Guten Morgen! Wie denkt ihr über Kunst und deren Bezahlung?
Guten Morgen an diesem Donnerstag!
Ein Konzertbesuch brachte mich dazu darüber nachzudenken, wie es generell mit Kunst ( von Bildhauerei bis hin zu Musik, Film und Fernsehen, auch Bücher) und deren Bezahlung nachzudenken.
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass Künstler/Musiker/Schriftsteller und Co von ihrer Leidenschaft leben können sollten, bin mir aber durchaus bewusst, dass es schwierig ist.
Wie denkt ihr darüber? Seid ihr auch bereit dafür mal Geld auszugeben? Habt Ihr Vorschläge, wie man es finanziell für diese Berufsgruppen besser gestalten könnte?
Ich wünsche euch einen schönen Donnerstag voller Inspiration!
39 Antworten

Ich finds gut, dass dich ein Konzertbesuch auf die Idee gebracht. Viele Leute denken bei Musik gar nicht an Kunst. Dabei ist Musik teilweise ne viel größere Kunst, als das was in manchen Kunstmuseen steht.
Soviel erst dazu: Ein paar Sachen verdienen schon Respekt. Aber wenn es um solche Sachen geht, dass der Künstler ein Kunstwerk in weniger als 5 Minuten gemacht hat, dieses Kunstwerk keine Schwierigkeit (im Sinne von geistigen oder handwerklichen Fähigkeiten) hat und dieses dann mehrere 1000€ Wert sein soll, kratz ich mir dann doch schon mal den Kopf. Der Name wird gewiss eine Rolle spielen, anders kann ich mir manche Sachen nicht erklären.
Und jetzt was, aus eigener Erfahrung.
Für viele kleine Bands (vorrangig welche die härtere/extremere Musik machen) ist auf der Bühne stehen eine ganz schön lange Zeit pure Geldverschwendung. Der Weg nach oben geht nur darüber live zu spielen, und evtl. ein paar CDs zu verkaufen. Bevor man aber oben ist, dümpelt man ganz schön lange am unteren Rand rum.
Ziehst du auf einem Konzert 100 Leute, kannst du dich über eine mittelmäßige Unterbringung im Hotel und vielleicht 200€ Gage (für die komplette Band) freuen. Das der Musikunterricht den man davor genommen haben muss und Instrumente deutlich mehr kostet, muss man wohl nicht sagen. Und das man überhaupt groß wird, ist dabei überhaupt nicht gesagt. Vor allem nicht, wenn man eine Rockband o.Ä. ist. Geld aus CD Verkäufen kann man heutzutage vergessen. Geld aus dem Stream erst recht.
Dafür müsste man als 4 köpfige Band monatlich um die 10.000 CDs verkaufen. Damit man davon auch nur ansatzweise leben kann. Denn pro verkaufter CD verdient ein Künstler ja nachdem ca. 1€. Und dann werden noch die schönen Steuern von abgezogen. 10.000 CDs/Monat sind übrigens schon echt viel.
Und man darf nicht vergessen: Das ganze muss ein konstanter Flow sein. Bricht für einen Monat der Verkauf ein, oder floppt ein Album, wirds für ne Band echt eng. Denn den Vermieter interessierts nicht, ob der CD Verkauf läuft oder nicht.
Habt Ihr Vorschläge, wie man es finanziell für diese Berufsgruppen besser gestalten könnte?
Wenn du mich fragst, ganz klar (viel) mehr staatliche Förderung. Förderung für Leute die ein Instrument erlernen möchten ( also Subventionierung des Musikunterrichts und das nicht nur für Bedürftige), Unterstützung für die Aufnahme eines Albums, Förderung für das Geben eines Konzerts, mehr Unterstützung für den Instrumentenkauf, mehr Unterstützung für Leute, mehr Unterstützung für Leute, die auf die Einnahmen ihrer Musik angewiesen sind (Musikstudenten) es aber aus Gründen nicht schaffen, sich damit ihr Leben zu finanzieren.
In Deutschland schaut es damit nämlich ziemlich mau aus. Als Band die hochkommen möchte, ist man auf sich allein gestellt. Da haben die Schweden z.B. uns einiges voraus.

