Nur noch 10 Gramm Fleisch pro Tag! Neue Richtlinie für Deutsche?
Laut Meldungen in verschiedenen Presseportalen, soll ein neues Gesetz nach Vorgabe der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), dem allg. Deutschen nur noch 10 Gramm Fleischerzeugnisse pro Tag genehmigt werden. Soweit so gut, nur frage ich mich, wie derart Gesetz (wenn es denn verabschiedet würde) in der realen Einhaltung überwacht werden kann?
15 Antworten
Die DGE macht keine Gesetze. Sie gibt empfehlungen raus. Leider ist sie bei vielen Themen auf dem wissenschaftlichen Stand von ca. 1985 stehengeblieben. Daher eignet sich der Verein nicht als valide und seriöse Quelle was Ernährung angeht.
Und so ein Gesetz wird es niemals geben. Wer soll das kontrollieren? Geht dann Polizei und Ordnungsamt mit Lebensmittelwaagen durch die Gegend. Völliger Quatsch.
Warum sollte man über so einen Unsinn den Du Dir zusammenfabulierst nachdenken?
Du meinst so eine Stempelkarte wie beim Döner Mann? Ach wenn du ein bisschen cleverer wärst, dann würdest du es viel einfacher machen. Zuerst Massentierhaltung verbieten. Dann eine Steuer auf höherwertiges Fleisch, so dass es dermaßen teuer wird, dass der Absatz total einbricht. Ein Teil dieser Einnahmen nimmst du um den Anbau von Gemüse, Getreide, Obst usw. zu subventionieren. Dann verschiebt sich das ganze von alleine in diese Richtung, ohne direkten Zwang und ohne große und kostenintensive Kontrollen....
Ich kann und werde mir auch weiterhin mein Steak leisten ☝️😎
Eine neu geschaffene Ordnungsbehörde ☝️
Ich liebe solche Träume 😂😂😂 ... aber schön, dass das mal in die Welt gesetzt wurde.
Vorgabe ≠ Gesetz
Es wird auch empfohlen regelmäßig Sport zu treiben, nicht zu rauchen und kein/wenig Alkohol zu konsumieren.
Aber natürlich steht das Ordnungsamt nicht vor jeder Kneipe und kontrolliert das auch.
Diese Vorgaben sind (hoffentlich) aber entscheidend für das Essensangebot in Kitas, Schulen und Kliniken (wobei auch jetzt schon viele Vorgaben nicht unbedingt befolgt werden)
Was soll gut daran sein? Menschen in Schulen und Kliniken sollten selbst entscheiden können was sie essen möchten
...du willst, dass kleine Kinder selbst entscheiden, was sie essen? Na holla, dann gibts aber jeden Tag Pizza und nie wieder Gemüse
In Kliniken gehts vor allem darum, dass Menschen die ohnehin schon krank sind, eine optimale Ernährung erhalten
Natürlich nicht nur Pizza aber dass es von allen was gibt: mit Fleisch, vegetarisch und Vegan
Aber auch dann können Kinder nicht entscheiden, welche Ernährung optimal für sie ist. Ihnen fehlt schlicht das nötige Wissen für eine ausgewogene ernährung - ein Wissen, welches auch vielen Erwachsenen fehlt. Daher ist das Essensangebot eben angepasst und wird von ausgebildeten Mitarbeitern zubereitet.
Dann erklär mir mal wie man Kindern nur 10 Gramm Fleisch servieren soll oder anderen Menschen.
Indem man ihnen einmal in der Woche, ein Stück Fleisch, welches 10g wiegt? Bei uns in er Kita ist das schon Standard (ich glaube es sind allerdings 25g)
Das ist ja garnichts. Mit 10 Gramm kann man ja nicht mal wad kochen
Dafür wurde aber schon ziemlich oft aufgezeigt, das Krankenhausessen minderwertig, schlecht zusammengestellt und teils soger einer Genesung abträglich ist...
soll ein neues Gesetz
Schon das ist Unsinn.
Es handelt sich um eine Empfehlung der DGE.
So wie es auch jetzt bereits eine Empfehlung gibt, die du befolgen oder eben ignorieren kannst. Weil sie eben eine Empfehlung ist und kein Gesetz.
Aus einer anfänglichen Empfehlung, kann auch ein Gesetz werden! Geduld.
Ach hör doch mit diesem Schwachsinn auf.
Wie bereits gesagt gibt es bereits Empfehlungen, auch die sind nie ein Gesetz geworden, trotz aller Geduld nicht.
Es gibt sehr viele Empfehlungen von sehr vielen Behörden, die sind alle keine Gesetze, aber wenn man dir das Fleisch kürzen möchte ist da natürlich im Hintergrund eine Verschwörung am laufen.
