Haben Psychopathen objektiv gesehen mit ihrer Krankheit eine evolutionären Vorteil gegenüber gesunden Menschen?
Da Psychopathen aufgrund einer Unterentwicklung eines bestimmten gehirnareals(weiß grad nicht genau welches) und eine erhöhte Ausschüttung von Serotonin und dopamin + weitere Faktoren, keine Empathie und Hemmungen zeigen können, sind diese Personen gewissermaßen nicht an moralischen/ethischen Gesetzen gebunden. Außerdem können sie je nach Stärke der Ausprägung manipulativ, Charmant etc. sein, so auch teilweise „unentdeckt“ bleiben. Haben diese Personen nicht damit theoretisch ein evolutionären Vorteil gegenüber anderen Menschen. Ich glaube sogar, dass Psychopathie genetisch vererbt werden kann, bin mir aber da nicht sicher. Da ja gesunde bzw. durchschnittliche Menschen an gewissen sozialen, ethischen Regeln gebunden sind auch an Gefühle wie Angst,Stress,Reue etc. Diese Einschränkung haben manche Psychopathen ja nicht und sind damit doch evolutionär gesehen, also nach den Naturgesetzen „stärker“. Es heißt ja auch „survival of the fittest“. Klar wenn meine Annahme stimmen sollte, würde diese „Menschengruppe“ sich nicht wirklich durchsetzen, da durch unsere generell hoch evolutionäre Stellung des Menschen, natürlich Selektion usw. nur noch schleichend abläuft im Gegensatz zu nicht hoch intelligenten Tieren. Aber meine frage war auch rein hypothetisch und theoretisch gestellt. Ich kann mich natürlich auch komplett irren, deswegen wollte ich um mein Wissensdurst zu stille hier einfach mal fragen, da ich auch mich nicht besonders stark da auskenne. Deswegen lasse ich mich gerne eines besseren belehren. Was meint ihr?
3 Antworten
Hallo MaxShock1,
nein, sorry, aber Psychopathie hat wie praktisch alle Krankheitsbilder keinen evolutionären Vorteil.
Diese Einschränkung haben manche Psychopathen ja nicht und sind damit doch evolutionär gesehen, also nach den Naturgesetzen „stärker“. Es heißt ja auch „survival of the fittest“.
Das ist aus 2 Gründen falsch:
1) Psychopathen grenzen sich durch mangelnde Empathie selbst aus. Isolation macht einen nicht stärker, im Gegenteil. Der Mensch ist nun mal ein Herdentier. Unser evolutionäres Erbe ist eben nicht grundlos die Fähigkeit zur Empathie, zum Mitfühlen und zur Kooperation. Die Fähigkeit zur Manipulation mag einem Individuum helfen - aber nur so lange, bis sie entdeckt wird. Auch bei der Partnerwahl und vor allem beim langjährigen Zusammenleben ist der Zustand alles andere als ein Vorteil.
2) Auch wenn es immer und immer wieder falsch wiederholt wird, wird es trotzdem nicht richtig: "Survival of the fittest" bedeutet NICHT das Überleben des Stärkeren, sondern das Überleben des besser Angepassten. Von "to fit" = "passen" Und gerade bei der Apassung an die (soziale) Umgebung hapert es eben bei Psychopathen.
Grüße
Hallo MaxShock1
Die Antwort : Nein
Hätten Psychopathen einen evolutionären Vorteil dann würde es nur oder fast nur noch Psychopathen geben
Die Evolution funktioniert ja eben so dass sie siebt, Vorteile setzen sich auf Dauer durch
Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende.
Ein Phänotyp, der einen evolutionären Vorteil bietet, kann dennoch selten vorkommen. Nämlich, wenn er nur dann einen evolutionären Vorteil bietet, wenn er selten ist.
Es gibt Theorien, dass Psychopathen eine gewisse Fitness haben. Die Fitness von Altruismus ist nämlich kompliziert: Kooperation macht Gruppen von Individuen stark, aber kann von egoistischen Individuen ausgenutzt werden. Diese Egoisten können parasitär innerhalb der Gruppe leben und von ihren Vorteilen profitieren. In der Theorie der Multileven-Selektion wird daher zwischen Fitness von Gruppen und Fitness von Individuen unterschieden.
Einige evolutionäre Psychologen gehen davon aus, dass Psychopathie solch eine Fitness hat und vielleicht deswegen nicht ausstirbt. Entweder weil genug Psychopathen die Gesellschaft auszunutzen wissen, oder weil männliche Psychopathen viele Kinder zeugen können. Dazu findet man einige Artikel:
https://bigthink.com/surprising-science/psychopaths-evolution?rebelltitem=4#rebelltitem4
https://psycnet.apa.org/record/2011-07538-001
Ich kann dir aber nicht sagen, ob diese Theorien spekulativ oder solide sind.
Auch kann diese Fitness nicht besonders hoch sein: Menschen sind eine soziale Spezies und unser Gruppenverhalten profitiert stark von Empathie. Diese fehlt Psychopathen aber. Wären Psychopathen die Norm würde das entweder bedeuten, dass sie viel weniger kooperieren, oder dass sie sich mehr anstrengen müssen, weil ihnen die emotionale Motivation fehlt anderen zu helfen. (Würden Menschen nicht hungrig werden, würden sie entweder zu wenig essen, oder müssten sich mehr anstrengen, um zu essen, weil sie unter Nahrungsmangel auf emotionaler Eben nicht leiden)
Außerdem weckt zu viel egoistisches Verhalten das Mistrauen normaler Menschen. Wer merkt, dass er ausgenutzt wird, wird sich dagegen währen.
Auch sei angemerkt: Nur weil etwas eine Anpassung ist und eine Fitness hat, heißt das nicht, dass sie gut ist oder dass wir sie nicht als Krankheit einstufen sollten. Gerade Nassauertum ist eine Anpassung - Diebe, Scharlatane, Räuber und Tyrannen profitieren wenigstens manchmal von ihrem Verhalten. Nur würde eine Gesellschaft zugrunde gehen, würde sie dieses Verhalten uneingeschränkt gutheißen.
Danke für deine Antwort, dir auch ein schönes Wochenende 👍🏼