In welchem Verhältnis stehen Christentum und Judentum aus biblischer Sicht zueinander?

8 Antworten

Als die Schriften des Neuen Testamentes entstanden, war das Christentum noch nicht einmal fest etabliert. Deshalb findet man in diesen Schriften noch die Unterscheidung zwischen "Judenchristen" und "Heidenchristen".

Das Judentum wird als die Saat dargestellt, aus der die Errettung/Erlösung der Menschheit hervorgehen soll. Das wird tatsächlich bereits im Alten Testament explizit so ausgesagt: Gott sagt Abraham, dass durch ihn und seine Nachkommen einmal alle Völker der Welt gesegnet sein sollen.

Bezüglich der Stellung des Judentums nach der Auferstehung Jesu gibt es im Neuen Testament keine klare Auffassung. Manche sagen: Gott habe sich von den Juden abgewandt, da sie Jesus als den Messias abgelehnt haben. Einige Gleichnisse Jesu lassen sich in diesem Sinne interpretieren, allerdings ist zweifelhaft, wie authentisch sie sind. Paulus wendet sich im Römerbrief ausdrücklich gegen diese Position und argumentiert lang und ausführlich dafür, dass das jüdische Volk weiterhin eine besondere Stellung bei Gott inne hat, die eben nur nicht mehr exklusiv ihm zugänglich ist.

Historisch gesehen hat sich leider mit der Zeit eine Art "christlicher Antisemitismus" entwickelt: man verteufelte die Juden als "Gottesmörder" und beging schreckliche Gewaltakte gegen sie. Solche Taten hätte Jesus, der zeitlebens Jude war, niemals gebilligt.


Ignatius1  03.12.2024, 04:44
allerdings ist zweifelhaft, wie authentisch sie sind. 

Inwiefern ?

Historisch gesehen hat sich leider mit der Zeit eine Art "christlicher Antisemitismus" entwickelt:

Ich kenne keinen einzigen Christen der Antisemitisch ist ..eher scheinen viele Leute gerade zu völlig unkritisch die Israelische Regierung zu Unterstützen wo sie auch Fehler macht .und die ja nicht das Judentum ist .

man verteufelte die Juden als "Gottesmörder" und beging schreckliche Gewaltakte gegen sie. 

Ich kenne nur Luther der die Juden verteufelte .

Sie sind sehr eng verwandt. In gewisser Hinsicht ist es derselbe Glaube. Die ersten Christen kamen aus dem Judentum, waren gleichzeitig Juden. Es war also zu Beginn gar kein eigenständiger Glaube. Aber die meisten Juden haben es abgelehnt, daß Jesus der verheißene Messias ist. Gleichzeitig wollten sich viele Nichtjuden dem neuen Glauben anschließen. Durch beides kam es zur Trennung. Juden und Christen sind sozusagen Geschwister. Es ist sehr wichtig, die jüdischen Wurzeln zu kennen, zu verstehen und zu bewahren. Denn ohne diese kann der christliche Glaube nicht verstanden werden. Ohne sie gerät man leicht auf Irrwege.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktizierender Katholik. Lese viel zu Glaubensfragen.

Die Juden sind das Volk Gottes, welches unter Alten Bund mit diesem stand. Mit der Erfüllung des Gesetzes durch Christus kam der Neue Bund, geltend für alle. Christen sind die Nachfolger Jesu' und quasi die 'kleinen Geschwister' des Judentums.

Das jüdische Volk wird in der Bibel auch als ein Ölbaum beschrieben, an welchen Gott die anderen Völker mit einpropft, quasi die Zweige eines wilden Baumes haben Anteil an der Wurzel des gepflegten Baumes.