Lass mich raten, die Verfassung wollen sie auch gleich dahingehend abändern, dass die gesetzlich vorgegebene Einschränkung deines Fleischkonsums mit ihr vereinbar ist?
Die Welt, in der du lebst, klingt spannend. Aber ein gelegentlicher Ausflug in die Realität wäre dennoch zu empfehlen.
Überhaupt nicht! Außerdem gibt es da genügend Mittel und Wege um an sein Fleisch zu kommen. Dieses"Gesetz", wenn es das dann irgendwann gäbe,wäre mal wieder an Schwachsinn nicht zu überbieten.
,wäre mal wieder an Schwachsinn nicht zu überbieten.
Es gibt noch keinen Anlass solch einen Schwachsinn unserer Regierung anzuhängen.
„Bild“-Kulturkampf ums Fleisch
31. Mai 2023
Wenn aus der Currywurst eine Ente gemacht wird
von Martin Rücker
Kulinarische Themen sind für „Bild“ oft ein großes Vergnügen. Abspecken mit der „Kartoffel-Diät“? Aber hallo! Und wem das nicht hilft, für den hat „Bild“ ja noch die „Milch-Diät“, die „Schoki-Diät“, die „Bier-Diät“ – und die „Ghetto-Diät mit Döner und Pommes“. Irgendein Experte findet sich immer, der das irgendwie begründen kann, manchmal hat er zufällig gerade sogar ein Buch zum Thema geschrieben. Je skurriler die Idee, umso gewisser die Schlagzeile. Und wo noch eine Lücke klafft, lässt „Bild“ zur Not eine „Eis-Diät“ mal eben selbst „exklusiv“ entwickeln. Ein bisschen Spaß muss sein.
Schluss mit lustig ist für „Bild“ allerdings, wenn uns jemand lieb gewonnene Nahrungsmittel – vorzugsweise: alles mit Fleisch – wegnehmen möchte. Wird es dazu gerade auch noch ein bisschen warm draußen, wie am vergangenen Wochenende („Bild“-Wettervorhersage: „Millionen Deutsche freuen sich aufs Grillen!“), ist es noch nicht einmal vonnöten, dass „uns“ jemand uns das Fleisch so richtig „wegnehmen“ will. Es reicht bereits, etwas zu tun, was sich so drehen lässt, also könnte weniger Fleisch eine Folge davon sein.
Also, theoretisch.
Schlagzeile auf der Bild.de-Startseite: "Brisanter Vorschlag zum Fleischkonsum: Nur noch eine Wurst pro Monat für jeden!"
Schlagzeile auf Bild.deScreenshot: Bild
Dieses Mal war dieser Jemand die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), eine wissenschaftliche Fachgesellschaft. „Nur noch eine Wurst pro Monat für jeden!“, titelte Bild.de am Pfingstsamstag – und schob die bange Frage hinterher:
„Wird Currywurst bald endgültig aus den Kantinen verbannt?“
Die Antwort darauf natürlich: Nein. Womit eigentlich schon alles gesagt wäre. Doch weil „Bild“, wenn es ums Essen geht, im Kulturkampf ist, lohnt ein näherer Blick auf die Details der Geschichte – und auf das, was aus der Meldung wurde.
Heizen ohne Gas und Grillen ohne Wurst?
Die vom Bundesernährungsministerium (BMEL) geförderte DGE überarbeitet gerade ihre „lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen“. Laut „Bild“ will sie „den Bundesbürgern einen radikalen Fleischverzicht nahelegen“ – so stehe das in den „Auszügen“ eines „internen Dokuments“, denen zufolge die DGE eine „Höchstgrenze von gerade einmal zehn Gramm Fleisch pro Tag“ festlegen möchte. Was umgerechnet bedeute:
„Pro Bürger wäre nur noch eine Currywurst pro Monat drin!“
Und das alles, weil die DGE ihre Empfehlungen nicht mehr nur an der menschlichen Gesundheit, sondern auch an Umweltaspekten ausrichte.
Das ist in dieser Zuspitzung natürlich Quatsch. Auf Anfrage erklärt die DGE, es gebe derzeit weder eine neue Empfehlung noch einen Entwurf dafür. In einem Konsultationsprozess habe man Fachkreisen und Wirtschaftsverbänden (wie sie auch im Bild.de-Text ausführlich zitiert wurden) verschiedene wissenschaftliche Methoden zur Errechnung der Ernährungsempfehlungen vorgestellt, die gesundheitliche und ökologische Aspekte vereinen. Eines der Rechenmodelle habe dabei tatsächlich zehn Gramm Fleisch pro Tag ergeben. Doch eine „Empfehlung“ ist das noch lange nicht. Bisher hat sich die DGE nach eigenen Angaben noch nicht einmal auf eine Methodik festgelegt.
