Ich fühle mich unglaublich unwohl mit meinem Vornamen. Soll ich ihn ändern, auch wenn es meine Mama verletzen würde?
Hallo, ich bin 18 Jahre alt und weiblich. Ich hadere momentan sehr mit mir selbst - aufgrund meines Namen. Ich mochte meinen Namen noch nie so wirklich. Wegen eines Traumas (seelische Misshandlung) in der Kindheit hat sich dies verstärkt. Immer wenn ich meinen Namen heute höre, besonders wenn ihn die Person, die mich misshandelte, sagt, merke ich die Gefühle hochkommen, die ich während des Traumas gespürt habe. Ich kann mich dadurch sehr schwer mit dem Namen identifizieren. Generell verbinde ich mit ihm Angst, Scham, Ekel und Trauer, eben wegen des Traumas. Mit meinem Spitznamen, bei dem mich die meisten nennen, ist es ähnlich. Das ist schade, denn mein Name ist von der Bedeutung und der Herkunft her sehr schön. Er wurde früher sehr häufig vergeben, super viele berühmte Personen tragen ihn. Und ich hab versucht, mich mit diesen Celebrities und der Herkunft näher zu beschäftigen, um meinen Namen zu mögen. Es funktioniert einfach nicht. Ich find den Namen an anderen schön, nur nicht an mir.
Es ist sehr schwer, seinen Vornamen zu ändern. Ich weiß ehrlich nicht, ob mein Grund ausreichen würde. Zwar gilt als Grund ,,psychische Belastung'', aber ich glaube, manch einer könnte meinen, mein Grund sei doch gar nicht so belastend. Und ich habe Angst meine Mama damit zu verletzen. Ich hab das Thema vor zwei Monaten angesprochen und sie war sehr traurig und wütend, weil sie mir schließlich einen Namen gab, den sie liebte. Sie verbindet mit ihm sehr viele Emotionen. Ich habe das Gefühl, dass ich ihr das wirklich nicht antun kann. Allerdings würde ich ihr anbieten, den neuen Namen für mich und mit mir auszusuchen.
Jetzt zu meiner Frage: Soll ich meine Mom nochmal darauf ansprechen und wenn ja, wie? Soll ich es mit der Namensänderung versuchen oder warten bis vielleicht irgendwann die Namensrecht Reform, die die Ampelkoalition ankündigte, kommt? Hat jemand Erfahrungen mit einer Vornamensänderung gemacht? Wie hat das Umfeld reagiert?
Ich fühle mich wirklich schlecht, dass ich sowas überhaupt in Erwägung ziehe. Doch mein Name belastet mich unfassbar dolle. Ich kann mir nicht vorstellen, mit ihm für den Rest meines Lebens rumzulaufen.
3 Antworten
Hallo! Als transsexueller Mann ist eine Vornamensänderung ein ganz normales Thema für mich und ich habe bisher gar nicht darüber nachgedacht, dass es vielleicht auch nicht-Transsexuelle gibt, die ein großes Bedürfnis danach haben, ihren Vornamen zu ändern. Vielen Dank für diesen neuen Einblick!
Ich finde, was du schreibst klingt durchaus nach einem sehr guten Grund, seinen Vornamen zu ändern. Aber ich bestimme leider nicht, ob du das auch rechtlich tun kannst.
Ich finde es gut, dass du versucht hast dich mit dem Namen anzufreunden. Du hast bereits versucht andere Wege zu finden damit umzugehen und du hast auch das Recht auf gesunden Egoismus. Darum würde ich an deiner Stelle deine Mutter noch mal darauf ansprechen. Die Idee, dass ihr dir zusammen einen neuen Namen aussucht finde ich sehr gut :) Falls du es noch mal versuchst, wünsche ich dir dass deine Mutter es versteht.
Ich weiß nicht, ob du Erfolg haben wirst, deinen Vornamen auch rechtlich zu ändern. Falls das nicht klappt, habe ich noch eine alternative Idee für dich: Viele Transsexuelle beantragen, bis sie die sehr zeit- und kostenintensive Vornamensänderung erledigt haben, einen Ergänzungsausweis. Auf dem Ergänzungsausweis kann man sich andere Vornamen aussuchen und ein anderes Geschlecht angeben. (Das ist ganz unkompliziert, kostet 20€ und dauert wenige Wochen, bis er dann im Briefkasten liegt!) Außerdem gibt man dort die persönliche Nummer des Personalausweises an, wodurch eindeutig ist, wer du bist.
Mit diesem dgti-ergänzungsausweis kann man bei vielen Behörden seinen Namen ändern lassen, zb bei der Bank, der Krankenkasse, Schulen usw. Manchmal geht es auch nicht, zb beim Führerschein. man kann den Ergänzungsausweis anstelle des Personalausweises vorzeigen, zb bei Clubs, Corona-Teststationen usw.
Dieser Ergänzungsausweis ist eigentlich für transsexuelle Personen gedacht, aber ich wüsste nicht, warum du den nicht auch verwenden könntest. Du kann ja auch einfach "weiblich" angeben.
das freut mich sehr zu lesen :) wenn du noch Fragen hast, nur zu!
