Kinderlose Hochzeit - so böse?
Guten Tag,
mein Partner und ich stehen vor einer Herausforderung in unserer Hochzeitsplanung, zu der ich gerne eure Meinung hören würde.
Ich bin Mitte 30, kinderlos und habe aus beruflichen Gründen auch nicht vor, Kinder zu bekommen. In meinem Bekanntenkreis gibt es nur wenige Menschen mit Kindern. Daher haben mein Partner und ich uns bewusst für eine kinderfreie Hochzeit entschieden. Unsere Feier soll im kleinen Rahmen und in ruhiger Atmosphäre stattfinden. Meine Freundinnen, die selbst Mütter sind, respektieren diese Entscheidung und haben kein Problem damit – obwohl sie aus Hamburg anreisen, um in München mit uns zu feiern.
Meine Familie – meine Eltern und meine Schwester (Ende 30, unverheiratet, kinderlos) – lebt in den USA. Sie reisen extra für die Hochzeit nach Deutschland, können jedoch aufgrund beruflicher Verpflichtungen nur drei Tage bleiben, bevor sie zurückfliegen.
Die Herausforderung ergibt sich nun aus der Familie meines Partners. Sein Bruder, der in Nürnberg lebt und drei kleine Kinder (2, 3 und 4 Jahre alt) hat, kritisiert unsere Entscheidung. Er sagt, er fühle sich nur mit seiner Familie wohl und zeigt wenig Verständnis für unsere Planung. Gleichzeitig erklärt er, dass er – wenn mein Partner es unbedingt möchte – ohne Kinder kommen würde, allerdings sehr widerwillig.
Für mich stellt sich die Frage, warum er unsere Entscheidung nicht einfach akzeptieren kann. Er ist ein erwachsener Mann Mitte 30 und kommt im Berufsleben auch ohne seine Kinder aus. Ich habe persönlich nichts gegen sie, aber da ich sie bisher nur zweimal gesehen habe und nicht garantieren kann, dass sie während der Feier ruhig bleiben, bevorzuge ich eine klare Regelung.
Besonders irritiert mich, dass meine Familie ohne Diskussion eine weite Anreise aus den USA auf sich nimmt, während auf Seiten meines Schwagers eine Debatte entsteht – obwohl er nur eine kurze Strecke zurücklegen müsste.
Mein Partner steckt nun in einem inneren Konflikt. Er selbst sagt, dass seine Neffen für ihn nicht von großer Bedeutung sind, möchte aber gleichzeitig, dass sein Bruder unsere Hochzeit genießen kann. Das gibt mir das Gefühl, dass ihm das Wohlbefinden seines Bruders wichtiger ist als mein Wunsch als Braut.
Zusätzlich fürchtet er, dass seine Familie unsere Ehe nicht einfach wertschätzt, sondern uns Jahre später möglicherweise vorhält, dass unsere Beziehung gescheitert sei, weil ich eine „komische“ Frau gewesen sei.
Diese Situation bringt mich ins Grübeln. Sollte ich meine Entscheidung zu dieser Ehe noch einmal überdenken? Wenn wir seine Neffen einladen, wären mehr als zehn Prozent unserer Gäste Kinder – was für eine kleine Hochzeit mit unter 30 Personen ein erheblicher Anteil ist. In einer großen Gesellschaft mit über 300 Gästen wäre das vielleicht anders, aber in unserem Rahmen ist der Unterschied deutlich spürbar.
Möglicherweise liegt der Kern des Konflikts in den unterschiedlichen Werten unserer Familien. Die Familie meines Partners ist insgesamt sehr konservativ und religiös geprägt, mit traditionellen Rollenbildern, in denen Frauen überwiegend Hausfrauen sind oder in Teilzeit arbeiten, und einer klaren Ablehnung von Abtreibung. In meinem persönlichen und beruflichen Umfeld gibt es hingegen niemanden mit einer vergleichbaren Einstellung.
Letztendlich zeigt sich hier ein grundsätzlicher Unterschied: Während meine Familie meine Entscheidung unterstützt und großen Wert auf persönliche und berufliche Selbstbestimmung legt, steht bei seiner Familie die familiäre Verbundenheit im Vordergrund. Besonders auffällig ist für mich jedoch der Widerspruch, dass mein Schwager die Entscheidung meines Partners nicht respektiert, während meine Familie unsere Wahl vollständig akzeptiert.
Ich würde mich freuen, eure Gedanken dazu zu hören.