Das als knappe Antwort, sie hilft dir vielleicht weiter 🙋🏻‍♀️

LGuGS ♡

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Königskind ❤🔥✝️

Nun biblisch gesehen ist das Judentum die "Keimzelle" des Christentums. Heißt:

Am Anfang stand der Jude Jeschua, in Europa besser bekannt als Jesus von Nazareth, der sich eine Reform des Judentums wünschte. Sein Charisma und die menschennahe Art sowie die Verständlichkeit seiner Botschaften zogen schnell viele Schüler und Anhänger an.

Sein Erfolg war der damaligen religiösen Elite Judas, den Sadduzäern und Pharisäern, ein Dorn im Auge. Als die Zahl seiner Anhänger, die Nazzarener genannt wurden, wuchs und sich gleichzeitig Gerüchte verbreiteten, er sei der ersehnte Erlöser, ließen ihn die Römer kreuzigen.

Auch nach dem Tod Jesu waren die Nazzarener nur eine religiöse Gruppierung unter vielen. Sie waren ein Teil des jüdischen Volkes. Allerdings warfen sie bald die beiden ehernen Regeln des Judentums – keine Konvertierung und keine Missionierung – über Bord. Die Heiden ließen sich für die neue Religion begeistern und wurden eine Mehrheit unter den Christen ( Heidenchristen), wie sie jetzt am Ende des ersten Jahrhunderts hießen.

Für Christen, die z.B Juden für Jesus Tod verantwortlich und sie damit zum "Sündenbock" machen , lohnt es sich ernsthaft über Jesus nachzudenken, und sich daran zu erinnern, dass seine jüdische Herkunft kein kultureller Zufall war, sondern ein Teil der Heilsgeschichte.

Wäre nicht alles so gekommen, wie es gekommen ist bzw kommen sollte,( es ist Gottes Heilsplan für uns) wären wir auch heute noch nicht versöhnt mit GOTT!

Jesus steht zwischen Christen und Juden, und das im doppelten Sinn des Wortes. Er steht dazwischen als einer, der beide Religionen miteinander verbindet, als eine Art Brücke. Aber Christus ist es auch der Juden und Christen trennt ( Messias-Frage)

Wenn wir uns auf Grundlage der Bibel nun fragen, durch wen das jüdische Erbe zu uns gelangt ist, dann muss die Antwort heißen: durch keinen anderen als durch Jesus Christus. Er ist das unumstrittene Zentrum christlichen Glaubens, und da er Jude war und den Boden jüdischen Glaubens nie verlassen hat, bekommen wir durch ihn Anteil an zentralen Inhalten der jüdischen Religion und werden in ein besonderes Verhältnis zum jüdischen Volk gestellt.

Jesus ist wie ein Kanal, durch den wir an den jüdischen Lebensstrom angeschlossen sind (siehe auch Gleichnis vom Ölbaum)oder wie eine Tür, durch die wir als Nichtjuden die jüdische Welt betreten. Die wichtigsten Glaubensinhalte, die wir vom Judentum empfangen haben und von denen sich dann zahlreiche weitere ableiten lassen, sind diese:

Als Christen glauben wir an den Gott !

Dieser Gott ist kein Abstraktum, keine philosophische Idee, kein unbeschriebenes Blatt. Er ist der Gott Israels, der Gott, der dieses Volk erwählt hat und der sich in der Geschichte dieses Volkes zu erkennen gab.

So glauben wir mit Juden zusammen an denselben Gott, auch wenn wir ihn im Unterschied zu Juden als Vater, Sohn und Heiligen Geist anbeten. 

Aber es geht ja nicht nur um Monotheismus, um die Frage des Eingottglaubens. Den teilen wir natürlich auch noch mit anderen Religionen. Es geht viel entscheidender um die Frage, wer dieser eine Gott in seinem Wesen ist. Anders ausgedrückt: Was macht den Einen einzigartig? 

