Kann ein Kommerzverein auch ein Traditionsclub sein?

13 Antworten

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Ein eingetragener Verein beginnt mit seiner Gründung schon mit einer Tradition, welche meist aus der Vereinssatzung herauszulesen ist (Werte, Sinn, Ziele, etc.) nach denen der Verein lebt.

Ein Fussballfan versteht unter Traditionsverein meist eine (langjährige) Vereinsgeschichte mit vielen Höhen, aber auch Tiefen und dem Standing in der Öffentlichkeit (viele Erfolge, erinnerungswürdige Spiele, viel Presse, viele Zuschauer, etc.).

Es ist jedenfalls nicht klar definiert, sondern wird eher interpretiert an der Zeit oder seit wann man (erfolgreich) unterwegs war. Quasi Erfolgsgeschichten, die auch über Generationen weitergegeben werden, wie erster deutscher Meister, Spiele mit Tragik oder Erfolg (erster Abstieg FCK 1996 oder der Sieg der DDR bei der WM über Deutschland). Auch das 7:1 von Deutschland ist jetzt schon unvergessen und bleibt legendär. So ist es eben auch, wenn Verein Geschichte vor oder seit Gründung der Bundesliga erzielt haben.

Dazu kommt eben auch, wie der Verein entstanden ist. Die "klassischen" Traditionsvereine haben eben die ganze Entwicklung unter "normalen" Marktbedingungen mitgemacht und auf "natürliche" Weise ihre Geschichte geschrieben. Aber seit Gründung der Bundesliga kam es zur Kommerzialisierung aller Profivereine und immer mehr Vereine hatten mehrere Mäzene. So wie auch Fortuna Köln, die aber nicht negativ auffielen, weil sie eben nicht auf einmal um die deutsche Meisterschaft mitgespielt haben - vgl. auch Wehen Wiesbaden, SV Sandhausen oder 1 FC Heidenheim, die nur über Sponsoren in den ersten 3 Ligen spielen und nicht aufgrund der klasssischen Einnahmen oder Merchandise, Zuschauereinnahmen oder sportlichen Erfolgen.

Deshalb sagt man ja, dass klassiches Traditionsvereine eben Vereine sind wie:

1860 München, 1. FC Kaiserslautern, 1. FC Nürnberg, Kickers Offenbach, Alemannia Aachen, Borussia Mönchengladbach, und und und----
--und eben nicht die neuartigen Plastikclubs (RB Leipzig, Hoffenheim, KFC Ürdingen neuerdings oder der VFL Wolfsburg). Aber auch diese Clubs schreiben Jahr für Jahr Geschichte und können sich auch damit Traditionsvereine nennen, auch wenn dieses Wort für die (kurze & bekannte) Zeit eher nicht bei vielen Fans auf Verständnis trifft.

Aber das ist auch wieder eine Momentaufnahme. In 20 Jahren sagt die nächste Generation: Weißt du noch, als Hoffenheim vor 30 Jahren in die Bundesliga kam und in der CL gespielt hat oder das Spiel in Dortmund, als sie eigentlich abgestiegen waren und dann 2:1 gewonnen haben. So entsteht eben auch Nostalgie, Geschichte und Tradition, auch wenn Fußballromantiker anderer Generationen das nie akzeptieren werden, weil sie Ihren Verein eben anders kennengelernt haben und der Verein auch mal wieder in der Versenkung verschwand etc, weil eben nicht ein großer Sponsor den Erfolg gekauft hat.

Aber da wäre interessant:

Was denken eigentlich die Fans von Manchester City oder Paris SG, die vor der Übernahmen schon Fan waren. Die haben "Tradition" und jetzt Kommerz...

Richtig gut erklärt! :)

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Jeder Profi-Sportverein besteht aus Geld, also Kommerz...

Eben. Und jeder Verein muss das Geld auch ordentlich einsetzen. Das schaffen einige Traditionsvereine nicht, deshalb sind sie abgestürzt. Carl Zeiss Jena hat sich einen Investor geholt, der wollte 2018 in der 2. Liga sein. Tatsache: Vorigen Sommer sind sie in die 4. Liga abgestiegen.

