Historische Geschütze - Material, Bronze, Gusseisen
Mir hat neulich jemand erzählt, die Kanonen im WK1 wären noch aus Bronze gewesen.....
Das kann doch nie und nimmer stimmen, man sagt doch sogar für den Krieg 1870/71 , dass die Krupp-Kanonen den Ausschlag haben. Und Krupp hat doch bestimmt nicht Bronze gegossen sondern m.E. Guss-Eisen oder Guss-Stahl für Kanonen? Soviel Bronze-Material wäre auch m.E. nicht verfügbar gewesen.
Also bis wann für Kanonen (vielleicht gibts einen Unterschied Feldgeschütze und FErn-Artillerie ) war das Material:
1) Bronze
2) Guss-Eisen (wobei ich mal gehört habe, dass Gusseisen zu schnell verschleißt)
3) Guss-Stahl
ZUsatzfrage: Die heutigen modernen Geschütze wie die Panzer-Haubitzen der Bundeswehr oder die Rohre der Panzer - werden die noch gegossen oder anders geformt?
4 Antworten
Moin,
als sich im Spätmittelalter das Geschützwesen in den Armeen langsam durchsetzte und vom Handwerk zur Waffengattung wurde, setzte sich das Bronzegeschütz gegen das gusseiserne durch.
Aus Guss-Stahl wurden die Geschütze ab dem 19. Jahrhundert gefertigt; Grund war einfach, dass brauchbarer Stahl im Rahmen der Industriellen Revolution, also durch Erweiterung der Förderung und Entwicklungen wie die Dampfmaschine sowie industrielles Fertigen, jetzt ausreichend zur Verfügung stand.
Im Prinzip müssten auch die modernen Geschütze aus Guss-Stahl bestehen, allerdings teilweise aus mehreren Teilen für ein Rohr, um Verschleißbereiche ökonomischer zu erneuern.
mfg Nauticus
Ja, Krupp hat damals massiv das Geschäft beherrscht und ist vor allem für die Gußstahl-Technik bekannt. Was ich an Material rumliegen hab, ist zwar nur über Marinegeschütze der Zeit, aber das dürfte sich kaum was tun. Rohrartillerie hat im Prinzip schon im Ersten Weltkrieg zu ihrem heutigem Konzept gefunden, im Wesentlichen hat sich bis heute eigentlich nur die Munition entwickelt.
Ich bin jetzt überhaupt kein Fachmann für Fertigung oder Materialien, allerdings würde ich dir da zustimmen. Gusseisen speichert Wärme gut und wird auch eher spröde, das sind schlechte Eigenschaften für die Artillerie. Bronze wurde allerspätestens bis zum WK1 abgelöst, da Stahl in Europa billig zu bekommen war und auch bessere Eigenschaften aufweist, wurde es beim Aufkommen der Hinterlader zum Standard. Vielleicht hatten irgendwelche Streitkräfte noch ein paar Museumsstücke in der Ausstattung, um die fantastischen Kavallerieangriffe auf die Schützengräben zu unterstützen, wer weiß.
Also bis gestern hätte ich auch geschworen, im ersten WK hätte es keine Bronzegeschütze mehr gegeben, aber dem war wohl nicht so...... Ich hatte gestern ein wenig im Net über die Kampfhandlungen in Tirol , insbesondere über die italienischen als auch die österreichischen Festungswerke geforscht und dabei war tatsächlich auch mehrmals die Rede von Bronzegeschützen, allerdings keine steinalten Vorderlader, sondern zur damaligen Zeit relativ moderne Hinterlader. Wurden wohl nicht extrem oft eingesetzt, aber es gab sie wohl durchaus.
Vielleicht finde ich noch mal, wo es stand......
Vielen Dank ! Das sind sind sehr erhellende Detailinformationen!
Aber das gros der WK1 -Geschütze deine Ausnahme bestätigen die Regel scheinen Stahl-Guss gewesen zu sein. Das ist eher, was ich bestätigt haben wollte. Aber die Info merke ich mir im Hinterkopf! Danke
Ich hab noch was gefunden...., zwar nicht das wovon ich sprach, aber vielleicht doch auch interesant......http://www.moesslang.net/7cm_m1875.htm
Es wurden Kanonen aus Bronze und Gusseisen hergestellt, allerdings nicht mehr im 1.WK. Gusseisen ist schwerer und vor allem brüchig(hau' mal mit dem Vorschlaghammer(was mit der Explosion der Treibladung vergleichbar ist) auf ein Gusseisenrohr. Wenn's nicht dick genug ist bricht es einfach). Bronze war viel praktischer und weniger gefährlich, da sich Bronze eher verformt als weichere Legierung. Die Kanone wird zwar auch unbrauchbar aber explodiert eben den Schützen nicht ins Gesicht.
Ohne hier gross die Vor- und Nachteile auszubreiten sowie verschieden Technologien bei der Herstellung, im 1.WK wurden Stahlkanonen benutzt. Diese wurden schon im 19Jh. entwickelt. http://de.wikipedia.org/wiki/Armstrong-Kanone
Entscheidend ist für diese Kanonen die "Mehrschichtigkeit". Das eigtl. Seelenrohr wurde von aussen noch verstärkt, so dass stärkere Treibladungen verwendet werden konnten.
Das Kanonenrohr wird gegossen, gerollt und dann ausgebohrt.
Moderne Kanonen auch, allerdings verwendet man in Panzern wieder glattläufige Kanonen, die das Verschiessen von Raketen durch die Panzerkanone ermöglichen. Kanonenprojektile werden durch aufklappbares Leitwerk stabilisiert.
Die Geschütze waren aus Stahl. Vielleicht ist von manchen Nationen noch sehr vereinzelt eine Vorderladerkanone verwendet worden. Standard war das aber nicht.
Also scheint Guss-Eisen tatsächlich nie geeignet gewesen zu sein, wahrscheinlich zu spröde?
Du stimmst mir zu zu - dass im Deutsch-Französischen Krieg spätestens aber in WK1 alle Geschütze aus Stahl waren? Habe ich Dich richtg verstanden`?