Viele Grüße
9 Antworten
Hochzeiten sind nicht nur für die Brautleute, sondern auch für deren Familien. Es ist eine Feier, wo sich alle treffen und sich gemeinsam freuen. Auch die Kinder freuen sich!
Jetzt sind es zwei Paar Schuhe, ob sich die Kinder freuen oder um 23:00 kreischend die Tanzfläche blockieren. Oder auch mit Essen werfen.
Wie wäre es mit einem Kompromiss? Niemand kann von Dir als Braut verlangen, dass Du die Kinder beaufsichtigst oder beschäftigst. Wer unbedingt Kinder haben möchte, der soll dafür die Verantwortung übernehmen. Der Wirt wird sicher Möbel haben, an dem die Kinder in einem extra Bereich sitzen. Die Person soll auch dort in Bodennähe sitzen und die Kinder bei Laune halten. Sie möge mit ihnen einen Spaziergang machen, wenn sie anfangen zu hopsen. Sie möge ein Spiel finden, bei dem sie entweder im Nebenzimmer sind oder sich ruhig verhalten. Und sie beizeiten nach Hause bringt.
Deine ganze Ehe wird aus tausenden Kompromissen bestehen. Wenn sich diese Person findet, die die Kinder betreut und damit in gewisser Weise selbst darauf verzichtet, zu feiern, dann sollte das für Dich eine Lösung sein, die Deinen Vorstellungen einer kultivierten, ruhigen Feier nicht entgegen steht.
Formalrechtlich kannst Du bzw. könnt Ihr Eure Hochzeit natürlich feiern wie Ihr wollt und dementsprechend einladen, wen Ihr möchtet oder nicht möchtet.
Ich möchte dabei aber folgendes zu Bedenken geben: Eine Hochzeit ist - auch wenn keine eigenen Kinder geplant sind - in den seltensten Fällen nur eine Angelegenheit ausschließlich der Eheleute, sondern immer auch die Verbindung zweier Familien und damit eine Familiengründung. Jemanden aus der künftigen Familie nicht einzuladen - und es handelt sich hier ja keineswegs um weit entfernte Verwandte - wird von Anfang an und für immer (!) festlegen, wie Ihr zueinander steht. Die Kinder Deines zukünftigen Schwagers (und nicht zu vergessen: deren Mutter!) werden sich ihr Leben lang daran erinnern, dass ihr Vater zur Hochzeit Ihres Onkels eingeladen war, und sie nicht. Glaube mir, dass wird sich stets als dunkler, nicht zu tilgender Schatten über Dein Verhältnis zu ihnen und zu Deinem Schwager legen. Sie werden immer das Gefühl haben, dass Du sie ablehnst, und irgendwann wird Dein Mann Dir das einmal vorhalten. Garantiert!
Möchtest Du das?
Darüber hinaus musst Du damit rechnen, dass durch Eure Entscheidung auch das Verhältnis zwischen Deinem Mann und seinem Bruder Schaden nimmt, was sich früher oder später ebenfalls gegen Dich richten könnte, wenn Dein Mann, dem offensichtlich etwas an seinem Bruder liegt, die Ursache dafür in Deinem Wunsch nach einer "kinderfreien" Hochzeit erkennt.
Natürlich solltest Du für Deinen Partner an erster Stelle stehen, andererseits heißt das aber nicht, dass Du ihn wegen einer solchen Frage, die man ganz einfach lösen könnte, indem man die drei Kinder einlädt, vor eine solche Entscheidung stellen solltest. Deine Aussage "Das gibt mir das Gefühl, dass ihm das Wohlbefinden seines Bruders wichtiger ist als mein Wunsch als Braut" läuft nämlich genau darauf hinaus - dass er sich gegen seinen Bruder und damit gegen seine Familie entscheiden soll.
Ich habe Deinen Wunsch nach einer "kinderfreien" Hochzeit zwar nicht zu kommentieren, allerdings verstehe ich auch nicht, warum bei 30 Hochzeitsgästen drei Kinder ("mehr als 10 Prozent") ein so großes Problem darstellen sollen. Ich kann ehrlich gesagt nicht begreifen, wie man bei einer Hochzeitsfeier drei Kinder auf 30 Gäste wirklich als "viel" empfinden kann. Den Vergleich, dass es mit 300 Gästen "vielleicht anders wäre", finde ich grotesk.
