Ich schäme mich für den Beruf meines Vaters, merke erst jetzt wie peinlich und sinnlos er ist?
Hallo
mein Vater arbeitet in einer Dachdeckerei und er sagte mir immer, er sei dort Hausmeister. Als ich nun in seiner Firma mein Jahrespraktikum mache (weil es nirgendwo anders ging) merke ich erst, wie unnötig und peinlich seine Stellung in der Firma ist. Er räumt morgens die Rucksäcke der Arbeitskollegen in die dazugehörigen Firmenbusse (oft sogar in die falschen Busse, wofür er dann angeschnauzt wird) dann räumt er manchmal Schrauben etc in die dazugehörigen Firmenbusse, meistens reißen ihm die Dachdecker sogar die Materialien aus der Hand und sagen „Ich mach das schon“ genau wie beim Rucksack in den Wagen laden. Die Kollegen kommen morgens zur Arbeit und er bietet ihnen an, ihnen schonmal die Rucksäcke in den Wagen zu packen. Wenn nun alle auf der Baustelle sind sitzt er meistens nur rum oder kritzelt wenn der Chef vorbeikommt irgendwas auf die Entnahmescheine, als ob er etwas zutun hätte. Was ist das bitte für ein Job und wofür wird er überhaupt bezahlt? So peinlich!
27 Antworten

Du meinst so peinlich, dass er mit seiner sehr peinlichen Arbeit deinen Lebensunterhalt erarbeitet? Du meinst so peinlich, dass er die Familie damit durchbringt? So peinlich meinst Du?
Du solltest mal ein bisschen mehr Respekt deinem Vater gegenüber haben, der sich jeden Tag für Dich zur Arbeit aufmacht und die Schikanen der anderen erträgt, damit Du zu essen hast, ein Dach über dem Kopf und Kleidung am Leib. Geh Du erstmal selbst arbeiten und trage Verantwortung, bevor Du dich hier so peinlich über deinen Vater auslässt.


Na gut, durch diesen Job wirst du (mit)versorgt. Dieser Job, auch wenn dein Vater ihn nicht gut machen sollte, bringt dir Essen auf den Tisch.
Ob es nun peinlich ist, ist subjektiv. Es gibt Leute, die mögen Lagerlogistiker nicht, weil sie denken, dass man nur im Gabelstapler herumgurkt, aber es ist trotzdem ein sehr wichtiger Beruf.

Bleib einfach bei dir. Schau zu und unternehme alles, was dir möglich ist, dass du einen guten Schulabschluss und eine Ausbildung erfolgreich beendest und dann eine Arbeitsstelle findest, bei der du Erfüllung findest und die einigermaßen gut bezahlt wird.
Das Leben deines Vaters geht dich nichts an. Du musst dich nicht fremdschämen und du solltest es auch nicht bewerten.

Nach deiner Schilderung tut dein Vater sein Bestes, kriegt aber nicht sehr viel hin. Das ist in Ordnung. Dafür brauchst du dich nicht zu schämen und auch dein Vater nicht.
Tu nun du dein Bestes, dann kannst du sogar stolz sein auf dich.
Ich hatte mal einen Schüler, dessen Eltern nicht viel hingekriegt haben. Sie haben sich bemüht, kamen immer zu den Elternabenden, aber der Junge musste ihnen die einfachsten Dinge erklären, weil sie aus irgendeinem Grund zu dumm waren dafür (beide mit Deutsch als Muttersprache).
Der Junge war mit Abstand der beste in Mathematik, schaffte es aber nicht ins Gymnasium, weil er schlecht in Deutsch war. Er hatte zu Hause niemanden, der mit ihm redete, deshalb hatte er keine Gelegenheit, Deutsch richtig zu lernen. Er sorgte für seine vier jüngeren Geschwister. Und er war der erste, der eine Lehrstelle kriegte. Ganz einfach deshalb, weil er sagte: "Ich will es mal besser haben und dafür muss ich arbeiten."
Dieser Junge muss sich bestimmt für nichts schämen.

Wie alt ist dein Vater? War er früher Dachdecker?
Ich vermute, bei dem Dachdeckerbetrieb gilt, dass die Arbeitszeit erst auf der Baustelle beginnt, die Mitarbeiter aber die Option haben, von der Firma aus dorthin zu fahren - sie müssten sonst mit eigenen Mitteln direkt zur Baustelle.
Das heißt, die Mitarbeiter kosten den Betrieb erst dann Geld, wenn die Arbeit auf der Baustelle beginnt. Müssten die Kollegen aber vor der Fahrt schon Material laden, wäre das bereits bezahlte Arbeitszeit und der Betrieb muss die gesamte Fahrzeit seiner Mitarbeiter vergüten.
Dann kann es problematisch sein, wenn jeder sich sein Zeug selbst zusammensucht. Am Ende gehen mehr Materialien oder Werkzeuge weg, als benötigt werden. Und manchmal gehen Werkstoffe zur Neige, ohne dass es jemand mitbekommt. Dann muss irgendwer vom Betrieb dafür herumfahren, in den Baumarkt flitzen - wertvolle Zeit, die auf der Baustelle verloren geht und Geld kostet.
Falls dein Vater vorher Dachdecker war, ist er heute vielleicht körperlich nicht mehr dazu in der Lage? Dann spräche es für die frühere Arbeitsleistung deines Vaters, dass sein Chef + Betrieb ihm bis heute treu ist. Auch, dass du dort dein Praktikum machen darfst, zeigt, dass dein Vater dort ein gewisses Ansehen genießt.