Getrennte Eltern - wo ziehe ich hin?
Hallo zusammen,
ich (W24) bin gerade in einer bisschen verzwickten Lage und weiß nicht mehr so richtig weiter. Zunächst einmal, ich bin gebürtig aus einem anderen Bundesland, meine Eltern haben sich getrennt als ich ca. 1 Jahr alt war. Meine Mum hat wieder jemanden kennengelernt und geheiratet, mein Dad ebenso, damit verbleibe ich mit 2 älteren Stiefbrüdern - die ich über alles liebe - und einem kleinen Halbbruder.
Meine Mum ist mit mir in ein anderes Bundesland gezogen als ich 4 Jahre alt war - alle Freundschaften und was man so alles kennt ist weg, auch der regelmäßige Kontakt zum Vater. Bis ich ca. 16 Jahre alt war hab ich alle zwei Wochen meinen Vater übers Wochenende besucht, danach haben sich die Terminkalender langsam auseinander bewegt, meiner ist voller geworden, neue Termine und Angewohnheiten, neue Präferenzen wie man das Wochenende gestalten kann. Daher kann ich meine Besuche seitdem so ziemlich knapp an zwei Händen abzählen. Ich wohne noch bei meiner Mum daheim weil ich mir als Single keine Wohnung leisten kann aktuell. Soviel zu meiner Situation.
Nun kommen inzwischen Gewissensbisse auf. Ich wäre gerne genauso oft bei meinem Dad wie ich bei meiner Mum bin, das geht aber nicht weil uns 2-3 Stunden Autofahrt voneinander trennen, mein Arbeitsplatz ermöglicht kein Home Office. Es kam der Gedanke auf, ich könnte ja zu meinem Vater ziehen, dann könnte ich mehr Zeit mit ihm verbringen. Andersherum fühle ich mich bei dem Gedanken so, als würde ich meine Mum im Stich lassen. Außerdem spielt sich fast mein ganzes Leben hier ab bei meiner Mum - meine Vereine, meine besten Freunde, meine Arbeit -, aber meine ganze Verwandtschaft ist bei meinem Dad. Ich kann an keinem der beiden Orte sein, ohne den jeweils anderen unendlich zu vermissen oder ein schlechtes Gewissen zu haben.
Darum die Frage, hatte hier jemand eine ähnliche Situation und kann davon berichten, oder geht es jemandem genauso wie mir und kann verstehen wie ich mich fühle? Bin inzwischen dankbar um jeden Ratschlag.
1 Antwort
Es ist prinzipiell schön, dass Du Dich sowohl mit Deinem Vater als auch mit Deiner Mutter, und überhaupt auch mit Deinen Geschwistern und dem Rest der Familie so gut verstehst. Da geht es Dir viel besser, als so manchen anderen Leuten.
Offenbar bist Du ein Familienmensch, und möchtest gerne Dein "Rudel" um Dich haben. Das kann ich schon nachfühlen.
Nun ist es aber heute oft so, dass durch die Mobilität der Menschen die größere Familie meistens nicht mehr zusammen in einem Ort oder in einer Region wohnt. In dieser Hinsicht kannst Du die Zeit nicht zurückdrehen.
Empfehlenswert für Dich wäre, Dich ganz bewusst auf Dein eigenes Leben, Deine Freunde, Deine Interessen zu konzentrieren. Und die Menschen aus Deinem "Rudel", die da örtlich bedingt nicht ständig dabei sein können, kannst Du - so wie bisher - gelegentlich besuchen. Das Gefühl des Vermissens und das schlechte Gewissen wirst Du nur los, wenn Dein selbstbestimmtes, eigenes Leben für Dich eine größere Rolle spielt. Wenn Du irgendwann vielleicht selbst Deine eigene, kleine Familie gründest, werden "die drumherum" zwangsläufig weniger wichtig werden (müssen), schlichtweg deshalb, weil Du Deine Kraft nicht in beliebig kleine Portionen aufteilen kannst.
Vielen Dank für die lieben Worte! 😊 Hat mir wirklich sehr geholfen, aus diesem Blickwinkel hab ich das Ganze ehrlich gesagt noch nicht betrachtet.