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Ich bin gegen das Verbrennen von Büchern.
Allerdings bin ich auch für die Meinungsfreiheit.
Diese beiden Sachen geraten nun in Konflikt miteinander.

Eine richtig ideale Lösung dafür kenne ich auch nicht.
Also ideal im Sinne von "beide Seiten sind zu 100% zufrieden".
Das heißt: egal, wie man sich entscheidet, eine der beiden Sachen leidet.

Aus pragmatischen Gründen (Schweden will schließlich in die NATO - und ist dabei (auch wenn uns das nicht gefällt) auf die Zustimmung der Türkei angewiesen) hielte ich es für klüger, darauf zu achten, dass dies nicht passiert. Ich weiß, dass auch dies nicht ideal ist.


stufix2000  30.06.2023, 10:38
Ich weiß, dass auch dies nicht ideal ist.

Es wäre nahe dran als „Erpressung“ gelten zu können.

Mag sein, das Bücherverbrennungen eine Grenze überschreiten, aber wenn man wegen einer Bücherverbrennung einem Staat den Eintritt in die NATO verweigert, überschreitet das auch eine Grenze.

Das der Koran nicht verbrannt werden darf, ist eine reine Anordnung aus dem Koran. Der Fachmann würde sagen, es ist ein Zirkelschluss. Auf Zirkelschlüsse kann man nicht pochen. Es ist eine Glaubensfrage. Die berechtigt zu gar nichts. Ein anderer der die gegenteilige Ansicht glaubt, nämlich, das man einen Koran verbrennen kann, darf dies gleichberechtigt tun, wie derjenige der die Ansicht vertritt, das man einen Koran nicht verbrennen darf.

Wer also versucht, das Recht, das ein Koran nicht verbrannt werden darf, gewaltsam durchsetzen will, handelt nicht nach dem Grundgesetz. Ein Staat darf sich solche Grundgesetzverletzungen nicht gefallen lassen, insbesondere wenn solche Verletzungen mit Gewalt durchgesetzt werden sollen. Schweden hat also völlig richtig reagiert. Schade, das es wieder mal alleine da steht.

Die Vergangenheit hat eindeutig bewiesen, das das Nachgeben bei Muslimen, wenn sie ihre fragwürdigen Vorstellungen mit Gewalt durchsetzen wollen, nicht zu dem Ergebnis führt, das sie der Vernunft näher kommen, sondern es führt dazu, das die Forderungen immer öfter ausgeweitet werden.

Am deutlichsten fing das an, als man sich gegen die Mohammad Karikaturen gewendet hat. Das Nachgeben, das man stillschweigend geduldet hat, das sie nicht mehr öffentlich gezeigt werden dürfen, hat nur dazu geführt, das es Charly Hebdo, den Überfall auf Kurt Westergard und die Ermordung des französichen Lehrers durch Köpfung gegeben hat.

Bei Hirsi Ali und Herrn van Gogh war es ein Film, der nicht gezeigt werden sollte. Auch hier hat die Regierung in den Niederlanden nachgegeben, und den Film verboten. Trotzdem musste Hirsi Ali bis in die USA und wieder zurück nach Europa fliehen, weil nach ihrem Leben getrachtet wurde.

Die satanischen Verse von Salaman Rhushdy sind auch unterdrückt worden, trotzdem wurde er noch vor wenigen Wochen schwer verletzt.

Man sieht also, das ein Entgegenkommen und ein Nachgeben bei Muslimen, keinerlei gewünschte Wirkung zeigt. Im Gegenteil, es gibt immer mehr Forderungen, die gewaltsam durchgesetzt werden sollen.

Deshalb betrachte ich es als völlig falsch, wenn hier bei den Koranverbrennungen wieder feige der Schwanz eingezogen wird. Irgendwann muss sich die freiheitliche Welt entscheiden, Zähne zu zeigen, wenn sie nicht völlig ins Hintertreffen abrutschen will.

Meinungsfreiheit schliesst auch die falschen Meinungen ein.

Ich persönlich halte nichts von Bücherverbrennungen. Mir kommt da immer gleich eine von 1933 in den Sinn. Und ich war schockiert, als Schwedens Ministerpräsidentin sich verbal auf die Seite der Verbrenner gestellt hat. Und das als Sozialdemokratin (ich war dabei).

Politisch tragbare Personen müssten sich davon distanzieren.

Aber Meinungsfreiheit besteht davon unabhängig. Ich muss auch solche bescheuerten Aktionen hinnehmen. Das war früher auch selbstverständlich.

Der Sinn für Meinungsfreiheit und Toleranz ist in Staat und Gesellschaft heute bedenklich zurückgegangen.

Bücherverbrennung geht zu weit.

Im Rahmen der Meinungsfreiheit ist, den Islam nicht zu mögen und sich konstruktiv gegen ihn auszusprechen.

Der Akt des Bücherverbrennens - in diesem Fall vom Koran - ist eine aktiv gewollte Schändung der Religion. Muslimische Menschen fühlen sich selbstverständlich verletzt, wenn so respektlos mit ihrer heiligen Schrift umgegangen wird. So wie eine physische Verletzung durch Gewalt ist dies ebenso eine Form der Verletzung, die so nicht akzeptiert werden kann.

LG und schönen Tag


Kemalist1881  30.06.2023, 17:28

Ich danke dir so sehr das du Verständnis zeigst. 🥰

Auch wenn ich den Koran nicht mag, halte ich nichts davon, Bücher zu verbrennen. Egal, ob in Schweden oder anderswo.

Darüber hinaus würde ich mich auch hüten, meinen knapp 60 €uro teuren Koran (Original + Übersetzung) einfach so abzufackeln.


cas65  30.06.2023, 14:48

Du hast dir für 60 Euro ein Buch gekauft, das du gar nicht magst?

Warum?

SibTiger  30.06.2023, 14:51
@cas65

Dir Koranübersetzung, von der ich geschrieben habe, ist ihr Geld schon wert, da sie nicht nur das Original und eine `Übersetzung beinhaltet, sondern auch ein Exegese des Verfassers Muhammad Asad, den ich zu den (seltenen) Reformern des Islams rechnen würde.