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Ich finde es lustig, wenn man Schubladen beschriftet mit "Traditionsverein" und "Kommerzverein" und die Vereine da hinein stecken will.

Der gesamte Fußball ist (leider) weitgehend zum Geschäft beworden und das geht mehr oder weniger bis in die Kreisklasse runter. Mag sein, dass es Abstufungen gibt und manche Vereine (oder deren Fans) noch etwas mehr Wert auf Tradition legen als andere. Aber wenn es um Erfolg geht, muss man eben auch knallhart im finanziellen Geschäft schlagkräftig sein.

Wenn ein Verein gut geführt ist, spielt es auch keine Rolle, ob er eine 100-jährige Tradition hat oder erst vor 20 Jahren gegründet wurde. Es geht nunmal darum, sich heute zu behaupten; nicht etwa um auf die Tradition zu schwören und dabei jetzt vielleicht nur noch eine untergeordnete Rolle zu spielen.

Ich teile ja den Eindruck, dass es schade ist, wenn der Fußball so weitgehend zum Geschäft geworden ist. Aber das kann man dann keineswegs an einer Handvoll Vereine festmachen, die man als "Kommerzvereine" bezeichnet.

Als einen Kommerzverein werden Vereine bezeichnet die durch große Geldinvestitionen zu sportlichem Erfolg gekommen sind.

Das beste Beispiel dafür ist, wie du bereits selbst gesagt hast, RedBull (ach ne, entschuldige RasenBallsport) Leipzig.

Durch die Investitionen von Mateschitz und das hin- und herschieben von Spielern zum Nulltarif zwischen dem anderen RB-Verein aus Salzburg wurde gekonnt die 50+1 Regelung umgangen.

2009 wurde der Verein gegründet und 7 Jahre später spielen sie in der Bundesliga. Wer das verkennt, hat kein Einschätzungsvermögen.

Um zu deiner eigentlichen Frage zurückzukehren: Kommerzvereine können Tradition haben, ja. Dennoch sind es keine Traditionsvereine mehr.

Beispiel die TSG 18,99€ Hoppenheim. Der sportliche Erfolg blieb aus. Herr Hopp kam mit seinem Vermögen und hat sich fix eingekauft in die Gesellschaft und seinem SAP-Programm. Er konnte jede Menge Gelder in den Verein pumpen, sodass dieser Spieler verpflichten und Gehälter bezahlen konnte.

Zack. Bundesliga.

Kommerz ist ein Trend und er wird früher oder später aussterben, dafür gibt es ausreichend wahre Fans des Volkssport die diese Interessen weiterhin vertreten und veräußern werden!

Cheers.

Kommerz ist ein Trend und er wird früher oder später aussterben, dafür gibt es ausreichend wahre Fans des Volkssport die diese Interessen weiterhin vertreten und veräußern werden!

Sieht man am Beispiel Amerika.

Kommerzvereine werden die Regel und nicht aussterben. Gefällt mir zwar auch nicht aber so ist die Realität. Die Romantische Vorstellung das die Wahren Fans die Interessen weiterhin vertreten ist und bleibt eine Vorstellung.
Falls dem nämlich so wäre, dann wären die Sportplätze der unteren Ligen viel besser befüllt.

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@InGame00

Guten Fußball möchte man dennoch sehen. Außerdem wechselt man seinen Verein ja nicht einfach so.

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Das liegt in der Ansicht jedes einzelnen.

Carl Zeiss Jena ist übrigens kein Werksverein mehr, sondern hat einen belgischen Investor. Der Name ist nur wegen DDR Geschichte geblieben.

Gibt es die Diskussion über Komerz/Tradition eigentlich auch in den anderen Sportarten wie Basketball oder Eishockey? Alba Berlin oder Red Bull München klingt jetzt auch nicht so nach Tradition.