Mercedes w202 c180?

2 Antworten

Die C-Klasse W202 ist alt, aber ein gutes Auto und dank der einfachen Technik auch im Alter bzw. durchaus auch als erstes Baujahr '93 empfehlenswert. Ich fahre selbst seit vielen Jahren einen C180 von 1997 - den habe ich nicht primär deswegen so lang behalten, weil ich ein riesiger Autofreak wäre, sondern weil er so unfassbar robust ist und einfach nicht kaputt geht: Aktuell hat er 281.000 Kilometer auf dem Zähler, die größten Reparaturen waren mal der Kühler und der Luftmassenmesser (beides ca. 300 Euro), beim Vorbesitzer noch das Zündschloss mit Schlüssel und die Lichtmaschine - das ist aber schon beides ewig her, war so um 2004. Ich habe den gebraucht gekauft.

Rost betrifft zwar viele Exemplare, aber nicht jeden W202. Meiner fängt jetzt allmählich ganz langsam an der Unterkante der Fahrertür außen und am Kotflügel vorn links an zwei Stellen an zu pilzen, aber das darf er bei dem Alter und der Laufleistung und ich mache da jetzt auch nix mehr, weil ich das Auto nicht als Oldtimer im Superzustand fahren will, sondern als Gebrauchsfahrzeug mit robuster Technik. In Bremen produzierte Exemplare (ehemaliges Borgward-Werk) sind tendenziell besser verarbeitet und weniger rostfreudig denn die C-Klassen aus Sindelfingen. Weil das damals schon bekannt war, legte ich Wert auf ein norddeutsches Fahrzeug. Man erkennt Bremer C-Klassen an der Fahrgestellnummer "WDB202...1F......" statt "WDB202...1A......" für Sindelfingen. Besser gegen Rost geschützt sind nach den Werksferien gebauten Fahrzeuge aus den Produktionszeiträumen von Mitte-Ende Juli bis etwa Ende September, als die Werkzeuge noch spitz waren, die Tauchbäder noch nicht kontaminiert und die Blechzuschnitte eindeutiger/präziser.

Typische Schwachstellen des W202 sind schnell erzählt: Schlüssel und Zündschlösser, ab 1997 das ELCODE-Schloss und defekte ELCODE-Schlüssel (kosten ca. 300 Euro, sind nur bei Mercedes lieferbar); Rost natürlich wie oben beschrieben, dazu die Traggelenke vorn und alle 90.-100.000 Kilometer die vorderen Spurstangenköpfe, dazu kann beim M111 Benzinmotor (C180 bis C230) bei höherer Laufleistung die Zylinderkopfdichtung zwischen dem 3. und 4. Zylinder undicht werden (Merkmal dafür ist Kühlwasserverlust ohne Undichtigkeit am Auto; man sieht das Leck an der Kopfdichtung von unten, wenn man die Karre auf die Bühne nimmt ganz gut). Die Bremsleitungen sind als mal verrostet, aber da hilft meist entrosten und gut einfetten, ein typisches Benz-Leiden aller Modellreihen bis heute. Die Lenkung hat als zu viel Spiel, auch das ist typisch Mercedes. Das Differenzial wird oft ölfeucht, aber andererseits: Wenn's trocken ist, ist es auch nix, dann rostet's nämlich. Gelegentlich gehen Kombi-Instrumente kaputt (vor allem ab September 1995, da gab es ein Neues aus der E-Klasse W210), auch können Fuß-Feststellbremsen insbesondere der Automatikmodelle einseitig ziehen, weil sie so selten benutzt werden: Wer sie bei jedem Abstellen betätigt, umgeht das Problem ganz galant.

Arg viel mehr ist nicht zu beachten. Der W202 ist auffallend robust und langlebig, sehr zäh und haltbar. Was man noch sagen müsste: Öl- und Filterwechsel sind alle 15.000 Kilometer fällig, mineralisches 10W-40 Öl reicht; 5W-30 usw. verträgt er gar nicht - da kann es sein, dass er das Tickern und Schlagen anfängt (Hydrostößel). Beim Öl reicht 15W-40 nach Mercedes-Freigabe Blatt 229.1 aus, das gibt es für vier Euro den Liter, wenn man keinen teuren Namen braucht; 10W-40 kann man auch machen, alles andere ist sinnlos. Ich fahre seit Jahren günstiges Öl wechselnder Hersteller (Mannol, EuroLub, CarTechnic usw.) und es ist völlig in Ordnung.

