julirevolution

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Die Julirevolution 1830 in Frankreich führte zum Sturz des Königs Karl X. aus der Familie Bourbon, der eine reaktionäre Politik betrieben hatte. Eine bürgerlich-liberale Mehrheit im Parlament ernannte den Herzog von Orléans zum König, Louis-Philippe I., „Roi Citoyen“ („Bürgerkönig“) genannt.

Die Revolution strahlte auf Europa aus und ermutigte als anregendes Beispiel die oppositionellen Gruppen gegen die Politik der Restauration. In Deutschland bekam die liberale Bewegung Auftrieb. Die Unzufriedenheit kam in Wünschen nach Verfassungen, dem Ideal einer einheitlichen deutschen Republik und in schwächerem Ausmaß in sozialrevolutionären Strömungen zum Ausdruck.

In einzelnen Staaten kam es zu Unruhen und Aufständen mit unterschiedlichem Verlauf. In Braunschweig rebellierten 1830 Bürger und Landstände in einem Volksaufstand gegen den verschwenderischen Herzog Karl II. und eine Menschenmenge stürmte das Schloss, plünderte es und brannte es nieder. Karl II. floh und sein Bruder Wilhelm übernahm die Regentschaft. Braunschweig erhielt am 12. Oktober 1832 eine Verfassung mit Erbmonarchie und Landständen.

In Sachsen wurde 1831 ein Aufstand militärisch bekämpft, aber die Regierung machte Zugeständnisse, vor allem mit einer Verfassung (konstitutionelle Monarchie, Garantie bürgerlicher Freiheiten, aus Wahlen hervorgehender Landtag). Auch in einigen anderen deutschen Staaten wie Hannover (1833) und Hessen-Kassel/Kurhessen (1831 nach Aufstand 1830) gab es neue Verfassungen.

Beflügelt durch die Ereignisse in Frankreich entstand eine literarische Bewegung aus jungen Schriftstellern mit liberalen Neigungen, die auch politische Fragen behandelte, das „Junge Deutschland“ (z. B. Heinrich Heine, Karl Gutzkow, Heinrich Laube, Ludolf Wienbarg). Der Deutsche Bundestag verbot am 10. Dezember 1835 ihre Schriften.

Das Hambacher Fest in der bayerischen Rheinpfalz vom 27. – 30 Mai 1832, von Philipp Jakob Siebenpfeiffer und Johann Georg August Wirth organsiert, war eine eindrucksvolle Massenveranstaltung und Demonstration gegen Pressezensur. In Reden wurden liberale und demokratische Forderungen erhoben und eine Einigung Deutschlands zum Ziel erklärt.

Der Deutsche Bundestag beschloss am 28. Juni 1832 Gesetze („Bundestagsbeschluss über Maßregeln zur Aufrechterhaltung der gesetzlichen Ordnung und Ruhe in Deutschland") zur Unterdrückung der liberalen und nationalen Bewegungen (Einsetzung einer Kommission zur Kontrolle der einzelnen Landesparlamente, verschärfte Pressezensur, Vereins- und Versammlungsverbote, Überwachung der Universitäten). Dies löste auch Proteste aus. Am 3. April 1833 unternahmen etwa 50 Aufständische den Frankfurter Wachensturm, ein gescheiterter Versuch, in Frankfurt, dem Sitz des Deutschen Bundestages, zwei Politeiwachen (Hauptwache und Konstablerwache) zu erstürmen, eine deutsche Republik auszurufen und eine allgemeine Erhebung der Bevölkerung herbeizuführen.

Paris wurde ein attraktiver Aufenthaltsort für deutsche Schriftsteller, die dort mehr Bewegungsfreiheit hatten (z. B. Heinrich Heine, Ludwig Börne).

Darstellungen in Büchern erklären Zusammenhänge, z. B.:

Dieter Langewiesche, Europa zwischen Restauration und Revolution: 1815–1849, 5. Auflage, München 2007 (Oldenbourg-Grundriß der Geschichte ; Band 13). ISBN 978-3-486-49765-6


nikaa 
Beitragsersteller
 16.02.2010, 17:23

Danke für die Antwort. Ihre Antworten waren bisher immer hilfreich. :)