Für Juden und Christen besteht diese Einzigartigkeit darin, dass dieser Gott ein zutiefst personaler, ein leidenschaftlicher, ja liebender Gott ist. Die Göttlichkeit des Gottes Israels und des Gottes Jesu besteht gerade nicht darin, sich fein aus allem Irdischen herauszuhalten, unbewegt über den Dingen zu stehen, sondern sich aus Liebe auf die menschliche Geschichte einzulassen, sich berühren zu lassen, ja sogar: zu leiden! In diesem Sinn kann man meiner Meinung nach nur vom Judentum sagen: Wir glauben an denselben Gott.

Diese fundamentale Gemeinsamkeit im Gottesglauben zeigt sich auch darin, dass das Judentum die einzige Religion ist, mit der wir eine gemeinsame Heilige Schrift haben. Unser Altes Testament ist gleichzeitig die Heilige Schrift des jüdischen Volkes. Die Glaubenszeugnisse Israels, die in diesen Schriften gesammelt sind, nähren auch unseren Glauben. Selbst vom Neuen Testament bleibt nicht mehr viel übrig, wenn man daraus alle Anspielungen auf das Alte Testament entfernt.

Natürlich stimmt es, dass Juden und Christen die heiligen Schriften Israels aus verschiedenen Perspektiven lesen: Juden durch die "Brille des rabbinischen Schrifttums", Christen durch die "Jesusbrille".

Aber alle Unterschiede, die dadurch entstehen, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir aus der gleichen Quelle schöpfen, dass wir durch die gemeinsame Wurzel miteinander verbunden sind.

Wir sind durch Jesus nicht nur "religionsgeschichtlich" mit dem damaligen Judentum verbunden, wir sind durch Jesus bleibend an das jüdische Volk gewiesen.

Nach Paulus ist entgegen der traditionellen Enterbungstheorie (die Kirche tritt an die Stelle Israels) das nicht an Christus gläubige jüdische Volk nämlich immer noch Gottes Volk, und zwar deshalb, weil Gottes Verheißungstreue größer ist als aller menschliche Ungehorsam: "unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt".

Diese Zuversicht in die göttliche Verheißungstreue ist bei Paulus eine konkrete Frucht seines Christusglaubens. In Kreuz und Auferstehung ist das endgültige göttliche Ja zu Israel und zu allen Menschen "zementiert" worden:

"Darum nehmt einander an, wie auch Christus uns angenommen hat, zur Ehre Gottes. Denn, das sage ich, Christus ist um der Wahrhaftigkeit Gottes willen Diener der Beschneidung geworden, damit die Verheißungen an die Väter bestätigt werden. Die Heiden aber rühmen Gott um seines Erbarmens willen;..."

Paradox formuliert: Der Jesus Christus, der aus jüdischer Sicht Christen und Juden trennt, verbindet aus christlicher Sicht, weil in ihm die endgültige Liebe Gottes zu Israel und allen Menschen offenbar geworden ist. Deshalb sind wir herausgefordert, Juden in Respekt und mit der nötigen Lernbereitschaft zu begegnen.

Juden erinnern uns durch ihr Nein zu Jesus immer wieder an die Unerlöstheit dieser Welt und an unsere eigene Unzulänglichkeit. Diese Erinnerung muss nicht zur Folge haben, dass wir an dem irre werden, was Gott uns in Christus geschenkt hat, aber sie kann uns realistisch vor Augen führen, dass auch nach dem Zeugnis des Neuen Testaments das Heil erst angebrochen ist.

Nicht zufällig spricht Paulus von Christus als "Erstling" der neuen Schöpfung oder vom Geist als "Unterpfand" der Verheißung. Vielleicht brauchen wir Christen den Stachel jüdischer Kritik, um nicht zu schnell dort eine Erlösung zu propagieren, wo alles noch nach Erlösung schreit. Auf diese Weise könnten wir vor einem verhängnisvollen Triumphalismus bewahrt werden, der das Reich Gottes in überheblicher Weise mit der Kirche gleichsetzt und kirchengeschichtlich betrachtet viel Unheil aus sich heraus gesetzt hat.