hoi zusammen,
und danke für die schöne frage, cat ;))
kunst ist geistige arbeit und sollte wie wissenschaft und forschung behandelt werden, die ja auch geistige arbeit ist. wobei bei der kunst häufig noch das handwerk hinzukommt - aber das ist ja bei der forschung (z.b ausgrabungen) vielfach nicht anders.
kunst soll meiner meinung nach für jeden zugänglich sein. kunst in den öffentlichen raum zu stellen sollte ziel jedes künstlers sein. das fängt mit strassenmusik und öffentlichen lesungen, für die kein eintritt gezahlt werden muss an und hört bei den geliebten skulpturen in irgendwelchen kreisverkehren auf. da aber solche projekte auch immer werbung für einen künstler darstellen, finde ich, dass diese projekte zwar von der öffentlichen hand gefördert werden müssen, aber ich halte nichts davon, einigen wenigen profilierten unsummen zuzuschieben - häufig mit lustigen dingen, mit denen kein mensch was anfangen kann und deren tieferer sinn erst lang und breit erklärt werden muss - und auf der anderen seite für soziale und fördernde projekte für die allgemeinheit angeblich kein geld zu haben. zugang zu kunst heisst für mich zugang zu bildung, zugang zu denkprozessen, die den persönlichen horizont erweitern.
ich habe lange in einer stadt gelebt, die sehr grossen wert auf kunst im öffentlichen raum für "kost nix" oder kleines budget legt und habe mich selbst auch an einigen dingen beteiligt und auch selbst was organisiert.
kunst muss da sein, wo leute sind. viele "einfache" leute kommen nicht zur kunst, aber sie nehmen sie war und sind häufig dankbar, wenn kunst dort ist, wo sie selber täglich sind.
das fängt zum beispiel bei strassenmusikfesten, street art und solchen dingen an. ich selbst habe sehr positives feedback bekommen, als ich eine grössere ausstellung von bildern in einer "unterschichten-disco" gemacht habe, durchaus des "risikos" bewusst, bilder hinterher mit edding "verziert" oder "ergänzt" vorzufinden. wenn das passiert wäre, hätte ich das einfach akzeptiert - davon ausgehend, dass ich den einen oder anderen gedanken nicht zuende geführt hätte und dem bild noch was hinzuzufügen wäre. kunst lebt eben auch von der toleranz. ;))
die definition eines guten bildes ist für mich, wenn ein kind, das noch nicht zur schule geht, spontan dazu eine geschichte erfinden kann. überhaupt sind kinder ein gutes gegenüber für einen künstler. kinder denken frei, sind frei und sie denken, ohne darüber nachzudenken, warum sie etwas denken und ohne jemandem etwas zu sagen, um ihm einen gefallen zu tun. die besten kritiker sind kinder, die noch nicht so weit entwickelt sind, dass die fähigkeit der empathie voll ausgebildet ist.
natürlich hat jeder künstler auch gerne ein wenig gute medienkritik. manchmal ist man froh, überhaupt in einem nebensatz erwähnt zu werden. jedoch sind künstler keine abgehobene spezies, die in irgendwelchen sphären schweben, sondern sollten menschen sein, die sich in ihrer kunst mit ihrer umwelt und ihrem umfeld aktiv auseinandersetzen.
https://www.youtube.com/watch?v=HXrCfWHA008
geniesst den tag,
pony

Danke für diesen Beitrag, der mal in eine andere Richtung als die anderen geht.
Wenn ich mal von mir schreiben darf: da ich hobbymäßig schreibe, habe ich da meine Kreativität in zwei Teile untergliedert.
Das eine Stelle ich kostenlos zur Verfügung in der Hoffnung auf Feedback, mit dem ich mich weiter entwickeln kann.
Mit dem anderen möchte ich Geld verdienen, damit ich mich im Idealfall nur noch aufs Schreiben konzentrieren kann. Dennoch möchte ich nicht den Kontakt zu den Lesern abbrechen. Denn das Allerschönste ist, wenn dir jemand sagt, dass du ihn oder sie berühren konntest.
Aber Kunst benötigt Zeit. Ohne Geld ist man zeitlich woanders gebunden.
Ich bin auch dafür sämtliche Kunstformen so gut wie möglich der breiten Masse zugänglich zu machen, doch leider ist man bei uns darauf angewiesen Geld zu verdienen.
Dir noch einen schönen Donnerstag!

Mit echter Kunst kann man mit unter gut leben, leider sind das oft nur wenige Künstler bei denen es so ist.
Fred wünscht dir einen sehr schönen Donnerstagnachmittag und grüßt dich herzlich aus einem sonnig 17,3 Grad warmen Wien.

