Ich bin der Kummerkasten für alle.
Hi :) also ich habe heute länger über mein "Problem" nachgedacht, und wollte euch mal fragen was ihr dazu sagt. Also ich bin 16 Jahre alt und weiblich. Mein eigenes Leben läuft eigentlich ganz ok, nicht perfekt aber auch nicht total schlecht.
Aber ich habe ein großes Problem und zwar meine Freunde, alle mit denen ich sehr gut befreundet sind haben irgend ein psychisches Problem, fast alle ritzen sich, die eine hat Selbstmordgedanken, die andere hat einen (Ex) Freund der Drogen nimmt, weshalb sie sich ritzt und wieder eine andere braucht Aufmerksamkeit, erfindet Geschichten und man weiß nicht was man ihr glauben kann und was nicht. Klar will ich für meine Freunde da sein, aber ALLE wollen ihre Probleme mit mir besprechen, was ja schön ist, ich freue mich wenn sie mir vertrauen. Aber ich kann nicht für alle auf einmal da sein, ich habe selbst auch Probleme (meine sind zwar kleiner, aber wenn ich mich nur um die Probleme anderer kümmere werden meine eigenen auch immer größer). Mit diesen Freunden kann ich zwar auch über meine Probleme sprechen, aber sie haben alle viel größere und finden meine dagegen winzig klein. Ich habe natürlich auch Freunde, die keine so psychischen Probleme haben, aber das sind nicht soo gute Freunde.
Was soll ich machen? Ich will natürlich für meine Freunde da sein, aber ihre Probleme belasten mich auch sehr stark.
PS: Danke fürs Durchlesen, ich weiß der Text ist etwas länger. :)
10 Antworten
Das, was du spürst, ist genau das, was passiert: Du wirst benutzt. Vermutlich gar nicht willentlich, sondern deswegen, weil die Menschen, um die es geht, so sehr in sich selbst und von ihren eigenen Sorgen gefangen sind, dass sie keinen Blick für die Bedürfnisse anderer haben.
Die meisten Menschen kommen irgendwann in ihrem Leben an einen Punkt, wo es ihnen so geht. Und dann ist es gut, Freunde zu haben, die einen in dieser Situation stützen.
Aber: Auf längere Sicht muss das Gleichgewicht gewahrt bleiben. Eine echte Freundschaft besteht aus Geben und Nehmen. Wenn einer immer nur nimmt, bleibt der, der immer nur gibt, früher oder später auf der Strecke.
Es passiert ziemlich häufig, dass eine Freundschaft nur so lange funktioniert, wie derjenige, der immer gibt, seine Bedürfnisse nicht ausspricht oder gar einfordert. Tut er das eines Tages doch, kann es geschehen, dass der andere ausgesprochen ungnädig reagiert, ihn möglicherweise als egoistisch beschimpft und sich abwendet.
Erst dann erkennt der Abservierte, wie wenig diese Beziehung mit echter Freundschaft zu tun hatte.
Deshalb: Es ist dein Recht, auch deine Bedürfnisse nach Zuwendung und Aufmerksamkeit erfüllt zu bekommen. Das ist es, was Freunde gegenseitig tun. Und dabei spielt es keine Rolle, wie "bedeutsam" man die Probleme bewerten mag.
Einseitige Helferbeziehungen gehen nie gut. Eine Zeitlang mag es dem Helfenden gut tun, wichtig für andere zu sein. Aber wenn er nichts zurückbekommt, kommt irgendwann der Punkt, an dem er ausgebrannt ist und erkennt, wie wenig er den anderen tatsächlich bedeutet hat. So weit solltest du es nicht kommen lassen.
Mich hassen bestimmt wieder alle, wenn ich das hier schreibe...
Das mag ja rühmlich sein, anderen helfen zu wollen... Aber es ist nicht Deine Aufgabe, es funktioniert nicht und Du belastest Dich damit.
Etwas genauer: Deine eine Freundin möchte Aufmerksamkeit - und sie kriegt sie. Jedes Mal, wenn Du Ihr zuhörst und sie über das Ritzen redet bestätigt es Ihr: Wenn ich mich ritze, wird mir zugehört. Und bei Dir ist es noch nicht mal unangenehm. Sie müssen sich auch nicht bessern und Du bist trotzdem da.
