Kind zurechtweisen? Moralisch fragwürdig oder legitim?
Servus 👾
Gerade eben war ich mit meinem Hund spazieren und von einem Balkon aus hat ein Kind (ein Junge, ich schätze ihn auf 6-7 Jahre) permanent "Wuff Wuff Wuff" heruntergerufen.
(Nebeninfo: Damit hat er erst begonnen als mein Hund gebellt hat, nachdem er einen Feldhasen im Feld gesehen hatte.)
Kurz danach war mein Hund wieder unbekümmert und entspannt, aber von dem Balkon ging es die ganze Zeit immernoch (solange wir halt in Sichtweise des Balkons waren): "WUFF WUFF WUFF".
Meinem Hund hatte das ganze nicht einmal einen müden Blick entlockt, aber mir ist ehrlicherweise trotzdem heftig auf den Senkel geganen, dass dieses Kind die ganze Zeit versucht hatte meinen Hund zum Bellen zu bringen.
Ich war teilweise wirklich schon nahe dran einfach hinaufzurufen, dass er das gefälligst mal sein lassen soll.
Habe mich dann aber im Endeffekt dagegen entschieden, weil ich mir gedacht habe: "Mein Gott. Du stehst über den Dingen, es ist ja bloß ein Kind..."
Hätte sein Herumrufen meinen Hund jedoch wirklich irritiert und aus der Fassung gebracht, dann hätte ich garantiert etwas hinaufgerufen.
Wäre das rein prinzipiell gesehen legitim? Oder dann doch eher nicht in Ordnung?
(In meinen Augen wäre das beispielsweise total legitim...)
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15 Antworten

Erziehung ist zwar die Hauptaufgabe der Eltern, aber das soziale Umfeld (auch fremde) tragen ihren Teil dazu bei.
Wenn Du das also nochmal erlebst, kannst Du ruhigen Gewissens dem Kind erklären, warum es das besser nicht machen sollte. Nur "Lass das" ist halt keine Erziehung, sondern ein Verbot und das hat keine nachhaltige Wirkung ;)
Kinder (oder auch Erwachsene) müssen VERSTEHEN, warum Dinge besser nicht getan werden, als sich nur daran erinnern zu müssen, was sie dürfen und was nicht. Ist nachhaltiger und verbreitet sich besser, als ein Verbot ;)

Ich tendiere zu "Nein, .... und ich hätte es auch nicht getan".
Als Hundehalter kriegt man bei diesen Spaziergängen und Gassi-Runden doch allerhand mit. Kleine Kinder, größere Kinder, Jugendliche, Erwachsene, andere Tiere, andere Hundehalter, Verkehrsteilnehmer auf ein bis 4 Rädern...
Mit der Zeit wird einem da sicher klar das es eben "nette", "unaufmerksame" "übertrieben aufdringliche" und "blöde" Mitmenschen gibt und entsprechende Situationen. Diese heißt es dann so zu meistern das der eigene Hund ohne allzuviel Stress aus dieser Situation rauskommt.
Okay, ich bin kein Hundehalter. Aber ich denke das ich damit in etwa richtig liege?
Du schätzt jenen Jungen auf 6 bis 7 Jahre. Du weißt aber nicht ob er auch die geistige Reife eines 6 bis 7 jährigen Kindes besitzt. Es besteht somit die Möglichkeit, das dieser Junge beispielsweise auf dem Entwicklungsstand eines 2 bis 3jährigen Kindes steht.
Bei einem 2 bis 3 Jährigen würden man da auch eher einfach nur denken "Ich halte durch, hoffentlich lässt sich mein Hund nicht zu sehr dadurch irritieren, ich muss schauen das ich die Aufmerksamkeit des Tieres auf mich lenke und wir hier so bald wie möglich weg sind" - statt das Kind auszuschimpfen/ zurechtzuweisen.... oder?
Und was, wenn der Junge einfach ein jüngeres Geschwisterchen versucht hat dadurch aufzumuntern/ abzulenken? Kinder denken nicht groß über weitreichende Folgen oder pädagogische Strategien nach, sie handeln einfach. 2 Kinder sehen einen Hund, das jüngere Kind ist grade wegen irgendwas traurig oder so.... das ältere Kind greift die Idee "Hund" auf und fängt an das jüngere Kind zu bespaßen durch "Wuff"-Geräusche.
Wie auch immer, so viele unbekannten Komponenten. Die aber letztlich auch nicht wichtig sind...
Wichtig ist doch letztlich nur das es dir und deinem Hund bei euren Spaziergängen/ Gassirunden gut geht und ihr gemeinsam solche und ähnliche Situationen stoisch meistern könnt

Legitim wäre es durchaus gewesen, vor allem wenn dein Hund dadurch sichtlich gestört worden wäre.
Ich persönlich hätte das aber nicht gemacht. Kinder sind nun mal so und solange niemandem etwas passiert und der Hund keinen Schaden davon erleidet, finde ich es unnötig das Kind zurechtzuweisen.
Je nachdem wo und wie das Kind lebt, hat es ohnehin kaum Gelegenheit ein Kind sein zu dürfen.

Ja, ich finde es legitim, auch fremde Kinder auf unpassendes Verhalten hinzuweisen. Manchmal sind Eltern dafür sogar dankbar, weil die unerwartete Ansprache durch einen Fremden zuweilen ungleich wirksamer ist, als wenn die Eltern etwas sagen. Ich hatte auch ein paar solcher Situationen mit meinen eigenen Kindern, und das war durchaus OK. (Es gibt natürlich auch Eltern, die grantig reagieren, wenn ein Fremder die eigenen Kinder auf etwas hinweist.)
Im beschriebenen Fall hätte ich es aber wahrscheinlich nicht gemacht. Ich habe keine Ahnung von Hundeerziehung, darum geht es mir nicht. Aber Du hättest zu dem Kind hochrufen müssen, recht laut, auch um die Rufe des Kindes zu übertönen. Das hätte aber eine ungünstige Wirkung gehabt. Im ungünstigsten Falle hätte das Kind, sich da oben sicher fühlend, erst recht provoziert.

Legitim im Sinne von erlaubt wäre das sicher, aber ich hätte voraussichtlich nichts gesagt aus zwei Gründen.
- Könnte mein Hund mein erzürntes Rufen so verstehen, dass von dem Kind eine Gefahr ausgeht und wird beim nächsten Mal vielleicht nicht mehr so entspannt an einem bellenden Kind vorbeigehen.
- Wäre ja nicht sicher, ob das Kind auch auf meine Zurechtweisung hört und sich dadurch nicht erst recht angestachelt fühlt, weiterzumachen. Denn ich kann in dieser Situation ja unmöglich Konsequenzen folgen lassen und das weiß ein 6-7 Jahre altes Kind für gewöhnlich auch. Genauso vermeide ich es auch, meinem Hund Signale zu geben, wenn ich deren Umsetzung nicht durchsetzen kann.