Die Bremsflüssigkeit sollet man bitte alle zwei Jahre und am besten im Frühling wechseln (ist hygroskopisch, d.h. sie zieht Wasser an), Automatikölwechsel sollte man so alle vier Jahre mal machen, Spureinstellung mache ich persönlich jedes Jahr bzw. Achsvermessung, aber das ist nur mein Eigenwert. Ab Werk war kein Automatikölwechsel vorgesehen, er macht aber Sinn. Die Automatik selbst hatte bis 1996 vier Gänge, dann fünf; speziell der ansonsten recht gemütliche, viel Anlauf benötigende Mercedes C180 mit 122 PS zischt mit fünf Gängen etwas dynamischer ab und bewältigt Steigungen flotter, ein Sportwagen wird er aber dadurch nicht.

Viel ist sonst eigentlich nicht zu befürchten. Die Verschleißteile sind allesamt günstig, selbst wenn man sie bei Mercedes kauft. Man wird sie auch nur selten gebrauchen, ich habe z.B. noch den ersten Auspuff drunter - und wie gesagt alle Aufzeichnungen seit der Auslieferung/dem Kaufvertrag von 1997.

Ich traue meinem 25 Jahre alten Benz noch gut über den Weg, würde auch mit einem 1993er C180 klar kommen und hätte zu dem mehr Vertrauen als zu jedem neueren Fahrzeug. Deswegen kaufe ich nach Möglichkeit wieder so einen, wenn meiner mal am Ende angekommen sein sollte.

Preislich sage ich es mal so: Bis 2500 Euro solltest du was Ordentliches finden. Der W202 ist kein cooler Klassiker, kein Youngtimer, kein Hipster-Autos; er hat zwar Fans, aber er ist für die Mehrheit einfach nur ein kantiger, langweiliger, alter Benz, den irgendwelche Opas fahren. Er ist nicht so cool wie der 190er, er ist kein 124er, er rostet ggf. sichtbar, er ist noch gefühlt zu "modern" mit bis zu vier Airbags und ESP, man sieht ihn zu oft (weil er so ungemein zuverlässig ist) ... das drückt die Preise.

Ich hoffe, ich konnte dir helfen, aber einen gepflegten C180 W202 empfehle ich dir uneingeschränkt weiter, sofern er nicht schon Rostlöcher hat und nicht sechs Vorbesitzer schon damit unterwegs gewesen sind.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen 😉👍

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@rotesand

Nichts zu danken.

Du bist was den W202 angeht der mit Abstand größte Experte hier.

Wünsche ich dir ebenfalls

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  • Wenn nur der Rost nicht wäre...
  • Wichtig wäre deswegen, vor dem Kauf unbedingt einen unabhängigen Fachmann zu Rate zu ziehen der das Fahrzeug hinsichtlich Rost beurteilt, z.B. vom ADAC
  • ich bin leider zu wenig im Thema um sagen zu können ob die letzten Baujahre in dieser Hinsicht besser sind als die frühen Modelle.
  • Aber dennoch würde ich nur eins der ganz späten Baujahre nehmen, weil es sich einfach so oder so um sehr alte Autos handelt
  • denn je jünger ein Auto ist desto weniger Probleme treten nunmal auf, unabhängig wie der Kilometerstand ist, z.B.:
  • mit der Elektrik, Kabelbäumen, Lichtmaschine, Zündspulen, Lambdasonde, Falschluft durch Undichtigkeiten im Ansaugsystem, Luftmassenmesser, Undichtigkeiten/Korrosion im Kühlsystem, AGR-Ventil, Einspritzanlage, Steuergerät, Nockenwellenverstellern, Nockenwelensensor, Lichtmaschine, Wasserpumpe, Motorlagern, ABS-Sensoren, rostenden Bremsleitungen, festgehenden Bremssätteln, ausgeschlagenen Antriebswellen wegen rissiger Gummimanschetten, porösen Fahrwerks-Gummilagern und ausgeschlagenen Lenkungs- und Fahrwerksbuchsen (von denen es an der komplex aufgebauten Hinterachse dieses Autos jede Menge gibt), Koppelstangen, lockeren Hitzeschutzblechen, hoher Ölverbrauch durch ausgehärtete Ventilschaftdichtungen oder zu sitzende Ölabstreifringe an den Kolben, defekte Zylinderkopfdichtung, , defekte Tankanzeige, ...diese Liste ließe sich nahezu endlos fortführen.
  • Auch ein unabhängiger Gutachter kann solche Probleme bei einer äußerlichen Prüfung auf der Hebebühne nicht vorhersagen. Immerhin kann er feststellen ob Motor und Getriebe ölfeucht sind, das wäre ein totales Ausschlußkriterium. Besonders der Motor muss furztrocken sein.
  • Selbst der sprichwörtliche Rentner-Mercedes mss nicht immer gut sein. Nach meiner Erfahrung neigen Rentner mit fortschreitendem Alter dazu, die Wartung zu vernachlässigen, u.a.weil sie einfach vergessen was wann gemacht wurde
  • Zudem sind die häufigen Kurzstreckenfahrten von Rentnern zum Arzt und zum Einkaufen dem Auto wenig zuträglich

