Könnten heute noch richtige Dinos leben irgendwo auf einer bisher noch nicht entdeckten abgeschiedenen Insel mitten im Ozean?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Vor 66 Millionen Jahren wurde die Vorherrschaft der Diosaurier durch eine kosmische Katastrophe beendet. Ein Asteroid oder Komet, ungefähr so groß wie der Mount Everest, kollidierte im Golf von Mexiko mit der Erde. Allein schon die unmittelbaren Folgen des Impakts - Schockwellen, Tsunamis, Erdbeben und Regen aus geschmolzene Gestein stellte das Leben auf der ganzen Welt vor gewaltige Herausforderungen. Als dann das aus der Erde herausgeschleuderte Material des Asteroiden wieder in die Erdatmosphäre eintrat, heizte sich der gesamte Planet zuerst enorm auf mehrere hundert Grad Celsius auf, bevor er dann schockgefrostet wurde. Der aufgewirbelte Staub verdunkelte die Sonne über mehrere Monate, während saurer Regen und giftige Gase das verbrannte Land noch weiter verwüsteten und auch in allen Meeren für verheerende biochemische Desaster sorgten.

Dies alles ließ die komplette Pflanzenwelt absterben und die Nahrungskette auf der ganzen Erde brach dadurch komplett zusammen. Jedes Tier, dass sehr viel Nahrung benötigte, musste in der Folge der Katastrophe eingehen. Dies betraf also vor allem Tiere mit einem gleichwarmen Stoffwechsel, wie uns der Fossilbericht verrät: An Land waren es vor allem die großen Dinosaurier und auch Flugsaurier, die in den jüngeren Gesteinsschichten nie wieder auftauchen, aber auch die Vögel und Säugetiere wurden um etwa 85 - 95% ihrer Artenvielfalt dezimiert. In den Meeren verschwanden alle großen Meeresreptilien wie die Plesiosaurier und die Mosasaurier, aber auch die Ammoniten.

Wechselwarme Geschöpfe blieben von dem Massenausterben weitestgehend verschont, von den übrigen Reptilien, Amphibien und Fischen kamen "nur" etwa 13 -25% aller Arten um. Die Insekten blieben von der Katastrophe sogar weitestgehend verschont.

Aufgrund dieser Umstände ist es mehr als nur unwahrscheinlich, dass irgendein großer Dinosaurier dieses Desaster überlebt haben sollte. Und selbst wenn es einige Arten geschafft hätten, so hätten sie sich danach noch weitere 66 Millionen Jahre lang in ihrer Umwelt behaupten müssen, und zwar gegen viele weitere gravierende Umweltveränderungen. Die Erde hat nach den Dinosauriern schließlich noch weitere Aussterbewellen erleben müssen, und auch diese hätten die übriggebliebenen Dinos überstehen müssen, wenn wir sie heute noch finden wollen würden.

Auf einer Insel sind Umweltveränderungen sogar besonders belastend für eine nur dort vorkommende Spezies: erst einmal aufgrund der kleinen Individuenzahl, die ihr dieser abgeschiedene Lebensraum gestattet, zweitens aufgrund der Abhängigkeit von anderen Spezies auf diesem kleinen Lebensraum: Inseln sind besonders empfindliche Ökosysteme, denn wenn die Population einer Spezies zu- oder abnimmt, betrifft dies immer auch alle anderen auf ihr lebenden Organismen. Auserdem lag der Meeresspiegel am Ende der Kreidezeit noch etwa 90m über dem heutigen Niveau, also hat es damals keine Inseln gegeben, die einerseits damals so isoliert und heute so abgeschieden gelegen waren, dass dort noch Wesen aus der Kreidezeit vorkommen könnten. Deshalb scheidet eine Insel als mögliches Refugium für Dinosaurier nahezu komplett aus. 

Allerdings sind die Dinosaurier trotzdem entgegen der landläufigen Meinung nicht etwa ausgestorben. Jeder heutige Vogel ist ein waschechter Dinosaurier und gehört so wie auch Tyrannosaurus und Velociraptor zur Gruppe der Theropoden. Und wenn du das Haus verlässt, ist mit großer Wahrscheinlichkeit ein Dinosaurier das erste Tier, dass dir über den Weg läuft, denn Vögel sind noch immer gemessen an der Individuen- und Artenzahl die weitaus häufigste Tiergruppe. Sogesehen herrschen "richtige" Dinosaurier noch heute auf unserem Planeten. 

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Umfassende Recherchen für meinen Roman über Dinosaurier.

Was ist mit Dinosauriern die im Ozean in großer Tiefe weit oberhalb der Wasseroberfläche lebten? Hätten diese nicht überleben können?

