In welcher Kultur auf der Erde kam Schutzgeld-Erpressung zuerst vor und wo gibt es das heute vermehrt?
2 Antworten
Schutzgelderpressung ist eine Form von organisierter Kriminalität, bei der Einzelpersonen oder Organisationen gezwungen werden, regelmäßig Geld zu zahlen, um angeblich vor Schaden bewahrt zu werden – oft vor den gleichen Erpressern. Sie hat sich in vielen Kulturen unabhängig voneinander entwickelt, da sie eine grundlegende Dynamik von Machtmissbrauch darstellt. Eine präzise Zuordnung zu einer ersten Kultur ist schwierig, da schriftliche Aufzeichnungen in vielen Fällen fehlen oder erst später auftauchen. Dennoch gibt es einige historische Hinweise.
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Frühe Formen der Schutzgelderpressung
1. Antikes Mesopotamien und Rom:
Bereits in den frühesten bekannten Zivilisationen, wie dem antiken Mesopotamien oder Rom, existierten rudimentäre Formen von Schutzgelderpressung. Lokale Milizen oder Kriegsherren verlangten von Bauern und Händlern Abgaben im Austausch für "Schutz" vor Überfällen oder anderen Gefahren.
Im Römischen Reich gab es Banden oder Einzelpersonen, die Reisende oder Kaufleute gegen Bezahlung "schützten", oft jedoch vor sich selbst.
2. Feudalismus im Mittelalter:
Im europäischen Mittelalter war Schutzgelderpressung in Form von Abgaben weit verbreitet. Feudalherren oder Ritter verlangten Tribut von Bauern, um sie vor anderen Angreifern zu schützen, obwohl es sich oft um eine Form der Ausbeutung handelte.
Ähnliche Phänomene gab es in Japan während der Zeit der Samurai, wo lokale Kriegsherren (Daimyos) von den Bauern Schutzgelder verlangten.
3. Piraterie:
Ab der Antike und im Mittelalter forderten Piraten, wie die Berberpiraten in Nordafrika, Schutzgelder von Küstenstädten oder Schiffen, um diese vor Angriffen zu bewahren. Die Idee des "Schutzes" war auch hier eine Tarnung für Erpressung.
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Moderne Schutzgelderpressung
Moderne Schutzgelderpressung ist besonders mit der Entwicklung von Mafiaorganisationen verbunden, die oft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihren Ursprung haben:
1. Sizilianische Mafia (Cosa Nostra):
Die Schutzgelderpressung, bekannt als pizzo, entstand im 19. Jahrhundert in Sizilien. Händler und Geschäftsleute mussten regelmäßig zahlen, um nicht Opfer von Diebstählen oder Sabotage zu werden – meist von den gleichen Mafiosi. Dieses System verbreitete sich mit der Auswanderung der Italiener in die USA und Kanada.
2. Yakuza in Japan:
Auch die japanische Yakuza betreibt seit dem 19. Jahrhundert Schutzgelderpressung, vor allem in städtischen Gebieten. In Japan ist es teilweise sogar formalisiert und wird toleriert, solange die Zahlungen "freiwillig" erfolgen.
3. Triaden in China und Südostasien:
In China und Hongkong forderten Triaden Schutzgelder von Unternehmen, insbesondere in urbanen Zentren, wo sie in den frühen 1900er-Jahren florierten.
4. Russische Mafia:
Nach dem Zerfall der Sowjetunion in den 1990er-Jahren blühte Schutzgelderpressung in Russland und Osteuropa auf. Unternehmer mussten oft zahlen, um sich vor Übergriffen zu schützen.
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Schutzgelderpressung heute
Heutzutage ist Schutzgelderpressung in verschiedenen Teilen der Welt noch weit verbreitet, insbesondere dort, wo die staatliche Kontrolle schwach ist oder organisierte Kriminalität stark vertreten ist:
1. Italien:
Insbesondere in Süditalien wird pizzo von der Mafia nach wie vor praktiziert. Städte wie Palermo oder Neapel sind betroffen.
2. Mexiko:
Drogenkartelle in Mexiko fordern regelmäßig Schutzgelder von Unternehmen, Händlern oder sogar von der einfachen Bevölkerung.
3. Japan:
Yakuza-Gruppen sind trotz strengerer Gesetze weiterhin in Schutzgelderpressung involviert, oft in der Unterhaltungsindustrie.
4. Indien und Pakistan:
In städtischen Gebieten wie Mumbai oder Karachi betreiben lokale Gangster ähnliche Geschäfte.
5. Osteuropa und Russland:
Russische und osteuropäische mafiöse Netzwerke fordern weiterhin Schutzgelder von Unternehmen, insbesondere im Bau- und Transportwesen.
6. USA:
Auch wenn die klassische Mafia in den USA zurückgedrängt wurde, gibt es immer noch lokale Erpressungsfälle, etwa in Verbindung mit Gangs oder illegalen Aktivitäten.
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Fazit
Schutzgelderpressung hat sich in vielen Kulturen und zu unterschiedlichen Zeiten entwickelt, meist dort, wo Rechtsunsicherheit herrschte oder organisierte Gruppen lokale Macht ausübten. Die sizilianische Mafia wird oft als ikonisches Beispiel genannt, aber ähnliche Praktiken gab es in fast allen Kulturen. Heute ist sie vor allem in Regionen verbreitet, wo Korruption und schwache staatliche Kontrolle existieren.
Kultur?? historisch gesehen gibt es jedoch keine eindeutige Kultur oder Region, in der Schutzgelderpressung zuerst dokumentiert wurde, da die Praxis sehr alt und weit verbreitet ist. Sie basiert auf Machtstrukturen... das können mir die anderen ebenso bestätigen...