Hallo und Ma(h)lzeit liebe Cat und allen anderen Lesern,
Kunst kommt von Können. Neben der Begabung und Passion welche echte Künstler beseelt, müssen Geschick, Fertigkeiten und Virtuosität entwickelt werden die nur durch jahrelange Übung und/oder Studium möglich sind.
Aus dem Ärmel geschüttelte Kunst gibt es nicht. Nicht selten stehe ich deswegen dem was den Leuten heute alles als Kunst präsentiert, suggeriert und verkauft wird, skeptisch, amüsiert oder ratlos gegenüber.
Anders siehts aus bei einem guten Konzert, einer Vernissage, Museum, Ausstellungen, Poetry Slam, Restaurantbesuch, musikalische Darbietungen und Kleinkunst aller Coleur. Kunst kennt viele Richtungen..
Mich muss Kunst abholen. Gefühle auslösen. Erfreuen, unterhalten, überraschen, staunen, lächeln...bewundern lassen.
Dann ist es egal ob Philharmonie, Open Air oder Strassenkunst... im Idealfall ist Kunst Sinngenuss pur!
Dafür gebe ich dann auch gerne mal Geld aus.
Die grösste Form von Kunst beinhaltet für mich aber die Natur, faszinierend und harmonisch zusammengefügte Formen und Farbenvielfalt die alle Sinne anspricht. Ausserdem noch gratis. Besser gehts nicht! :-)
Wünsche Dir und Euch heute einen schönen Tag woimmer ihr mögt!
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PS. Mir fiel zu Deiner Frage dieses Video ein, welches die Frage aufwirft, inwieweit unsere Wahrnehmung von Zeit und Umfeld abhängig ist. Erkennen wir Kunst auch im Alltag? Das Joshua Bell Experiment
https://ferencrauschenbach.de/achtsam-joshua-bell-experiment/
Es ist ein kalter Januar Morgen in einer Metro Station in Washington DC.
Ein Mann spielt auf seiner Violine sechs Stücke von Bach.
Während er spielt, gehen mehr als 1.000 Menschen auf den Weg zur Arbeit an ihm vorbei.
Nach 3 Minuten:
Genau 63 Menschen laufen an dem Musiker vorbei. Ein Mann verlangsamt seine Schritte, hört einen Moment zu und geht wieder zügig weiter.
Nach 4 Minuten:
Jemand wirft beim Vorbeigehen den ersten Dollar in den Kasten.
Nach 6 Minuten:
Ein Passant hält inne, lehnt sich gegen die Wand und hört kurz dem Musiker zu, nach einem Blick auf die Uhr geht er wieder weiter.
Nach 10 Minuten:
Ein kleiner Junge bleibt stehen, doch seine Mutter will weitergehen. Obwohl der Junge noch zuhören will, drängt die Mutter weiter.
Dieses Phänomen wiederholt sich auch bei anderen Kindern, aber ausnahmslos verhalten sich alle Eltern gleich und wollen schnell weiter.
Nach 43 Minuten:
Der Geiger ist mit dem „Konzert“ fertig.
Die Bilanz: fast 1.100 Menschen sind an dem Straßenmusiker vorüber gelaufen. Insgesamt blieben sechs Menschen stehen und hörten ihm kurz zu, eine Frau erkannte ihn. Etwa 20 gaben ihm beim Vorbeigehen Geld. Verdient hat er rund 32 Dollar.
Was Keiner ahnte, der Violinist war Joshua Bell, ein weltberühmter Musiker.
Er spielte eines der schwersten Musikstücke die je geschrieben wurden auf einer der kostbarsten und teuersten Stradivari der Welt.
Zwei Tage zuvor
Joshua Bell spielte das gleiche Stück in einem Konzert in Boston. Der Eintrittspreis betrug durchschnittlich 100 Dollar je Platz.
Das Ganze ist wirklich passiert: Joshua Bell spielte verkleidet als Straßenmusiker in der U-Bahn Station.
Geplant und durchgeführt wurde dieses soziale Experiment von der US-Tageszeitung „Washington Post“, die für Ihren Bericht später auch den Pulitzer-Preis gewann...


Vielen Dank für diesen Beitrag! Ein interessantes Projekt, welches da durchgeführt wurde.
Interessant ist jedoch, dass vor allem Kinder darauf ansprangen.
Schöner Donnerstag noch!

Gerne.
Da geb ich dir recht.
Mich wundert es nicht... durch die Schnelllebigkeit unserer Zeit verlernen wir zunehmend die Welt durch neugierige und aufmerksame Kinderaugen zu betrachten. Wen das Leben zwingt ständig auf der Überholspur unterwegs zu sein, der sollte es dringend entschleunigen und sich ein Tempolimit setzen, damit er die besonderen Momente für die sich das Innehalten lohnt, nicht verpasst, sondern bewußt erleben und genießen kann.
Danke, den wünsche ich dir auch!

Mit echter Kunst kann man mit unter gut leben, leider sind das oft nur wenige Künstler bei denen es so ist.
Fred wünscht dir einen sehr schönen Donnerstagnachmittag und grüßt dich herzlich aus einem sonnig 17,3 Grad warmen Wien.