In einer Twitter-Diskussion macht die Fachgesellschaft gar keinen Hehl daraus, dass sie künftig wahrscheinlich ein höheren Anteil pflanzlicher Nahrungsmittel empfehlen wird als bisher. Ernsthaft überraschen kann das niemanden: In der Wissenschaft besteht ein breiter Konsens, dass eine Ernährung, die gleichermaßen gesund für uns und für den Planeten ist, mit deutlich weniger Fleisch auskommt. Dass sich die DGE auch um Nachhaltigkeitsaspekte kümmert, ist ebenfalls keineswegs neu.
Aber weil das Bundesernährungsministerium gerade von den konstant unter Ideologie-Verdacht stehenden Grünen geführt wird, passt es eben so schön ins narrative Konzept: Robert Habeck, der uns die Gasheizung rausreißt oder gleich ganz das Heizen verbietet – und Cem Özdemir, der uns die Currywurst vom Teller nimmt.
„Brisant“ findet „Bild“ den ganzen Vorgang in ihrer Fleischeslust denn auch vor allem aus einem Grund: Weil die DGE-Empfehlungen „noch in diesem Jahr in die neue Ernährungsstrategie“ Özdemirs einfließen und damit „quasi amtlich werden“ sollen. Zwar räumt der „Bild“-Text ein, dass „sich per se keiner an die Richtlinie [gemeint ist: Empfehlung] halten“ müsse – „doch Kantinenbetreiber könnten dazu faktisch gezwungen werden, wenn sie ihr DGE-Zertifikat behalten wollen“.
„Quasi amtlich“
Spätestens an dieser Stelle ist die „Bild“-Geschichte arg frei konstruiert, um überhaupt eine Geschichte zu sein. Offenbar soll alles nach viel mehr klingen („quasi amtlich“), als es ist.
Denn dass sich Politik nach wissenschaftlichen Empfehlungen richten will, wie Özdemir in seinem Eckpunktepapier zur Ernährungsstrategie ankündigt, ist eher trivial denn brisant. In die Zusammenarbeit zwischen DGE und BMEL lässt auch nicht allzu viel hineingeheimnissen: Ja, das Ministerium gehört zu den Finanziers der Fachgesellschaft und hat laut Satzung Stimmrechte in den Gremien der DGE – die ihre Positionen jedoch nach transparenten wissenschaftlichen Daten erarbeiten muss. Was auch für die „lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen“ gilt, deren stete Überarbeitung das Ministerium unter Özdemir genauso fördert wie bereits unter den – nicht-grünen! – Özdemir-Vorgänger:innen, zuletzt unter Julia Klöckner von der CDU.
Vor allem aber bleiben die Empfehlungen immer noch eines: „Empfehlungen“. Solche gibt es schon lange – ohne, dass sie irgendjemanden groß gestört hätten. Bisher liegt die DGE-Empfehlung bei „nicht mehr als 300 bis 600 g [Fleisch] pro Woche“. Obwohl der tatsächlich Fleischkonsum im vergangenen Jahr so niedrig war wie seit Jahrzehnten nicht, lag er immer noch bei fast einem Kilogramm pro Woche. Was die DGE aus wissenschaftlichen Gründen rät, ist eben nur das eine Ende der Wurst. Was die Menschen damit machen, ein ganz anderes.
Daran ändert auch die Sache mit den Kantinen („faktischer Zwang“) nichts. Was „Bild“ nicht erwähnt: Bisher tragen nach DGE-Angaben bundesweit gerade einmal lächerliche 172 Betriebskantinen das Zertifikat der Fachgesellschaft. Auch für „Bild“ dürfte es gar nicht so einfach sein, eine solche ausfindig zu machen.
Die Kantinen von Axel Springer – „mehrfach ausgezeichnet“ und mit einem hohen veganen/vegetarischen Anteil, wie ein Verlagssprecher auf Anfrage mitteilt – sind jedenfalls „nicht DGE-zertifiziert“. Auch all jene Kantinen, die bereits heute, aus freien Stücken, keine Currywurst auf ihren Speiseplan schreiben, tragen mit größter Wahrscheinlichkeit kein DGE-Siegel und haben sich völlig frei von „faktischen Zwängen“ so entschieden. Umgekehrt könnten sie das Zertifikat jedoch auch dann bekommen, wenn sie Currywurst anbieten, solange das Angebot nur insgesamt ausgewogen ist – heute wie in Zukunft. Das zu ändern, ist nicht geplant.
