Geplante Obsoleszenz
Vielleicht habt ihr die Arte-Doku "Kaufen für die Müllhalde" schon gesehen und wisst also bescheid. Allen anderen empfehle ich sich diese Doku mal anzusehen. Das so vorgesetzt und bewiesen zu bekommen ist schon ein hartes Stück. Habe den Film erst heute gesehen und mich sofort dafür interessiert. Es ist auch gleich eine Debatte zwischen Kollegen und mir entstanden. Während ich die Auffassung vertrat unsere Gesellschaft könnte auch mit lange funktionierenden Artikeln funktionieren, meinten diese, dass unsere Wirtschaft die geplante Obsoleszenz nötig hätte und hatten anscheinend kein Problem damit.
Ich persönlich finde es aber ein Betrug am Verbraucher. Es ist ja ok eine Obsoleszenz durch die Psyche herbeizuführen, also den Verbraucher freiwillig neues kaufen zu lassen. Die Produkte aber absichtlich schlechter zu machen halte ich aber für unzumutbar. Besonders im Aspekt der Umwelt. Ressourcenschoung, sowie Müll- und Abgasvermeidung sollte ein Ziel unserer Zeit sein und spricht eindeutig gegen die geplante Obsoleszenz.
Leider fiel es mir schwer meinen Standpunkt zu vertreten, da ich keine wirklich klaren und schlüssigen Argumente/Darlegungen/Beweise parat hatte, die mir geholfen hätte zu überzeugen. Deshalb würde ich euch bitten mir hier diese zu posten.
Als Umfragemöglichkeit: Ist die geplante Obsoleszenz sinnvoll/nötig/vertretbar oder nicht?
Das Ergebnis basiert auf 34 Abstimmungen
26 Antworten

Sie stellen durchaus eine interessante Frage, mit der sich kritische Wirtschaftswissenschaftler u.a. bereits schon eine Weile beschäftigen. Sehr kritisch wird mit dem Phänomen der 'planned obsolescence' durch die 'Zeitgeist'-Bewegung und v.a. das 'Venus Project' umgegangen - einfach mal googeln, das könnte Sie interessieren.
Doch um eine Antwort auf Ihre Frage zu geben:
Geplante Obsoleszenz ist in der Tat moralisch nicht vertretbar, wird jedoch (zur Aufrechterhaltung des monetären Systems, der Profitorientierung und des status quo) mit voller Kraft perpetuiert. Sie sind völlig im Recht, wenn Sie schreiben, dass die Ressourcen der Erde usw. diese Vorgehensweise nicht tragen (daher propagiert das Venus Project bspw. auch die Abschaffung des mit Geld funktionierenden, also monetären Wirtschaftssystems und plädiert für die Einführung eines auf Ressourcen basierenden Wirtschaftssystems). Dennoch sind die unreflektierten, gegenwarts- (und nicht zukunfts-)orientierten Handlungen der Wirtschaftselite ein Zeugnis davon, dass derartige Überlegungen momentan (noch?) nicht wirklich zur Debatte stehen. Ich empfehle den Film 'Who killed the electric car?' in diesem Zusammenhang, welcher zeigt, dass das Elektroauto bereits 1996 in großer Stückzahl erfolgreich produziert und vermarktet wurde, bis man bemerkt hat, dass die Öl-, Werkstatt- und Ersatzteilindustrie durch das Elektroauto kaum noch Konsumenten vorweisen können würde, so dass hunderte, neu produzierte, ungebrauchte, einwandfreie Elektrofahrzeuge eingestampft wurden. Erst jetzt, 15 (!) Jahre später beginnt Renault wieder mit der Z.E. Reihe, Elektroautos zu vermarkten.
Bei der ganzen Diskussion sollte ein Aspekt jedoch nicht außer Acht gelassen werden. Bedenken Sie bitte, dass es nie das 'Wirtschaftsystem' ist (genauso wie es nie das 'politische System' usw. ist), welches für einen Zustand verantwortlich gemacht werden sollte. Vielmehr sind es die Menschen, die ein System (aus purer Gier o.ä.) für sich (aus-)nutzen. Kapitalismus, Marxismus, Sozialismus, Rassismus, Sexismus, usw. sind keine Konzepte, die den Menschen prägen, sondern Phänomene menschlichen Handelns, Denkens, usw., die durch diese Begriffe und Konzepte beschrieben werden.
Beste Grüße.

Ich würde es fast komplett unterschreiben. Einzige Änderung:
es sind nicht die Menschen, sondern es sind die Menschen, die die großen Prifiteure des monetären Systems sind.
DH für die Antwort.

Ich kenne einen Film über das Venus Project und den Film "Who killed the electric car?" habe ich auch gesehen. Finde solche ernsten Themen die die Allgemeinheit betreffen und wovon viele nichts zu wissen scheinen, sehr interessant. Finde es sehr schade, dass die Bevölkerung (zumindest große Teile der Bevölkerung) nichts unternimmt.

