebt - wie sollte das dann aussehen? Das ist überall unterschiedlich. Willst du, dass ihr z. B. gemeinsam an religiösen Aktivitäten/Veranstaltungen teilnehmt oder soll jeder quasi sein Ding machen. In meinem Fall kam er sogar gerne auch mal zu einem Gottesdienst mit und hatte auch noch nie Probleme mit dem Christentum, er hat auch andere christliche Freunde und für mich verhält es sich ähnlich mit dem Islam. Wir konnten uns schon immer anregend sowie offen und ehrlich über unsere religiösen Ansichten und Glaubensfragen austauschen. Für mich war in Gesprächen darüber jetzt gar nicht zwangsläufig spürbar, dass es sich um unterschiedliche Religionen handelt, da es immer unterschiedliche Ansichten und Interpretationen gibt und viel mehr der Kommunikationsstil entscheidend ist. Denn der Austausch über unterschiedliche Meinungen und Ansichten kann sehr bereichernd für den eigenen Glauben sein. Klar, bei gewissen Dingen gibt es eindeutige Unterschiede, aber die kann man auch respektieren und tolerieren und so stehen lassen. Wer will, dass sein Gegenüber immer der gleichen Meinung ist und man alle Standpunkte teilt, sucht besser im Spiegel nach seinem Gegenüber für eine Beziehung.

An sich gibt es jedoch durch Freundschaften oder andere Gruppen auch immer die Möglichkeit seinen Glauben in aktiver Gesellschaft zu leben, ohne dass das jetzt der/die Partner*in sein muss - wie wichtig das jedem persönlich ist, dass das der/die Partner*in ist, weiß nur jeder selbst.

Für mich war es auch Teil des Kennenlernens und der Akzeptanz meines Partners, wie dieser ist, dass ich mich mehr mit seiner Religion beschäftigt habe. Denn natürlich gehört seine Religion zu ihm und auch zu seiner Identität. In meinem Fall habe ich mich zudem z. B. auch an die Regeln bezüglich Schweinefleisch und Alkohol angepasst. Das war für mich persönlich jetzt kein Kompromiss, der mir schwer fiel.

Im Alltag hingegen haben wir selten überhaupt bemerkt, dass wir ja gar nicht die gleiche Religion haben, weil es da oft um ganz andere Themen geht.

Man muss halt wissen, was man will und was einem wichtig ist, und dann darüber offen miteinander reden und gegebenenfalls Kompromisse eingehen. Im Prinzip genauso, wie in jeder anderen Beziehung auch.

Man sollte sich einfach nicht zu sehr auf den Fakt fokussieren, dass man nicht die gleiche Religion hat. Dadurch beißt man sich an etwas fest und ruiniert seine Beziehung. Glaub mir, entscheidend für den Erfolg und die Qualität einer Beziehung sind ganz andere Dinge.

Und um noch auf das häufig genannte Argument der Kindererziehung einzugehen:

Religion hat da eigentlich gar nichts verloren, meine lieben Freunde! Hört auf, Kinder religiös erziehen zu wollen! Lasst sie selbst frei entscheiden und erzieht sie in erster Linie nach eurem besten Gewissen und mit Einfühlungsvermögen und Offenheit und GEWALTFREI zu guten Menschen, so gut es euch gelingen mag. Seid für sie da, liebt sie, wie sie sind und wer auch immer sie eines Tages sein werden. Das ist es, was Kinder brauchen, nicht Religion! Und es bekommen doch nicht alle Paare Kinder, nicht jeder hat einen Kinderwunsch und das ist in Ordnung so. Ob Kinder überhaupt eine Rolle spielen, ist äußerst individuell und nicht das ausschlaggebende Argument bei der hier angesprochenen Frage.

Ihr könnt gemeinsamen Kindern beide Religionen mit auf den Weg geben, genauso wie auch andere Weltanschauungen und Religionen. Wenn ihr euren Glauben liebevoll lebt, seid ihr selbst bereits Vorbild genug und daran können sie sich orientieren, wenn sie das später möchten. Sie können ja beides kennenlernen. Stülpt ihnen bitte nichts über, niemals.