Mit dem konstruierten Kantinen-Dreh und wegen des Seitenhiebs auf die Grünen aber schaffte es die verquere „Bild“-Meldung, die Runde zu machen. Schon auf Bild.de zeigt sich die Hauptgeschäftsführerin des Fleischverbands überraschenderweise „entsetzt“, und der „CDU-Ernährungsexperte Albert Stegemann“ (der, was unerwähnt bleibt, Landwirt und Viehvermarkter ist) warnt, die DGE dürfe nicht „für eine bevormundende Ernährungspolitik eingespannt“ werden. „Focus Online“ kaute die „Bild“-Gesichte ebenso nach wie die „Berliner Zeitung“, der Journalist Boris Reitschuster natürlich auch, er schreibt:
„Schon wieder eine Bevormundung geplant.“
Stille-Post-mäßig setzen viele Medien noch einen drauf. Das Portal News.de fabuliert etwas von „Fleisch-Rationierung“, beim Ippen-Digital-Angebot „Merkur“ heißt es falsch, dass Kantinen an die DGE-Empfehlungen gebunden wären („Kantinen müssten Fleischangebot reduzieren“) – und das alles, obwohl die Currywurst doch ein „sehr wichtiger Bestandteil deutscher Essenskultur“ sei. In der Bildunterschrift fragt das Portal: „Kommt jetzt ein Currywurst-Verbot?“ Und der „Express“ macht aus allem gar einen „Regierungsplan“.
Im Insekten-Lager, totalüberwacht
So entsteht eine Melange aus Clickbait- und politischen Kampfartikeln, mit denen Medien sich zum Teil eines politischen Lagers machen, das seine Gegner bekämpft. Auf eine gemeinsame Faktenbasis kann man sich da kaum noch verständigen, jeder glaubt einfach an seine eigene Wahrheit; wie an das Narrativ der übergriffigen Grünen, die alles verbieten wollen, was Spaß macht. Dass es kein Grüner, sondern eine Fachgesellschaft ist, die wissenschaftliche Empfehlungen vorbereitet: pfffft.
Spätestens mit den politischen Reaktionen verselbständigt sich dieses Narrativ.
„Warum soll immer alles verboten werden?“, kommentierte CSU-Chef Markus Söder auf Twitter die Meldung, die nichts mit einem Verbot zu tun hat, aber: „Was die Menschen essen, sollen sie selber bestimmen. Wir leben in einer Demokratie.“ Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger setzte noch einen drauf: „Bald dann noch 1 Gramm = 1 Mehlwurm, verabreicht mit den Tabletten gegen Mangelernährung“, twitterte er, offenbar bei der Verarbeitung seiner Insektenphobie noch nicht weit fortgeschritten. (Die Phobie rührte von einer EU-Zulassung für Insektenprodukte her, was bereitwillig dahingehend fehlinterpretiert wurde, dass uns Insekten ohne Kennzeichnung sogar in veganen Lebensmitteln untergemischt werden dürften – auch das natürlich eine Ente.)
Und wenn man denkt, wurstiger geht’s nicht mehr, bekommt von irgendwoher auch noch Tichy seinen „Einblick“ in die grüne Seite der Macht. „Fleischverzicht wird offizielle Richtlinie“, heißt es in dem rechtspopulistischen Magazin auf Basis der „Bild“-Meldung: „Nur noch EINE Scheibe Wurst pro Tag – dafür mehr Insekten“. Wobei man sich nicht einmal die Mühe macht, das mit den Insekten herzuleiten – es steht da einfach wie ein Fakt.
Am Ende jedenfalls droht bei Tichy der „grüne Totalüberwachungsstaat“, denn: „Es geht wohl wie beim Wärmepumpengebot und Verbrennerverbot hauptsächlich um den Machtanspruch einer grünen Elite: Die Bürger sollen auf allen Ebenen ihrer Entscheidungsfreiheit beraubt werden. Was sie essen, wie sie heizen, wie und wohin sie fahren – der Staat entscheidet, kontrolliert und überwacht jede, aber auch jede Lebensäußerung. Freiheit wird zu einem theoretischen Konstrukt.“
Und wer weiß, vielleicht wird auch die Currywurst in den Kantinen eines fernen Tages wirklich nur noch ein theoretisches Konstrukt sein. Enten werden dann wohl die einzigen Tiere sein, die uns ganz sicher auch dann noch reichlich aufgetischt werden."
https://uebermedien.de/84877/wenn-aus-der-currywurst-eine-ente-gemacht-wird/
"Fleischerzeugnisse-Bezugskarte" ..., denk darüber nach! ;)