Ist das nach Kant moralisch richtig?
Hallo,
könnte mir einer sagen, ob ich kant anhand des Beispiels richtig verstanden habe.
"Robin Hood wollte die soziale Ungerechtigkeit bekämpfen und den Armen helfen, indem er von den Reichen stahl und es den Armen gab."
Der gute Wille ist zwar da, aber trotzdem ist die Handlung nach Kant moralisch falsch, weil es nie allgemein richtig sein kann, dass man stehlen darf.
Und was ist bei so einem Beispiel:
Miep und Jan Gies haben Anne Frank und ihre Familie versteckt und damit gegen die Gesetze des nationalsozialistischen Regimes gehandelt.
Kann mir das bitte jemand erklären?
Danke!
6 Antworten
Nach Kant wäre der Verstoß gegen die geltenden Gesetze des Staates moralisch nicht gerechtfertigt. Das klingt nicht einleuchtend, weil man ja aus der heutigen Sicht weiß, dass das NS-Regime ein moralisch gesehenes "Unrechtssystem" war, dem man sich mit seinen individuellen Entscheidungen nicht unterwerfen sollte. Aber ohne die nachträglich erlangten Kenntnisse kann man in der konkreten politischen Situation als Einzelner nicht entscheiden, ob das bestehende politische System vielleicht gar keine Legitimation hat. Also gilt der Gehorsam gegenüber den Anweisungen der Regierenden und damit in der von dir aufgezeigten Situation die Pflicht, Menschen jüdischen Glaubens anzuzeigen.
Bilanz: Die Moralphilosophie von Kant ist in vielerlei Hinsicht sehr problematisch, weil sie zu formalistisch ist und kaum Ermessensspielräume für moralische Konfliktsituationen anbietet.
Meine Meinung:
Also ich würde das so sehen das man Kants Robin Hood Beispiel gut übersetzen könnte mit "der Zweck rechtfertigt nicht die Mittel". Dies lässt sich aber nur auf "primitive" Modelle anwenden. Damit meine ich genau sowas wie das Robin Hood Beispiel, Walter White Dilemma, etc ( was diese Situation gleich haben ist, das aus der Sichtweise des Akteurs ein Problem besteht, und für die Lösung des Problems bzw für das Ziel ( also "der Zweck") scheinbar aus seiner Perspektive nur einen Lösungsweg hat ( also "die Mittel" ) und er ( häufig dazu ge/erzwungen ist durch erschwerte Umstände) das "persönliche Werten" und die Allgemeine Gerechtigkeit (definiert nach Sokrates) einander gegenüber aufzulehnen, wobei im Endresultat der Aktör der eigenen individuellen Wertung mehr Gewicht zuspricht ( also die Mittel für sich rechtfertigt) als nach der Allgemeinen Gerechtigkeit moralisch korrekt wäre.
Problem dabei ist das diese premitiven Beispiele auf einer übergeordneten bzw Meta-Ebene scheitern. Wie bei deinem Anne Frank Beispiel. Hier scheitert Kants Logik. Es gibt nämlich keine Gerechtigkeit bzw "gerechte Rechte " in einem von Grund auf an ungerechtem Regime. Bedeutet so gesehen hebelt es sich gegenseitig aus. Weil etwas ungerechtes, kann nicht mit etwas vermeintlich "Gerechtem" argumentieren wenn die Intention bzw es von Grund auf an ungerechtem ist. Hier rechtfertigt nähmlich der Zweck ( Verhinderung von "ungerechtem" töten), die Mittel ( verstecken vor Regime/Staat).
Fazit:
Im Anne Frank Beispiel ( und weitere Beispiele auf übergeordneter Ebene ) kann man Kants These nicht anwenden da sie scheitert.
Hoffe das hilft :]
Nach Kant wäre das nicht einmal ein guter Wille, weil nur ein guter Wille einer Moralischen Maxime folgen kann.
Und Diebstahl ist keine moralische Maxime.
Kant interessiert sich nicht, was das Ergebnis der Handlung ist, sondern er konzentriert sich darauf, ob das, was man macht, also die Handlung selbst, gut ist.
Das was Robin Hood macht, ist also nach Kant verboten.
Im Utilitarismus könnte man das jedoch rechtfertigen, da er sich auf das allgemeine wohl konzentriert.
Robin Hood würde wahrscheinlich sagen, dass er ja nie gesagt hat, dass stehlen allgemein richtig ist. Er stiehlt ja nicht von irgendwem und er tut es auch nicht "einfach so". Er stieht von den Reichen, gibt es den Armen, und das alles findet in einer Gesellschaft statt, in der die Armen kleingehalten und betrogen werden.
Er könnte sagen, dass es richtig ist zu stehlen, WENN diese drei Bedingungen erfüllt sind. (von den Reichen stehlen, den Armen geben und ungerechte Gesellschaft)
Mein Denken darüber:
Beispiel 1: Diebstahl ist im Allgemeinen verwerflich. Robin Hood hat Personen direkt "Schaden" zugefügt.
Beispiel 2: sie haben zwar gegen "die Vorschriften" verstoßen, haben aber keinen Diebstahl begangen und somit niemanden direkt Schaden zugefügt.