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@mulano

Dinosaurier waren ausschließlich Landtiere. In den Meeren des Mesozoikums herrschten dagegen Meeresreptilien: In der Trias waren dies die Ichthyosaurier, die heute keine lebenden Verwandten mehr haben. Im Jura dann die Plesiosaurier, die entfernt mit heutigen Schildkröten verwandt sind. Und in der Kreide tauchten dann die Mosasaurier auf, enge Verwandte der Schlangen und Warane.

Die Ichthyosaurier verschwanden bereits vor etwa 90 Millionen Jahren, also gut 24 Millionen Jahre vor der Katastrophe mit dem Einschlag, eventuell durch eine Umweltveränderung, aber vielleicht auch wegen der Konkurrenz zu den Mosasauriern. Die anderen großen Meeresreptilien starben dann später infolge des Massenausterbens durch den Einschlag ebenfalls aus, aus den gleichen Gründen wie die Dinosaurier: Auch Mosasaurier und Plesiosaurier hatten aller Wahrscheinlichkeit nach einen gleichwarm bleibenden Stoffwechsel und benötigten viel mehr Nahrung als wechselwarme Reptilien. Als auch in den Meeren die Ökosysteme zusammenbrachen, verschwanden die Spitzenprädatoren mit als erste, weil sie nicht mehr genug zu Fressen fanden.

Auch spielte wohl eine Rolle, dass die Meeresreptilien zum Auftauchen an die Oberfläche kommen mussten. Am Tag des Einschlags, nachdem die aus der Atmosphäre geschleuderten Gesteinsteile wieder in sie eindrangen, heizte sich die Erde enorm auf. An manchen Stellen begannen Flüsse und Meere sogar zu kochen, so heiß wurde es. Viele Meeresreptilien sind damals also regelrecht gekocht worden: Die Meere verwandelten sich in eine einzige große Gulaschsuppe. Zwar war dieses Höllenszenario auch recht rasch wieder vorbei, aber für die Mosasaurier, Plesiosaurier und die Ammoniten war es das Ende.

Die Pterosaurier (Flugsaurier) hingegen waren bereits vor der Katastrophe sehr selten geworden, wahrscheinlich durch die Konkurrenz der Vögel. In der späten Kreidezeit lebten nur noch wenige große Pterosaurier, die dann das Schicksal der Dinosaurier teilten: Jene, die nicht schon durch den Regen aus glühenden Gesteinsbrocken vom Himmel geholt worden waren, mussten infolge der Nahrungsknappheit verhundern: Wir sprechen von Kreaturen, welche auf allen Vieren laufend immer noch die Höhe einer Giraffe erreichten, eine Flügelspannweite von über 10m hatten und über 150kg schwer wurden.

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@MarkusPK

Ich finde es auch immer wieder bemerkenswert, wie allgemein viele Tiergruppen pauschal zu den Dinosauriern gezählt wird, obwohl sie nicht mit ihnen gemein haben, auszer dasz sie nach der Kreidezeit weg waren. 

Auch wenn man sie Flugsaurier oder Fischsaurier umgangssprachlich bezeichnet, es sind keine "Dino"-"Saurier". Ich finde es daher angemessen, dasz Du in Deinem Kommentar auf diesen Irrtum eingegangen bist. 

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Zweifellos richtig. Aber ich denke, Vögel sind keine Dinosaurier im Sinne der Fragestellung. Dino kommt von griechisch deinos (gewalltig, schrecklich, usw.), ein Attribut, das auf Vögel nicht zutrifft. Man denkt bei Dinosaurier eher an Diplodocus, Brachiosaurus, T-Rex, ... und da kann man die Frage viel einfacher beantworten, da sie darauf hinausläuft, ob es überhaupt noch unentdeckte Inseln gibt. Das ist wohl nicht der Fall, da die Erde vollständig kartographiert ist. Schon deshalb kann es Dinosaurier in dieser Kategorie, die sich ihres Namens als würdig erweisen, nicht mehr geben.

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@Rowal

Richtig. Aber nur weil du bei dem Wort "Dinosaurier" nicht an Vögel denkst, bedeutet das nicht, dass sie keine sind: sie stammen direkt von Dinosauriern ab. Wenn du sagst, dass zum Beispiel Velociraptor ein Dinosaurier ist, dann musst du auch die Taube als Dinosaurier bezeichen: denn auch der letzte gemeinsame Vorfahre von Velociraptor und Taube trug ein Federkleid und konnte mit großer Wahrscheinlichkeit sogar fliegen. Die Raptoren haben ihre Flugähigkeit dann im Laufe der Evolution wieder verloren.