Wenn dem aber so ist, könnte es dann nicht sein, dass Gott das jüdische Nein - zumindest vorübergehend - auch irgendwie gewollt hat? Das muss uns nicht daran hindern, Christus auch gegenüber Juden in Wort und Tat zu bezeugen - das geht gar nicht anders, wenn der Dialog ehrlich sein soll -, aber es kann uns davor bewahren, die Ablehnung dieses Zeugnisses einfach als Unglaube zu etikettieren. Vielleicht gehört es ja zur göttlichen Berufung des jüdischen Volkes, die Christusfrage offen zu lassen , sodass es an uns wäre, diese Offenheit als göttliches Geheimnis zu bejahen.

Nun aber zu deiner Frage und zu meinen Eingangssatz:

Nun biblisch gesehen ist das Judentum die "Keimzelle" des Christentums.

Der Kern des christlichen Glaubens ist jüdischen Ursprungs, sagen wir genauer alttestamentlich-frühjüdischen Ursprungs, und deshalb gibt es keine andere Religion, mit der wir Christen so viele Glaubensinhalte und Glaubenspraktiken gemeinsam haben.

„Die Auseinandersetzung zwischen den Anhängern Jesu und den anderen Juden bestanden nicht darin, ob der göttliche Messias kommen würde oder nicht, sondern lediglich darin, ob es der Mann aus Nazareth dieser Messias ist. Einige Juden sagten ja,andere sagten nein. Was nicht überrascht. Wir nennen die erste Gruppe heute Christen und die zweite Gruppe Juden.

Die gläubige Weggemeinschaft von Christentum und Judentum gründet im Heilsplan Gottes!!!

Juden und Christen gründen ihren Glauben auf die gemeinsame "Schrift"(den "Tenach" bzw. das Alte Testament), auf die das Neue Testament der Christen bezogen ist. Zentral für Juden und Christen ist das Doppelgebot der Liebe:

Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen und von ganzer Seele und mit aller deiner Kraft

und 

Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.

So lehrt Jesus Christus: An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten

Juden und Christen verstehen sich beide als Volk Gottes. Diese Gemeinschaft, die durch die Beziehung zum Gott der Bibel bestimmt wird, ist offen für alle Menschen. Juden und Christen verbindet die Hoffnung auf das kommende Reich Gottes, in dem Friede sein wird und der Plan Gottes mit seiner Schöpfung zur Vollendung kommt.

Juden und Christen sind trotz ihres historischen Nacheinanders durch den einen Gott sowie durch seine sich in Christus vollendende geschichtliche Selbstoffenbarung wesenhaft aufeinander bezogen.

Juden und Christen sind und waren in besonderer Weise miteinander verbunden. Im Zeugnis des Alten Testamentes liegt die gemeinsame Wurzel ihres Glaubens. Obwohl sich ihre Wege an der Offenbarung Gottes in Jesus Christus geschieden haben, bleiben sie doch an das gemeinsame Erbe und damit aneinander gewiesen.

Das aus dem alttestamentlichen Volk Israel hervorgegangene Judentum ruft uns die Treue Gottes gegenüber seinen Verheißungen in Erinnerung.

Wer sich zur Treue Gottes in Tod und Auferweckung seines Sohnes Jesus Christus bekennt, bekennt sich damit zugleich zur Treue Gottes gegenüber Israel und dem Judentum.

Du kannst dir das Thema an einem Beispiel anschauen. Das Video heisst: Was das Abendmahl mit unserer Zukunft zu tun hat - auf Youtube.

Da wird am Beispiel einer jüdischen normalen orthodoxen Hochzeit gezeigt, wie sich Judentum und Christentum vereinen. Und dies kann man bei jedem biblischen Thema machen.

Und für alle, die Hochzeiten für Quatsch halten (Mgtow und so), empfehle ich das kurze Video "Himmlische Hochzeit" von dem Youtuber Brot und Wein