Viele echte Künstler müssen erst noch entdeckt werden.. die wenigsten werden ohne Sponsor und Förderer reich! Davon leben können aber sicher einige ganz gut. Nicht umsonst spricht man von Kunsthandwerk. Der Trend geht m.E. auch wieder mehr hin zu mehr Qualität und Kultur.
Deine Grüße erwidere ich ebenso herzlich wie sie angekommen sind. Kann sogar noch was drauflegen - bei uns herrscht heute echtes Kaiserwetter! :)
25°C blauer Himmel und immer noch strahlender Sonnenschein ☼

Das ist das Perfekte beispiel für ein deplaziertes Produkt. (Ich weiß, Furchtbares wort in dem Zusammenhang)
Ein Bahnhof ist ein Ort der Eile und Hektik. Wer hat Zeit auf einem Bahnhof 43 Minuten zu verweilen? Wir sind da auch opfer des Herdentribes, geht mal in euch wer die ÖPNV in Metropolen kennt weiß wie es da abgeht.
Ja du hast ein großes Potentzial für zuhörer, wegen der vielen "Laufkundaschft" (Pun Intended) aber du erreicht niemenden weil wir doch alle im Autopilot sind, ich will von A nach B weil Termin. Da wird viel ausgeblendet oder die Leute haben eh Knöpfe in den Ohren und hören Ihre Musik. Kinder nehmen Ihre Welt anders war als wir Erwachsenen, springen noch auf das ungewöhnliche um Sie herrum an.
Aber diejenigen die sich eine Karte Kaufen wollen das Bewust erleben, sie gehen mit der Absicht ins Konzert die Musik eines Meisters zu hören oder ein Bild, ein Theaterstück zu geniessen.
Ich glaube wenn er sich in einem Park hingestellt hätte, gutes Wetter, hätten mehr leute die Muße gehabt Ihm zu lauschen.

Darüber habe ich auch nachgedacht. Es ist einfach ein Zeichen unserer Zeit das wir von Termin zu Termin hetzen und glauben das ein voller Kalender ein volles Leben beschert.
Das Gegenteil ist der Fall. Wer nur im Hochgeschwindigkeitszug reist an dem fliegt auch das wirkliche Leben vorbei. Von der Landschaft, den Tieren und Menschen bleiben nur flüchtige Eindrücke.
Wieviel Genuss kann es dagegen bedeuten sich Zeit zu nehmen...um hinzusehen...und den dankbaren Blick der Dame aufzufangen der du geholfen hast ihren viel zu schweren Koffer zu verstauen...um die Bussarde die am Himmel ihre Kreise ziehen zu beobachten, den Wellenbewegungen der Felder im Wind folgen, Zeit den eigenen Gedanken nachzuhängen ...Wann hat man sich eigentlich das letzte Mal Zeit für einen ungezwungenen Plausch mit weiteren Fahrgästen genommen, für einen Imbiss im Speisewagen, um das kurzweiligen Treiben auf dem Bahnsteig zu verfolgen usw. Sicher fallen dir weitere Beispiele ein..und ja, es ist wahr ....
Ich glaube wenn er sich in einem Park hingestellt hätte, gutes Wetter, hätten mehr leute die Muße gehabt Ihm zu lauschen.
....Muße ist der Schlüssel. Nicht die Fülle von Eindrücken bereichert sondern die Tiefe.
Nehmen wir also ganz bewußt öfter mal den Bummelzug! ;-)

Selbst in einem Park wäre es wohl nur bedingt besser gewesen, bedenke das Zeit eine der Kostbarsten und seltensten Dinge ist die wir haben und wir haben fast nie genug. Du lebst um zu arbeiten und Arbeitest um zu überleben. Wenn du nicht arbeitest, versuchst du Familie und andere Dinge welche getan werden müssen irgendwie in das bisschen Zeit zwischen Arbeit und schlaf zu quetschen.

Richtig. Zeit muss man sich leisten können!
Doch zwischen Leben und Überleben, Arbeit und Schlaf passen immer noch ein paar schöne, intensiv erlebte Momente die wir nicht nutzlos verstreichen lassen sollten ohne wenigstens den Versuch unternommen zu haben, sie etwas länger als nur einen Wimpernschlag lang festzuhalten.

Guten Abend, aekw11
Da kann ich nur sagen - gute Antwort - mir hat sie sehr gut gefallen.
Noch viele Grüße an Dich, vom Plawöpfchen

Guten Abend Plawopf,
da kann ich nur lieben Dank für das freundliche Lob sagen.
VG auch an dich
Auch wenn ich all die Anderen durchaus verstehen kann, Du hast das Leben und dessen Sinn verstanden liebe aekw11, LG.
Vielen Dank für diesen Beitrag, der interessante Eindrücke liefert. Manches davon habe ich mir schon gedacht. Manches jedoch war auch neu und manches hat mir Altes im neuen Blickwinkel gezeigt.