Ich bin in einer Familie aufgewachen in der schon vor der Schule fleissig Süddeutsche Zeitung gelesen wurde. Meine Eltern haben sich da täglich informiert. Später habe ich sie auch aboniert, zu STudenten-Zeiten, als es noch günstige Abos gab ;-) Schnell jedoch war mir die Fülle der Infos "too much", ich habs einfach nicht geschafft, eine solch immense Flut an Text in mich aufzunehmen. Bin dann auf den Spiegel umgestiegen, ein Geschenk meines Vaters. Nach etwa 1 Jahr wurden mir die Politikartikel, die meist vor Langeweile und für mich relativ "unnützem" Wissen triefen, zu blöde.
Und nun folgende Sache, die mir durch den Kopf geht: Warum lesen die Menschen überhaupt so fleissig jeden Tag Zeitungen oder Politikmagazine?
Folgende Gründe sind mir zunächst einmal eingefallen (bei Unvollständigkeit bitte ich um weitere Vorschläge)
1. Damit man informiert ist und weiss was in der Welt los ist
2. Allgemeinbildung
3. Um mitreden zu können (im sozialen Umfeld)
4. Um sein Wissen hervorzuheben (Angeben)
5. Weil man gerne diskutiert und sich mit anderen misst
Jemand ist informiert durch eine Zeitung. Was macht er dann mit diesem Wissen? Er kann die Punkte 2-5 aufnehmen und dieses Wissen zum diskutieren, prahlen, zum Behauptungen aufstellen benutzen oder Meinungen übernehmen die er gelesen hat. Das erlebe ich oft im Umfeld. Das Gelesene hat damit den Wert von Diskussionsstoff.
Ich selber finde so etwas nervig, denn es führt oft dazu dass sich Menschen streiten, und am Ende geht es nicht mehr ums Thema sondern nur noch darum, wer eloquenter seine Thesen (aus der Zeitung geklaut) vorbringt! Es dreht sich dann ums Ego! Ich denke mir immer, wenn man Dinge in der ZEitung liest wie Steuererhöhungen, Kriege in Syrien oder ARmut in Uganda, sollte dieses Wissen doch besser dafür genutzt werden, WIRKLICH etwas zu tun anstatt nur andauernd darüber zu lamentieren und seine (meist übernommene) Meinung zu irgendetwas kund zu tun. Man könnte doch demonsstrieren oder in ein armes Land fahren und Entwicklungshilfe leisten, wenn einem das Wissen so berührt! Das machen jedoch die wenigsten (incl. mir ).
Es kann aber auch sein, dass die meisten FAZ/SZ Leser nur deshalb lesen, weil sie gerne DInge wissen und diese bei Mitmenschen abladen, um des diskutierens willen.
Fazit: Ist es nicht so (oder scheint es mir nur so), dass Zeitung lesen zwar als sehr wichtig angesehen wird, um zu wissen was in der Welt los ist, auf diese oft bewegenden oder emotionalen Themen jedoch im Anschluss ans Lesen nicht die Frage folgt: Was könnte ich da wirklich tun oder beitragen? sondern eher als Rüstzeug für das tägliche Diskutieren, lamentieren oder "Ego-Polieren" benutzt wird (unter Kollegen, Freunden)?
Und wenn das so ist, hat dann derjenige der Zeitung liest (damit meine ich FAZ, SZ oder ähnliches) wirklich den Ruf eines Bildungsbürgers verdient?
Ich freue mich auf Kommentare, hoffe, mich nicht zu stark verhaspelt zu haben und dass mein Anliegen klar geworden ist.