Du hast eine Präferenz für solche Menschen. Das mag total doof klingen, aber: vielleicht gefällt es Dir ja auch, sich mit Menschen zu umgeben, denen es schlechter geht. Vielleicht um zu sehen, dass es Dir dabei gut geht oder dass Du für solche Menschen rettender Mittelpunkt bist oder was auch immer. Gleich welcher Grund: Du hast über einen gewissen Zeitraum Menschen um Dich gesammelt, die labil sind.
Ein Psychologe wird den Angehörigen immer abraten, zu "helfen". Meist ist das, was wir als "helfen" empfinden, gar kein dienliches Mittel. Zum Teil wirkt es sogar noch negativ auf die "Genesung".
Zuletzt hilft es Dir auch nicht, ein emotionaler Mülleimer zu werden. Nicht nur, dass Du es nicht tragen kannst und Dir diese ganze Belastung irgendwann zu groß wird. Lass uns doch nur mal ausmalen, was passiert wenn sich eine dieser Freundinnen umbringt. Meist suchen sich Suizidpersonen einen Finder aus dem Freundeskreis raus. Würdest Du das machen wollen? Was ist, wenn in einem Abschiedsbrief Dir Schuld zugeschoben wird? Kannst Du damit umgehen?
Was passiert, wenn Du für diese Probleme mit Mal nicht mehr da bist? Holen sie sich dann professionelle Hilfe? Dann wäre es vielleicht ratsam, diesen Schritt zu wagen. Du wirst auf Dauer nicht damit zurecht kommen!
Es gibt Menschen, die sind aufgrund ihres Charakters sehr anfällig dafür, als Kummerkasten benutzt zu werden. Du scheinst auch in diese Kategorie zu fallen. Vermutlich bist du sehr verständnisvoll, tolerant und wirkst nach außen ruhig und stabil. Dann bist du natürlich genau das, was man sucht, wenn man Probleme hat. Das ist auch alles nicht schlimm, so lange du Spaß dran hast, anderen zu helfen und dich nicht überfordert fühlst.
Wenn es dir aber zu viel wird, dann mußt du ganz klar mit den Leuten reden und ihnen das sagen. Schließlich bist du auch als Freundin nicht verpflichtet, ständig für sie da zu sein. Versuche vielleicht auch mal, den Fokus bewußt auf was positives zu lenken, also gar nicht erst in ein Problem-Gespräch verwickeln lassen, sondern sagen "komm jetzt unternehmen wir was schönes, das lenkt dich ab" oder so. Als Freunde muß man auch schöne Sachen miteinander erleben können und nicht immer nur Probleme wälzen. Und das sollte auch deinen Freunden klar werden.
Danke für deine Antwort, aber wie kann ich es ihnen klar machen?
Einfach ganz klar sagen: "Ich bin als deine Freundin zwar gerne für dich da, doch manchmal fühle ich mich überfordert, wenn wir nur noch über Probleme reden." So in der Art. Du mußt ja keine Vorwürfe machen, einfach nur sagen, wenn es dir zu viel ist. Das ist dein gutes Recht.
Dann rede mit Ihnen Klartext! Wenn Sie es nicht verstehen oder nachvollziehen können dass Sie dich nicht unendlich damit belasten können, sind es keine wahren Freunde. Dann solltest dir neue suchen! Sag Ihnen das du auch ein eigenes Leben hast und nicht immer für alle da sein kannst!
das kenne ich!!! die leute heulen sich bei einem aus, dann gehts denen besser, aber einem selbst geht es arg schlecht! wenn es gute freunde sind, akzeptieren sie es, wenn du sagst: du, ich kann das im moment nicht, ich brauch mal ne pause. oder wenn du einem auch mal rätst, eine therapie zu beginnen oder so.
stimme Dir voll zu. Möchte nur noch erwähnen, dass sich mir direkt die Frage gestellt hat, ob es wirklich Freunde sind, die ihre Probleme höher bewerten als Deine. Du sagst selbst, dass es so sei. Ich bin aber nicht sicher, ob es sinnvoll und möglich ist, eine objektive Einschätzung von großen und kleinen Problemen zu versuchen. Was für den einen ein riesiges Problem ist, kann jemand anderen völlig kalt lassen. Du SPÜRST, dass Deine Probleme nicht so ernst genommen werden. Und dabei kann es Dir nicht gut gehen. Es kommt darauf an, dass DU etwas als Problem empfindest. Das einfach als "Problemchen" abzutun, erscheint mir unter Freunden sehr fraglich.
VG yonga