Was mich auch ins Grübeln bringt, ist Deine Schilderung der deutlichen Unterschiede zwischen Euren Familien. Es ist kein "Widerspruch", dass Dein künftiger Schwager "die Entscheidung Deines Partners nicht respektiert", sondern ganz einfach Ausdruck der andersartigen und nicht weniger zu respektierenden Sichtweise in der Familie Deines Partners.
Mein Eindruck ist, dass Du Dir insgeheim längst die Frage stellst, ob eine Hochzeit für Euch wirklich die richtige Entscheidung ist, auch weil Du bereits ein mögliches, späteres Scheitern Eurer Ehe zur Sprache bringst. Das sind keine guten Voraussetzungen!
Danke für deinen Kommentar. Ich verstehe, dass eine Hochzeit auch die Familie betrifft und dass das Fehlen der Kinder meines Schwagers Auswirkungen haben könnte. Aber auch wenn meine Schwester Kinder hätte, würde ich sie ebenfalls nicht einladen. Vielleicht liegt es daran, dass ich kaum Freunde mit Kindern habe? Was die Gästeanzahl betrifft: In einer größeren Runde ist es lauter, und kleinere Störungen durch Kinder fallen weniger auf.
Ich möchte keine Spannungen zwischen meinem Freund und seinem Bruder, aber ich finde, der Bruder hätte die Hochzeit absagen sollen, anstatt meinen Freund zu überreden, die Kinder mitzubringen. (Übrigens hat mein Freund die Kinder bisher nur einmal gesehen, weil der Bruder nie Lust hatte, für meinen Freund Zeit zu nehmen) Auf jeden Fall werden wir weiter sprechen, um eine Lösung zu finden, die für uns beide akzeptabel ist und keine langfristigen Folgen hat. Danke!
Ich bin sehr tolerant.Aber das verstehe ich nicht,sorry.Man kann auch mit Kids Ruhe haben,muss nur einen Aufpasser holen.Sie aber abzuschotten,das verstehe ich nicht.Mich gab es nur mit oder gar nicht.Und das hat mit Euerm Wunsch,keine Kids zu bekommen,nichts zu tun.Dazu hast Du zu azeptieren,was Dein Mann diesbez.möchte.Das ist meine Meinung aber nur.☺️
Dann lasst ihn ohne mit kids dabei sein.Es sind Kinder,keine Krankheit.Vielleicht etwas zur Unterhaltung der Kinder mitbringen lassen oder bereit stellen.😉
Danke für dein nettes Kommentar und die Idee! :)
Ich würde das jetzt gar nicht werten. Es gibt genügend Partys auf dieser Welt, zu denen Kinder nicht eingeladen sind. Auch Hochzeiten. Ihr seid keinem eurer Gäste irgendetwas schuldig.
Wer aber ohne Kinder einlädt, muss auch damit rechnen, dass es Gäste gibt, die deswegen nicht mitfeiern können, weil sie entweder keine Wahl oder eben auch eigene Prioritäten haben. Selbst, wenn das nahe Verwandte sind. Auch das sollte ungewertet akzeptiert werden. Eine Einladung ist keine Verpflichtung zu kommen.
Zwar werten die Menschen (Eigene Familie, Schwiegerfamilie, Freunde, etc.) tendenziell schneller als sie es sollten, aber das ändert nichts daran, dass beides, eine Einladung "ohne Kinder" genau wie eine Ablehnung dieser Einladung weder als "böse" noch als beleidigend aufgefasst werden sollten sondern völlig legitime Wünsche sind.
Wenn deinem Verlobten (und dir?) viel daran liegt, dass zumindest der Schwager an eurer Hochzeit teilnimmt, welche Möglichkeiten habt ihr, einen Kompromiss anzubieten? Könnt ihr ihn dazu überreden, bspw. wenigstens zur Zeremonie zu kommen? Oder ladet doch seine Familie für eine Nacht nach München ein, damit er sich leichter tut, sie für ein paar Stunden zu verlassen, um bei euch mitzufeiern.
Danke für dein Kommentar. Klar, ich kann verstehen, wenn der Bruder dementsprechend absagt. Mir gefällt einfach nicht, dass er versucht, uns zu überreden. Eine einfache Absage fände ich viel netter. Ein Kompromiss wäre in der Tat legitim. Deine Vorschläge sind wirklich gut. Ich spreche mit meinem Partner. Danke.
Eine Hochzeit ist keine Kita, das muss von dem Bruder akzeptiert werden, jeder hat das Recht über seine Hochzeit zu entscheiden
Vielen Dank für dein Kommentar. Der Bruder will keinen Aufpasser ..