Also ich kenne mehrere Menschen, die sich als Erwachsene einen anderen Rufnamen gegeben haben. sie haben ihn zwar nie rechtlich angenommen, würden jedoch dann von den meisten immer so genannt. so ungewöhnlich bist du da also nicht. und Ja, es ist dein Name! es geht hier um dich. Da kannst und solltest du durchaus auf deine Bedürfnisse hören.
auf dem ergänzungsausweis steht hinten klein etwas über Transsexualität. es könnte also sein dass du mal von jemandem für trans gehalten wirst. allerdings wurde ich bei dem Beantragen des Ausweises nie nach einem nachweis für meine Transsexualität gefragt. wenn du dir unsicher bist, schildere vielleicht einfach mal in einer Email dein Anliegen. ich würde es aber einfach versuchen einen Ausweis zu bestellen.
Hab auch schon überlegt, mir einfach einen neuen Rufnamen zuzulegen, aber offiziell ist es nochmal was anderes. Auf jeden fall gut zu hören, dass ich nicht alleine damit bin :) Und ich denke ich werde es mit dem Ausweis versuchen!
Wenn du dran denkst freue ich mich, wenn du mir schreibst wenn du es durchgezogen hast und es geklappt hat :) viel erfolg!
Allerdings würde ich ihr anbieten, den neuen Namen für mich und mit mir auszusuchen.
Das ist ein guter Kompromiss.
Jetzt zu meiner Frage: Soll ich meine Mom nochmal darauf ansprechen und wenn ja, wie?
Nun, du könntest ihr besagten Kompromiss vorschlagen. Wenn sie nicht darauf eingeht, würde ich aber trotzdem an deinem Plan festhalten.
Soll ich es mit der Namensänderung versuchen oder warten bis vielleicht irgendwann die Namensrecht Reform, die die Ampelkoalition ankündigte, kommt?
Geht es dabei nicht um Familiennamen? Ich würde es versuchen.
Ich gehe davon aus, dass bereits eine räumliche Trennung zum Täter besteht, wenn nicht, lege ich dir dringend ans Herz, diese Trennung baldmöglichst herbeizuführen.
Danke! 2018 wurde ein Echpunkte Papier für die Reform des Namensrecht vorgestellt und es geht dabei auch um Vornamen. Darauf bezieht sich die Ampel, auch wenn sie anscheinend mehr auf Familiennamen eingehen.
Eine räumliche Trennung zum Täter besteht an sich ja. Wir stehen trotzdem noch in Kontakt und oft ist seine Anwesenheit schon allein sehr schwer für mich.
Hallo,
Ich finde du solltest mit deiner Mutter nochmal darüber sprechen. Und sage ihr, dass das Gesprächsthema wichtig ist für dich und dass du möchtest dass sie dir zuhör. Und auch wenn sie es nicht hören will, dann bitte sie darum alles bis zum Ende zuzuhören, denn es geht schließlich um dich als Tochter und Mensch. Du verbindest mit deinem Namen eher negative Gefühle und Gedanken. Der Name ist aber ein Teil deiner Identität und wenn du nicht mit deinem Namen zufrieden bist, dann bist du nicht mit dir zufrieden. Du solltest deinen Namen ändern, denn er wird dich sonst weiterhin belasten und du brauchst die Unterstützung von wichtigen Menschen wie deiner Mutter. Ist deine Mutter ein Mensch mit einem guten Herzen, der dir zuhört, dann wird sie dich verstehen und dich unterstützen. Deine Mutter hat dir deinen Namen gegeben, weil es für sie wichtig war. Weißt du warum es ihr wichtig ist? Aber es kommt ehrlich gesagt nicht darauf an, ob der Name für deine Mutter wichtig ist, sondern für dich, denn du bist diejenige, die diesen Namen trägt. Vielleicht solltest du deiner Mutter erzählen warum du diesen Namen nicht zu dir passend findest. Es verletzt zwar deine Mutter den Namen zu ändern, aber momentan verletzt es dich, diesen Namen zu tragen. Wenn der Name dir nicht gefällt, dann ändere ihn, denn es ist dein Name und deine Geschichte! Deine Mutter muss es einfach verstehen und dir helfen, denn du bist diejenige, die einen Namen braucht mit der man sich identifizieren kann.
Ist deine Mutter eine Person, der du vertrauen kannst und gut ist, aber du das ihr nicht erzählen kannst, dann zeig ihr diese Frage, die du hier gestellt hast und die Antworten, damit sie es selber lesen kann und hoffentlich auch verstehen.
Dankeschön!! Du hast vollkommen recht..es ist ja meine Identität
Hey! Dein Kommentar hilft mir grad unglaublich viel (das einfach mal so zu hören), ich bedanke mich sehr :) Vor allem das mit dem ,,gesunden Egoismus“ ..Ich glaub, das größte was wirklich für mich persönlich gegen die Namensänderung spricht, ist dass ich meine Mom nicht verletzten möchte und mein Umfeld generell ja Emotionen mit meinem jetzigen Namen verbindet. Das mit dem Ergänzungsausweis hört sich sehr gut an, ich werde mich mal darüber schlau machen. Ich vermute jedoch, dass dieser eher wirklich nur für Transsexuelle vorgesehen ist. Naja mal schauen. Auf jeden Fall danke ich dir!!! :)