Auch nach dem Aussterben der übrigen Dinosaurier hat es auf der Erde mehrere riesige Vögel gegeben. Der riesige Kondor Argentavis war mit über 7m Flügelspannweite und einem Gewicht von über 25kg der größte und schwerste Vogel, der fliegen konnte, aber es gab auch noch bis vor wenigen hundert Jahren 300kg schwere Donnervögel in Australien, 4m hohe Elefantenvögel auf Madagascar und am Ende der letzten Eiszeit auch noch die 3m hohen fleischfressenden Terrorvögel in Südamerika - jedes dieser Beispiele verdient durchaus die Attribute "schrecklich" und "gewaltig".

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Danke für den Stern!

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@MarkusPK

absolut verdient, es gibt, wie ich vermute wohl kaum einen User hier am Forum der sich mehr mit Dinosauriern und den entsprechenden Zeiten auseinandergesetzt hat!

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Ein echter Zweig der Dinosaurier, nämlich die Vögel, existiert bis heute, und das in größerer Artenvielfalt als Säugetiere. Krokodile, Brückenechsen, Warane oder Schildkröten sind keine Dinosaurier, sondern mehr oder weniger ferne Verwandte, ebenso wie die ausgestorbenen Flugsaurier und Meeresreptilien.

Unentdeckte Inseln gibt es außerdem dank Satelliten nicht mehr, unerforschte allerdings schon. Dass sich auf einer davon oder irgendwo anders lebende Nichtvogel-Dinosaurier befinden, ist sehr unwahrscheinlich, allein schon weil diese Insel dann mindestens seit dem Ende der Kreidezeit existieren und eine Verbindung zum Festland gehabt haben müsste.

Nicht solche wie du jetzt meinst (habe deine Antwort auf MaxSensibels Beitrag gelesen). Der Gigantismus der Dinosaurier war u.a. auf den damals höheren Sauerstoffgehalt der Atmosphäre zurückzuführen.

Mehr Sauerstoff bedeutete mehr Energie was bedeutete dass Tiere größer werden konnten, auch das Klima damals begünstigte die Entwicklung der Dinosaurier.

Warum sind dann Wale die größten lebenden Tiere? Die leben ja im Wasser und Wasser hat weniger Sauerstoff als Luft.

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@mulano

Weil im Wasser weniger Energie notwendig ist für Bewegung, aufgrund des Auftriebs des Wassers.

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@Andrastor

Hin und wieder muss man halt mal den Ingenieur raushängen lassen.

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Wale atmen aber Luft.

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@SlowPhil

Macht nichts, der Energieaufwand unter Wasser ist dennoch geringer als an Land.

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@SlowPhil

Dazu tauchen sie ja auch auf. Ich sehe da kein Problem. Kurz Luft schnappen heisst nicht oben rumlaufen.

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@Termobar

Ihr habt in Eurer Argumentation einen kleinen Aspekt auszer acht gelassen. Elefanten und Mammuts waren bzw. sind auch nicht gerade klein und trampeln auf der Erde rum. Es liegt also nicht zwingend am Sauerstoffgehalt. Es hat zum Teil auch mit dem Atemsystem zu tun. Insekten wie Libellen sind mit ihrem Atemsystem recht schnell in der Grösze begrenzt, wenn der Sauerstoffgehalt in der Luft sinkt. Das ist physikalisch bedingt. Vögel haben auf Grund der direkten Vorfahren mit den Dinosauriern ähnliche Lungen. Warum sind dann die Laufvögel nicht so grosz wie Dinosaurier? 

Worauf ich hinaus will, es spielen viele Faktoren eine Rolle.

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@Abahatchi

Warum sind dann die Laufvögel nicht so grosz wie Dinosaurier? 

Weil der Sauerstoffgehalt der heutigen Atmosphäre geringer ist als der zu Zeiten der Dinos, was ich vorhin sagte ;)

Natürlich hast du Recht, es spielen viele Faktoren mit, aber der Sauerstoffgehalt ist ein wichtiger Faktor der Größenentwicklung, aber wie ich in meiner Antwort auch erwähnte, u.a. das Klima.

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@Andrastor

Außerdem muss man auch erwähnen, dass die Dinosaurier keineswegs allesamt Giganten waren. Im Durschschnitt war ein Dinosaurier nämlich gerade einmal so groß wie eine mittelgroße Milchkuh. Zählt man die Vögel mit zu den Dinosauriern, reduziert sich die Durchschnittsgröße noch einmal stark und dann war auch der durchschnittliche Dinosaurier auch nicht größer als ein Schaf, also etwa genauso groß wie ein durchschnittlich großes Säugetier.