Danke für den Stern und das positive Feedback.
@ Sajonara: Danke für Ihren Kommentar. Zur Erklärung noch einige Worte.
Dass das Elektroauto bereits vor 1996 existierte, habe ich nie angezweifelt. Ich habe lediglich geschrieben, dass 1996 bereits in großen Stückzahlen mehrere Elektrofahrzeugreihen produziert wurden.
Auch stimme ich Ihrem zweiten Punkt zu. Bildung ist das A und O wenn es darum geht, wahre Veränderung (strukturell, politisch, gesellschaftlich, usw.) zu bewirken. Viele moderne Bewegungen haben dies erkannt. Problematisch ist jedoch, dass hinter jeder Bewegung eine (ideologische) Agenda steht, auf deren Grundlage die Informationen 'sortiert' werden, welche an die Menschen herangetragen werden. Der Wahlzettel als Ausgangspunkt oder Mittel zur Veränderung ist, auch da stimme ich Ihnen zu, ohne Frage recht ineffektiv.
Ihre Kritik am Venus Project verstehe ich, so dass ich auch nicht mehr davon halte, als was Sie mir zuschreiben, nämlich, es 'nett' zu finden. In der Tat hat Jacque Fresco zu mechanistische Ansichten, das Venus Project erinnert zu sehr an eine Technokratie, die Eigenverantwortlichkeit des/r Einzelnen scheint für die Überlegenheit der computerisierten Ratio in den Hintergrund gedrängt, usw. Wie sie bereits schrieben - es handelt sich auch m.E. um einen 'netten' Ansatz, welcher jedoch an der Umsetzung zu scheitern vermag.
Beste Grüße.

Es ist eine Frage des wirtschaftlichen Wachstums, den ja unsere Politiker und Wirtschaftsrößen predigen. Und da weder die Bevölkerung noch die Landesfläche wächst - da fast jeder schon ein Auto uns zwei Handys hat, was bleibt dann noch?
Richtig, die Wirtschaft muss im Gang gehalten werden, indem Produkte nicht lange halten.
Dass auch dieses Wachstum mal ein Ende haben wird, dass Geringverdiener einfach zu wenig Geld haben, um immer mehr zu kaufen und vor Allem, dass unsere Rohstoffe das irgendwann mal nicht mehr mitmachen - nun, das merkt man eben erst in ein paar Jahren - wenn die jetzigen Größen in Politik und Wirtschaft nicht mehr dafür verantwortlich sind.


Viele kluge Antworten habe ich bisher gelesen. Natürlich habe ich die Sendung gesehen und bin erschüttert. Der Mensch scheint es nicht zu verdienen, noch längere Zeit auf diesem Planeten leben zu dürfen. Alles wird nur von der Möglichkeit bestimmt, schnell Geld zu machen, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen. Was können wir tun? Vielleicht hilft es schon, nicht jede Mode mitzumachen. Bekämpfen wir also die psychische Obsoleszenz. In dem Film gabe es Beispiele, wie man sich gegen die geplante Obsoleszenz wehren kann, ich meine den Drucker, der wieder funktioniert und die i-pods, deren Akku jetzt ausgetauscht werden kann.
M.V.

Geplante Obsoleszenz ist eine Erfindung des heutigen Kapitalismus. Er wird sie nicht aufgeben. Und was machen wir? Wir laufen umher wie eine Herde Schafe. Als ich die Sendung gesehen habe ist mir schlecht vor Wut geworden. Nicht weil ich es für die größte Umweltsünde der Menschheit halte, sondern weil ich mich wie viele in diesem Konsumrausch befinde. Die Schafe müssen wach gerüttelt werden und sich gegen diese Machenschaften wehren.

Ich habe auch gerade erst den genannten Film gesehen und interessiere mich sehr dafür. Meiner meinung nach sind die Idee, dass wir immer nur Wachstum bräuchten und die geplante Obsoleszenz als Folge daraus das Grundübel unserer Gesellschaft.
ja ganz nettv geschrieben doch Elektro Autos gab es bereits 1920 und nicht erst 1996!
Und Menschen machen die System aber darin nur die welche Macht ausüben, einerseits beklagen sie das System aber andererseits gehört ebenso ein tiefgreifende Analyse der aktuellen Strukturen dazu, den Menschen verständlich zu machen, wo sie konkret eingreifen könnten und was zu verändern wäre!
Und das dies bitte nicht nur zu machen ist und mit einem wahlzettel allein, alle paar Jahre möglich ist, ... Venus projekt mag ihnen nett erscheinen, ich halte es ebenso für einseitig technisch und diktatorisch, aber egal hier.