kolloquium K13 im Fach Religion

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Im Fach Religion ist es wichtig nicht mit Tatsachen 'groß aufzutrumpfen' sondern mit 'Problemfeldern'. Man sollte also betonen, welche Schwierigkeiten die naturwissenschaftlich aufgeklärten Menschen unserer Zeit mit den großen 'Sinnfragen' der Menschheitsgeschichte haben, und ob die Antworten der Religionen darauf für uns heute noch überzeugend sind. Wir gehen in der Regel davon aus, dass die im alten und Neuen Testament angebotenen Geschichten in erheblichem Umfang metaphorisch zu verstehen sind, d.h. dass sie nicht als historische Zeugnisse zu werten sind, sondern als Glaubensaussagen der Urgemeindemitglieder. Das Problem ist nur, haben die Urchristen diese Berichte auch als Gleichnisse gesehen oder waren sie der Überzeugung, dass Berichte über das leere Grab, die Himmelfahrt und die Ausgießung des Heiligen Geistes reale Tatsachen gewesen sind. Dann aber ergibt sich das Problem, ob und wann Vertreter der Kirchen so eine Uminterpretation vorgenommen haben, und ob damit ein "Wertverlust" resp. "Wahrheitsverlust" einhergegangen ist. -- Ein weiteres großes Problem ist der Absolutheitsanspruch der Kirchen bei gleichzeitiger Ausdifferenzierung in die verschiedensten Teilkirchen. Jede christliche Glaubensgemeinschaft geht davon aus, dass ihre Verkündigung der Wahrheit am nächsten kommt, obwohl aus den Tausenden von Interpretationen der ‚heiligen Texte’ erkennbar ist, wie groß die Spielräume für Auslegungen sind. Wenn aber erkennbar ist, dass die Dinge keineswegs so eindeutig sind, wie kommen die Kirchen dann dazu so vollmundig von ‚der Wahrheit’ zu sprechen. Wenn Theologen im Studium beigebracht wird, dass im alten wie auch im neuen Testament ganz unterschiedliche Theologien vermischt wurden, weil eben unterschiedliche Quellentexte verwendet und gemischt wurden, wie kann ein ‚suchender Gläubiger’ dann bei seinen Zweifeln einfach auf die Bibel verwiesen werden, in der ja gerade die widersprüchlichen Aussagen stehen. Das Problem der Religion heute ist die Verunsicherung der Gläubigen, die sich nichts sehnlicher wünschen als Glaubensfestigkeit, Verlässlichkeit und Eindeutigkeit. Das Leben mit der ‚Vorläufigkeit’ mit der Kontingenz, mit ‚Verheißungen’, auf die man sich nur bedingt verlassen kann, das macht heute das Thema ‚Religion’ aus.

Zu erst einmal vielen Dank für die ausführliche Antwort! Ich merke aber auch eine starke Religionskritik :D Teilweise bin ich ihrer Meinung, dass die Bible, aufgrund der versch. Interpretationsweisen, widersprüchlich erscheint. Dennoch ist mein Abiturfach Religion und da bin ich mir sicher das dies nicht zu einer positiven Bewertung führen wird :D.Hingegen die Aufführung heutiger Problematiken und deren Lösungsversuche anhand der Auslegung der biblischen Text, ist ein guter Tipp.

Ich danke vielmals!

badaxxx

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