In meinem Fall war das Thema Kinder kein Problem, wir haben aber auch von Anfang an darüber gesprochen und waren uns tatsächlich in den wichtigsten Punkten sofort einig. Er als Erzieher und ich aus dem therapeutischen Bereich kommend hatten zudem schon lange die Erkenntnis, dass uns ganz andere Dinge als Religion wichtig bei der Kindererziehung sind.

Und simple Standpunkte in Sachen wie Kindstaufe, Beschneidung etc. kann man immer von Anfang an besprechen und gemeinsam entscheiden, was einem da wichtig ist. Ich persönlich bin allerdings eh kein Freund der Kindstaufe und selbst auch nicht als Kind, sondern später getauft worden. Eine Beschneidung gilt es auch aus medizinischer/hygienischer Sicht zu betrachten, doch auch darauf muss man nicht zwingend bestehen. Das kann man gemeinsam ausloten - man hört sich unvoreingenommen an, was jeder dazu zu sagen hat, recherchiert gegebenenfalls noch, schläft vielleicht noch eine Nacht darüber und entscheidet dann gemeinsam.

Bitte haltet allerdings andere Personen da raus - das ist etwas, das euch beide und mögliche Kinder betrifft, nicht die Personen, um euch herum, die das gar nichts angeht. Andere Personen und euer Umfeld sollten mit der Entscheidung nichts zu tun haben - das vergiftet ganz schnell jede Beziehung, wenn man beziehungsrelevante Themen lieber mit dem Umfeld bespricht oder gar entscheidet, anstatt miteinander. Macht eure Beziehung und Entscheidungen bitte nicht von eurem Umfeld abhängig - nicht von den Eltern, nicht von den Freunden. Falls diese ein Problem mit etwas haben, ergründet genau, was das tatsächliche Problem ist, ob ihr das selbst auch so seht und ob ihr nach den Vorstellungen anderer leben wollt. Es ist euer Leben und eure Beziehung - nicht deren Leben oder Beziehung.

Mein Tipp an alle: Macht es einfach nicht komplizierter als es tatsächlich ist. Kommunikation und Respekt sind das A und O, wie in jeder Beziehung. Und wenn es scheitert, liegt es in den meisten Fällen nicht an der Religion, selbst wenn diese möglicherweise als Grund gerne mal vorgeschoben wird - es liegt an den Beteiligten und eventuell an Beziehungsproblemen.

Wer erwartet, dass sich der/die Partner*in and die eigenen Vorstellungen anpasst (und in dem Fall konvertiert), sollte zunächst erst einmal an sich und seiner Beziehungsfähigkeit arbeiten - das hat nichts in einer reifen und erwachsenen Beziehung auf Augenhöhe verloren.

Ja

Kann gutgehen.

Wenn beide wenig Glauben haben.

Wenn einer konvertiert.

Wenn die Glaubenssysteme einigermaßen übereinstimmen.

Wenn man den anderen respektiert, und seine Gebete und Gemeindeaktivitäten nicht stört.

Ich würde es mir aber nicht antun wollen, mit jemand zusammenzuleben, der meinen Glauben versucht aktiv zu verändern. Einfach ablehnen halte ich aus. Das hab ich täglich. Ausgelacht werden und den Mund verboten bekommen, ist schwer, aber tolerabel. Immer wieder durchsetzen zu müssen, dass Sonntagsvormittags keine Termine gemacht werden können, lästig, aber solange es nur Gemaule gibt, erträglich.

Aber mir was anderes aufdrängen wollen, da hört es völlig auf für mich.

Das wäre ein Scheidungsgrund für mich. Keine Kompromisse. Weiß er auch. Deswegen macht er es nicht.

Ich stelle es mir schon oft netter vor, mit jemand, der meine Traditionen und Glaubensvorstellungen teilt. Mit dem ich gemeinsam Gott loben kann. Weil Schönes will man doch zusammen erleben. Geht halt nur nicht.

Ja

Aber nur dann, wenn der Partner einen im eigenen Glauben und Glaubensleben nicht behindert. Schwierigkeiten kann es aber in der glaubensmäßigen Erziehung der Kinder geben.