Die Größenextreme der Sauropoden, die vor allem im späten Jura und der frühen Kreidezeit erreicht wurden, blieben dennoch für alle Landtiere seither unerreicht. Die größten von ihnen erreichten Körperlängen von über 35m, Höhen von mehr als 18m und ein Gewicht von mehr als 80 Tonnen. Die Gründe für diesen Riesenwuchs sind wie ihr beide richtig sagt vielfältig: Der Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre spielt eine wesentliche Rolle, aber auch die Tatsache, dass das Gehirn eines Sauropoden sehr viel kleiner war als das eines proportional gesehen großen Säugetiers - überhaupt arbeiteten Dinosauriergehirne viel effizienter und benötigten nicht viel Platz, dementsprechend benötigten sie auch nicht so viel Blutzirkulation. Säugetiergehirne sind da erheblich bedürftiger und auch primitiver gebaut, ebenso ihre Lungen. Das Blut eines Dinosauriers konnte vermutlich durch Luftsäcke, die sich vor den Lungen befanden, sowohl beim ein- als auch ausatmen mit Sauerstoff versorgt werden. All dies kann ein Säugetier nicht, was ihr Größenwachstum begrenzt.

Ein weiterer nicht außer Acht zu lassender Grund ist das sehr effektive Verdauungssytem der Sauropoden: Sie konnten durch oben am Kopf liegende Nüstern gleichzeitig atmen und Fressen und schlangen Farne, Blätter, Äste und auch Tannenzapfen unzerkaut herunter. In einem riesigen muskelösen Magen wurde die Nahrung dann durch Steine zerkleinert, der überlange Darm setzte dann die Nährstoffe frei. Das Größenwachstum hängt übrigens direkt mit der Verdauung zusammen: Je größer der Dinomagen und je länger der Dinodarm, desto energeisparender kann der Dino seine Nahrung verdauen. Heutige Pflanzenfresser ernähren sich dagegen meist überwiegend von Gras, das gab es im Erdmittelalter aber noch nicht. Die Zellulose aus Gras aufzuspalten ist ein mühsamer und energieaufwändiger Prozess, der es erfordert, die Nahrung zu kauen und auch wiederzukäuen. Das konnte ein Sauropode nicht, brauchte es aber angesichts seiner Nahrungsgewohnheiten auch gar nicht. Nur einige Ornithischier entwickelten die Fähigkeit zu kauen - und die wurden auch bei weitem nicht so groß wie die Saurpoden. Selbst der Shantungosaurus, ein bis zu 16m langer Entenschnabeldinosaurier und der größte Ornithopode wäre mit seinen Körpermaßen noch in die Kategorie "Klein" für Sauropodenmaßstäbe gefallen.

Riesige Vögel hat es übrigens durchaus gegeben, aber da nach dem KP-Ereignis vor 66 Millionen Jahren die Säugetiere sich eher an die veränderten Umweltbedingungen anpassen konnten, übernahmen diese nun in den meisten Teilen der Welt die ökologischen Spitzennischen. Nur in Europa herrschten zunächst noch die Gastornithidae, eine Gruppe von riesigen flugunfähigen Raubvögeln, die etwa 2m hoch und über 100kg schwer wurden, sowie die Phorusracidae in Südamerika, deren größte Vertreter sogar die dreifache Größe und das doppelte Gewicht erreichten. Die Gastornidae verschwanden bereits im Eozän von der Bildfläche, die Phorusracidae jedoch erst vor wenigen zehntausend Jahren. Andere riesige Vögel lebten auf Madagaskar, Neuseeland und in Australien noch bis in historische Zeiten. Allerdings ist trotzdem kein Vogel je so groß und so schwer wie ein Dinosaurier, noch nicht einmal wie ein Flusspferd geworden. Das ließ ihr Körperbau nicht mehr zu, da sich ihre Vorderextremitäten zu sehr fragilen Flügelstummeln entwickelt hatten, für einen derartigen Riesenwuchs ist aber unbedingt eine vierbeinige Fortbewegung erforderlich.

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@MarkusPK

Riesige Vögel hat es übrigens durchaus gegeben,

Die gröszten irdischen Vögel erreichten bei weitem nicht das Gewicht von Elefanten und schon gar nicht das eines Brachiosaurus. Auf dem australischen Kontinent gab es vor gar nicht all zu langer Zeit noch Laufvögel, die es vom Gewicht her locker mit einem kräftigen Rind aufnehmen konnten. 

Doch wie immer, wo der Mensch den Fusz aufs Land setzte, blieb kein Auge trocken.

Trotzdem möchte ich nochmals darauf aufmerksam machen, dasz es in meinem vorherigen Kommentar nur darum ging, dasz mehrere Aspekte eine Rolle spielen.

Grusz Abahatchi

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@Abahatchi

Und in meinem ging es darum, deinen guten Kommentar noch mit einigen Fakten zu unterfüttern. ;-)

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Guck in deinen Garten, da flattern sie rum. Spatzen, Amselln, Drosseln, Fink und Star und die ganze Vogelschar.