Muss man als Sänger seine Lieder selber schreiben können?
Ich hatte letztens einen sehr emotionalen Meinungsaustausch mit meinem Freund und meinem Bruder gehabt darüber, ob ein Künstler "wertvoller" ist, wenn er seine Lieder selber schreibt/schreiben kann.
Beide sind der Meinung, dass wenn ein Sänger seine Lieder schreiben lässt, dann singt er quasi nur eine Hirnverbrannte Grütze die er nicht versteht und es ist auch kein Gefühl hörbar. Wenn er aber widerum seine Lieder selber schreiben kann, dann ist das ein wertvoller Beitrag zur Kultur (mal überspitzt von mir beschrieben).
Meine Meinung ist, dass ein guter Sänger nicht zwangsläufig auch ein guter "Schreiberling" sein muss. Manch einer kann halt besser schreiben, der andere besser singen. Sind deshalb Bands oder Solokünstler weniger Wert weil sie sich was schreiben lassen?
Um die Info noch zu geben, beide Männer stehen eher auf härtere Musik, wobei Z.B. Metallica noch das seichteste ist was sie hören und ich bin absolut zufrieden damit bin, den ganzen Tag das Radio rauf und runter klimpern zu lassen. Wir haben nunmal einen anderen Musikgeschmack. Macht das aber das "nur-singen-Talent" von jemandem minderwertig nur weil er kein genialer Komponist ist?
Wie ist eure Meinung?
9 Antworten
Ein Sänger kann eine tolle Stimme haben, ja. Nur wird er - meiner Meinung nach - diese Stimme nie zu eins null null f*cking einhundert Prozent entfalten können, wenn er nicht hundert f...cking pro hinter dem steht was er singt. Denn wie du schon festgestellt hast, ist Singen und allgemein Musik etwas sehr Emotionales.
Nun aber die gute Nachricht: Wem von uns hat nicht schon mal das Höschen gebrannt wegen eines Liedes, das wir so abgrundtief masterlike fanden? Eins von diesen Liedern, das einem Gänsehaut gibt, bevor es einen endgültig wegbamt. Ich denke, dass ein Sänger auch mit so einem Lied hundert Prozent geben kann.
Kleine Anmerkung, damit du deine männlichen Lebenserfrischer besser verstehst: Metalbands und ihre Zuhörer haben seitens der Wackelpopo-Sängerinnen-Gesellschaft öfter mit dem Vorwurf zu kämpfen, dass Metal ja keine Musik oder aber total unmusikalisch etc. sei. Diesen Vorwurf - der übrigens von absolut miserabler Musikkenntnis zeugt - kontert die stählerne Gemeinschaft dann damit, dass Metalbands mehr hinter ihrer Musik stünden, da sie alles selber schrieben (meine Deutschlehrerin wäre stolz auf mich) - im Gegensatz zu Superstars, die mit Bohlen-Songs an die Chart-Decke knallen (wenngleich man auch das nicht verallgemeinern kann und es viele geilomatische selbstschreibende oder extrem gut covernde Sänger gibt).
Von viel cooler habe ich nirgends geschrieben, ebenso wenig, dass ich irgend einen Sänger "hassen" würde. Noch weniger habe ich behauptet, ein Sänger müsste selber schreiben, um gut zu sein. Lediglich, dass er das was er singt auch so meinen muss. Mariah Careys beachtlicher Stimmumfang beträgt ca. fünf Oktaven. Lass die Kirche bitte im Dorf.
Ich habe verglichen an meinem Alter selber eine lange musikalische Ausbildung hinter mir und ich traue mir durchaus zu, Sänger und Musiker objektiv zu beurteilen. Für Metalbands gilt das gleiche wie für Sänger. Auch hier gibt es überaus talentierte und die Normalos, wobei man kein musikalisches Ausnahmetalent benötigt, um berühmt zu werden. Die Ärzte oder Die Toten Hosen beispielsweise stehen bei mir nicht für musikalische Genies - sie schreiben aber geniale Texte, die vielen Leuten gefallen (sind aber selbstverständlich keine Metalbands, falls jemand den Drang verspürt, mich darauf hinzuweisen).
Deine Meinung ist richtig. Der Textdichter muss seine Arbeit so abliefern, dass sie wie eine zweite Haut für den Interpreten maßgeschneidert ist. Er oder sie bleibt der Mensch im Hintergrund. Merkt das Publikum, dass Interpret und Text nicht zusammen passen, wird es fast immer ein Flop. Allerdings passiert das kaum, weil der Intepret gar nichts annehmen wird, was nicht zu ihm passt. Außer es handelt sich um einen Nachwuchskünstler, derm man kaum ein großes Mitspracherecht einräumt.
Dankr für deine Antwort. Natürlich ist es immer schöner zu sehen, wenn jemand eigene komponierte Lieder perfekt vortragen kann (ich führe da mal Tenacious D als "Vorbild" an), aber das eine erzwingt nicht das andere. Und für ein wundervoll komponiertes Lied findet sich früher oder später der passende Sänger. Eben weil er die enthaltenen Emotionen genau nachfühlen und widergeben kann, so als wäre es "für ihn" auf den Leib geschrieben.
Genau so ist es. Solltest du dich näher mit der Materie befassen wollen und vielleicht selber mal was Schreiben, empfehle ich dir das Buch von Edith Jeske und Tobias Reitz " Handbuch für Songtexter." Es ist jeden Cent wert, und Frau Jeske ist eine sehr nette, erfolgreiche Frau. Kannst auch unter ihrem Namen googeln oder unter "Celler Schule" schauen.
Ich finde man muss die lieder nicht selber schreiben, aber wenn man bekannter ist oder so könnte man sich ja auch mal als Liedschreiber versuchen
Nein, nicht alle Sänger schreiben auch die Texte zum Sound. Peter Maffay hat "über Sieben Brücken" auch nicht geschrieben. Sound und Text ist nicht das selbe. Gibt auch Musiker die Singen Lieder, wo Sie weder Text noch Musik dazu geschrieben haben.
Kennst Hans Zimmer???
ALso ich finde als guter sänger sollte man schon seine texte selber schreiben können , einfach was nachträllern kann ja jeder
Ganz genau das selbe F* cking Argument wurde mir immer wieder, fast bis zum Erbrechen aufgetischt. Metalbands sind ja so viel cooler, weil sie ihre Texte selber schreiben und ihre Musikinstrumente selbst beherrschen. Bullsh*t in meinen Augen. Ein musikalisches Ausnahmetalent wie z.B. Maria Carey, die 8 Oktaven im Schlaf runtersingt (was an ein stimmliches Genie grenzt und nur einmal in einer Genaration auftritt) hat höchstens mal an einem Lied mit-komponiert. Das macht aber noch lange nicht ihre größten Hits zunichte oder stellt sie als Sängerin unter den Scheffel.
Wenn man beides kann (singen und schreiben) ist das doch perfekt, aber wenn man nur eins von beiden beherrscht ist man noch lange kein schlechter Künstler, egal wie sehr du das Können desjenigen hasst. Darum geht es, um das über-den-Tellerrand-schauen. Jedem das seine und jeder wie er kann, verdammt nochmal.