Typische Mängel sind abgesehen von Rost allerdings selten:

Abbrechende Schiebedachführungen. Kombirelais Wischer/Heizung/Heckscheibenheizung. Luftmassenmesser (ausgenommen frühe C180 und C200) Lenkungsdämpfer (Folge: schwammige Lenkung)

Wenn nur der Rost nicht wäre...

https://www.c-klasse-forum.de/index.php?w202---schwachstellen/

https://www.motor-talk.de/forum/was-sind-die-probleme-des-w-202-t1508020.html

https://www.db-forum.de/threads/w202-kaufberatung-typische-maengel.18138/

https://www.auto-motor-und-sport.de/oldtimer/mercedes-c-klasse-w202-kaufberatung/

"Der etwas blass wirkende Nachfolger der fast schon legendären 190-Baureihe gilt mechanisch als robust und zuverlässig. Während die Innenausstattung kaum Verschleiß erkennen lässt, nagt an der Karosserie oft intensiv der Rost.

Franz-Peter Hudek

06.10.2015

Karosserie-Check

Rost tritt vor allem an den Kontaktstellen zwischen den Kunststoffanbauten und der Karosserie auf. Ferner am Schloss, an der Griffleiste und an der unteren Kante des Kofferraumdeckels, unter den oberen Türdichtungen, unter den Stoßleisten, unter der Leiste der Fensterkante, am Loch für die Antenne sowie an den Aufnahmen der Wagenheber. Auch die Federaufnahmen der Radaufhängungen sind rostgefährdet, was zu einem Sicherheitsrisiko werden kann. Kurioserweise gelten die Fahrzeuge ab der großen Modellpflege von 1997 als besonders gefährdet.

Technik-Check

Die Dieselmotoren gelten bei regelmäßiger Wartung als unzerstörbar und erreichen Laufleistungen bis zu 500.000 Kilometer. Nur die 220-CDI-Motoren haben Probleme mit der elektronischen Verteilereinspritzpumpe. Bei den Benzinmotoren sind es die Luftmassenmesser, bei den Kompressor-Varianten kann es zur Rissbildung bei den Edelstahlkrümmern kommen. Das Differenzial neigt zu leichtem Ölverlust. Poltergeräusche der Vorderachse deuten auf verschlissene Gummilager hin."

P.S.:

Ich selbst habe mein ganzes Autoleben lang alte Autos gefahren und habe eine ganze Litanei von Defekten gehabt, allein drei Lichtmaschinen und zwei Wasserpumpen und bin so oft liegen geblieben dass ich schon gar nicht mehr weiß wie oft und wieso.Teuer war es auch noch, weil ich sinnlos Werkstattkosten in Autos gepumpt habe die es eigentlich gar nicht mehr wert waren. Deswegen mein Rat zu möglichst jungen Autos.

die CDI sind common rail da gibt´s keine Verteilereinspritzpumpe

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