In welchen Bereichen schätzt ihr mich berufsunfähig ein, oder bin ich eventuell sogar erwerbsunfähig? Ist Ungeschicktheit eine Einschränkung?
Erst mal ein paar relevante Infos: Ich bin 22, habe im Jahr 2013 einen einfachen Hauptschulabschluss mit 3er-Schnitt erworben und habe bisher keine Ausbildung abgeschlossen und nie wirklich gearbeiten, also habe auch keinerlei Berufserfahrung. Das Einzige wo ich bisher Erfahrungen sammeln konnte, waren ein paar Praktika.
Praktika hatte ich schon in der Pflege, als Bäcker, Metzgerei, Verkäufer, Maler und Lackierer, in einer Küche (Koch, Hauswirtschaft), in einer Werkstatt, Gärtner/Landschaftsgärtner. Viele dieser Praktika machte ich während einer Eingliederungmmaßnahme von Jobcenter. Diese Maßnahme ist aber dann gescheitert weil ich gesundheitlich nicht in der Lage war, es weiter durchzuhalten und laut damaligen Stand eine Eingliederung unmöglich erschien.
Jetzt zu meinen Einschränkungen und Krankheiten: Ich habe Sozialphobie, PTBS und die Eingliederung ist damals gescheitert weil bei mir eine Depression mit psychotischen Symptomen diagnostiziert wurde und dies ein Ablehnungsgrund für diese Reha war. Außerdem bin ich farbenblind und sehr ungeschickt.
Ich bin also alle mal berufsunfähig. Als ich Praktikum als Maler hatte, wurde mir die Farbenblindheit zum Verhängnis. Ich verwechselte alle möglichen Farben und weil ich so ungeschickt bin sind mir immer sachen heruntergefallen. Als Elektriker oder Maler könnte ich schon mal nicht arbeiten. Wegen der Sozialphobie wäre ich auch nicht in der Lage mit vielen Menschen zu arbeiten (1 bis maximal 3 Kollegen wären aber kein Problem). Weil ich auch noch tollpatschig und ungeschickt bin wäre auch kein Beruf geeignet wo man handwerklich geschickt sein muss.
Sozusagen geht irgendwie alles kaputt, was ich anfasse. In einem Museum sollte ich also auch schon mal nicht arbeiten.
Ich habe ADHS und nehme dagegen zur Zeit keine Medikamente. Ich habe Konzentrationsprobleme, bin etwas leichsinnig und habe überall Leichtsinnsfehler. Bisher ging in jedem Praktikum, das ich machte, irgendwas kaputt. Mal sind mir Schüsseln, mal Gläser oder Teller oder Farbeimer herunter- oder umgefallen. Nach Rezept arbeiten kann ich auch nicht weil mir entweder zu viel oder zu wenig einer Zutat in den Topf fällt oder ich eine Zutat komplett vergesse. Im Praktikum in der Küche oder im Schulunterricht sind mir jeden Tag Sachen angebrannt, also kochen kann ich gar nicht. Ich bin sehr unaufmerksam und bin bei diversen Arbeiten schon mal fast eingeschlafen.
Malen und Lackieren kann ich auch nicht. Als ich im Praktium Sachen malen sollte, sah es auch als hätte es ein 2-jähriges Kind gemalt. Ich bin also zu ungeschickt, um genau nach Linien malen zu können und zudem verwechsle ich alle Farben. .
Das Jobcenter ist bei mir bereits an seine Grenzen gestoßen. Die Berater, der integrationsdienst und der Psychologische Dienst bezweifeln meine erwerbsfähigkeit sogar komplett. Rentenanspruch habe ich aber nicht. Welcher Beruf wäre geeignet? Was könnte ich denn tun?
11 Antworten
"Was könnte ich denn tun?" - Diese Frage alleine ist schon mal Gold wert. Ich versuche also, zusammenzutragen, was mir auf- und einfällt. :-)
Erstens kannst du schon mal n Computer bedienen und mit sinnvollen, gut formulierten Sätzen dein Anliegen schildern. Daraus schlußfolgert der Psychologe: an mangelnder Intelligenz kann es schon mal nicht liegen. Das ist super.
Der nächstwichtigste Faktor ist dein Umfeld: Eltern, Geschwister, Freunde, Verwandte. Darunter sollte es (hoffentlich) mindestens eine Person geben, die sich, mit Hilfe der viel besseren Kenntnis deiner Person, mit dir zusammen Gedanken macht darüber, was für sinnvolle Schritte jetzt machbar sind.
Sozialphobie und Depression sind eigentlich logische Folgen davon, daß man sich selbst für total minderwertig, als Loser, als unfähig einschätzt. Es ist in meinen Augen der erste Schritt, gegen dieses Selbstbild etwas zu tun, dafür sehe ich eine Therapie als am geeignetsten an. Dabei sollte daran gearbeitet werden, daß du Selbstvertrauen, ein realistisches Selbstbild, einen etwas freieren Umgang mit den Mitmenschen findest.
Die Gründe für das überaus negative Selbstbild können sehr vielschichtig sein, genannt wurden von dir Mißerfolge (vom Schulabschluß über diverse Praktika etc.) - aber wie sieht die Familienkonstellation aus, welche Erziehung, welche Erfolge/Mißerfolge haben die Eltern/Verwandten, welche Hindernisse oder gar Schäden gab es auf dem Lebensweg - das kann man hier nicht gut abklären, aber der Therapeut könnte es, und wie man sieht: Themenbereiche gibt es genug.
Ungeschicklichkeit (mangelnde Übung also!) und Konzentrationsschwäche können durchaus vorhanden sein, jedoch ist das alles sehr gut behebbar. Im praktischen Bereich macht es einfach die Übung (unter guter Anleitung), und ADHS kann man medikamentös behandeln.
Eigentlich liegen Erfolg, Motivation und Hoffnung, also eine Lebensperspektive, sehr oft daran, ob sich denn überhaupt jemand für dich interessiert, also Erwartungen an dich hat, dich mag, dir helfen will. Sollte dies NICHT der Fall sein, sind die Startbedingungen schlecht, aber genau dann wäre ein Therapeut sehr wichtig, denn er interessiert sich für dich, redet mit dir und fragt nach.
Zwei Dinge kommen aber auf KEINEN Fall infrage: sich mit 22 berenten lassen ODER sich etwa gar in einer Behindertenwerkstatt eingliedern lassen - wenn man nicht behindert ist!!
(Ich fahre selbst Behinderte von der Werkstatt nach Hause: glaub mir, du bist KEIN Fall für diese Werkstätten!)
Ich hatte einen Kollegen in einer Fabrik (24 Jahre alt), der sogar nur einen Förderschulabschluß hatte und dennoch, nach Stationen als Tischler (abgebrochen), als Altenpfleger (abgebrochen) und als "Chauffeur" über Leiharbeit in der Firma gelandet ist und es geschafft hat, dort als Maschinenbediener eingestellt zu werden. Glaub mir, alles ist möglich...man weiß es nur noch nicht, was alles noch kommt.
Zwei Vorschläge für geeignete Berufe: Gärtner/Landschaftsbauer und Transport/Logistik (zB LKW oder Transporter fahren, Job ist stets garantiert!!)
Also: erster Schritt, zum psychologischen Dienst des Jobcenter gehen und dir den Weg zu einer Therapie gegen Sozialphobie und Mindertwetigkeitsgefühle zeigen lassen...geht auch bei Diakonie und Caritas (Beratungsstellen!). Viel Erfolg!
Frag Dich mal selbst, was geht und nicht seitenlang, was alles nicht geht. Du solltest Dir die gleiche Mühe bei der Suche nach dem geben, was geht, dann findest Du schon etwas.
Du kommst bestimmt nicht weiter, wenn Du auf alle Vorschläge Argumente hast, warum sie für Dich nicht in Frage kommen. So löst Du Dein Problem sicher nicht.
Ein wenig eigene Anstrengung ist dafür natürlich erforderlich und nicht bei jeder Sache direkt einen Grund suchen/finden, warum etwas nicht geht.
Es sein denn, Du willst eigentlich gar nicht, aber das kann ich narürlich nicht beurteilen.
Hallo BoomCrash,
Sie schreiben unter anderem:
In welchen Bereichen schätzt ihr mich berufsunfähig ein, oder bin ich eventuell sogar erwerbsunfähig? Ist Ungeschicktheit eine Einschränkung?
Antwort:
Niemand hier bei GF kann Ihnen eine seriöse Einschätzung geben, ob Sie berufs- bzw. erwerbsgemindert sind auf Grund Ihrer aufgezählten Probleme, zumal laut Ihren Zeilen selbst der zuständige Intergrationsdienst nicht weiterhelfen kann!
Bitte erkundigen Sie sich bei "https://www.cjd.de/" nach Ihren Möglichkeiten, schildern Sie dort Ihre Situation!
https://www.cjd.de/angebote/arbeit-und-beschaeftigung/
Alternativ:
https://www.caritas.de/hilfeundberatung/onlineberatung/onlineberatung
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Beste Grüße, viel Erfolg und bestmögliche Gesundheit
Konrad
Erfahrungen sind immer gut, es spielt weniger eine Rolle worin. (80% ist Einstellungssache).
ADHS kann echt übel werden, wenn man es nicht behandelt. Wenn man nichts dagegen tut f**kt es die eigene Psyche. Lass auf jedenfall ADHS therapieren und nimm zur Not Medikamente (ist besser als nichts). Ausserdem, ist Sport super gegen die Hyperaktivität geeignet.
Mache eine Abendschule und gib dir Mühe. Mit einem guten (zweiten) Zeugnis hast du bessere Chancen.
Ist egal, gehe einfach arbeiten und liebe was du tust. Wenn du nicht mehr kannst gehst du in Therapie und lässt die PTSD/Sozialphobie therapieren. Danach gehst du wieder arbeiten. Bei ADHS eignet sich etwas mit viel Bewegung gut (wie Gärtner, Maurer, Gipser), aufjedenfall anstrengende Tätigkeiten.
Dann lass es nochmal testen, habe ich auch getan, weil ich (nicht mehr) dem typischen ADHS Profil entspreche. Das kannte ich gut, hat sich einiges geändert.
Gibt nicht auf es gibt noch andere Mittel, oder mach schwere körperliche Arbeit ist bei ADHS immer gut. Therapie ist ebenfalls lohnenswert.
Was Farbenverwechslung angeht könntest d ein Farbernennungsgerät nutzen, eins das auch blinde verwenden
so könntest du zumindest ein Problem leicht lösen... nur so als Tipp
Wie lange wird das wohl bei der Arbeit halten ??? selten Blödsinnige idee
Ich bin mir eigentlich jetzt unsicher ob ich es habe oder nicht. Hyperaktiv bin ich gar nicht. Eher im Gegenteil ich bin immerzu müde und könnte bei jeder Tätigkeit einschlafen, dazu dann noch die Unkonzentriertheit. Anstrengende Tätigkeiten wären also auch nicht geeignet. Aber es kommt eben drauf an was man als antrengend definiert.
Medikamente hatte ich schon ziemlich viele. Ich hatte schon SSRI, etc. aber es hat nichts gebracht. Zur Zeit nehme ich auch Tabletten aber eher damit ich zur Ruhe komme.